2020 – Männergesundheit, Männertumoren


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2020 – Männergesundheit, Männertumoren

Beitragvon admin » Do 22 Okt 2020 15:14

Haben Sie Fragen zu den Themen Männergesundheit und Männertumoren?
Von Anfang November bis Mitte Dezember 2020 beantworten Experten im Forum Ihre Fragen:

PD Dr. med. Dominik Abt, Facharzt für Urologie, Schwerpunkt operative Urologie, Leitender Arzt Klinik für Urologie, Kantonsspital St. Gallen
Guido Biscontin, Fachspezialist Früherkennung bei der Krebsliga Schweiz und Sozialarbeiter
PD Dr. med. Richard Cathomas, Facharzt FMH für Medizinische Onkologie und für Allgemeine Innere Medizin, stellvertretender Chefarzt Onkologie/Hämatologie, Kantonsspital Graubünden
PD Dr. med. Aurelius Omlin, Facharzt für Onkologie, Leitender Arzt Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie, Kantonsspital St. Gallen

Einige Fragen und Antworten wurden in eine andere Landessprache übersetzt. Sollten Fragen oder Unklarheiten auftreten, wenden Sie sich bitte an die Fachberaterinnen vom Krebstelefon. Kostenlose Telefonnummer 0800 11 88 11 oder per E-Mail an helpline@krebsliga.ch

Die folgenden Antworten sind eine allgemeine Stellungnahme. Sie können nicht die persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Fachperson ersetzen. Soweit in einem Beitrag bestimmte Ärzte, Ärztinnen, Behandlungseinrichtungen oder Produkte genannt werden, dient dies nicht der Werbung oder stellt eine Empfehlung dar, sondern ist lediglich als Hinweis auf weitere Informationsquellen zu verstehen.
Freundliche Grüsse
Das Moderationsteam

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Wird sich mein Körper ohne Testosteron verändern?

Beitragvon admin » Mi 11 Nov 2020 9:37

Frage von Sylvain
Hallo,
wird sich mein Körper nach Entfernung beider Hoden und ohne Testosteron in einen weiblichen Körper verwandeln? Und wie wirkt sich das auf mein Intimleben aus?
Vielen Dank!

Antwort von PD Dr. med. Richard Cathomas
Hallo Sylvain,
Sie fragen uns, ob sich Ihr Körper nach der Entfernung beider Hoden und ohne Testoteron verändern wird.

Die Hoden produzieren Testosteron. Die Wirkung dieses Hormons ist komplex und betrifft das Gehirn, die Haut, die Knochen und die Muskeln. Es ist darüber hinaus für die Spermienbildung verantwortlich, trägt zum sexuellen Verlangen und zur Erektion bei, wirkt sich aber auch auf das Sozialverhalten und auf die Aggression aus. Der Testosteronspiegel variiert je nach Tagesrhythmus mit einem nächtlichen und morgendlichen Spitzenwert und einem allmählichen Abfall während des Tages. Mit zunehmendem Alter nimmt die Testosteronproduktion ab, was zu einer Veränderung der oben erwähnten Wirkungen und Verhaltensmuster führt, die Muskelschwund und eine leichte Osteoporose auslösen können. Die künstliche Einnahme von Testosteron kann die erwünschten Wirkungen von Testosteron teilweise wiederherstellen, aber auch einen allmählichen Abbruch der Spermienbildung herbeiführen.
Die Entfernung der Hoden entzieht dem Körper seine Hauptquelle für Testosteron und den Ort der Spermienproduktion. Das Hormon Dehydroepiandrosteron (DHEA) wird in der Nebennierenrinde produziert und wirkt sich nur bedingt auf die Produktion von Androgenen (männlichen Hormonen) aus.
Die Entfernung der Hoden stellt einen drastischen Eingriff dar. Die Folgen für den Körper sind diejenigen, die üblicherweise mit einem Mangel an Testosteron einhergehen, wie beispielsweise Muskelschwund, Verminderung der sexuellen Aktivität bzw. des sexuellen Verlangens, mögliche Verhaltensänderungen, Unfruchtbarkeit. Diese Folgen müssen jedoch vor dem Hintergrund der Umstände betrachtet werden, die zur Entfernung der Hoden geführt haben (z. B. Krankheit, Unfälle,...). Der männliche Körper benötigt kein Testosteron, um zu überleben, und ein Mann kann die Leistungsfähigkeit seines Körpers durch richtige Ernährung und angepasste körperliche Aktivität erhalten. Wenn eine Androgensubstitution gewünscht wird, sollte sie auf jeden Fall unter ärztlicher Aufsicht, vorzugsweise durch einen Endokrinologen, erfolgen. Seien Sie jedoch vorsichtig bei Nahrungsergänzungsmitteln für Sportler, die nicht deklarierte androgene Anabolika enthalten können und deren Wirkung gefährlich sein kann.
Mit freundlichen Grüssen

