Wie schaffe ich das?


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venezia
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Wie schaffe ich das?

Beitragvon venezia » So 11 Sep 2011 21:19

Hallo
Mein Mann ist 50 Jahre jung und hat Prostatakrebs im Endstadium, d.h. bereits mit Metastasen.
Über die Krankheit, Folgen, Möglichkeiten oder eben keine Möglichkeiten der Schulmedizin wissen wir sehr viel und sprechen auch viel darüber. Die Krankheit prägt unser Alltag.
Mein Mann .. wir gehen den Weg mit der Alternativmedizin, denn wir sind überzeugt, dass dieser Weg die einzige Möglichkeit ist die Krankheit in Schacht zu halten.
Ich bin 43-jährig und wir haben 2 Kinder (5- und 12-jährig), wunderbare Kinder, die diesen doch sehr schweren Rucksack zu tragen haben.

Ich muss immer stark sein, kann mir keine Weinkrämpfe oder 'schlechte' Tage erlauben oder Zeit für mich nehmen. Ich arbeite 80% und es gibt Momente da weiss ich nicht mehr weiter.. Renne ins Geschäft und sofort nach Hause, wenn ich weiss es geht heute nicht so gut.
Fange die Agressionen ab, denn die Schmerzen sind nicht immer einfach zu ertragen.. versuche für die Kinder da zu sein und sie zu stützen.

...und was will ich hier... ich versuche mir irgendwie zu helfen. Vielleicht tut es einfach gut zu schreiben, meine Stärke auf die Seite zu schieben und einfach zuzugegeben, dass ich eigentlich verzweifelt bin. Ich 'fresse' mir einen Panzer zu ... um eben stark zu sein um 'Energie' zu haben zu funktionieren. Denn ich komme mir vor wie ein Motor der seit Monaten auf Hochtouren läuft und läuft...
Es kommen ganz schwarze Gedanken.. die ich auf die Seite schiebe.. ich darf auf keinen Fall aufgeben. Mein Mann hat so eine Kraft und sein Wille ist unerschüttert... seit einem Jahr steht die Diagnose und er hat den Kampf aufgenommen. Es ging 1 Jahr bis wir endlich wussten, wieso er solche Schmerzen hatte. Er ging durch die Hölle und wurde leider nicht ernst genommen.
Klar er ist für diese Diagnose viel zu jung... Dieses Jahr vor der Diagnose war furchtbar für die ganze Familie.

Seit 1 Woche geht es nun wieder sehr schlecht... es ist ein auf und ab. Der Körper kämpft und wehrt sich. Ich bin den ganzen Tag am abtasten wie er sich fühlt. Was liegt nun noch drin, was ist belastend... sollen wir ihn alleine bzw. in Ruhe lassen oder nicht. Tausend Fragen... was ist richtig was ist falsch.
Wir können reden, das ist so wichtig, er kann mir alles sagen. Nur ich kann ihm meine Ängste nicht anvertrauen...

Eigentlich weiss ich wirklich nicht wohin mit meinen Ängsten, meiner Verzweiflung und vielen Fragen...

Jens B
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Sie brauchen jetzt auch Hilfe & Unterstützung!

Beitragvon Jens B » Mo 12 Sep 2011 23:18

Hallo Venezia!

Es tut mir sehr leid, was Sie für ein Leid ertragen müssen!
Aber ich habe Hochachtung & gehörig Respekt davor, wie Sie so sehr aufopfernd, tapfer & stark damit umgehen! Bewundernswert, wie viel Kraft Sie für Ihren Mann und die Kinder aufbringen! Ich glaube, so stark kann nur eine Mutter sein.
Es ist unbeschreiblich, wie Sie für die Familie da sind, sie zusammenhalten, eigenes Leid ganz tapfer verbergen, unterdrücken und somit Ihrem Mann auch wieder Kraft schenken & Mut machen, weiterzukämpfen!
Auch wenn er das vielleicht nicht sagen oder zeigen kann, so merkt er das und ist sich dessen bewusst & weiß das garantiert sehr zu schätzen! Dafür ist er Ihnen sehr dankbar, jetzt spürt er aufs Neue Ihre endlose Liebe & völlige Aufopferung, für ihn und die Kinder.
Aber es ist nur allzu gut verständlich, dass Sie auch mal ein Ventil brauchen! (Wie Sie es auch schon selber erkannten.) Daher ist es eine gute Idee von Ihnen, sich hier mitzuteilen! Denn wir im Forum hören gerne zu & versuchen zu trösten!
Es ist richtig, dass Sie zugeben, dass Sie verzweifelt sind. Denn Sie sind ein Mensch & an Ihre (verständlichen!) Grenzen gestoßen!
Ziehen Sie doch den Arzt Ihres Vertrauens zu Rate & holen sich Rat & Unterstützung von professioneller Seite, wie z.B. vom Psychologen.
Ich wünsche Ihnen viel, viel Kraft & Tapferkeit, und Mut zuzugeben, dass Sie nicht mehr können. (Es ist keine Schande!) Aber das haben Sie ja bereits getan... Denn sich hier mitteilen ist schon der 1. wichtige Schritt!
Gönnen Sie sich eine Auszeit, bevor auch Sie zu schwach werden, um Ihren Mann erneut Kraft zu schenken!
Ich wünsche Ihren Gatten alles, alles Gute & das Sie Hilfe, Rat und Trost von anderer Seite erfahren!

