Die Aerzte schweigen, weil mein Mann nichts wissen will...


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Angst
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Die Aerzte schweigen, weil mein Mann nichts wissen will...

Beitragvon Angst » Do 8 Sep 2011 20:00

Vor zwei 1/2 Jahren erfuhren wir von der Diagnose Dickdarmkrebs. Mein Mann wurde umgehend erfolgreich operiert mit anschliessender Chemotherapie die er auch relativ gut überstand. Man muss wissen, mein Mann Jg 36 ist von harter Natur, man redet nicht darüber und nimmt alles gelassen hin, man lässt sich nichts anmerken und tut so, als ob alles in bester Ordnung wäre.
Für mich läuft aber alles ganz anders ab, zuerst schockiert nahm ich es gelassen, abwartend was auf mich zukommt. Es geht mir aber seit dieser Zeit gar nicht gut, manchmal zerreisst es mich fast, weil ich nicht weiss was auf mich zukommt und ich diese Verschwiegenheit nicht akzeptieren kann. Die ersten zwei Jahre war ich voller Trauer und musste immer weinen, wenn ich drüber sprach. Jetzt konnte ich mich ein wenig erholen, bin aber immer noch sehr stark am Wasser gebaut. Mein Mann will ja nichts über seine Krankheit wissen und meint es sei ja alles bestens, dem ist aber nicht so. Der Hausarzt redet nicht darüber und ist froh wenn mein Mann nicht klagt. Der Magen-Darm Spezialist hat ihn für die weiteren Untersuchungen stillschweigend an das Spital abgegeben. Mit mir sprechen sie natürlich auch nicht darüber, Datenschutz hat man mir gesagt. Dabei spüre ich doch, dass er abbaut im Gedächtnis wie im sozialen Verhalten, will nichts mehr unternehmen, keine Besuche, keine Telefonate, keine Lebensfreude mehr, rasch ermüdend, schlechte Hautfarbe. Ich spüre dass vieles nicht mehr stimmt, und unsere Beziehung leidet auch sehr stark darunter, ich vertrage ihn und seine Schauspielerei nicht mehr. Reden mit ihm kann ich leider nicht mehr, weil ja alles stimmt aus seiner Sicht, ich hätte ein Problem sagt er. Er hat sich auch im Wesen verändert und ist nicht mehr der Mann den ich einmal lieb hatte. Das macht mich sehr traurig.
Ich bin in guter Behandlung durch meinen Hausarzt und Psychologen, die das ganze allerdings auch nicht verstehen können, und trotzdem, ich fühle ich mich durch die behandelten Aerzte meines Mannes betrogen. Wie geht es wohl weiter?

Irma
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Beitragvon Irma » Mi 14 Sep 2011 14:10

Liebe angst,

diese Situation, so wie Sie sie beschreiben, muss ganz schlimm für Sie sein!
Sie und Ihr Mann sind wahrscheinlich sehr verschieden und haben beide andere Strategien, wie Sie mit der doch bedrohlichen Situtation umgehen können und müssen.
Ihr Mann kann es vielleicht nur aushalten, indem er die Krankheit verdrängt und so tut, als ob alles in Ordnung wäre: Indem man es ignoriert oder totschweigt, ist es einfach nicht vorhanden.
Sie jedoch sind genau das Gegenteil und möchten verstehen, was passiert und darüber reden. Sie sehen, dass es Ihrem Mann immer schlechter geht und halten es kaum noch aus. Auch die Ärzte machen anscheinend dicht und geben keine Auskunft. Es ist laut Gesetz so, dass die Ärzte an die ärztliche Schweigepflicht gebunden sind, und ohne die Einwilligung des Patienten auch der Partnerin keine Auskunft erteilen dürfen.
Das Ganze droht nun, Ihre Beziehung zu zerstören. Das ist schade und macht sie traurig! Das ist nur zu verständlich.
Gerne würden wir mit Ihnen nach einem Weg aus dieser scheinbar auswegslosen Situtation suchen. Nur ist dies per Forum nicht möglich. Wenn Sie mögen, rufen Sie uns doch an. Sie erreichen uns unter der Gratisnummer 0800 11 88 11 jeweils von Montag bis Freitag, durchgehend von 10.00 bis 18 Uhr.

Freundliche grüsst Sie

Irma, Moderatorin
Psychoonkologische Beratung SGPO
Fachberaterin Krebstelefon


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