Hilflose und überforderte Nichtbetroffene


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saturn

Hilflose und überforderte Nichtbetroffene

Beitragvon saturn » Sa 1 Dez 2007 18:10

Hallo liebe Forumler

Vor lauter Herrje wende ich mich an euch. In letzter Zeit habe ich echt das Gefühl, ich bin im falschen Film. Selber ist frau im April 2007 an Brustkrebs erkrankt, die Resultate der ersten Nachsorgeuntersuchungen sind im grünen Bereich. Aber seit ich die guten Resultate entgegennehmen durfte (gottseidank), werde ich von meinen achso lieben Mitmenschen zart aber fein auf Todesanzeigen in Zeitungen hingewiesen. Aber immer auf solche, welche an den Folgen von Brustkrebs verstorben sind *zornig aufstampf und rumzick*.

Der Höhepunkt war gestern, als ich mit einer Bekannten telefonierte und wir uns gegenseitig erkundigten wie es uns in den Monaten, wo wir uns nicht gesehen oder gehört haben, so ging. Ich teilt ihr mit, dass ich eine schwierige Zeit hinter mir habe, da ich noch eine Krebsdiagnose entgegen nehmen durfte. Bekannte: "Krebs?!? Gott, ich wollt' ich hätte das! Dann würde ich nichts tun, ich will dann einfach nur gehen".

Halloooooo?!? Seit wann wünscht ein Mensch sich Krebs, herrgottkruzifixnochemol!! Die Bekannte wurde vom Mann verlassen. Aber himmeldonnerwetternochmal, Männer gibts doch genug, aber der Mensch hat doch nur eine Gesundheit und nicht mehrere!!! Ich versteh' die Welt nicht mehr. Aagrrrrrrrrrhhhhh!!!!

Ich werd noch wahnsinnig! Ich brauch dringend fröhliche und aufgestellte Menschen um mich rum. Aber wo um himmelswillen gibts denn solche überhaupt noch?!? So, nun aber

Danke für's lesen und

Gruss
Karzinömli

Strickliesel
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Frust

Beitragvon Strickliesel » Sa 1 Dez 2007 18:38

Hallo Karzinömli,
Du bist mit Recht verärgert, bei solchen Aussagen könnte ich auch die Wände hochgehen.

Ich hatte vor kurzerm auch so eine "Tolle " Erfahrung. Ich rief eine Bekannte/ehem. Arbeitskollegin von mir an, weil sie sich was geborgt hatte,vor 2 Jahren, vor der Diagnose, und es noch nicht zurückgebracht hatte. Sie fährt jeden Tag an meinem Haus vorbei! Sie brachte mir das Teil und erzählte, dass sie immer geschaut hätte, ob denn mein Auto dasteht, (es stand fast immer da ;-)
Ich habe sie gefragt, warum sie denn nicht einmal geklingelt hätte...und sie gab mir zur Antwort " Ja, wenn ich gewußt hätte, dass man Dich besuchen darf ...." (Grade so, als würde eine Schild an der Strasse stehen: Ja nicht klingeln ! )Da bin ich bald vom Glauben abgefallen.

und 2 Sätze später hat sie mich gefragt, ob ich demnächst wieder mit ihr schwimme gehe, weil sie alleine keine Lust hat. Also bitte! Da wär ich dann wieder gut genug, oder?

Da kannst Du nur noch sagen: " Herr, vergib ihnen , denn sie wissen nicht, was sie tun" ... bzw. was sie sagen....

Diese Hilflosigkeit von Nichtbetroffenen ist wohl etwas, was wir nicht ändern können. Das einzige, was wir machen können, ist, dies nicht so nahe an uns ran zu lassen, wir können ja nix für deren Dummheit, oder?
Auch da trennt sich wieder die Spreu vom Weizen...

So, nun hab ich mich gleich mit rangehangen, Frustmäßig....

Ganz liebe Grüße und einen schönen Abend !
Bianca

Caro
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Auch als nichtbetroffene...

Beitragvon Caro » Sa 1 Dez 2007 18:50

Hallo zusammen,

Mit enstsetzen lass ich eure Zeilen. Vor Allem dass sich jemand Krebs wünscht???!!!

