Grosse Trauer, um meinen Partner


Moderations-Bereich
Jetset
Beiträge: 26
Registriert: Fr 26 Jun 2009 10:43
Wohnort: Zürich

Grosse Trauer, um meinen Partner

Beitragvon Jetset » Mi 16 Jun 2010 18:48

Hallo liebes Forum...

Ich bin in ein riesiges Loch von Traurigkeit gefallen. Meine grosse Liebe ist am 15/06/10 um 16.15h in meinen Armen von seinem 2-jährigen Kampf für immer eingeschlafen....

Ich hab ihn am von Anfang bis zum Ende begleitet, gepflegt und geliebt...wie nie zu vor....Ich möchte Allen, die einen lieben Menschen mit dem Leberkoma konfrontiert sehen ganz viel Kraft, Liebe und Hoffnung wünschen.
Es ist sowas grausames und erniedrigendes....! Trotzdem, dass die Patienten nicht mehr sprechen können bzw. am Schluss gar keine Regung mehr machen....wissen spüren sie was mit Ihnen geschieht.

Mein Leben hat in diesem Moment keinen Sinn mehr......denn, ich vermisse IHN so unsagbar fest!!!!!!!

Danke für die Erfahrungsberichte, welche mir während diesem langen Kampf immer wieder etwas Hoffnung gaben....!

Wünsche Euch nur das Beste!

Liebe Grüsse
Jetset

summer
Beiträge: 43
Registriert: Di 22 Dez 2009 11:39

...

Beitragvon summer » Do 17 Jun 2010 14:29

Liebe Jetset, ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen, es tut mir so Leid!!!

Ich habe meine Mutter im Dezember an Darmkrebs verloren und ich verstehe dich so gut, am Schluss lag sie nur noch da an den Schläuchen und war mit Morphium vollgepumpt. Das war die Hölle sie so zu sehen und ihr nicht mehr helfen zu können. Es macht einem kaputt...

Ich trage immer ein Foto in der Tasche, wo meine Mutter lächelt und glücklich ist, und wenn es mir nicht so gut geht schaue ich mir das an, vielleicht hilft dir das etwas.....

es braucht Zeit und Geduld und weine so oft du kannst, das hilft mir auch immer, es geht einem dann für einen kurzen Moment etwas besser...

Alles Liebe und viel Kraft

Summer

Jetset
Beiträge: 26
Registriert: Fr 26 Jun 2009 10:43
Wohnort: Zürich

Unendliche Traurigkeit .....

Beitragvon Jetset » Sa 19 Jun 2010 15:31

Danke Summer für deine Worte.

Ich bin in ein tiefes Loch voller Traurigkeit und Schmerz gefallen. Ich vermisse ihn so sehr es nimmt mir jegliche Hoffnung ans Weiterleben ohne ihn. Ich habe im ganzen Haus Fotos von ihm aufgestellt und Kerzen....ich trauere..um ihn und das wird noch ganz lange so gehen. Was wir in diesen zwei Jahren miteinander durchmachen mussten ist unbeschreiblich. Er war so ein Kämpfer wie früher an bei seinen Triathlon Wettkämpfen.....so jetzt während seiner schlimmen Krankheit. Mein Glaube an das Gute hat sich auf ein Minimum beschränkt. Ich kann keine Freude oder Glück mehr spüren. Mein Herz schreit ununterbrochen......ich weiss nicht wie es weitergehen soll "ohne" meinen Schatz!

xanadu
Beiträge: 1
Registriert: Sa 10 Jul 2010 21:49
Wohnort: AG

ich fühle mit euch....

