IV-Anmeldung seit 3 Jahren hängig

[christina59]

Hallo zusammen

Wegen einer Brustkrebserkrankung im August 2010 bin ich immer noch sehr erschöpft und kann deshalb nur 40% arbeiten. Die IV-Anmeldung läuft seit Febr. 11 und ich warte immer noch auf einen positiven Bescheid. Ich habe das Cancer related fatigue Syndrom, dazu gibt es einen Bundesgerichtsentscheid. Es ist sehr kräftezehrend so lange in der Ungewissheit zu leben. Ich bin 55, lebe allein und bin auf ein Einkommen angewiesen. Vor der Erkrankung arbeitete ich 100% als Pflegefachfrau. Meine Herausforderung ist mit der Erschöpfung und der Ungewissheit umzugehen. Gibt es Leute die in einer ähnlichen Situation sind?

Liebe Grüsse

Christina

[Julia77]

Guten tag leider gibt viele leute als du denkst.Bin auch seit 2011 an Leukämie erkrankt und noch nicht etwas bekommen habe 60% gearbeitet also mann muss nicht nur krankheit haben sondern auch sorge ums uberleben:-( ich hofe das einmal alles gut kommt vor allem krebserkrankte sorry für meine Deutsch kann nich gutt schreiben Liebe Grusse Julia

[ganzblau]

Liebe Christina,

Ich bin erst seit kurzem hier im Forum angemeldet, weil ich zur Zeit meiner Brustkrebsbehandlung (2008/09) im Tessin lebte und gar nicht daran dachte, mich in einem deutschsprachigen Forum anzumelden. Und leider dämmerte es mir erst viele Jahre später, dass ich durchaus typische Anzeichen einer schwierigen Cancer Survivorship (inklusive chronische fatigue und chemo brain) mit mir herumschleppe. Für einen Menschen, der durch und für die Wissenschaft lebt, eine nicht ganz leichte Hypothek!

Ich habe meine Krankheit damals ganz allein "durchgeseucht", ohne familiären Beistand. Und da ich so rasch als möglich wieder in meinen angestammten Beruf zurück wollte (ich bin Film- und Fernsehwissenschaftlerin, wobei meine befristete Stelle exakt zum Zeitpunkt meiner Erkrankung auslief), wollte ich auch so rasch als möglich wieder gesund werden. Und meine Habilitationsschrift veröffentlichen, die aufgrund der Brustkrebsepisode liegen blieb. (... Und prompt bis heute liegen geblieben ist, was mir von allen Dingen am meisten Kummer macht.)

Ich habe erst mehrere Jahre und einige prekäre, kurzzeitige Engagements an verschiedenen Universitäten später realisiert, dass meine grossen Probleme, wieder in den Alltag zurückzufinden, mit einem kognitiven Defizit und auch physischen Einschränkungen (Muskelschwäche) zu tun haben. Ich fühle mich heute höchstens noch zu 50% arbeitsfähig - und da mir die IV jeglichen Rentenanspruch verweigert, geht fast meine ganze Energie für den (bekannten) Kampf gegen die Behörden drauf.

Hätte ich nicht gute Freunde und einen kleinen Hund, der mein "Fitness-Coach" ist - ich glaube, ich wäre heute (... wieder) in der Psychiatrie, wo ich in meiner grossen Not schon einmal Zuflucht suchte.

Immerhin weiss ich heute, dass es vielen Menschen so geht - sowohl was die Probleme selber betrifft wie auch das Unverständnis, welches einem im Alltag begegnet. Mein Kampf um eine IV-Rente hat vor zwei Jahren begonnen - und seit kurzer Zeit beschäftige ich auch eine Anwältin, weil ich nicht mehr daran glaube, ohne juristischen Beistand weiterzukommen.

Soweit meine Geschichte. Ich würde mich sehr freuen, mich mit anderen Menschen auszutauschen, die im Beruf partout nicht mehr Fuss fassen können, weil sie mit den Nebenwirkungen (und vor allem: Spätfolgen) einer "glücklich überlebten" Krebserkrankung klar kommen müssen.

Im Idealfall suche ich Mitstreiter für eine Supportgruppe. Es hilft mir aber auch schon, wenn mir andere Überlebende bestätigen können, dass ich nichts "falsch gemacht" habe :)