Auch ich als nichtbetroffene erlebe manchmal Aussagen, welche sehr weh tun. Da ich viel Kontakt zu kranken Menschen habe, wenn ich wieder jemand neues kennenlerne und jemandem von dieser Person erzähle höre ich oft: "Hast du denn auch noch gesunde Freunde???" Ich suche mir halt meine Freunde nicht nach gesundheitsgrad aus.... anscheinend muss man zuerst nach dem Gesundheitszustand fragen bevor man eine Freundschaft eingeht. Aber nicht ich!!!!

Das härteste was mir jemand mal sagte war, als ich ihr erzählte eine bekannte hätte ine Rückenoperation, da sagte sie mir:
Dann überlebt sie es sicher nicht wenn sie mit dir befreundet ist.... Sie hat sich dann entschuldigt, aber sone Aussage kann ich nicht entschuldigten. Das schmerzt enorm.

Ich wünsche euch allen Freunde, welche Verständniss für eure Krankheit haben und euch nicht behandeln als wärt ihr schon auf der Wartebank des Todes und aus Glas!

Kiss Caro

saturn

sich verquirlten Dünnpfiff anhören müssen....

Beitragvon saturn » Sa 1 Dez 2007 20:10

Liebe Caro
liebe Bianca

Danke für eure Antworten - fühle mich gleich nicht mehr so alleine. Für uns als Betroffene ist es wie eine Klatsche ins Gesicht, wenn wir uns solch verquirlten Dünnpfiff von den lieben Mitmenschen anhören müssen. Es tut einfach sehr weh.

Mir ist auch klar, dass wenn man(n) oder frau vom Partner verlassen wird, es sicher auch für die betroffene Person eine schwierige Zeit ist. Aber solche Aussagen, wie diejenige meiner Bekannten gestern, zeigen mir auch, wie wenig sich die Menschen bewusst sind, was eigentlich Gesundheit bedeutet.

Bianca, Deine Aussage von wegen Spreu trennt sich von Weizen kann ich nur untermauern. Leider ist es so. Mir persönlich sind von meinen "vermeintlichen" Freunden derer zwei geblieben, die es nachwievor ehrlich mit mir meinen. Der Rest ist für mich unbrauchbar geworden. Ich brauche nämlich fröhliche und aufgestellte Menschen um mich rum, da ich selbst jetzt auch wieder gern lache.

Irgendwie haben diejenigen, welche mich auf die Todesanzeigen in Zeitungen aufmerksam machen, von Menschen, welche an den Folgen von Brustkrebs verstorben sind, auch nicht mehr alle Latten am Zaun, echt mal! *kopfschüttel*

Caro, diese Bemerkung betreffend Bekannte mit Rückenops. ist wirklich nicht zu entschuldigen. Da geht einem ja regelrecht der Hut hoch.

Meistens sind es die so unüberlegt leicht dahingeworfenen Bemerkungen, die zutiefst treffen. Ich hab dann in einem solchen Moment leider meistens mein "dickes Fell" irgendwo liegen gelassen.....

liebe Grüsse
Karzinömli

Liz und Willy
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???

Beitragvon Liz und Willy » Sa 1 Dez 2007 20:50

Irgendwie kommt uns das sooooo bekannt vor?

Willy wurde auch nach 2 Jahren Krebserkrankung, als er jemand aus der Clique (Fasnacht) traf konstaniert mit folgendem Satz konfrontiert "was du lebst noch?".

Aber auch Behörden könne so blöde Sprüche bringen - so hat der Sozialarbeiter der Sozialhilfe, als wir uns damals anmelden mussten wegen Willy's Krankheit (wir wurden von der Krebsliga dorthin verwiesen), einen Brief an Willy adressiert und darin stand "Im Falles der Todes von meinem Mann müssten sie die Wohnung verfügen d.h. ich wäre gezwungen auszuziehen". Die Wohnung war genau 57.- über der von ihnen erlaubten Kostengrenze.

Wir hatten aber auch schon einen Pneumologen (der gleiche der Willy die Krebsdiagnose in 7 Minuten übermittelte, uns dann aus dem Sprechzimmer spedierte und auf dem Gang fragte "Ob wir noch irgendwelche Fragen hätten?" - ich sagte nur "Ja 1001 Fragen haben wir, aber die kommen nachts um 2 wenn sie ihren seeligen Schlaf geniessen!"!!!) der Willy mitten in einem vollen Kliniklift fragte "Wie es seinem Krebs ginge?"!!!