Beitragvon xanadu » Sa 10 Jul 2010 22:24

hallo jetset, hallo summer

habe soeben eure beitrag gelesen und es hat mich wieder tief berührt. auch ich bin momentan noch am verarbeiten von einem schicksal.

mein mami hatte bereits während rund 14 jahren mit MS zu kämpfen und ich war immer sehr stolz auf sie, wie sie das gemeistert hat! ohne zu jammer hat sie das schicksal angenommen und sich immer wieder aufgerappelt. nadem sie gegen ende 2009 einen MS Schub hatte (sie konnte fast nicht mehr laufen), sich wieder zurückgekämpft hatte und wir weihnachten noch zusammen feiern konnten, hatte sie anfangs 2010 einen unfall mit ihrem rollstuhl und die ganze kraft die sie wieder mühsam aufgebaut hatte, war weg. trotzdem kämpfte sie sich wieder zurück und der brauch vom oberschenkel hals hat erstaundlich gut gheilt... nach der erneuten thearpie kam sie wieder nach hause und wir durfen sie noch eine woche geniessen und ihren 59igsten geburtstag feiern, bevor sie vom einten auf den anderen tag ganz verwirrt war... mein papi und meine schwester brachten sie in den spital (ich war an diesem tag am in den bergen) und als ich am abend nach hause kam, kame beide be mir vorbei und erzählten mir von den schatten, die sie in mamis kopf gefunden haben, was auf einen tumor hinweist...

für mich brach die welt zusammen... 2 wochen voller bangen, schlechten berichten vom spital, mal etwas positiv, aber viel mehr negativ und dann war klar, sie hatte sehr bösartigen hautkrebs, der bereits auf ziemlich allen organen metastasen abgelegt hatt und vorallem bereits 7 - 8 im kopf.

für mich war die welt nun def. zusammen gebrochen und ich wollte nur noch für mein mami da sein, denne die ärtze sagten und dass es ziemlich schecht aussieht, vorallem war ihr Imunsystem schon ziemlich geschwächt durch die MS.

während diese zeit war ich noch in einer weiterbildung und ich musste meinem mami noch versprechen durchzuhalten. schwerens herzen und habe ich versucht, dies zu schaffen... die war ca. ende februar...

leider konnten wir mami nicht mehr nach hause mitnehmen, da wir alle inkl. papi noch berufstätig waren - mein papi ist auch berufstägig und mein mami war ein 100 % pflegefall, da sie viel verwechselte, nicht mehr richtig sprechen konnte und auch von der MS nicht mehr laufen konnte und für alles Hilfe brauchte. Wir waren jedoch jeden Tag bei Ihr. Ich und miene Schwester über den Mittag und mein Papi am Abend und durch den Tag kamen viele Verwandt und Freunde sie besuchen.

Jedoch ging es immer mehr Berg ab und die Metastasen wurden grösser. Bald konnte sie nur noch Wörter wie "Hallo" sagen und meinen Namen. Alles trug meinen Namen - mein Papi, meine Schwester, das Pflegepersonal - einfach alle... ich denke das hatt viel damit zu tun, dass ich inmitten der Prüfungen stand. Anfangs April hatte ich dann die Schule hinter mich gebracht und von dann an wurde es von Woche zu Woche schlimmer mit Mami. Es tat jedesmal verdammt weh, sein Mami so hilflos zu sehen und einfach nichts tun zu können.

Ende April hat ich dann erfahren, dass ich die Prüfungen bestanden habe und als Mami das erfuhr - man wusste zwar nicht, was sie noch verstand - hörte das mit meinem Namen sagen auf und man merkte, wie es langsam zu Ende ging.

Am 14. Mai kam der gefürchtet Anruf und wir sollten doch kommen, sie können nicht sagen, wie lang es noch geht.. Wir (mein Papi, meine Schwester, ihre Schwester und ich) sind dann bei Ihr geblieben und sie durfte dann um ca. 2 Uhr morgens einschlafen..

Am Anfang war es für mich vielleicht sogar eine Erleichterung. Ich weiss, das tönt jetzt komisch, aber so wie ich meine Mami zuletzt erlebt habe, war ich mir sicher, dass sie das so nicht wollte - so hilflos im Bett zu liegen und nichts mehr zu können und mit Medikamenten vollgestopft zu werden gegen die schlimmen Schmerzen. Klar war es auch Schlimm, die Zeit kostet auch viel Kraft. Weiter kennt man ja teilweise, all das organisieren von der Beerdigungen, etc. Nun ist das ca. 1 1/2 Monate her und langsam kommt alles hoch! Sobald ich alleine bin, geht es mir nicht mehr gut und ich heule nur noch...

