Sind hier auch Hinterbliebene?


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Laurence
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Sind hier auch Hinterbliebene?

Beitragvon Laurence » Di 20 Dez 2005 9:47

Hallo zusammen!

Mein Vater ist diesen März mit 59 nach langem und tapfer ertragenem Kampf an einem Speisedrüsenkrebs gestorben. Er fehlt mir sehr.

Ich habe bisher auf der deutschen Website Krebskompass mit anderen Hinterbliebenen Kontakt gehabt und gemerkt, dass es gut tut mit anderen zu reden bzw. zu schreiben, die dasselbe oder ähnliches durchgemacht haben.

Sind hier noch andere in derselben Situation? Ich würde mich sehr über Antworten freuen. Gerade in der Weihnachtszeit wird einem der Verlust eines geliebten Menschen besonders schmerzlich bewusst.

Ich wünsche trotzdem allen schöne Weihnachten...
Liebe Grüsse
Laurence

Irma
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Sind hier auch Hinterbliebene?

Beitragvon Irma » Do 22 Dez 2005 13:44

Liebe Laurence, liebe Alle,

Ich fände es sehr schön, wenn auch Anghörige und Freunde von Krebspatienten die gestorben sind, diese Platform benützen und hier untereinander austauschen.

Ich weiss aus eigener Erfahrung wie sehr man einen geliebten Menschen vermissen kann und wie weh das tut! Das Wissen, dass man in dieser Situation nicht allein ist, kann zwar den Schmerz nicht lindern, aber die Anteilnahme anderer hilft, ihn erträglicher zu machen.

Ich wünsche Ihnen allen viel Mut und Zuversicht in dieser doch recht schwierigen Zeit

Herzlich
Irma, Moderatorin Krebsforum

Laurence
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Beitragvon Laurence » Mi 28 Dez 2005 9:07

Liebe Irma und alle,

Es stimmt, schlussendlich muss jeder alleine und auf seine Art mit dem Schmerz fertig werden, aber wie Sie sagen, die Anteilnahme anderer kann einem doch etwas helfen.

Das erste Weihnachtsfest ohne meinen Papa habe ich jetzt überstanden. Es war ein ziemliches Wechselbad der Gefühle, einmal Freude über seine Erlösung von den Schmerzen, einmal totale Verzweiflung darüber, dass er nicht mehr hier ist. Wir haben aber ein schönes kleines Ritual für ihn gemacht und haben so versucht, ihm unsere Liebe zu übermitteln, das war trotz vieler Tränen sehr hilfreich.

Ich habe dieses Jahr auch viel an andere Familien gedacht, die sich mit dem Thema Krebs oder bevorstehender Tod auseinandersetzen müssen. Wie es ihnen wohl gehen mag?

Über Antworten würde ich mich sehr freuen!

Liebe Grüsse
Laurence

Tochter G
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Beitragvon Tochter G » Mi 4 Jan 2006 15:07

Hallo Laurence

Auch ich bzw. wir haben unsere erste Weihnacht ohnen meinen Dad "gefeiert".... Ich habe meinen Dad am 1 September 05 mit 58 Jahren an Lungenkrebs verloren.

Wir hatten schon lange geplant über die Festtage zu meinen Schwiegereltern nach Davos zu gehen. Als dann Weihnachten quasi vor der Tür stand, haben wir noch schnell ein Hotelzimmer für meine Mutti organisieren können, sie wollte zuerst nicht, doch wir haben sie einfach mitgenommen, jetzt ist sie froh, dass sie mal aus ihrem Alltag kommen konnte.

Es war sehr sehr schwierig. Ich hatte das Gefühl, gerade an Weihnachten ist die Errinnerung an einen verstorbenen sehr gross und absolut nicht einfach.

Auch an Silvester, wenn man das ganze Jahr revu passieren lässt....

Ich habe in der Zeit auch viel an Personen gedacht mit denen ich Kontakt hatte, hier im Krebsforum, auf der Krebsstation... Ich hätte am liebsten jeden einzelnen ganz fest in den Arm genommen, denn jeder von Ihnen ob Arzt, Angehörig oder Patient, jeder hat eine schwere Last zu tragen, doch leider kann keiner diese Last übernehmen bzw. wegnehmen.

Ich habe mal gelesen: Die Zeit heilt alle Wunden..., doch es dauert seine Zeit.