Aber auch ein Onkologe sagte zu Willy, als er wegen Hirnmetas bei ihm war, "Ja er müsse sich keine Sorgen machen, da ist sicher nichts - sie sehen nicht wie ein Krebspatient aus!".

Ich glaube wir allem haben solche Erlebnisse hinter uns.... leider.

Es macht aber nicht Halt vor der Diagnose Krebs, sondern als MS-ler hört man solche Sprüche jeden Tag - wenn die Sprüche kommen "Was für einen flotten Käfer, Ferrarie, Porsche etc. man hat" (gemeint ist das E-Mobil - meines ist rot). Dabei wäre man fgroh wenn man noch einigermassen normal laufen könnte!

Das was aber meisten weh tut ist wenn sich scheinbar gute Freunde verdünnifizieren.

Handkehrum darf man sagen, mit Krebs findet man dafür wiederum ganz liebe neue Freunde - echte Freunde.

Sie sehen nicht wie verletzend sie sein können...

Bis bald s'Doppelpäggli

saturn

verletzende Bemerkungen

Beitragvon saturn » Sa 1 Dez 2007 21:09

Hallo Liz und Willy

Is' ja allerhand was ihr euch auch anhören "dürft". Schlimm, einfach nur schlimm.

Noch schlimmer empfand ich gestern meine Bekannte, die mir auf mein Satz, das ich eine Krebsdiagnose entgegen nehmen musste, antwortete: "Krebs?!? Gott, ich wollt ich hätte das!...". Das ist mir noch nie untergekommen, dass sich jemand diese Krankheit regelrecht ersehnt oder wünscht.

Solche Aussagen oder Bemerkungen machen nicht vor der Diagnose Krebs Halt. Leider ist es heutzutags wirklich manchmal unfassbar, wie mit kranken und behinderten Menschen umgegangen wird.

Was können wir dagegen tun ausser uns selbst davor schützen? Wie aber schützt man sich als behinderter oder kranker Mensch? Manchmal aber vergessen wir vor lauter Therapien, Medi's, Schmerzen etc. unseren Schutz oder denken mal nicht daran - und dann trifft eine leicht dahergesagte "flotte" Bemerkung zutiefst. Vorallem auch dann, wenn das mit dem "dicken Fell" nicht funktioniert.

liebe Grüsse
Karzinömli

Liz und Willy
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...

Beitragvon Liz und Willy » Sa 1 Dez 2007 21:43

Du hast absolut recht, dass sich jemand den Krebs wünscht und das ausgerechnet vor jemandem der Krebs hat ist wohl wirklich der Gipfel von allen Gipfeln.

Die Person kann ja froh sein, das Krabbelvieh nicht zu haben - also wir würden alle sehr gerne darauf verzichten... wir würden es nicht einmal unserem argsten Feind wünschen.

Das mit der dicken Haut hat schon was, leider ist es wie bei euch auch, sie ist zeitweise brüchig und sehr, sehr dünn, dann verträgt man gar nichts.

WQir versuchen manchmal mit Galgenhumor dem entgegen zu wirken, dies war aber auch erst nach einer Weile möglich... man härtet sich ab mit der Zeit!

Caro
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scheinbar

Beitragvon Caro » Sa 1 Dez 2007 22:41

Liebe Liz, Lieber Willy

Ihr habt es genau richtig erwähnt SCHEINBAR gute Freunde distanzieren sich. Gute Freunde würden sich niemals distanzieren.

Denn bei einer Freundschaft ist es doch genau das auf was man zählen möchte. Das man füreinander da sein wird, egal was kommt. Und die Menschen ich möchte diese nicht Freunde nennne, sind einfach nur Egoisten, welche aus der Freundschaft nur den Spass miteinander sehen. Das gehört auch zur Freundschaft spass haben aber eben nicht nur. Diese Leute sind es nicht wert, und ich sehe es als Chance, wenn ich in solche Situationen komme und ich sehen kann welche Menschen in meinem Umfeld es Wert sind meine Freundschaft zu haben.