Weiter hatt ich kurz nachdem ich meine Prüfungen hinter mir hatte, erfahren, dass ein sehr enger Freund an einem Hirntumor erkrankt ist. Alle hatten es mir verheimlicht ein Woche, da sie wussten, dass ich 2 Tag vor den Prüfungen stehe. Der Hirntumor konnte in einer ca. 5 stündigen Operation entfernt werden, jedoch kam später aus, dass er bereits viele Metastasen hat, die er mit Chemo nun bekämpft. Am Anfang sah es echt gut aus, doch jetzt sieht es ziemlich schimm aus und er hat eine Diagnose von 1/2 Jahr erhalten... Ich habe zwar immer geglaubt und ihm gesagt, er soll kämpfen doch leider sieht es gar nicht gut aus... Aber meine Hoffnung gebe ich sicher noch nicht auf! Er ist 31 Jahr und hat doch noch sooo ein langes Leben vor sich! Es kann nicht sein, dass ich zwei so liebe Menschen in einem Jahr verliere!!!!!!
Vorallem ist auch er mir besonder in der schwierigen Zeit mim Mami beigestanden - was mich noch viel näher zu ihm hingebracht hat!!!

Es gibt Tage, da habe ich echt keine Ahnung, wie ich das alles verkraften soll... Aber es muss weitergehen.

So, das war's - hat gut getan das mal niederzuschreiben, vorallem git es auch Leute die so ein Schicksal erlitten haben. Vielleicht habt Ihr mir noch ein paar Tips wie Ihr mit Eurem Verlust umgeht!

Ich wünsche Euch viel Kraft!!!

Jetset
Beiträge: 26
Registriert: Fr 26 Jun 2009 10:43
Wohnort: Zürich

ich fühle mit euch..

Beitragvon Jetset » So 11 Jul 2010 9:54

hallo xanadu

deine worte haben mich tief berührt. wieder einmal mehr....krieg ich einen unglaublichen "hass" auf diese krankheit. sie nimmt einem das liebste was man hat auf eine solch grausame art und weise. es ist einfach nicht menschenwürdig auf so eine weise von dieser welt gehen zu müssen.

am freitag, 09/07/10, war es nun 1 woche seit mein schatz beerdigt wurde. am kommenden donnerstag, 15/07/10, ist es ein monat seit seinem tod....ich weiss nicht wie ich meine schmerzen, meine sehnsucht, meinen verlust in mein jetziges und künftiges leben einbinden soll/kann? jeden morgen denke ich immer noch...es ist ein traum und alles nicht wahr. hilfe.....und wie es wahr ist!!! warum wurde er mir genommen......musste ein solch feiner mensch auf diese art und weise vom leben scheiden? fragen, welche mir nie beantwortet werden. ich bin schon soweit, dass ich alles tue um ihn mir einfach ganz nah zu haben.

trotz den vielen lieben menschen, welche mich unterstützen, mir gutes tun, spüre ich wie der schmerz täglich mehr wird. ich habe genügend mensch, mit welchen ich sprechen kann....was mir fehlt sind "seine umarmungen, seine liebe, seine nähe....." - diese kann mir niemand geben und ich werde sie nie mehr so erfahren wie mit ihm!

am dienstag werde ich eine therapeutin aufsuchen....ich muss, denn sonst weiss ich nicht wie ich die nächste zeit "leben" soll...., denn dies habe ich seit dem 15.06. def aufgehört.....ich "funktioniere"...aber dies kann ich doch nicht für den rest meines lebens.....dafür bini ch weiss gott noch viel zu jung.

liebe xanadu ich wünsche dir ganz viel kraft.......diesen verlust zu bewältigen. lass dir zeit und geh deinen weg der trauer....., denn nur das heilt vielleicht die wunden etwas.....

herzliche grüsse jetset

Struppi
Beiträge: 25
Registriert: Do 12 Jun 2008 7:13

Trauer

Beitragvon Struppi » So 11 Jul 2010 13:09

Liebe Jetset, liebe Xanadu

Heute bin ich seit längerem wieder einmal im Forum unterwegs.