Lieber Gruss
Tochter G

Laurence
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Beitragvon Laurence » Mo 9 Jan 2006 12:40

Liebe Tochter G,

Als erstes mein herzliches Beileid am Tod Deines Vaters! Ich danke für Deine Antwort und hoffe, dass Du im Alltag weniger leidest als an den Feiertagen und dass Du immer wieder kleine schwache Trost- und Hoffnungsschimmer erkennen kannst.

Dass Ihr Deine Mutter noch mitziehen konntet, finde ich toll! Ich versuche es auch immer wieder, meine Mama aus dem Haus zu zerren und mit ihr Dinge zu unternehmen, und ich denke, es tut ihr gut. Im Moment organisiere ich gerade ein Überraschungs-Geburtstagsfest, sie wird in drei wochen 60 Jahre alt, und wenn wir sie fragen würden, würde sie sicher sagen, sie wolle nichts machen. So trommle ich jetzt einfach ihre Brüder und Schwestern zusammen zu einem kleinen Abendessen in der Westschweiz (da kommen wir ursprünglich her). Ich hoffe, es wird ihr gefallen...

Das was Du sagst wegen Silvester kann ich gut nachvollziehen!! Mir ging es so, dass ich einerseits froh war, dieses schreckliche Jahr hinter mir zu lassen, andererseits fühlte ich, dass mit dem Todesjahr meines Vaters auch er sich von uns weiter entfernt... Er fehlt mir so sehr...

Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft und hoffe, dass Ihr Euch gegenseitig begleiten könnt auf diesem schwierigen Weg!

Liebe Grüsse!

Laurence

Tochter G
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Beitragvon Tochter G » Do 23 Mär 2006 16:08

Hallo Laurence

Wie geht es Dir Heute?
Ich habe die letzten Tage wieder sehr viel an das Krebsforum gedacht...

Am Dienstag war eingentlich der Geburtstag von meinem Dad, er wäre 59 geworden. Ich konnte den ganzen Tag kaum arbeiten...

Ich bin zur Zeit in einer Phase in der ich Schuldgefühle habe, sprich wäre ich mehr mit meinen Eltern wandern gegangen, hätte er mehr Bewegung gehabt und daher vielleicht den Krebs nicht bekommen. Dann denke ich wieder, hätte ich ihn früher auf sein "ungesundes" Essen aufmerksam gemacht, dann..usw. usw.
Doch dann kommt mir wieder in den Sinn, dass der Arzt sagte, als er ins Spital kam, war sein Körper bereits überhäuft mit Metastasen und man hätte eh nichts mehr tun können....

Ich vermisse ihn sooooo sehr. Seine guten Tipps, seine aufmunternden Worte...

Aber genug von mir, wie geht es Dir und Deiner Familie?

Gruss
Tochter G

Nomade
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Beitragvon Nomade » Fr 24 Mär 2006 10:50

Hallo Tochter G

Ich freue mich immer, wenn ich von Dir ab und zu wieder etwas im Forum finde. Du nimmsst Dir die Zeit mit Deiner Trauer umzugehen und Du formulierst ganz klar wie es Dir geht, wo Du stehst. So wirst Du weiter- und klarkommen mit Deiner Trauerarbeit. Bravo!

Das mit den Schuldgefühlen wird vorbei gehen, denn Du weisst ja eigentlich genau, dass schlussendlich jeder die Verantwortung für sein Leben in den eigenen Händen hat. Dein Pa hätte sich ja auch sicher nicht von Dir beformunden lassen, was er essen, oder wieviel er sich bewegen solle. Wenn und Aber's waren schon immer verschwendete Energie. Im nachhinein sowieso! Es lag an ihm zu wissen, was er wollte, ihm richtig schien und schlussendlich wohl dabei war. Sein Leben, seine Entscheidungen. Das Leben nimmt seinen Weg und trifft Entscheidungen auf die wir oft keinen Einfluss haben. Schuldgefühle sind da sicher nicht am Platz.

Bleib dabei, Dich an all die schönen Momente die ihr zusammen hattet zu erinnern, seine Tipps, guten Worte etc. Das zählt schlussendlich und wird Dich wärmen.

Mit ganz lieben Grüssen!

Nomade

Tochter G
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Beitragvon Tochter G » Fr 24 Mär 2006 17:10

Hallo Nomade

Ich finde es auch immer wieder schön von Dir zu lesen und zu sehen, dass Du nicht aufgibst. GROSSES KOMPLIMENT!

Leider gibt es im Forum auch immer wieder trauriges...