Meine echte Freundschaft habt ihr auf jeden Fall! Egal was kommt!

En mega mega knuddelschmatz

Sabrina

forelle
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Mobbing gegenüber Kranke!

Beitragvon forelle » Mo 3 Dez 2007 18:02

Liebe Forumsteilnehmer,

Euren einträgen kann ich nur zustimmen!

Nicht nur die genannten sind überfordert.
Viel schlimmer sind Vorgesetzte, Arbeitgeber und Sozialstellen derselben, die Kranke gleich welcher Art wegmobben!

Wegen meiner PK – Erkrankung habe ich im „Jugendlichen Alter“ von 61.Jahren die Arbeitstelle verloren. Ich wurde wegen meiner Krankheit ausgegrenzt, schikaniert, lächerlich gemacht wie, „andere hätten auch Krebs“ usw. wurde gemobbt, (Bossing von Vorgesetzten) bis ich zusammenbrach und vom Arzt krankgeschrieben wurde.

Ein Eingeschriebener Brief an den Verwaltungsrat Präsident des Konzerns, mit Hinweis auf Art.328 OR, Auflistung aller negativen Vorkommnisse incl. Beweisführung hat bewirkt, dass ich frühzeitig Pensioniert wurde.
Schlafprobleme beweisen jedoch, dass ich die damalige Kränkung immer noch nicht überwunden habe. Die Zeit wird jedoch heilen.

Mein Brief hat etwas bewirkt!
Mit einer übergangsrente bis erreichen des AHV alters und meiner vorgezogenen Pension Leistung kann ich einigermassen leben.

Was ist jedoch mit andern, die sich selber nicht wehren können?
Die nicht von einer vorsorge Stiftung eines Konzern profitieren können? Die nur noch eine leere vor sich haben?

In dieser Hinsicht muss in unserem Land noch viel getan werden.
Denn ein gutes soziales Umfeld trägt viel zum Heilungsprozess bei!
Schwer Kranke müssen unbedingt am Arbeitsplatz vom Gesetz her besser geschützt werden. Auch die Krebsliga ist hiefür gefordert!

E gueti zyt wünscht,


forelle

saturn

Mobbing gegenüber Kranken

Beitragvon saturn » Fr 7 Dez 2007 17:38

Hallo Forelle

Das tut mir leid, dass du Mobbing erleben musstest. Ich kann sehr gut nachfühlen, wie einem dabei zumute ist. Denn ich stecke seit vergangenem Montag in einer ähnlichen Geschichte.

Ich habe rund viereinhalb Monate nach meiner Brustkrebsoperation wieder begonnen, teilzeitlich zu arbeiten. Hab im November das Pensum gesteigert und hab jetzt am Montag das Zeugnis für den Monat Dezember abgegeben. Der Vorgesetzte hat gemeint, das genüge ihm nicht, er brauche jetzt ein Zeugnis von einem Psychiater! Da dies aber nicht zum ersten Mal passiert ist, habe ich mich jetzt angefangen, zu wehren. Ich wurde von ihm schon schikaniert, bevor ich die definitive Diagnose bekam. Bereits rund 6 Wochen nach der Operation hat er gemeint, wieso ich nicht mein volles Pensum arbeiten könne. Ich hätte doch keinen schweren Job zu machen, Haushalt sei schwerer blablabla....

Es würde zu weit gehen, die ganze Geschichte hier niederzuschreiben,
ich bin einfach für mich stolz, dass ich den Schritt gewagt habe, dagegen anzugehen. Die Gespräche mit dem Personalchef haben mir gezeigt, dass ich wahrgenommen werde. Denn "mein Fall" wurde heute mit der Direktorin der Firma besprochen. Habe bis jetzt noch nichts gehört was da rausgekommen ist. Ich habe einfach nur um eine sofortige Versetzung in ein anderes Team oder eine andere Abteilung gebeten.

Ich weiss, dass Forelle's und meine Geschichte nur eine von vielen ist, die leider kranken und behinderten Menschen passieren. Aber ich hoffe, dass es ein ganz kleines bisschen auch tröstet, hat man doch in einem solchen Moment das Gefühl, ganz alleine dazustehen.