Liebe Grüße
Jens B

Irma
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Kräfte tanken

Beitragvon Irma » Mi 14 Sep 2011 16:51

Liebe venezia,

Ihr Bericht macht betroffen! Sie stehen wie ein einsamer Fels in der Brandung. Doch die hohen Wellen und die stetigen Stürme setzen dem Fels arg zu und er droht einzustürzen.

Durch Ihr Schreiben im Forum ist Ihnen bewusst geworden, wie verzweifelt Sie sind und dass Sie Angst haben, Ihre Kräfte könnten nicht mehr ausreichen. Wenden Sie sich an eine Freundin oder an einen Freund, der Ihnen zuhört und Sie unterstützt. Glauben Sie mir, Sie müssen nicht immer stark sein. Sie dürfen Gefühle zulassen und Sie dürfen auch einmal weinen. Das kann sehr erleichternd sein. Es ist auch kein Zeichen von Schwäche, sich professionelle Hilfe zu holen. Gerne dürfen Sie auch uns anrufen. Unsere Dienstleistung Krebstelefon steht Ihnen von Montag bis Freitag, 10 - 18 Uhr zur Verfügung.

Suchen Sie sich einen Ort wo Sie sich entspannen und wieder auftanken können, auch wenn dies vielleicht nur für kurze Momente möglich ist. Ihr Motor, der seit so langer Zeit auf Hochtouren läuft, braucht dringend Benzin und Öl. Auch unsere Seele braucht Nahrung.

Sie schreiben, dass Sie und Ihr Mann sich für die Alternativmedizin entschieden haben und auf diesem Weg versuchen, die Krankheit in Schach zu halten. Sie schreiben aber auch, dass Ihr Mann unter starken Schmerzen leidet, die ihn und die ganze Familie zusätzlich noch stark belasten. Das muss nicht sein. Denn mit den heute zur Verfügung stehenden medizinischen Behandlungsmöglichkeiten, oft auch zusammen mit komplementärmedizischen Methoden, können Schmerzen gelindert oder zumindest erträglich gemacht werden!

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute und grüsse Sie freundlich

Irma, Moderatorin

Luisa
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Prostatakrebs

Beitragvon Luisa » So 18 Sep 2011 18:53

Hallo Venezia
ich möchte Ihnen noch einen Tipp geben, und zwar
unter Manju Erfahrungen.Dort hat es sehr viele Krebspatienten
die mit Manju gute Resultate erzielten.ist zwar nicht ganz billig
aber wenn es hilft.es ist ein Versuch wert.
Grüsse von Luisa

sedamnest
Beiträge: 11
Registriert: Do 16 Dez 2010 0:52

hallo Venezia

Beitragvon sedamnest » Di 20 Sep 2011 23:07

Es tut mir schrecklich leid, was Sie und Ihre Familie ertragen müssen.

Mir(21) ging es vor einem Jahr genau so, meine Mutter hatte Krebs und deshalb kann ich Ihre Situation sehr gut nachvoll ziehen. Die Hilflosigkeit die Sie verspühren und die Trauer und Ängste.
Man fängt eifach an zu funktioneren.

Aus Erfahrung kann ich Ihnen nur das empfehlen was Irma geschriben hat, genau aus diesm Grund weil ich dies nicht gemacht habe, weil ich eifach funktionert habe und nicht einsehen wollte das ich das alles nicht schaffe ohne eine Pause.

Natürlich ist es nicht einfach in Ihrer Situation, etwas Zeit für Sie in Anspruch zu nehmen.
Es muss nichts Grosses sein, viellecht ein kleiner Spaziergang, wo Sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen können, denn schlussendlich können Sie ihrem Mann so viel mehr geben. In solchen Situationen ist es sehr schwer mal an sich zu denken. Versuchen sie es, vielleicht nur 5min am Tag, die können Wunder bewirken.

Ich hoffe Ihrem Mann geht es inzwischen etwas besser.

Alles Liebe und viel Kraft für Sie und Ihre Familie.

amelie
Beiträge: 1
Registriert: Mo 3 Okt 2011 10:11

Selbsthilfe

Beitragvon amelie » Mo 3 Okt 2011 11:43

Liebe Unbekannte,

kennen Sie den Gelassenheitsspruch?

Gott (oder welche Höhere Macht auch immer Sie meinen),
gebe mir die Gelassenheit die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut die Dinge zu ändern, die ich ändern kann
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Geben Sie Ihren Mann in die Hand ... einer Höheren Macht oder wie Sie sie sonst verstehen,
bitten Sie um Kraft und Liebe.

Mir hat der Gelassenheitsspruch in meiner schweren Zeit sehr geholfen, immer wieder habe ich ihn mir aufgesagt, sobald die Verzweiflung mich überkommen wollte, immer und immer wieder.

Herzliche Grüße von Amelie


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