Brauche Tipps


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wastun
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Brauche Tipps

Beitragvon wastun » So 10 Jul 2011 21:14

Hallo erstmal,
nach intensiver Suche im Netz bin ich auf Eure Seite gestoßen, und ich hoffe, dass ich hier Hilfe finden kann. Ich lebe in einem Haus mit meinen Schwiegereltern und mit meinem Schwager. Vor 4 Wochen bekam mein Schwiegervater die Diagnose "CML +"...nach 2 Wochen im Krankenhaus ist er nun wieder zu Hause. Er muss starke Medikamente nehmen und wirkt natürlich sehr gebrechlich. Er ist 75. Was mir sehr zu schaffen macht ist die Tatsache, dass keiner über die Krankheit meines Schwiegervaters wirklich redet. Alles wird totgeschwiegen. Auch mit meinem Mann und mit meinem Schwager ist ein Austausch nicht möglich...das belastet mich schon sehr. Wie kann ich erreichen, dass meine Familie anfängt zu reden? Es macht mich ganz fertig, dass alle schweigen.

Jens B
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Vorerst einzelnes (!) Gespräch suchen!

Beitragvon Jens B » So 10 Jul 2011 22:32

Hallo "wastun"!

Schön, dass Du uns gefunden hast. Ich begrüße Dich recht herzlich bei uns im Forum!
Mit Deinem Schwiegervater tut mir sehr leid! Aber was mich am meisten ärgert ist, dass nicht über seine Krankheit gesprochen wird. …und das in der Familie! Denn gerade in der Familie sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, über solche großen Probleme zu reden!
Aber offenbar weiß man nicht recht, wie man damit umgehen soll. Man findet wohl keinen Gesprächsanfang und hat "Berührungsängste"! Sie wollen keinen verletzten und sind auch selber hoffnungslos überfordert!
Du solltest aber trotzdem unbedingt das Totschweigen durchbrechen! Aber ganz behutsam!
Es wird besser sein, wenn Du erst einmal ein vorsichtiges Gespräch mit einer einzelnen (!) Person suchst. Vielleicht gibt es da jemanden, den Du am meisten vertraust & magst? Denn wenn man solche Probleme – gerade solche, die totgeschwiegen werden - einzeln bespricht, "öffnen" sich oftmals die Menschen wesentlich mehr bzw. überhaupt erst!
Ein Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Eine weitere Idee von mir wäre, dass Du Dich ausgiebig über seine Krankheit informierst und dann auch die anderen richtig aufklärst. Denn es wird auch ein Grund sein, warum sie lieber schweigen, als zu reden! Denn es wird nämlich auch sein, dass Sie große Angst haben & nicht so recht was über seine Krankheit wissen! Tja & diese Angst und Unwissenheit musst Du ihnen behutsam (!) nehmen!
Das aber auch mit Deinem Mann kein Austausch möglich ist, ist höchst bedauerlich und tut mir sehr leid!
Denn gerade von ihm solltest Du Hilfe, Trost und wenigstens die Möglichkeit haben, über alles zu sprechen. Er sollte Dir eine starke Schulter bieten!
Ich wünsche Deinem Schwiegervater alles Gute & Dir, dass Du ein offenes Gespräch findest!

LG Jens B

wastun
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Danke

Beitragvon wastun » Mo 11 Jul 2011 7:49

Hallo Jens B., danke für Deine schnelle Antwort. Es tut schon gut, mal über dieses ganze Thema einen Austausch zu beginnen. Nicht in jeder Familie ist es eben selbstverständlich über Probleme zu reden. Ich würde auch nicht sagen, dass es sichtbare Konflikte untereinander gibt. Obwohl es in der Vergangenheit auch in unserer Familie auch schon schwierige Situationen gab. Es fällt aber allen sehr schwer über wirklich persönliche Anliegen zu reden. Keiner ist in der Lage sich wirklich einmal dem anderen zu öffnen. Jetzt, wo es sehr darauf ankäme, sich einmal wirklich auszutauschen, fällt mir das besonders auf und belastet mich auch sehr. Es bleibt bei belanglosen Gesprächen, wenn überhaupt darüber geredet wird.
Ich habe mich natürlich über die Krankheit meines Schwiegervaters informiert und auch versucht mit meinen Schwiegereltern über z.B. Ursachen der momentanen starken Übelkeit meines Schwiegervaters zu sprechen. Mehr als ein Kopfnicken und ein es "wird schon wieder" kommt aber nicht.
Zur Zeit versuche ich immer wieder mit meiner Schwiegermutter in ein Gespräch zu kommen. Sie scheint mir zur Zeit als Einzige in der Lage sich zu öffnen. Mein Mann und mein Schwager sind zur Zeit nicht bereit über die Situation zu sprechen.
Ich hoffe, dass sich bald etwas tut, denn so ist die Situation doch sehr belastend.