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Hodenkrebs-Zweitmeinung einholen

Beitragvon admin » Do 12 Nov 2020 17:50

Frage von GTS:
Am 30. Oktober 2020 wurde mir operativ ein Hodentumor entfernt (Semikastratio).
- Klassisches Seminom links mit
- Sonographisch ca. 7cm
- Hodentumormarker: im Normbereich
- CT: Keine Hinweise auf Metastasen 10/2020

Histologie:
Orchiektomiepräparat (150g) mit klassischem Seminom (max. Durchmesser 8cm). Infiltration der Rete testis. Nachweis von Lymphgefässeinbrüchen. Intratubuläre Keimzellneoplasie im umgebenen Hodenparenchym. Tumorfreier Samenstrangresektatrand. Tumorfreier Nebenhoden.
Daraus resultierend entweder engmaschige Kontrollen oder eine Chemotherapie Carboplatin.
Da mir der Entscheid sehr schwer fällt, wäre ich dankbar für eine Zweitmeinung zum weiteren Vorgehen, da das Abwägen von Risiken und Vorteilen schwierig ist.

Antwort von PD Dr. med. Richard Cathomas
Guten Tag

Bei Ihnen wurde im Oktober 20 ein Seminom diagnostiziert und operiert. Die behandelnden Ärzte haben Ihnen mehrere Möglichkeiten für die weitere Therapie aufgezeigt. Sie sollten nun eine Entscheidung treffen wie weiter.
Über die Expertensprechstunde im Krebsforum möchten Sie eine Zweitmeinung einholen. Eine Zweitmeinung über diesen Kanal ist sehr schwierig. Für ein Abwägen der Risiken und Vorteile wäre einen direkten Austausch vor Ort zwischen Patient und Arzt/Ärztin angebracht. Nur so kann man auf Ihre Wünsche und Bedürfnisse eingehen und mit Ihnen zusammen den für Sie geeigneten Therapiepfad herausfinden.
Für eine Zweitmeinung können Sie sich an ein Kompetenzzentrum (Onkologie Zentrum) in einem Universitäts/Kantonsspital der Schweiz wenden. Die Krebsliga Schweiz kann Ihnen Adressen von geeigneten Spitälern vermitteln. Sie haben die Möglichkeit sich direkt über die Gratisnummer 0800 11 88 11 Montag bis Freitag, 9 bis 19 Uhr oder schriftlich über helpline@krebsliga.ch zu erkundigen.
Wenn Sie bei mir eine Zweimeinung einholen möchten, dann können Sie dies über das
Kantonsspital Graubünden machen.
Freundliche Grüsse

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Früherkennung von Prostatakrebs – ja oder nein?

Beitragvon admin » Di 17 Nov 2020 10:47

Frage von Maralb
Guten Tag
Mit Interesse las ich den sda-Artikel "Früherkennung Prostatakrebs ist nicht immer die beste Option". Damit frage ich mich, ob ich mich überhaupt einer Frühabklärung (ich bin nun 51 Jahre alt) unterziehen soll. Mein Vater hatte zwar eine Prostata-OP zwischen 75 und 80 Jahren. Jedoch genügte bei ihm der "kleine" Eingriff, also nicht vollständige Entfernung der Prostata.
Mir ist auch nicht ganz klar, welche klaren Symptome mich zu einer Abklärung bewegen sollten.
Schliesslich habe ich aus Freundeskreisen gehört, dass man im Falle einer OP unbedingt den Weg der Lasertechnik, alta-uro.com in Basel aufsuchen solle. Auch zur Frage der allfälligen heute am besten geeigneten OP hätte ich noch gerne eine Antwort.
Besten Dank!