Es tut mir unglaublich leid, was Ihr durchmachen müsst. Jetset, es ist sicher gut, wenn Du Dir Hilfe von aussen holst, damit Du diese schwere erste Zeit etwas besser überstehst.

Mein Mann war auch fast zwei Jahre an einem Hirntumor erkrankt, bevor er im Dezember letztes Jahr starb. Es war eine sehr anstrengende Zeit, es galt ihn, unsere drei Kinder und seine Mutter zu betreuen.

Nach so extremen, längeren Belastungen folgt nach dem Tod fast automatisch ein Loch, in das man fällt. Plötzlich ist die Anspannung, die Aufgabe, die einen monatelang in Atem hielt und den Lebensrhytmus bestimmte weg. Ich spüre nun, wie ich mich langsam wieder an ein "normales" Leben herantasten muss.

Einerseits vermisse ich meinen Mann, aber auf der anderen Seite stelle ich mir auch vor, dass er so wie die letzten Tage ganz bestimmt nicht mehr leben wollte. Vielleicht tönt es komisch, aber aus dieser Sicht ist es mir lieber, dass er nicht mehr lebt und leidet, als dass es ein endloses Leiden gegeben hätte. Er war auch sportlich und aktiv, und schon zu Beginn der Krankheit sagte er mir, er würde lieber kürzer leben als nur noch zu vegetieren. So bin ich dankbar, dass ihm das erspart geblieben ist. Für mich ist nun natürlich eine grosse Aufgabe, weiterhin unsere Kids und seine Mutter in dieser Zeit zu betreuen. Ich weiss aber auch, dass so kaum Zeit für Trauer bleibt.

Persönlich habe ich mich längere Zeit mit der Sterbebegleitung befasst, damit ich eine Ahnung hatte, was auf mich zukommen würde. Als er dann starb, war er zwar im Spital, aber umgeben von mehreren Angehörigen, so dass keine anonyme Spitalatmosphäre herrschte. Für die Kids und mich war es wichtig, dabei zu sein. Wir haben nun alle das Gefühl, dass wir getan haben, was wir konnten und die Krankheit und der Tod liegt nicht in unserer Hand.

Während der Krankheit sprach ich mit meinem Mann, was geschehen sollte, wenn er nicht mehr da ist, und er gab mir eigentlich den Auftrag, gut für alle Zurückbleibenden und mich zu sorgen, und wenn ich nun, nach über einem halben Jahr immer noch nur traurig wäre, hätte ich das Gefühl, ihn zu enttäuschen.

Natürlich gibt es Zeiten der Trauer, jeden Tag denke ich immer wieder an ihn, Morgen wird es 7 Monate, seit er gestorben ist, doch ich spüre, wie kräfteschonend es ist, den Tod anzunehmen, statt gegen ihn so aussichtslos anzukämpfen. So sind wir überzeugt, dass es ihm jetzt gut geht, und dass er möchte, dass es uns auch so gut wie nur möglich geht.

Jetset, Deine Trauer ist noch so frisch, vielleicht scheinen Dir meine Worte herzlos zu sein. In Gedanken werde ich oft bei Dir sein. Ich wünsche Dir, dass Du mit Unterstützung einer Therapie Deinen eigenen, ganz persönlichen Weg mit dieser Situation umzugehen finden darfst.

Auch Dir, Xanadu wünsche ich ganz viel Kraft für den schwierigen Weg, immer wieder nahe stehende Personen loslassen zu müssen ganz viel Mut und Kraft und Energie.