Fabiola
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Über die Krankheit reden

Beitragvon Fabiola » Mo 11 Jul 2011 16:32

Guten Tag wastun

Eine Krebserkrankung ist immer ein sehr einschneidendes Ereignis, das meist das gesamte Umfeld betrifft. Ich kann mir gut vorstellen, dass die ganze Situation durch das Schweigen der gesamten Familie nicht verbessert wird. In Krisensituationen greift man in der Regel auf vertraute Verhaltensmuster zurück. Wenn in Ihrer Familie eher nicht über Probleme gesprochen wird bzw. wurde, dann können Sie dies im Moment nicht einfach ändern. Viele Betroffene reden ganz offen über die Situation, andere hingegen ziehen sich zurück und wollen nicht über ihre Gefühle sprechen. In jedem Fall ist es wichtig, die Wünsche der Beteiligten zu respektieren. Zwingen Sie niemanden über die Situation zu sprechen. Signalisieren Sie Ihrer Familie, dass Sie jederzeit für ein Gespräch offen sind. Sprechen Sie gleichzeitig aber auch Ihre Wünsche offen in „Ich“-Sätzen, Ich denke, ich möchte usw. aus.

Wichtig erscheint mir, dass Sie mit jemanden ausserhalb der Familie reden können. Vielleicht haben Sie eine gute Freundin, mit der Sie sich austauschen können. Sie können sich ebenfalls an eine Selbsthilfegruppe für betroffene Angehörige. Adressen zu den Selbsthilfegruppen kann Ihnen die Kantonale Krebsliga in Ihrer Region vermitteln http://www.krebsliga.ch/de/leben_mit_kr ... rebsligen/ Vielleicht kann Ihnen auch eine Fachperson wie eine Psychoonkologe/in weiterhelfen. Auch da kann Ihnen die kant. Liga Adressen abgeben. Natürlich können Sie jederzeit hier im Forum schreiben und sich mit anderen austauschen.

In der Broschüre „Krebs trifft auch die Nächsten“ finden Sie einige hilfreiche Tips, wie Sie mit der Situation so gut als möglich umgehen können. Sie können die Broschüre hier runterladen http://www.krebsliga.ch/de/helfen/shop_ ... goryid=178

Sie erwähnen die starke Übelkeit, die Ihren Schwiegervater plagt. Haben Sie dieses Problem schon mit dem behandelnden Arzt oder dem Pflegeteam besprochen? Oft reicht es, die Dosis der Medikamente gegen die Übelkeit zu erhöhen oder ein anderes Medikament einzusetzen, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Ich hoffe, Sie finden jemanden mit dem Sie sich austauschen können, und wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute und viele „offene Gespräche“.

Mit freundlichen Grüssen
Fabiola
Moderatorin

wastun
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Danke

Beitragvon wastun » Mo 11 Jul 2011 19:56

Hallo Fabiola,
vielen dank für Ihren Post. Ihre Anregungen waren sehr hilfreich für mich. Ich bin zu einem ähnlichen Schluss gekommen. Bestehende Strukturen kann man nicht ändern, auch wenn ich das anderes angehen würde. Ich kann aber signalisieren, dass ich immer da bin. Das tue ich jetzt verstärkt und bemerke erste Erfolge. Leider habe ich, seit ich hier wohne (9 Jahre) keine engeren Kontakte aufbauen können. Das ist in meinem Alter (51) auch schwieriger als früher. Über eine psychologische Beratung habe ich auch schon nachgedacht. Ich lasse mir das zur Zeit alles durch den Kopf gehen.
Ich hatte wegen der Übelkeit und dem inzwischen auch recht niedrigen Blutdruck meinen Schwiegereltern empfohlen, einmal das Krankenhaus zu kontaktieren (unser Hausarzt ist leider in Urlaub). Sie wollen aber warten bis zum nächsten Untersuchungstermin im Krankenhaus in zwei Wochen. Ich mache mir da große Sorgen, aber ich denke, dass sie das entscheiden müssen. Ich werde hier weiter berichten und bedanke mich