Ich möchte allen mit meinen Einträgen helfen wo immer ich kann, vor allem den "Hinterblibenen" zeigen, es geht weiter.

Ich habe seit "Anfang" immer wieder gute und schlechte Tage. Mal denke ich mit einem lächeln an meinen Dad und manchmal muss ich gleich losheulen. Doch es tut gut, denn nur so kann man es verarbeiten. Wem nützt es wenn ich meine Trauer in mich hineinfresse. Klar ist es für die "herumstehenden" nicht immer einfach, aber es genügt schon nur ein kleiner Händedruck und dann geht es schon wieder besser.

Das schlimmste zur Zeit ist, wenn mich jemand fragt wie es mir geht, da heul ich immer gleich los, da kann ich gar nichts dagegen machen.

Aber nicht nur mir geht es so, auch meinem Mann und meiner Mutti.
Wir trösten uns immer gegenseitig. Bei meiner Mutti war es am Anfang extrem schwer. Aller das 1. Mal.

Das 1.Mal alleine dies, das 1. Mal alleine das.
Nun kam dann auch der Valentinstag der schwierig war und natürlich nun am 21.3. der Geburtstag meines Dad's.

Auch fehlt er uns immer, wenn wir zu dritt essen gehen, da ist immer in Platz leer, doch wir sagen uns dann er ist auch so bei uns....

Meine Mutti ist immer abwechselnd bei uns oder wir bei ihr so ist sie an den Tagen die sie nicht arbeitet nicht alleine, denn sie geht nicht mehr so gerne aus dem Haus. Ist eigentlich auch normal, denke ich. Am Anfang ist es schwierig sich selbst zu beschäftigen..., alleine spazieren zu gehen und so, es braucht alles Zeit.

Auf der Beerdigung meines Dad's habe ich eine art Vers in der Kirche aufgetragen, ich hoffe, dass er dem einen oder anderen von Euch hilft:

Weinet nicht !

Weinet nicht wenn ich sterbe,
weinet nicht wenn ich nicht mehr bin.
Es ist nur mein Körper den ich zurücklasse,
doch meine Seele lebt weiter.
Solange ihr mich nicht vergessen habt,
solange werde ich weiterleben.

Dad ich vermisse Dich soooo sehr...........

Lieber Gruss

Tochter G

Chiara
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Hinterblieben...

Beitragvon Chiara » Di 28 Mär 2006 15:01

...das ist auch nicht ganz so einfach...ich wurde von meinem Vater alleine gelassen...er starb nach 8 Monaten Krebs(Magen,Leber und SpeiseröhrenKrebs), war vorher kerngesund.Ich möchte nur mitteilen, dass es nicht so einfach ist einen Krebspatienten loszulassen. Denn man hat so intensieve Stunden, die nicht spurlos an einem vorübergehen.....Wir waren viele lange nachmittage im Spital bei meinem Vater (72) am Bett. Wurde wegen einer OP am Halswirbel eingeliefert und es sah auch gut aus die ersten 2 wochen, bis sich dann sein zustand verschlechterte und 5 wochen nach seiner Einlieferung auf der Palliativsation starb. Er konnte sich nicht einmal mehr seine Tränen abwischen, verschweige dann selbst zu essen , nichts mehr, lag nur noch im Bett. Ich sehe immer wieder dieses Bild vormir und wir machten ihm immer wieder Hoffnung, obwohl er innerlich bestimmt schon früher wusste, dass er nicht mehr allzulange Zeit hatte. Ich versprach ihm dann auch am Sterbebett, immer aufs Mami aufzupassen und mich um sie zu kümmern, dies sind so einschneidende Erlebnisse....die mich die ersten Monate nach seinem Tod (im Sept 05) nicht mehr schlafen liessen, heute muss ich mich bemühen, dass ich nicht daran denke, was er alles mitmachen und erleben musste, bevor er starb. Er wollte nicht sterben, sagte immer, sei doch noch zu früh, er wolle noch leben....Auch wir alle wollten nicht das er stirbt, aber wir konnten die Zeit nicht aufhalten und nun müssen wir alle damit leben...Manchmal denke ich, er kommt bestimmt bald wieder, war nur in den Ferien...aber er kommt nie mehr...dies ist manchmal schwer zu ertragen.....Ich kann auch schwierig mit meinem Mami darüber sprechen, ich habe Angst, sie fängt an zu weinen wenn sie merkt, dass ich wirklich auch so leide...und unseren Papi vermisse.....irgendwer muss ja strak sein, denke ich....
auch wenn im TV irgendeine Sendung kommt über Krebs, Palliativstationen oder nur das Sterben, zieht es mir den Magen zusammen, Angst macht sich breit und ich sehe gleich wieder meinen Papi, wie er im Spital liegt...tod...hat leider den kampf verloren...
Geht es anderen Hinterbliebenen auch so??? Habe immer das Gefühl nur ich denke/fühle so...????? ich glaube es ist halt so, wenn man jemanden verliert, denn man so geliebt hat, soviel Zeit miteinander verbracht hat und die letzten 8 Monate ständig auf Trab war...??
ich werde meinen Papi nie vergessen und immer mit einem Herzen bei allen Krebskranken sein und für sie Hoffen und Beten....