Was mir sehr hilft, ist das Wissen, dass mein Mann und der Vater unserer Kinder nur vorausgegangen ist, und wir uns einmal wieder sehen werden.

Liebe Grüsse

Struppi

Jetset
Beiträge: 26
Registriert: Fr 26 Jun 2009 10:43
Wohnort: Zürich

Trauer

Beitragvon Jetset » So 11 Jul 2010 18:20

Liebe Struppi

Vielen Dank für deine lieben Worte - sie haben mir sehr, sehr gut getan.
Unglaublich wo du die Kraft für deine drei Kinder und deine Schwiegermutter hernimmst.....ich würde mir wünschen so tapfer zu sein.
Du musst für deine Kinder da sein....ihr Papi ist nicht mehr und brauchen dich ganz extrem. Hut ab und ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du himmliche Unterstützung kriegst. Ich denke unsere Männer im Himmel werden uns immer als Schutzengel begleiten.

Dieser Schmerz in meinem Herzen ist so stark - wie hast du das bloss erlebt und wie konntest du damit umgehen? Es wäre als würde ein loderndes Feuer mein ganzes Innere verbrennen. Ich möchte ihn so gerne umarmen, ihm sagen wie fest ich ihn lieb habe........es ist alles so still.....

Wäre schön, wenn ich dich ab und zu anschreiben dürfte. Ich möchte gerne so stark sein wie du in diesen Monaten. Ich war stark während unseres Kampfes....zwei Jahre tagtäglich mit ihm. Ups and downs.....doch jetzt? Ich stehe am Abgrund......

Herzliche Grüsse
Jetset

Struppi
Beiträge: 25
Registriert: Do 12 Jun 2008 7:13

Annahme

Beitragvon Struppi » So 11 Jul 2010 21:41

Liebe Jetset

Soeben bin ich nach Hause gekommen, nachdem ich auswärts noch zu tun hatte und habe mich sehr gefreut, bereits eine Antwort erhalten zu haben. Natürlich darst Du mir weiterhin schreiben, ich weiss einfach nicht, wie sehr ich Dir helfen kann.

Mein Mann erkrankte sehr plötzlich, um 14 Uhr spürte er, dass etwas nicht stimmte, um 21.30 lag er im Koma und um 22.10 begann eine grosse Notoperation. Er erholte sich anfangs sehr gut, bis die histologische Untersuchung den schlimmsten Hirntumor nachwies. Zuerst sprachen die Ärzte von 6 - 12 Monaten Lebenserwartung und zu dieser Zeit wurde mir völlig der Boden unter den Füssen weggezogen. Rückblickend muss ich sagen, dass ich wohl damals eine typische Trauerphase durchlebte, weil mein Mann nie mit einer Heilung rechnete und ich dadurch eigentlich nie eine Hoffnung auf Heilung hatte. Mit den Kindern hatten wir immer eine sehr offene Kommunikation und sprachen auch darüber, dass Papi sterben wird. Es hat sie sicher geprägt und nicht alle Leute konnten das verstehen, aber für uns hatte es so gestimmt. In dieser Situation reagierte ich nach meinem "Bauchgefühl".

Es gab immer wieder Momente, in denen ich fast körperlich spüren konnte, wie das Herz brach. In dieser Zeit musste mein Umfeld einiges ertragen, ich war traurig, wütend, erschöpft. Über die Monate lernte ich aber, damit umzugehen, wahrscheinlich um mich selbst zu schützen. Meinem Mann versuchte ich, die Wünsche zu erfüllen, die möglich waren. Wir hatten gute Zeiten, aber manchmal sah ich nicht, wie der Weg weiter gehen sollte. Mein Mann hatte einen technischen Beruf, der für ihn auch Berufung war und litt sehr darunter, dass die Krankheit im Kopf war. So musste ich mir bald einmal eingestehen, dass meine Möglichkeiten sehr beschränkt waren und ich machte mir keine Vorwürfe, wenn nicht mehr alles möglich war. Diese klare Haltung, was in meiner Möglichkeit war und was nicht, schien zum Teil herzlos zu sein, ich empfand es jedoch als entlastend.

