Krebs im Beruf - Lehrer


Moderations-Bereich
domino
Beiträge: 12
Registriert: Mo 21 Okt 2013 14:44
Wohnort: Bern

Krebs im Beruf - Lehrer

Beitragvon domino » Do 4 Aug 2016 20:20

Hallo zusammen,

Wusste nicht wirklich in welcher Rubrik ich meine Frage stellen soll.
Bin seit längerem krank, habe aber das grosse Glück noch Arbeiten zu können, und das hoffentlich noch länger...
Bin als Lehrerin in einer Primarschule tätig und wir werden Ende August das neue Schuljahr beginnen.
In 2-3 Wochen werde ich sehr wahrscheinlich meine Haare verlieren, als Chemo-Folge. Bisher habe ich versucht, die Krankheit für mich zu behalten und Eltern und vor allem Kindern nichts zu sagen/zeigen.
Das wird jetzt aber schwieriger.

Ich frage mich, wie ich dies am besten kommunizieren soll?
Offenheit und Transparenz ist sicher gut und verhindert, dass man in verstrickte Situationen kommt. Ich glaube aber wenn man das Wort Krebs den Kinder/Eltern sagt, kommt sehr viel Ungewissheit, vielleicht auch Angst, Unsicherheit, Fragen, u.s.w. auf und es würde es nicht wirklich einfach machen. Ich möchte meinen Krankheitsverlauf nicht allen erklären und auch wenn ich noch arbeite, einfach ist es überhaupt nicht... Ich befürchte auch dass die Kids das gar nicht richtig verstehen können, bis auf die üblichen Assoziationen und die sind ja nicht rosig.

Ich habe mir überlegt, dass ich sagen könnte, dass es halt einfach eine Krankheit ist, wo man die Haare verliert.
Mit einer Perücke kann ich mich irgendwie nicht wirklich anfreunden, möchte aber auch nicht mit einer „Glatze“ rumlaufen. Wahrscheinlich ist dann halt bei mir das ganze Jahr Winter und das werde ich ja erklären müssen.

Hat jemand Erfahrung damit oder eine gute Idee/Meinung?

Vielen Dank für Eure Hilfe und ganz liebe, sonnige Grüsse,

domino

admin
Site Admin
Beiträge: 716
Registriert: Fr 17 Jun 2005 10:10
Wohnort: Krebsliga Schweiz, Bern
Kontaktdaten:

Lehrerin vor der Klasse

Beitragvon admin » Fr 12 Aug 2016 15:40

Guten Tag Domino

Das gewählte Forum ist genau das Richtige für Ihre Frage. Danke für Ihre Offenheit.

Die Krebsliga Schweiz hält auf ihrer Homepage verschiedene Informationen sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene bereit. Unter dem Stichwort Leben mit Krebs befindet sich die Rubrik Angehörige/Kinder. Von dort aus gelangen Sie auf die Kinder- und Jugendseite. Viele Kinder reagieren sehr sensibel auf Veränderungen in ihrem Umfeld. Aus Berichten hören wir immer wieder, dass Kinder spüren, wenn sich bei ihren wichtigen Bezugspersonen „etwas“ verändert hat, auch wenn die Erwachsenen nicht mit ihnen darüber sprechen. Als Primarschullehrerin sind Sie eine solche wichtige Ansprechperson im Alltag der von Ihnen begleiteten Kinder. Es ist gut nachvollziehbar, dass Sie sich fragen ob, was und wieviel Sie Ihren Schülerinnen und Schülern, deren Eltern sowie vielleicht auch Ihren Arbeitskolleginnen und –kollegen kommunizieren wollen. Bisher ist es Ihnen gelungen, trotz Ihrer Krebserkrankung an der Schule weiter zu arbeiten und Ihre Erkrankung weitgehend für sich zu behalten.

Infolge einer anstehenden Chemotherapie müssen Sie nun davon ausgehen, dass Sie vorübergehend Ihre Haare verlieren werden. Wie werden wohl die Reaktionen ausfallen?

Es ist verständlich, dass Sie verschiedene Fragen beschäftigen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Menschen um Sie herum Gedanken machen und vielleicht auch Fragen stellen werden. Unausgesprochenes wiegt meist noch schwerer als Ausgesprochenes. Um Missverständnissen vorzubeugen, würde ich daher empfehlen, dort wo möglich, das Thema beim Namen zu nennen. Durch Information und Kontakt können Sie am Ehesten Ungewissheit, Ängste, Unsicherheit und Fragen anderer ausräumen.

Anhaltspunkte, wie Sie den Chemotherapie-bedingten Haarausfall und eventuell auch die Krebserkrankung selbst Kindern altersgerecht erklären können, finden Sie zum Beispiel auf der Krebsliga Schweiz-Seite speziell für Kinder. Dort sind unter anderem mögliche Erklärungsansätze, Tipps sowie Anlaufstellen bei Fragen zu finden. Auch die Deutsche Seite Flüsterpost.e.V. stellt viele altersgerecht aufgearbeitete Informationen bereit. Das meiste Material bezieht sich auf Kinder krebskranker Eltern. Ich denke aber, dass sich dies durchaus auf den Schulalltag übertragen lässt. Kennen Sie die Anziehpupe Madame Tout-Le-Monde bereits? Vielleicht können Sie diese für sich und Ihre Klasse passend adaptieren? Sie wurde von einer betroffenen Frau entwickelt, um Ihren Behandlungsverlauf Ihrer Tochter zu erklären. Ihre Erfahrungen und Ihren Weg mit den Sie umgebenden Kindern teilen, kann zu einem riesigen Schatz an Lebenserfahrung für Sie und die Kinder werden.

Vielleicht mögen sich weitere Personen zu diesem Thema äussern und eigene Erfahrungen damit berichten.

Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre Überlegungen und Erfahrungen weiterhin mit uns teilen würden.

Ihnen wünsche ich einen guten Start in das neue Schuljahr und viel Freude bei der Arbeit.

Freundliche Grüsse
Rita, Moderatorin

domino
Beiträge: 12
Registriert: Mo 21 Okt 2013 14:44
Wohnort: Bern

Herzlichen Dank,

Beitragvon domino » Fr 12 Aug 2016 17:06

(mich darf/muss man übrigens dutzen :-).

Vielen Herzlichen Dank für diese tolle Antwort, ich bin gerade einige Sorgen leichter...

Mir ist in den letzten Tagen auch klar geworden, dass es wohl besser ist mit offenen Karten zu spielen. Werde die Links gerne anschauen.
Ich treffe mich nächste Woche noch mit unserem Schulpsychologen, vielleicht hat auch er eine gute Idee...

Ich halte euch gerne auch dem Laufenden.

Liebe Grüsse,

domino


Zurück zu „Umgang mit Krebs und Krankheitsbewältigung“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 18 Gäste