Es kostet viel mehr Kraft und Energie in einem solchen Fall weiterzuschlucken oder weiterzuleiden, als in Aktion zu treten. Es braucht viel Mut und auch viel Kraft - aber es macht stolz.

In diesem Sinne wünsche ich allen viel Kraft und eine besinnliche Vorweihnachtszeit

Karzinömli

Caro
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Stolz

Beitragvon Caro » Fr 7 Dez 2007 18:14

Hallo Karzinömli

Bin stolz auf dich das du diesen Schritt gewagt hast! Du hast recht immer nur schlucken bringt nichts und ist erst noch krebsfördernd...

Drück dir die Daumen für die Versetzung!!!!

Knuddel

Caro

saturn

Wehren

Beitragvon saturn » Fr 7 Dez 2007 19:05

Hoi Caro

Herzlichen Dank für deine aufmunternden Worte.

Ja, das Runterschlucken und Hinnehmen von Ungerechtigkeiten kann auch krebsfördernd wirken...

So wie der Personalchef im gestrigen Gespräch geredet hat, muss mein Vorgesetzter anscheinend in seinem Umgang mit mir einige seiner Kompetenzen überschritten haben. Der Personalchef hat mir gegenüber ganz klar gesagt, dass das Verhalten des Vorgesetzten mir gegenüber absolut nicht richtig sei.

Mal sehen wies weitergeht...

Ich finde es einfach unter aller Sau, wie mit kranken und behinderten Menschen umgegangen wird. Und ich bin nicht mehr bereit, dies einfach so hinzunehmen. So, dies musste auch noch raus *zornig aufstampf*

Liebe Grüsse und Knuddel zurück
Karzinömli

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Wehren

Beitragvon forelle » Sa 8 Dez 2007 16:06

„Lieber ein Kampf verlieren, als zu verlieren ohne zu kämpfen“


Hallo Karzinömli

Du kannst stolz sein für deinen Mut, dich gegen „die Verletzung der
persönlichen Integrität am Arbeitsplatz“ zu wehren!

Im Google findest du unter Mobbing und Recht interessante Hinweise und Musterbrief vorlagen dich erfolgreich zu wehren!

Eine weitere Option ist eine Rechtschutzversicherung oder ein Gewerkschaft Vertreter der sich im Arbeitsrecht auskennt.
Meines wissen sind auch Arbeitsgerichte behilflich, Arbeitnehmer den weiteren Weg zu zeigen.

Ich wünsche die weiterhin viel Kraft und hoffe dass du Vorgesetzte findest, die dich mit deiner Krankheit akzeptieren und unterstützen.

E schöne Sunntig wünscht

die forelle

saturn

Keine Versetzung sondern Kündigung!

Beitragvon saturn » Fr 19 Sep 2008 16:49

Hallo

Ich hatte ja mitgeteilt, dass ich in der mittlerweile Ex-Firma auch in einer Mobbingsituation steckte, mich gewehrt und um Versetzung in ein anderes Team gebeten hatte.

Das Resultat war keine Versetzung, sondern die Kündigung. Man sagte mir von seiten der Personalabteilung liebenswürdigerweise, dass es keine Möglichkeit der Versetzung gäbe und sie ihrerseits das Arbeitsverhältnis mit mir lieber auflösen wollen. Boom! Ach ja? Und die Versetzung? Da wurde mir gesüssholzraspelt, dass das geplante Team jetzt nicht gebildet werde und es gäbe keine andere Möglichkeit. Ok, ca. 6 Wochen später räumte ich stillschweigend meinen Arbeitsplatz und was musste ich von einer Teamkollegin hören? Ob ich denn nicht ins Rechnungsteam versetzt würde? Ähh, nein - man sagte mir, dass Rechnungsbüro oder -team werde nicht gebildet? Was nicht gebildet, wurde mir verblüfft erwidert. Das Team bestehe schon länger, man suche jetzt eine Teamleitung. Ach nee, ist nicht wahr, stellte ich mich dumm. Doch, wurde mir da erwidert! Ich wurde also noch belogen. Es gab die Möglichkeit der Versetzung schon, aber man wollte mich da schlichtweg nicht mehr haben.

