Darmkrebs - Entscheidung abnehmen

[mondkind]

Hallo, bei meiner Mutter wurde letzte Woche im Zusammenhang mit einer Sigmadivertikulitis und einem CT der Verdacht auf ein malignes Darmkarzinom geäussert und nun werden in nächster Zeit die entsprechenden Untersuchungen in Angriff genommen. Sie weiss noch nichts davon. Ich schwanke zwischen Bangen und Hoffen und stecke in einer recht heiklen Situation. Darüber möchte ich schreiben: Meine Mutter (85) hat ihr Leben lang nicht die Chance gehabt, sich für etwas zu entscheiden. Das Wählen einer Möglichkeit bereitet ihr grosse Mühe, auch in kleinen Dingen. Sie will "nicht stören", sie möchte, dass es hauptsächlich uns gut geht, wenn sie sich dann schliesslich zu einer Entscheidung durchringt. Sie hat das Gefühl, für uns eine Belastung zu sein, obwohl ich ihr immer wieder deutlich mache, dass mein Engagement ihr gegenüber nicht Almosen sind sondern Liebe. Sie vergisst es halt immer wieder...
Nun: ich werde nicht darum herumkommen, ihr die allfällige schlechte Nachricht mitzuteilen. Sie versteht kaum Deutsch und sie ist - wenn es um Dinge geht, die sie nicht nachvollziehen kann - ziemlich überfordert und von mir abhängig, was die Sache für mich nicht einfacher macht. Ich befürchte, dass sie mir die Wahl überlassen wird, das für sie "Richtige" zu entscheiden und diese Verantwortung kann und will ich nicht übernehmen. War jemand von euch in einer ähnlichen Lage? Was habt ihr getan? Ausserdem: sollte ein bösartiger Tumor vorliegen, wie sinnvoll wäre es, sich in ihrem Alter einer Operation und ev. einer Chemo zu unterziehen? Danke im Voraus für eure Antworten... ich melde mich wieder, falls ich dann noch mehr Fragen habe.

[ragusa]

Liebe Mondkind

Deine Mutter ist bestimmt sehr glücklich, dich in dieser schwierigen Zeit an ihrer Seite sich zu wissen.
Die Frage ob sich eine Operation "lohnt" oder nicht, ist bestimmt nicht sehr einfach zu entscheiden. Da ist die körperliche Situation deiner Mutter, die vielleicht gar keine andere Wahl lässt? Natürlich auch die Frage nach den Kräften und der Möglichkeit deiner Mutter sich nach einem Eingriff zu erholen. Wie weit ist die Krankheit fortgeschritten? etc. Vielleicht hilft es, wenn du alle eure Fragen sammelst und sie Punkt für Punkt mit deiner Mutter und ihrem Hausarzt besprecht. Die Lebensqualität deiner Mutter das Wichtigste.

Wie ist es euch in der Zwischenzeit ergangen? Seitdem du diese Nachricht geschrieben hast sind schon einige Tage vergangen. Hat sich der Verdacht auf Krebs bestätigt?

Liebe Grüsse
Ragusa

[mondkind]

Liebe Ragusa

Herzlichen Dank für Deine nützliche Antwort und Dein Einfühlungsvermögen!

Die Darmspiegelung und der Ultraschall sind auf nächsten Donnerstag vereinbart. Ich habe meine Mutter darüber informiert und ihr die Wichtigkeit eines Checks erklärt. Ja, sie vertraut mir und ich hoffe, dass ich es schaffe, ihr die Gelassenheit zu vermitteln, die mir selbst erzeit leider fehlt. Melde mich gerne wieder, wenn ich mehr weiss als jetzt.

Lieben Gruss
Mondkind