Antwort von PD Dr. med. Dominik Abt
Guten Tag
Früherkennungsuntersuchungen richten sich an Menschen, die keine Beschwerden haben und sich gesund fühlen. Allfällige Auffälligkeiten sind in jedem Fall abklärungsbedürftig, haben jedoch in Ihrem Alter meistens andere Ursachen.
Beim Prostatakrebs wird die Sachlage zu Vor- und Nachteilen der Früherkennung selbst in Fachkreisen unterschiedlich eingeschätzt. Dies erzeugt Verunsicherung. Auf der einen Seite kann eine Untersuchung auf Prostatakrebs bei Patienten Ängste verursachen und in manchen Fällen auch zu Eingriffen führen, die eventuell nicht nötig gewesen wären, weil der Prostatakrebs sich ruhig verhalten hätte. Auf der anderen Seite stellt Prostatakrebs auch eine mögliche Todesursache dar, kann jedoch bei rechtzeitiger Diagnosestellung geheilt werden.
Aus diesem Grund sollte eine Vorsorge nur nach individueller Beratung über Vor- und Nachteile durchgeführt werden. Ob in Ihrem Fall urologische Abklärungen sinnvoll sind, kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt also nur in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen beurteilen, welches Sie zu einer informierten Entscheidungsfindung befähigt.
Als Entscheidungshilfe füge ich hier zwei Fragen an, die Sie Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt stellen könnten:
  • Kann Prostatakrebs erfolgreicher und schonender behandelt werden, wenn er erkannt wird, bevor er Symptome verursacht?
  • Wie gut findet die Messung des Prostata-Spezifischen Antigens (PSA) im Blut bzw. die digitale rektale Untersuchung (DRU) und die Kernspintomographie (MRI) das, was man suchen möchte?
Zudem gilt es bei Erkrankungen der Prostata zwischen der gutartigen Prostatavergrösserung und Prostatakrebs zu unterscheiden, was gerade auch hinsichtlich möglicher Operationsmethoden oft zu Verwirrung führt. Ihr Vater hatte die sog. „kleine Prostataoperation“, welche in erster Linie bei der gutartigen Vergrösserung der Prostata durchgeführt wird. Dabei wird die Prostata von innen her etwas „zurückgeschnitten“, um das Wasser lassen zu erleichtern. Dieser Eingriff kann mit einer Vielzahl von Operationstechniken durchgeführt werden. Zu diesen zählt auch die von Ihnen genannte Laser-Operation.
Mit diesen Eingriffen kann jedoch Prostatakrebs nicht geheilt werden, hierzu sind invasivere Eingriffe notwendig, so zum Beispiel die radikale Entfernung der Prostata oder eine äussere oder innere Bestrahlung.

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Urorec (Wirkstoff Silodosin) - veränderte sexuelle Lust

Beitragvon admin » Di 17 Nov 2020 11:59

Frage von Tulpe
Guten Tag
Seit mehreren Jahren nehme ich Urorec 8 mg.
In dieser Zeit hat sich meine sexuelles Lust wie auch die Erektion sehr verändert. Meine Frau und ich leiden unter dieser Situation.
Können Sie mir ein anderes Medikament oder sonst etwas empfehlen?
Besten dank für Ihre Antwort
Freundliche Grüsse
TS

Antwort von PD Dr. med. Dominik Abt
Guten Tag Tulpe
Urorec (Wirkstoff Silodosin) ist ein Alpha1A-Adrenorezeptor-Blocker und wird zur Behandlung von Harntrakt-Beschwerden bei einer gutartigen Prostatavergrösserung eingesetzt. Das Medikament hat zum Ziel, die Blasenentleerung zu regulieren (weniger Harndrang, vollständige Entleerung, weniger Schmerzen beim Wasserlösen). Ejakulationsstörungen und eine Veränderung der Erektion sind häufige Nebenwirkungen. Sprechen Sie den verschreibenden Urologen auf die Situation an, fragen Sie ihn nach anderen Optionen sowie den jeweiligen Vor- und Nachteilen. Zur Stimulierung der Erektion gibt es verschiedene Hilfsmittel oder Medikamente, auch darüber kann Sie der Urologe aufklären. Veränderungen des sexuellen Erlebens haben körperliche und seelische Anteile. Deshalb kann als Ergänzung zur medikamentösen Therapie eine Sexualberatung das Liebesleben wieder in Schwung bringen. Eine Sexualtherapeutin oder ein Sexualtherapeut kann Ihnen und Ihrer Frau weitere Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie wieder zu einem zufriedenstellenden Sexualleben finden können.
Freundliche Grüsse