Was mir immer sehr geholfen hat, war dass ich durch die ganze Zeit mein Umfeld behalten habe. Sehr hilfreich war auch der Sport, wenn ich wütend war, konnte ich mich austoben, ohne jemandem zu schaden. Ich spürte, wie körperliche und psychische Spannungen kleiner wurden, war aber zu Beginn der Krankheit sehr überrascht, wie viel körperliche Kraft eine psychische Belastung fordert. Im Training zu spüren, wie auch eine gewisse Kraft zurückkehrte, half mir sehr.

Meine Schwiegermutter hatte im Februar 09 einen Unfall und im letzten Jahr hatte ich in zwei Spitälern je einen Patienten. Die Situation war so ausserordentlich, dass klar war, dass die Kräfte gut eingeteilt werden müssen. Häufig fragte ich mich auch, was ich mir wünschen würde, wenn ich krank geworden wäre. Mein grösster Wunsch wäre auch, dass alle auch ohne mich gut weiter leben.

Wenn Du keine Kinder hast, ist es vielleicht schwieriger, einen Sinn im Leben zu sehen, aber nach einer Zeit der Trauer wirst auch Du wieder eine Lebensaufgabe finden. Ich bin sicher, dass auch Du über längere Zeit gesehen, gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen wirst. In dieser Zeit haben die Kids und ich Dinge gelernt, die uns immer prägen werden und die man an keiner Schule vermittelt bekommt. Es liegt an uns, ob wir zulassen, dass uns diese Situation zerbricht oder ob wir daran wachsen wollen. Ich weiss, diese Sicht mit der Trauer umzugehen ist nicht so verbreitet und es liegt überhaupt nicht in meiner Absicht Dich zu verletzen, wenn Du die Situation anders erlebst.

Nun wünsche ich Dir eine gute Nacht und freue mich, wieder von Dir zu hören.

Struppi

Jetset
Beiträge: 26
Registriert: Fr 26 Jun 2009 10:43
Wohnort: Zürich

Vermissen....

Beitragvon Jetset » Di 13 Jul 2010 12:12

Liebe Struppi

Danke für deine offenen und aufschlussreichen Worte. Sie tun mir sehr gut.

Wenn ich deine/eure Leidensgeschichte lese kommen mir wirklich gleich wieder die Tränen. Es macht mich so immens traurig, dass so intakte Familien/Beziehungen durch eine solche Krankheit zu nichte gemacht werden. Wir hatten wenigstens noch ein Jahr, nach der 1. OP, in dem wir uns noch richtig intensiv einander widmen konnten. Zu schnell verging dieses Jahr und danach war der Alltag nur noch mit Schmerzen verbunden. Zum Glück habe ich nicht gewusst was auf mich zukommt....die Zeit bevor er in das Leberkoma fiel war so intensiv und ich war so hilflos ...musste zusehen wie er mir jede Stunde mehr genommen wird. Der Glaube, dass irgend ein Wunder geschieht...und wir es doch noch schaffen..hat mich über diese Zeit getragen und gestärkt. Ich dachte immer "die Liebe" kann vieles regeln und Wunder bringen...ach, ich ....ich bin vom Gegenteil überzeugt worden. Leider....nun sitze ich da, ohne meinen "Ironman" und frage mich was das alles noch soll. Vermisse seine Umarmungen, seine Nähe, unsere Gespräche....ach einfach IHN!

Ich habe mir überlegt, dass das was du bezüglich Kids geschrieben hast, auf eine Art stimmt. Du musstest wohl oder übel wieder funktionieren...denn du wurdest gebraucht. Ich bin mit meinem Schmerz alleine, klar gibt es auch seine Brüder und weitere Angehörige die ihn vermissen......halt nur nicht in dem Sinne wie ich es tu.

Der Sport gibt mir auch meine Stabilität und da bin ich Lu auch so nah....

