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LisaChristiane
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Registriert: Di 26 Okt 2021 21:03

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Beitragvon LisaChristiane » Mi 27 Okt 2021 10:11

Hallo,

Ich bin Lisa, mein Partner und ich haben Anfang des Jahres von der Krebserkrankung seiner Mutter erfahren. Die letzten Wochen geht es steil bergab. Sie leidet an Brustkrebs, hat einen Tumor im Magen und noch weitere Streuungen. Sie verweigert die schulmedizinische Behandlung und liegt seit 3 Wochen im Spital, da sie stark dehydriert war. Sie kann kaum Nahrung aufnehmen, trinkt wenig und wird immer schwächer. Die Ärzte meinen, dass sie maximal noch 3 Monate da ist. Ihr Haus wollen seine Schwester und mein Partner schnellstmöglich verkaufen, denn dort kann sie nicht alleine bleiben. Am Montag soll sie entlassen werden, da sie eben die Behandlung verweigert. Die einzige Möglichkeit wäre also ein Pflegeplatz, an den so schnell ranzukommen ist aber sehr schwierig.

Mein Partner ist sehr in sich gekehrt, verständlicherweise. Ich mache mir grosse Sorgen um ihn, aber mehr als dasein kann ich nicht. Ich versuche, alles abzunehmen was geht. Und dass Wir-Zeit auf der Strecke bleibt ist auch kein Thema. Ich nehme mich sehr zurück und trete eigentlich grad mit keinen Wünschen oder dergleichen an ihn heran. Das ist ja auch logisch und klar.
Ein weiteres Problem ist, dass sei scheinbar nicht einsieht wie es ihr geht und alle Familienangehörigen jetzt ihre Träume realisieren sollen, Umzug nach GR, in eine kleine Wohnung zB. Auf gar keinen Fall kann ich mich da in Diskussionen einmischen. Natürlich möchten alle Rücksicht nehmen. Aber dass vor allem mein Partner und auch seine Schwester an ihre körperlichen und geistigen Grenzen stossen, scheint irgendwie auf der Strecke zu bleiben.

Es war gut, sich die Zeilen mal von der Seele zu schreiben und einige Gedanken laut zu denken. Das klingt alles so furchtbar, und ich bin ja gar nicht diejenige die betroffen ist. Und ich darf ja gar nicht jammern. Ich bin nicht die Betroffene. Und natürlich sehe ich, wie schlecht es ihr geht und versuche, ihren Wünschen nachzukommen.
Aber ich zerbreche innerlich fast daran, wie sehr mein Partner leidet. Er spricht ein wenig darüber und triff sich diese Woche auch mit einem Freund um darüber zu reden. Was weiter? Ich weiss nicht.

Gibt es ähnliche (Ausnahme-) Situationen?

Lisa

LilianR
Beiträge: 11
Registriert: Mi 25 Jul 2018 15:35

Re: Total leer

Beitragvon LilianR » Fr 29 Okt 2021 14:31

Liebe Lisa

Ihre Zeilen berühren mich. Krank ist die Mutter Ihres Partners – aber betroffen sind auch die Nahestehenden: Ihr Partner, dessen Schwester und nicht zuletzt auch Sie.

Ihre Situation ist nicht einfach: einerseits sehen Sie die verschiedenen Herausforderungen, auf die Antworten gefunden werden müssen. Anderseits können Sie sich nicht in Diskussionen einmischen und deshalb wohl auch nicht aktiv mittun beim Suchen und Umsetzen von Lösungen.

Aber Sie leisten dennoch einen grossen Beitrag zur Entlastung: Sie sind da – das alleine ist schon sehr wertvoll und wäre mehr als genug! Sie sehen, dass die Grenzen der Familie als stützendes Netz erreicht sind, dass Ihr Partner leidet, dass er in sich gekehrt ist. Sie machen sich grosse Sorgen um ihn. Wie Sie schreiben, zerbrechen Sie innerlich fast daran. Sie tun alles, um Ihren Partner zu entlasten: Sie nehmen sich selbst zurück, äussern keine Wünsche oder Bedürfnisse, nehmen Ihrem Partner alles ab, was möglich ist. Auf der Strecke bleiben Ihr Privatleben, Ihre Partnerschaft – Sie selbst.

Die Sorgen lasten schwer auf Ihnen. Natürlich sind Sie als Nahestehende ebenso betroffen und leiden. Sie fragen: Was weiter?

Die Angebote der Krebsliga sind selbstverständlich auch für Sie da, liebe Lisa. Auch Sie sind stark gefordert. Es ist wichtig, dass Sie selbst in der Paarsituation nicht zu kurz kommen und das Ganze verarbeiten können. Damit helfen Sie nicht nur sich selbst, sondern pflegen auch die Beziehung zu Ihrem Partner. Nutzen Sie ruhig unsere Angebote – Sie sind herzlich willkommen, wir sind gerne für Sie da:

Krebstelefon – Beratungs- und Informationsdienst der Krebsliga Schweiz
Regionale Krebsliga in Ihrer Nähe

Freundliche Grüsse

Lilian, Moderatorin


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