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Hodenkrebs-Rezidiv

Beitragvon admin » Di 24 Nov 2020 12:04

Frage von Jari
Guten Tag
Bei meinem letzten Kontrolltermin wurde ein Seminom-Rezidiv auf Höhe des rechten Hodens entdeckt. Als ich die Diagnose erhalten habe, bin ich richtiggehend durchgedreht – ich habe mich fast wie ein verletztes Tier verhalten, das total überreagiert, und das haben vor allem die Personen zu spüren bekommen, die mir besonders nahe stehen. Ich habe quasi die Flucht angetreten und mich komplett zurückgezogen. Dieses Verhalten hat die Beziehung zu meiner Verlobten stark belastet. Haben Sie eine Empfehlung für mich, wie ich unser Verhältnis wieder stärken könnte? Und wie ich das am besten angehe? Das Problem ist, dass ich mich bei meiner ersten Diagnose vor drei Jahren erst mit meiner damaligen Freundin über die bestmögliche Therapie gestritten habe und sie mich dann verlassen hat. Als ich die Nachricht des Rezidivs erhalten habe, habe ich mich genau wie damals gefühlt. Gibt es im Tessin Selbsthilfegruppen zum Thema? Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Antwort von Guido Biscontin, Fachspezialist Früherkennung
Guten Tag Jari
Ich kann gut verstehen, dass Sie erschüttert sind und Angst haben.
Zu Ihrer Angst aufgrund des Tumors kommt die Erinnerung an die Erfahrung mit Ihrer damaligen Freundin, die mit einer – wie ich vermute, sehr schmerzhaften – Trennung endete und die Sie in der aktuellen Situation jetzt praktisch noch einmal durchleben.

Was tun? Ich kann gut nachvollziehen, dass Sie sich diese Frage stellen. Angst aufgrund des Tumors, Angst um die Beziehung mit Ihrer Verlobten – oder reichen diese Worte nicht aus, um zu beschreiben, wie es gerade in Ihnen aussieht? Wenn ich Ihre Zeilen lese, höre ich auf jeden Fall grosse Angst und Beklemmung heraus.

Zunächst einmal möchte ich Ihnen dazu gratulieren, dass Sie den Schritt gemacht haben, uns zu schreiben. Auch wenn ich dies nur aus der Ferne und auf schriftlichem Wege tun kann, möchte ich Ihnen hiermit meine Unterstützung und mein volles Verständnis zum Ausdruck bringen. Sie durchleben gerade eine schwierige Situation.