Jens B
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Es ist nett, dass Du wieder berichten willst!

Beitragvon Jens B » Mo 11 Jul 2011 21:57

Hallo "wastun",

auch ich möchte mich für Deine Nachricht bedanken!
Ja sicher, ein Austausch tut gut! Deshalb ist ja auch das Forum da!
Das Dich diese verflixte Situation sehr belastet ist nur allzu gut verständlich!
Fabiola hat Dir ja schon einige gute Tipps gegeben. Ich wünsche Dir viel Glück dabei, diese zu realisieren!
Ich hoffe sehr, dass sich die Situation schnell zum Besseren wendet! Ich wünsche Euch alles Gute!
Außerdem ist es nett, dass Du wieder berichten willst.

LG Jens B

wastun
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Jetzt ist es passiert

Beitragvon wastun » Di 12 Jul 2011 23:06

Hllo nochmal, jetzt hat ds Schicksal uns als Familie zusammenrücken lassen. Vor einer Stunde ist mein Schwiegervater in der Küche zusammengebrochen. Ich habe das gehört, doch meine Schwiegermutter hat uns nicht bescheid gesagt. Ich bin dann kurz danach in die Wohnung gegangen und da saß er, ein Häufchen Elend und meine Schwiegermutter völlig fertig. Endlich konnte ich helfen und reden und auch mein Mann hat dann geholfen. Wir haben meinen Schwiegervater dann gemeinsam ins Bett gebracht und werden morgen (endlich) das Krankenhaus anrufen. Er verträgt offensichtlich die starke Dosis an Medikamenten nicht (Glivec 400 2x morgens). Es ist zwar schlimm, was da passiert ist, aber jetzt wird vielleicht endlich gemeinsam geredet... Ich berichte weiter...

Jens B
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Ich wünsche Euch nun gute (klärende) Gespräche!

Beitragvon Jens B » Mi 13 Jul 2011 7:28

Hallo wastun!

Mit Deinem Schwiegervater tut mir sehr leid, dass es ihm so schlecht geht!
Aber wie Du schon sagst, jetzt hast Du die Möglichkeit "richtig" zu helfen und Gespräche zu suchen.
Es ist eben sehr traurig, dass immer erst etwas passieren muss, damit die Menschen reagieren!
Nett, dass Du wieder berichten willst.
Ich wünsche Euch viel Kraft, Erfolg & dem Schwiegervati gute Besserung!

LG Jens B

Linda
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vielleicht war die Last zu schwer, um sie alleine zu tragen

Beitragvon Linda » Mi 13 Jul 2011 11:38

Liebe wastun,

vielleicht wurde die physische und psychische Last für deinen Schwiegervater einfach zu schwer, um sie alleine zu tragen und er ist darunter zusammengebrochen. Ich hoffe, es bewegt sich dadurch etwas und nicht nur auf medizinischer Basis!

Ganz liebe Grüsse
Linda

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Danke

Beitragvon wastun » Mi 13 Jul 2011 17:07

Danke Jens und Linda für eure netten Worte. Zur Zeit hilft es mir schon sehr, mich hier äußern zu können. Mein Schwiegervater liegt jetzt im Krankenhaus und ich hoffe, dass er sich wieder erholt. In Punkto sich öffnen hat sich zumindest bei meiner Schwiegermutter viel getan. Auch wenn der Anlass traurig ist, freut mich das sehr und befreit.

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Schön das Du jetzt wieder mit Deiner Schwiegermutti offener reden kannst!