Ich muss mir auch immer wieder vor Augen halten....wie die letzte Phase seiner Krankheit war.....so schlimm, so erniedrigend...! Ich bin froh, dass es nicht allzu lange gedauert hat bis er für immer einschlafen konnte.

Sicher werde ich aus dieser Zeit sehr viel mitnehmen...nur, es ist alles noch so frisch. Ich bin noch so verletzlich und kann nur sehr beschränkt mit gewissen Aussagen umgehen. Ich trauere intensiv, weil ich das für mich brauche ...ich gehöre nicht zu den Menschen die einfach ihre Gefühle zurückhalten. Mein Herz wurde durch seine Liebe so weit geöffnet, nun steht es offen....und der Schmerz nimmt es sich ohne Rücksicht....

Liebe Struppi, ich danke dir für deine Zeit und deine Hoffnung, welche du mir damit gibst.

P.S. Vielleicht hast du ein privates Mail.....wo wir uns zwischendurch mal unterhalten könnten.

Freue mich von dir zu hören.

Liebe Grüsse
Jetset....

Struppi
Beiträge: 25
Registriert: Do 12 Jun 2008 7:13

"Monatstag"

Beitragvon Struppi » Mi 14 Jul 2010 16:29

Liebe Jetset

Morgen wirst Du den ersten "15." alleine verbringen. Dies sind immer besonders anspruchsvolle Tage, auch für mich ist es immer schwieriger, diesen Tag zu bewältigen.

Es ist deutlich zu spüren, wie sehr Du durch den Tod Deines Partners verletzt wurdest. Wenn wir unser Herz verschenken und uns öffnen, gehen wir immer das Risiko einer Verletzung ein. Dass es in unserem Fall nicht freiwillig geschehen ist, macht es einerseits leichter, weil es nichts mit unserem oder dem Verhalten des Partners zu tun hat, auf der anderen Seite ist es um so härter, weil so die Hoffnung und der Wunsch nach einer längeren, gemeinsamen Zeit da ist.

Deine intensive Trauer ist für Dich ganz sicher richtig und notwendig. Jede/r reagiert in dieser Situation verschieden. Manchmal spüre ich auch, wie im Innern noch viel Trauer vorhanden ist, aber im Alltag bin ich so gefordert, dass es mich ablenkt. Ich denke, auch dies hat Vor- und Nachteile.

Ganz bewusst habe ich versucht, mir schon während der Zeit der Krankheit einen Lebensstil der Dankbarkeit anzueignen. In dieser Situation scheint es vielleicht unangebracht, aber mir hilft es, nicht zu tief in die Löcher auf meinem Weg zu fallen. Obwohl mein Mann nicht mehr da ist, gibt es so viel, wofür ich dankbar sein kann. Wir hatten über 20 Jahre zusammen (einige davon auch nicht sehr glücklich), die Kinder sind das grösste Vermächtnis meines Mannes. Dann aber auch unser Wohnort, unsere Freunde, die Gesundheit der Kinder und mir, dass er nicht lange grosse Schmerzen hatte und wir ihn so friedlich gehen lassen durften..... Wenn ich so denke, geht es mir trotz allem besser, als wenn ich mich auf das Negative konzentriere. Diese Haltung hat sich mein Mann für uns gewünscht.

Die Verletzung in Deiner Seele ist so gross, dass es wohl einige Zeit braucht, bis sie heilt, wie eine grosse körperliche Wunde. Nimm Dir doch die Zeit zu trauern, aber vielleicht hilft es auch Dir, wenn Du Stück für Stück auch wieder Gutes sehen kannst. Dein "Ironman" wird immer ein Teil Deines Lebens bleiben, und was er Dir gegeben hat, kann Dir niemand nehmen!! Ein "Ironman" muss Kämpfer sein. Hat er Dir einen Teil seines Kampfgeistes da gelassen?

Ich werde Dir noch eine kurze PN senden.

Liebe Grüsse

Struppi


Zurück zu „Angehörige“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 16 Gäste