Als nächstes möchte ich konkret auf Ihre Frage eingehen und habe folgende Vorschläge für Sie:
Wenn Sie sich dazu bereit fühlen, könnten Sie direkt Kontakt zu Ihrer Verlobten aufnehmen und ihr erklären, was Sie gerade durchleben, dabei all Ihre Gefühle (Angst, Traurigkeit…) sowie all Ihre Bedürfnisse (unterstützt zu werden, gehört zu werden, begleitet zu werden) zum Ausdruck bringen und ihr sagen, was sie konkret tun könnte (zuhören, helfen…). Sie könnten Ihre Verlobte auch fragen, wie sie die Situation erlebt, welche Gefühle sie empfindet (Angst, Unverständnis, Befremdung, …) und was ihre Bedürfnisse sind. Sie sollten auf jeden Fall versuchen, das Gespräch auf einer Gefühls-/Bedürfnisebene zu halten und nach gemeinsamen Lösungen für Ihre Situation zu suchen.
Aber natürlich ist so etwas oft leichter gesagt als getan … Wenn Sie das Gefühl haben, noch nicht bereit für ein solches Gespräch mit Ihrer Verlobten zu sein oder Unterstützung zu benötigen, könnten Sie sich auch an eine/n Kollegen/in vom Krebstelefon oder der kantonalen Krebsliga wenden (Kontaktdaten siehe unten). In der Tat könnte es leichter sein, die Situation erst noch einmal telefonisch zu beschreiben und eine «Kommunikationsstrategie» zu entwickeln.
Und vielleicht braucht es auch etwas Zeit, um eine Lösung zu finden, die zu Ihren Bedürfnissen passt. Ich schlage Ihnen vor, es einmal mit der ersten oder zweiten Option zu probieren und zu schauen, wie Sie damit zurechtkommen. Vielleicht können Sie die beiden Vorschläge ja auch miteinander kombinieren. Momentan können die von der kantonalen Krebsligen organisierten und moderierten Selbsthilfegruppen oft nicht stattfinden, diese werden aber wieder aufgenommen, sobald sich die Corona-Situation etwas entschärft hat.
Die Kurse im Freien finden allerdings auch weiterhin statt – auch diese bieten wertvolle Gelegenheiten zum Austausch mit Gleichgesinnten. Hier finden Sie weitere Informationen dazu .

Lieber Jari, Ihre Situation ist anspruchsvoll und sie haben bereits einen ersten Schritt getan, um wieder Tritt zu fassen nach dem ersten Schock. Ich hoffe, Ihnen mit diesen Zeilen etwas geholfen zu haben. Zögern Sie nicht, meine Kolleginnen und Kollegen zu kontaktieren. Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute.

Herzlich
Guido Biscontin

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Metastasierter Nierenkrebs - Vitamin C Infusionen?

Beitragvon admin » Mi 9 Dez 2020 11:57

Frage von Anonym
Guten Tag
Mein Vater ist 54 Jahre jung. Bei ihm wurde Nierenkrebs mit Metastasen in der Lunge gefunden, im Endstadium. Mich interessiert, ob er Vitamine C Infusion bekommen kann oder wird das die Krankheit verschlimmern? Ihm wurde gesagt, dass auch der kleine Picks schädlich sein kann. Ist das wirklich so? Welche Therapie ist gut für ihn?
Danke

Antwort von PD Dr. med. Aurelius Omlin
Ihr Vater leidet an einem Nierenzellkarzinom mit Metastasen in den Lungen. Sie möchten sicher sein, dass er die bestmögliche Behandlung erhält. Sie wollen wissen, ob Vitamin C Infusionen (wahrscheinlich mit hochdosiert Vitamin C) eine Option sind.

Vitamin C / Ascorbinsäure
  • Vitamin C gehört zur Gruppe der wasserlöslichen Vitamine und ist ein biologisch wichtiger Stoff für die Funktion der Körperzellen.
  • Von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung wird für Männer eine tägliche Zufuhr von 110 mg Vitamin C und für Frauen von 95 mg empfohlen (oral). Raucher sollten täglich 155 mg (Männer) bzw. 135 mg (Frauen) aufnehmen.
  • In der Schulmedizin wird Vitamin C vorwiegend bei einer Mangelerscheinung eingesetzt.
  • Im Bereich der Komplementärmedizin wird Vitamin C auch für die unterstützende Behandlung bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen verwendet.
  • Vitamin C Infusionen weisen eine deutlich höhere Dosis als die oben genannten Empfehlungen auf. Der Körper nimmt nur so viel Vitamin C auf, wie er gerade verarbeiten kann. Der Rest wird über die Nieren wieder ausgeschieden. Daher kommt es kaum zu einer Überdosierung.
  • Unerwünschte Wirkungen von hochdosierter Vitamin C Gabe sind beschrieben, insbesondere Bildung von Nierensteinen, Verschlechterung der Nierenfunktion, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen

Weshalb rät das Behandlungsteam Ihres Vaters von Vitamin C Infusionen ab? Seine Nierenfunktion ist möglicherweise bereits eingeschränkt. Eine Infusion mit Vitamin C belastet seine Nieren weiter und könnte seinen Zustand verschlechtern.
Sehr viele Krebsbetroffene möchten zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung etwas unternehmen. Unter dem Thema Integrativ-Medizin werden unterstützenden Massnahmen verstanden, welche zusätzlich zur Standardbehandlung ohne grosses Risiko eingesetzt werden können. Viele Krebskliniken in der Schweiz bieten Beratungen im Bereich Integrativ-Medizin an, evtl. wäre es eine Option, dass Sie und Ihr Vater eine solche Beratung in Absprache mit dem Behandlungsteam in Anspruch nehmen?
Sprechen Sie mit dem Behandlungsteam Ihres Vaters, was in seinem Gesundheitszustand und unter Berücksichtigung bisheriger Therapien für ihn in Frage kommt. Lassen Sie sich Vor- und Nachteile erklären.

Broschüren der Krebsliga

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Fortgeschrittenes Prostatakarzinom - Körperfreundliche Behandlung?

Beitragvon admin » Do 10 Dez 2020 9:51

Frage von Klaus W.
Guten Abend. Habe bis Sept 2019 6 x Strahlentherapie 1/4 jährlich bekommen. PSA auf 0,6 runter, jetzt 1 Jahr danach wieder 14 PSA. Hatte 2016 totalOp, -5- konnte nicht alles rausgenommen werden. keine Schmerzen, gutes Allgemeinbefinden. zZt. 2 x Harnstau mit Gloackel verstopfung. lange Zeit Ureterschienen beidseitig. jetzt auf Wunsch raus.
Nierenfunktionstest war ok. soll jetzt wieder Strahlentherapie bekommen, wegen PSA nehme Zytiga 2 x täglich.
möchte nicht nach 1 Jahr schon wieder Strahlentherapie. Gibt es nichts Körperfreundlicheres ??
Kurze Info
Mfg

Antwort von PD Dr. med. Aurelius Omlin
Sie haben, wenn wir Ihre Informationen richtig interpretieren, einen fortgeschrittenen Prostatakrebs und Sie nehmen eine Therapie mit Zytiga ein, der PSA Wert liegt aktuell bei 14, eine erneute Strahlentherapie wird empfohlen. In der Vorgeschichte hatten Sie bereits eine Prostataoperation (im 2016 Prostatektomie) und bei PSA Anstieg schon 6 verschiedenen Serien mit Strahlentherapie.

Verständlicherweise ist die Situation für Sie belastend und Sie suchen nach einer schonenderen Behandlung.
Angesichts der Komplexität Ihrer Situation, ist es sinnvoll, wenn Sie mit Ihrem Behandlungsteam die Optionen und insbesondere auch die möglichen Therapie-Alternativen besprechen. Häufig stehen in der Onkologie verschieden Optionen zu Verfügung und es kann nach guter Information und nach Abwägen der Vor- und Nachteile hoffentlich eine für Sie akzeptable Lösung gefunden werden. Es kann zudem hilfreich sein in dieser Situation, eine onkologische 2. Meinung einzuholen bei einem Experten oder eine Expertin für die fortgeschrittene Situation des Prostatakarzinoms.

Selbstverständlich kann diese Antwort nicht alle Aspekte abdecken welche für Ihre aktuelle Situation relevant sind und die Einschätzung beruht auf den medizinischen Daten, welche Sie in der Einleitung geschildert haben und welche unter Umständen nicht vollständig sind.

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Verhärtung Hoden ertastet - wie vorgehen?

Beitragvon admin » Mo 14 Dez 2020 16:00

Frage von Sebastian
Ich habe oberhalb meines rechten Hoden eine Verhärtung festgestellt (schon länger her, aber nicht schmerzhaft). In letzter Zeit habe ich teils Schmerzen (keine starken, nur ein leicht dumpfes Gefühl) festgestellt.
Wie soll ich mich nun verhalten?
Vielen Dank für die Hilfe.

Antwort von PD Dr. med. Richard Cathomas
Sie haben Ihre Hoden abgetastet und dabei eine Verhärtung festgestellt. Die Veränderung an Ihrem Körper kann unterschiedliche Ursachen haben, die meisten davon sind harmlos. Oberhalb des Hoden befindet sich der Nebenhoden, möglicherweise spüren sie diesen. Ich empfehle Ihnen, die hausärztliche Praxis aufzusuchen (je nach Versicherungsmodell). Mit Ihrer zuständigen Ärztin / Ihrem Arzt können Sie besprechen, welche Massnahmen und Untersuchungen auf Ihre Situation zugeschnitten sind.