Heute muss ich dazu sagen, dass mir nichts besseres hätte passieren können. Ein kompletter Neuanfang ist viel besser und tut mir auch besser. Doch die Art und Weise hat mich lange traurig gestimmt. Meiner Anwältin habe ich gesagt, dass ich meine Energien und Kräfte lieber in meine Genesung investiere, als in einen aufreibenden Rechtsstreit, der mich unter Umständen nur in eine weitere Krebserkrankung getrieben hätte.

So habe ich jetzt genug Kraft und Zuversicht tanken können und bin jetzt bereit für einen kompletten Neustart. Das Alte und Ungute mit dem Mobbing und drumunddran ist weg und mir gehts wunderbar.

Das ist der Stand der Dinge und ich freu mich einfach nur, mein Leben jetzt komplett neu anfangen zu können.

Alles Liebe und liebe Grüsse
saturn

Ladina
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Auch ich habe ein paar passende Müsterli dazu

Beitragvon Ladina » So 9 Nov 2008 18:46

Was einem so passieren kann....

Ich war das erste Mal im neuen Jahr wieder mit dem Zug unterwegs zusammen mit 2 Freundinnen.
Das wäre an sich nichts besonderes, wäre ich nicht zuvor ziemlich krank gewesen und kahlköpfig.
Also, ich sitze da im Abteil mit meinen Begleiterinnen. Die haben lange Haare, wie sichs gehört. Ich trage ein Käppi - weil die Perücke so grässlich juckte, dass ich sie kurzerhand im Rucksack verstaut habe.
Eine Station weiter kommen ein Mann und eine Frau in den Zug. Alter schätze etwa 70 und die setzen sich uns gegenüber - grusslos, obwohl wir gegrüsst hatten. Der Mann guckt immer wieder verächtlich zu uns rüber und plötzlich wettert er:
" Eine Schande sowas, wie die jungen Leute heutzutage herumlaufen!!" Das ging ganz klar gegen mich.
Aber heute war ich nicht verlegen, wie sonst manchmal, fragte ihn ganz offen: " Ist es Ihnen wohler, wenn ich meine Haare wieder anziehe?" und packe das struppige Ding wieder aus und halte es ihm so hin.
Liebe Leute, Den hätte man filmen sollen, der Kiefer ist ihm beinahe auf den Boden gefallen: Und entschuldigt hat er sich sogar, oh er hätte nicht gewusst, dass das bei mir krankheitshalber wär, dann seis natürlich was ganz anderes. Nein, Nein, dann müsste ich die Haare nicht anziehn, das wär grad noch....
Manchmal sind Perücken doch ganz nützlich.
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Dumme Sprüche von Bahnangestellten

Wegen meiner chronischen Krebserkrankung + Sehbehinderung bekomme ich eine Invalidenrente, die mich dazu berechtigt, gewisse Zugs-Abonnemente zum reduzierten Preis zu erwerben. Dazu brauche ich einen speziellen Ausweis, den ich jeden Monat beim Abo-Kauf wieder vorweisen muss. Manche Angestellte akzeptieren das so, andere maulen immer, ich müsste auch noch einen Personalausweis zeigen, aber ich laufe ja nicht ständig mit einem Schweizer Pass herum. Schliesslich aber, durch die ewige Stürmerei langsam genervt liess ich mir dann doch die in der Schweiz gebräuchliche Identitätskarte ausstellen. Stolz wie Anton ging ich im nächsten Monat mit allen Dokumenten wieder zum Schalter. Dort sass der unfreundlichste aller Typen und hatte nur einen leisen Gruss, jedoch kein Lächeln für mich übrig. Ich äusserte meinen Abo-Wunsch und wies mich aus. Da stand der Typ auf, kam aus seinem Häuschen und ging einmal links und einmal rechts um mich herum, musterte mich von Kopf bis Fuss, ging dann wieder zurück an seinen Schalterplatz und sagte wörtlich: "Ihre Schädigung muss an einem Ort liegen, wo man sie nicht sehen kann!" DARAUF ICH: "Ja, sie muss ja nicht bei allen so offensichtlich sein wie bei Ihnen!" Packte meine Ausweise wieder ein, liess den Typen sprachlos sitzen und fuhr ins Nachbardorf, und kaufte dort mein SBB-Abo.
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Oder das hier:

Verletzung durch Verkaufspersonal:

