Der tägliche Kampf..


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settimo
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Der tägliche Kampf..

Beitragvon settimo » Mi 11 Jan 2012 0:26

Vor 2.5 Jahren wurde mein Mann (49) aus dem nichts mit einem Gallengangtumor mit Ableger auf dem Bauchfell diagnostiziert. Dieser Tumor ist sehr selten, und kommt praktisch nicht vor in diesem Alter.die diagnose war erschütternd: nicht heilbar. Aber warum ich eigentlich hier bin.. ich spüre, es ist an der Zeit mich auszutauschen mit menschen die mit diesem Schicksal Krebs leben müssen. Ich gehe bewusst nicht auf die lange leidensgeschichte ein, sonst könnte ich hier ein Buch schreiben! Wir haben jeden Tag gekämpft - tun es auch heute noch! doch in den letzten Monaten geht es meinem Mann schlechter..trotz chemo (fast 2 Jahren ununterbrochen) wurden die metastasen unter der chemo resistent und drückten auf galle, magen und darm. innert kürzester Zeit und wochenlanger spitalaufenthalt ist er wieder zuhause mit einer gallen und magenstent. er hat stark abgenommen und kann nur wenig essen. ich sehe seit wochen zu, wie er abmagert, wie er leiden muss! Spital rein - spital raus..ein auf und ab die ganze zeit. Wir haben zwei kinder (14 und 16) und müssen jeden tag nehmen wie es kommt. in letzer zeit mache ich mir aber immer wie mehr gedanken dass diese abwärtspirale ein ende nehmen könnte. er ist wieder in einer neuen chemo mit happigen nebenwirkungen. ich würde mich gerne mit Menschen austauschen, die in einer ähnlichen Lage sind. Wir hoffen und sind immer noch zuversichtlich, doch eine innere stimme fragt mich in letzter zeit.. was ist wenn die schmerzen zu gross werden? es nicht auszuhalten ist? oder wenn wir die worte vom onkologen hören.. es tut uns leid.. wir können nichts mehr machen.. wie furchtbar muss es sein, zu wissen, dass man sterben muss, und auch jemanden den man liebt, auf diesem weg zu begleiten? es erscheint mir wie ein alptraum. ich habe immer gedacht, die schlimmste erfahrung war die diagnose vor 2.5 jahren.. doch jetzt? was kommt noch auf uns zu.?. jetzt habe ich viel mehr geschrieben als ich eigentlich wollte, aber vielleicht ist irgendjemand da draussen, der mir etwas sagt, woran ich mich halten kann.. gute nacht allen..und danke für's lesen!

Sami
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schwer...

Beitragvon Sami » Mi 11 Jan 2012 8:21

Liebe settimo

es tut mir leid, was ihr alles schon durchgemacht habt und noch vor euch habt... es ist wahnsinnig schwer mit so einem schicksal umzugehen...

das dachte ich auch immer, die diagnose war das schlimmste... es hat einem den boden unter den füssen weg gezogen...
wir bekamen leider vor weihnachten die worte zu hören: wir können leider nichts mehr für eure mama tun, wir können ihr nur zur seite stehen und versuchen ihr leiden so gering als möglich zu halten... so das war noch der grössere schlag... nun ist es ausgesprochen, was man schon lange vermutet hat... aber nicht wahr haben wollte?!?

was ich dir sagen kann... gebt die hoffnung niemals auf... wir erhielten auch die diagnose unheilbar... sie hat noch ca. 6 - 9 monate zu lebe hiess es... daraus wurden mehr als 3 jahre...
kämpft wie es nur geht... probiert so positiv wie nur möglich zu denken...

mir fällt es im moment etwas schwer die richtigen worte zu finden... gibt es die überhaupt??
ich wünsche euch auf jedenfall viel kraft und zuversicht das ganze durch zu stehen, viel liebe und gute freunde!

liebe grüsse
Sami

Linda
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in Gedanken bei dir

Beitragvon Linda » Mi 18 Jan 2012 17:43

Liebe Settimo,

deine Geschichte weckt viele schmerzliche Erinnerungen in mir, aber auch Erinnerungen an eine Zeit, für die ich sehr dankbar bin. Vor bald 8 Jahren habe ich meinen Mann verloren. Als wir damals die Diagnose Nierenzellkrebs erhielten, habe ich wortwörtlich den Boden unter den Füssen verloren. Ich bin Pflegefachfrau und wusste, was diese Diagnose bedeutete. Der Gedanke, meinen Mann zu verlieren war unvorstellbar und unerträglich. Es war unendlich schmerzhaft zuschauen zu müssen, wie er immer schwächer wurde, wie er sich immer etwas mehr von dieser Welt löste. Ich konnte nichts tun, fühlte mich hilflos, und er war mir immer einen Schritt voraus. Und doch haben wir in dieser Zeit so viel Zeit miteinander verbracht, wie noch nie vorher. Wir haben viel miteinander gesprochen und besprochen und waren uns sehr nahe. Für diese Zeit, die uns beiden geschenkt wurde, bin ich sehr dankbar. Meine Kinder waren damals etwas älter als es deine heute sind. Sie haben sich beide, jeder auf seine Art, sehr liebevoll um ihren Papi gekümmert.

Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft für die kommende Zeit. Schreib einfach wieder, wenn es dir hilft.

In Gedanken bei dir. Herzlich
Linda

Bienli
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Nebenwirkungen

Beitragvon Bienli » Mi 1 Feb 2012 21:38

Liebe Settimo

Auch bei mir kommen Erinnerungen auf. Mein Schwiegervater war ebenfalls an Krebs erkrankt.
Er hat die ganze Situation auf seine Art und Weise gelöst. Die ganze Familie war im ersten Moment total geschockt!!!
Er wollte überhaupt keine Chemo und Bestrahlungen mehr. Nichts - einfach nichts! Seine Worte waren - ich möchte noch so leben, wie es geht. Ohne Chemo und deren Nebenwirkungen.
Im Nachhinein muss ich sagen - für uns war es ein Schock und trotzdem können wir es jetzt verstehen und auch akzeptieren.
Mit Chemo wäre seine Leidenszeit einfach verlängert worden - Nebenwirkungen inkl.
Statt im Spital der Chemo ausgeliefert zu sein, ging er mit seiner Frau noch ab und zu auf kleine Reisli. Nahm jeden Tag seine zwei Glas Wein und genoss einfach noch die Zeit, welche ihm blieb.
Es war seine Entscheidung und ich muss ehrlich sagen, ich selber würde es heute genau gleich machen! Bei Null-Hoffnung noch jede Stunde geniessen, ohne Nebenwirkungen.

Hoffe, ich trete da niemandem zu nahe - wäre nicht meine Absicht gewesen.

Herzlichst

Bienli


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