Allgemeine Empfehlungen zur Früherkennung von Hodenkrebs:
Jeder Junge bzw. Mann sollte seine Hoden ab dem 15. Lebensjahr regelmässig selbst untersuchen (Deutsche Gesellschaft für Urologie DGU, 2017).
Männer sollten ihre beiden Hoden einmal pro Monat selbst abtasten.
Inhalt der Tastuntersuchung:
  • Untersuchung in entspannter Stellung, z.B. morgens oder abends unter der warmen Dusche oder in der Badewanne
  • Jeder Hoden sollte sorgfältig mit beiden Händen abgetastet werden.
  • Abtasten auf Unebenheiten, Knoten, Schwellungen, Veränderungen der Festigkeit (Verhärtungen) oder Vergrösserungen (Anmerkung: Die Grösse von rechtem und linkem Hoden kann sich auch normalerweise leicht unterscheiden.)
Wichtig ist eine schnelle ärztliche Abklärung, falls sich Auffälligkeiten beim Abtasten ergeben.

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PSA Wert nach Total-Operation angestiegen

Beitragvon admin » Do 17 Dez 2020 11:48

Frage von Till:

Sehr geehrte Herrn!
Im August 2019 wurde bei mir die Prostata entfernt. ( Vinci Op ) Nach der Op wurde mir von meinem Oberarzt im Krankenhaus mitgeteilt, keine weiteren Behandlungen nötig.
Mein Psa- Wert beträgt nun 0,18. Frage an Sie was ist nun zu tun, eine Spezialuntersuchung wurde von meiner Bkk- Futur abgelehnt.
Letzte Psa- Messung vom Dezember 2020.
Für eine kurze Info sage ich im voraus Dankeschön!

Antwort PD Dr. med. Dominik Abt

Guten Tag

Im August 2019 wurde Ihnen die Prostata entfernt. Es standen keine weiteren Behandlungen an.

Nach einer totalen Prostata Entfernung sollte der PSA Wert so tief sein, dass er nicht mehr nachweisbar ist oder nur knapp über der Nachweisgrenze liegt. Innerhalb von knapp 1,5 Jahren ist der PSA Wert auf 0.18 angestiegen. Ich gehe davon aus, dass es sich bei der Messung um ng/ml handelt und dass der Wert unmittelbar nach der Operation deutlich tiefer war.

Wenn der PSA-Wert im Laufe der Nachsorge auf mehr als 0.2 ng/ml ansteigt, deutet dies darauf hin, dass der Prostatakrebs wieder zurückgekehrt ist. Dieser Wert sollte in einer zweiten Messung bestätigt werden. Wenn keine spürbaren Beschwerden vorliegen, dann spricht man von einem biochemischen Rezidiv. Sie finden weitere Informationen im
Informationsblatt des Deutschen Krebsinformationsdienstes.

Ein Rückfall kann entweder im Bereich der ehemaligen Prostata vorliegen oder es kann sich um eine Streuung des Tumors handeln. Dies ist für die weiteren Therapiemöglichkeiten entscheidend und sollte daher mit einer speziellen Bildgebung untersucht werden (sog. PSMA-PET-CT). Krankenkassen sind verpflichtet, die Kosten für diese Untersuchung zu übernehmen, jedoch erst wenn die formelle Definition eines Tumor-Rückfalls erfüllt ist (PSA > 0.2 ng/ml).

Ich würde prinzipiell dazu raten, Ihren PSA-Wert zeitnahe nachzukontrollieren und bei einem formellen Rückfall die genannte Untersuchung durchführen lassen. Ob und wie man in Ihrem Fall weiter vorgehen will, müssen Sie jedoch mit dem Behandlungsteam besprechen. Bei der Entscheidung spielt nämlich auch Ihr allgemeiner Gesund¬heitszustand, die Eigenschaften des Tumors, und natürlich auch Ihr Wunsch nach weiterer Behandlung eine Rolle.


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