Beitragvon Jens B » Do 14 Jul 2011 9:22

Hallo wastun!

Ja natürlich kannst Du Dich hier äußern, jederzeit!
Wir freuen uns doch sehr, wenn dieses Forum die Sorgen von anderen auffangen, lindern oder vielleicht sogar etwas abstellen kann!
Mir hat man hier auch schon sehr viel geholfen & nun versuche ich auch mal, etwas zurückzugeben und für andere da zu sein.
Ich drücke Dir die Daumen, dass sich Dein Schwiegervater recht bald wieder erholt!
Ja, wie Du schon selbst schreibst, ist es zwar ein sehr trauriger und äußerst unglücklicher Umstand, der die Augen von Deiner Schwiegermutter öffnet, aber so bringt es Euch wieder näher! Es freut mich sehr für Euch! Denn es ist sehr wichtig, dass die Familie gerade in schwierigen Situationen zusammenhält & über alles offen redet!
Na dann, alles Gute! Ich wünsche Dir, dass es von nun an immer so bleibt & nur noch "bergauf" geht!

LG Jens B

Fabiola
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Wünsche viele offene Gespräche

Beitragvon Fabiola » Do 14 Jul 2011 10:23

Guten Tag wastun

Oftmals geht das Schicksal eigene Wege. Vielleicht hat es gerade dieses „Zusammenbrechen“ gebraucht, damit Ihre Familie über die schwierige Situation sprechen kann. Schön, dass sich Ihre Schwiegermutter nun ein wenig geöffnet hat. Ich hoffe, Ihr werdet noch einige gute Gespräche zusammen führen. Ihrem Schwiegervater wünsche ich alles Gute und dass er bald wieder nach Hause kann.

Mit freundlichen Grüssen
Fabiola
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wastun
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Das Neueste

Beitragvon wastun » Sa 16 Jul 2011 21:39

Ich wollte jetzt doch einmal berichten, wie es bei uns zur Zeit läuft. Der Zusammenhalt in der Familie wird weiterhin von Tag zu Tag besser, auch die Kommunikation klappt jetzt. Leider geht es meinem Schwiegervater nicht entscheidend besser. Er bekommt jetzt neuerdings auch Bluttransfusionen. Ich hoffe, dass er sich doch bald einmal etwas erholt. Wir besuchen ihn abwechselnd jeden Tag im Krankenhaus und er zeigt uns deutlich, wie froh er über unsere Besuche ist. Das freut mich sehr, und ich hoffe, dass es ihm hilft, diese schwere Phase seines Lebens zu meistern. Wenn ich mir jetzt meine ersten Posts durchlese, bin ich doch sehr froh, dass ich dieses Forum gefunden habe und bedanke mich an dieser Stelle noch einmal für Eure Anteilnahme und Tipps.

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weiteres Zusammenwachsen

Beitragvon Jens B » Sa 16 Jul 2011 22:25

Guten Abend wastun!

Wenigstens erst einmal ein Erfolgserlebnis. (wachsender Zusammenhalt) Weitere folgen aber ganz bestimmt noch.
Jetzt muss es "nur" noch dem Schwiegervater besser gehen! Das wünsche ich Dir sehr!
Sehr schön, dass er es registriert das Ihr ihn besucht! Denn es ist wichtig für seine Einstellung und dem Willen zu kämpfen!
Ja sei nur gewiss, das hilft ihm ganz sicher "diese schwere Phase seines Lebens zu meistern"!
Es ist doch schon ein gutes Zeichen, dass er sich freut! Glaub mir, er ist dankbar & ihm wird vieles bewusst…
Ich wünsche Euch ein weiteres Zusammenwachsen & vor allem Deinem Schwiegervater gute Besserung!

Alles Gute,
LG Jens B.

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zusammenstehen

Beitragvon Linda » Di 19 Jul 2011 13:47

Liebe wastun,

nun ist doch Bewegung in deine erstarrte Familie gekommen und das miteinander tragen geht leichter als wenn jeder sein Bürdeli alleine trägt.

Ich hoffe, die Bluttransfusionen geben deinem Schwiegervater ewas Energie zurück so dass er sich wieder besser fühlt.

Herzlich
Linda


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