Tochter G
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Beitragvon Tochter G » Mi 29 Mär 2006 9:26

Hallo Chiara

Ja, es geht auch anderen so wie Dir.

Das Gefühl, dass unser Dad "nur im Urlaub ist" kenne ich nur zugut. Immer wenn ich bei meiner Mutti zu Hause bin, habe ich ständig das Gefühl, jeden Moment dreht sich ein Schlüssel im Schloss, die Tür geht auf und das vertraute: Hallo bin zu Hause! höre ich in den Ohren klingen...
doch dann kommt schnell die Ernüchterung.

Es ist nicht so und es wird nie mehr so sein.

Auch ich habe immer wieder Momente in denen bei mir alles hochkommt. Ob beim was im TV läuft oder wenn ein Lied im Radio erklingt oder im Einkaufzentrum wenn ich z.B. Lebensmittel sehe, welche nur er in unserer Familie gerne gegessen hat, aber acuh wenn mein Mann und ich z.B. zur Kirche gehen, in der wir geheiratet haben, da musste ich schon öfters raus weil ich meine Tränen nicht zurückhalten konnte. Ich denke dann immer, er hatte mich vor zwei Jahren an den Altar geführt, es war alles okay. Auch als wir im 05 im Urlaub waren, er war doch gesund, wieso musste er gehen.....

Das einzige dass ich weniger kenne sind Angstgefühle. Wenn ich an die Spital-Zeit denke, dann ist nur Schmerz und Kummer da.

Einmal nur hatte ich dieses Angst-Gefühl. Da wollte ich mich beim Personal der Station, auf der mein Dad lag, bedanken. Als ich dann aus dem Aufzug kam und den Gang hinunterblickte hatte ich das Gefühl, ich stehe wieder am Anfang...: "Ich gehe den Gang entlang, am Ende erwartet mich meine Mutti und sagt mir, dass mein Dad Lungenkrebs habe, sie jedoch noch nicht wisse wie weit dieser schon vortgeschritten sei....."

Seither bin ich nie mehr auf dieser Station gewesen.

Liebe Chiara, ich weiss, es ist ein schwacher Trost, doch versuch nur die schönen Zeiten mit deinem Papa in Errinnerung zu behalten. Versuch die Zeit im Spital, wo es ihm so schlecht ging, zu vergessen, denn man quält sich nur immer wieder damit, ich weiss es.
Versuch Dich an die Zeit zu errinnern, an der es ihm noch gut ging und er freude am Leben hatte. Und wann auch immer es Dir zum heulen ist, dann lass es raus. Klar werden vielleicht ein paar Menschen in Deiner Umgebung komisch schauen, aber dass soll Dir egal sein, denn wenn Du Glücklich bist, zeigst Du Dein Lächeln bestimmt auch, oder?

Wegen Deiner Mutter, hast Du schon mal mit Ihr über dies alles gesprochen? Über Deine Gefühle und über Ihre? Vielleicht wäre dies auch ein Trost für Euch beide. Doch dies musst Du selbst entscheiden, denn ich weiss nicht wie Ihr zueinander steht.

Meine Mutti und ich haben schon viele Nachmittage zusammen gesessen und über alles gesprochen was uns kummer bereitet, was wir an Errinnerungen behalten möchten und und und. Dies auch als wir die Wohnung aufgeräumt und Dinge von meinem Dad weggegeben haben.
Sie hat auch geweint, doch es ist mir lieber sie weint wenn ich bei Ihr bin, als wenn sie ganz alleine Abends zu Hause sitzt.


Ich wünsche Dir und Deinen Angehörigen viel Trost und sende Dir
einen ganz lieben Gruss

Tochter G


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