Hatte schon als kleines Mädchen als Kind der Berge ein Dirndl und die Liebe zu diesem Kleid ist mir geblieben.
In einem Anflug von absoluten Wohlbefinden mitten in der Chemo als junge Frau, wagte ich es endlich, wieder einmal so ein Dirndl- und Trachten-Geschäft zu betreten um mich da etwas umzusehen. Bedienung ist flink zur Stelle, mustert auffällig genug meine nicht vorhandene Oberweite und meinen haarlosen Kopf, auf dem ein schickes Hütchen thront, passend zu Bluse und Caprihose, die ich trug und fragt dann etwas distanziert: "Was darfs denn sein?"
Ich: " Ich schau mich nur mal so nach einem Dirndl um." Sie: "Für welche Altersklasse bitte?"
Ich:" Ja für mich."
Darauf sie: : "Also wissen Sie, da sind Sie bei uns wohl doch an der falschen Adresse. Sie haben doch ehrlich gesagt nicht das Aussehen für so ein edles Kleid. Tut mir leid.
(im Klartext sollte das wohl heissen, Sie sehen aus wie eine Pennerin...)
Da wusste auch ich nichts mehr zu sagen. Tief verletzt ging ich nach Hause und ein Dirndl habe ich bis heute keines mehr.
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Oder auf einer Reise mit dem Zug:

Heisses Sommerwetter, wollte gerne in die Natur raus gehen, durfte aber nicht wegen Sonnenlichtempfindlichkeit durch die Chemo und Cortison. So setzte ich mich in die Rätische Bahn ab Madulain auf die Schattenseite, um im Panoramawagen wenigstens die Aussicht auf die Natur auf dem Berninapass zu geniessen.
Ich trage eine knielange Hose, denn auch im Zug ist es sehr heiss.
Mir gegenüber auf der Sonnenseite sitzt ein Mann, Alter schätze 40. Der guckt immer so zu mir, ich denke noch, den blendet vielleicht doch etwas die Sonne, da sagt er plötzlich: "Du hör mal, Mädle, so wie Du ausgschaust, solltest aber doch net in so kurzen Hosen rumlaufen, des isch ja total unästhetisch, mit so vuin Haaren an den Beinen, des würgt mi fascht!"
Mir kam auch fast die Galle hoch, aber zum Glück auch gleich die richtige Antwort, die lautete barsch: Also das Klo ist gleich da vorne und sonst gucken Sie halt an einen andern Ort, alles klar!?"
Peng, dass sass. Er wandte mir den Rücken zu und sagte nichts mehr. Nur beim Aussteigen liess er in meine Richtung verlauten: Sie sind die frechste Schweizerin, die mir je begegnet ist, jawohl!"
Kleiner Triumph für mich: Er hatte diesmal immerhin Sie gesagt. Ich war da nämlich schon 29.
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Als ich als 12jährige nach dem operativen Eingriff im Gehirn, das 2. Mal so richtig aus der Narkose erwachte, war mir erbärmlich schlecht und es liess sich nicht verhindern, dass mir was aus dem Magen aufs KH-Nachthemd kam.
Der von meiner Tante herbeigerufene Pfleger brachte dann ein neues KH-Nachthemd (eben die Dinger, die hinten offen sind) mit den locker salopp und lachend vorgetragenen Worten: "Na, dann bringen wir ihr mal ein neues Leichenhemd, sie soll ja nicht schon schmutzig vor den Herrgott treten!"
Was soll man dazu noch sagen?
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Als ich wegen besagtem Tumor noch bestrahlt werden musste, fuhr ich tagtäglich mit dem Taxischein ins KH und zurück. Dabei traf ich einige Male auf den selben Chauffeur, der mich eines Tages fragte, was ich denn immer im KH mache.
Ich sagte: ich werde wegen einem Gehirntumor bestrahlt." Darauf er: "Ja, da können Sie sich ja gleich aufhängen. Ich fahre Sie wohl besser in den Wald!!!"
Ich stieg aus, als er an einer Ampel halten musste...
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Die Mutter eines guten Freundes: "Wenn Sie den Carlo wirklich mögen, dann setzen Sie ihn bitte vor die Tür. Sie wissen doch selbst, dass das mit Ihnen keine Zukunft hat. Er soll doch nicht schon in einem Jahr Witwer werden, der arme Junge!"
(Ach ja, besagte Mutter war gelernte Krankenschwester)
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Sachverständnis
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Sass gemütlich in der Cafeteria des KH und schlürfte ein Teelein, oben ohne, sprich mit Glatze, während neben mir der Tropf mit der Spüllösung stand.
Fuhr ein Mann im Rollstuhl zu mir an den Tisch und erzählte, wie er seinen Urlaub hier geniesse, da er wegen einem Wadenbruch nicht arbeiten könne.
Dann fragte er mich warum ich hier sei. Ich sagte:" ich habe zum 2.Mal Leukämie" Darauf er mit so einer wegwerfenden Handbewegung, grinsend: "Aach, Leukämie! Ja das hab ich auch öfter. Machen Sie sich da nur keine Sorgen, da kriegen Sie Eisen und schon ist es wieder gut!"
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Die Nachbarin aus der Ferienwohnung über der unseren, nachdem sie mich mehrmals am Morgen dabei beobachtete, wie ich beinahe kahl, mit nur noch wenigen Flusen auf dem Kopf, mein Bettzeug ausschüttelte, auf dem eben die Haare geblieben waren: "Oh Gott haben Sie Flöhe?"
(eigentlich weiss sie, dass ich Krebs habe...)
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In der Augenklinik, als ich wegen wiederholter Entzündung der Augenhöhle dort zur Untersuchung war, zitterte ich ziemlich vor Angst vor dem, was mich erwarten würde und meine Zähne klapperten so vor sich hin, ich konnte das nicht stoppen. Da herrschte mich einer der anwesenden Ärzte an: "Jetzt nehmen Sie sich mal zusammen. So schlimm wirds doch nicht sein. Hier sind schon viele mit einem Glasauge raus!"
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Apropos Alter:
Als ich wegen Hyperkalzämie im KH war im zarten Alter von ca. 25 Jahren, trat die Besucherin meiner Bettnachbarin bevor sie ging noch an mein Bett, indem ich ziemlich schlapp lag und streckte mir ein Kinderpuzzle für Fünfjährige entgegen mit den Worten: Sodele, das können sie Ihren Enkeln geben. So haben die eine hübsche Erinnerung an Sie!
(Na Bravo, so alt sah ich da schon aus)
Hinterher hab ich dann aber erfahren, dass einen Tag bevor ich in das Zimmer kam, tatsächlich eine Oma mit im Zimmer war. Das hat mich dann wieder etwas aufgebaut.
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Traf auf einem Ärztekongress den Arzt wieder, der mir vor 8 Jahren schonungslos ins Gesicht sagte, dass ich höchstens noch ein halbes Jahr leben würde und begrüsste den Kauz mit den Worten: " Ja, so kann man sich täuschen, Herr Doktor"
Darauf er: "Oh nein, ich habe mich überhaupt nicht getäuscht. Laut Statistik müssten Sie längst tot sein:"
(Naja, dann haben sich eben die Statistiken getäuscht...)
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Spitzfindige, aber dennoch etwas "halbschlaue" Kundin hält sich für besonders gescheit und posaunt vor allen andern Leuten ihre gerade gemachte Entdeckung auf meinen Kopf heraus: "Nicht wahr, Sie tragen jetzt eine Perücke, das habe ich gleich gemerkt. Haben Sie wieder Krebs, haben Sie wieder Krebs?"
Ich hätte mir eher die Zunge abgebissen, als ihr diesbezüglich eine Antwort zu geben.
In den folgenden Tagen nervte Sie mich immer mit der Frage: "Wie gehts?" Die beantwortete ich mehr schlecht als recht.
Wenige Tage später hängte sie der ersten Frage, die doofe 2. an, die da lautete:"Und wie geht es Ihrer Perücke?" (Dies wieder so laut, dass es alle im Geschäft bombensicher gehört haben)
Ich wollte ja erst gar nichts sagen, aber dann schoss es wie von Geisterhand aus meinem Mund:" Da überfragen Sie mich. Da müssen Sie schon die Perücke selber fragen.
Sie rauschte beleidigt von dannen und war noch wochenlang das Gespött unserer Kunden. Selber schuld!

Liebe Grüsse an alle
Ladina


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