Zwischen Hoffen und (ver)zweifeln


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Eva
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Zwischen Hoffen und (ver)zweifeln

Beitragvon Eva » Sa 2 Dez 2006 17:13

Hallo alle!

Sehr sehr lange habe ich mich nicht mehr gemeldet in diesem Forum. Bei meinem Lebenspartner wurde im Mai 2005 Darmkrebs festgestellt (für Interessierte Beiträge Juni/Juli 05). Ende August 2005 erfolgte die OP mit anschliessender Chemotherapie (12 Zyklen). Zudem bildete sich ein Abszess im Bauch, der leider fast zu spät entdeckt wurde und er wäre beinahe an einer Blutvergiftung gestorben! Quasi in letzter Minute wurde eine Drainage gelegt.

Im Juni dieses Jahres erfolgte die Rückverlegung des Stomas, OP gut verlaufen. Anschliessende Darmspiegelung und CT ergaben gute und zur Hoffnung beitragende Resultate.

Anfang November 06 war wieder eine Nachsorgeuntersuchung durchgeführt worden. Das CT ergab Metastasen in Lymphbahnen bzw. -knoten auf Höhe der Niere. Welch ein Schock! Wir dachten fest daran, aufatmen zu können.

Leider konnte eine PET Untersuchung nicht stattfinden, da sein Blutzuckerwert markant über der Norm liegt. Dieser muss nun erst unter Kontrolle gebracht werden, bevor das PET gemacht werden kann.

Seit nunmehr 1 1/2 Jahren erleben wir Ups and Downs. Dieser Krebs bestimmt unser Leben von morgens bis abends. Mein Mann fühlt sich müde, erschöpft und mutlos schaut er in die Zukunft. Wir wussten von anfang an, dass eine vollständige Heilung wahrscheinlich nicht in Frage kommt, da sehr viele Lymphknoten befallen waren/sind, dies der Befund nach der pathologischen Untersuchung des entfernten Tumors. Zudem konnten nicht alle befallenen Lymphknoten entfernt werden, da sonst lebenswichtige Organe und Nerven beschädigt worden wären.

Zudem leidet er an sehr schmerzhaften Neuropathien in Armen und Beinen, als Folge der Chemotherapie. Ich kann nur erahnen, was er durchmacht. Kein Wunder, dass er oft sehr agressiv im Umgang ist.

Auch an mir ist dies alles nicht spuhrlos vorüber gegangen. Ich spühre immer deutlicher, wie sehr ich mich verändert habe.

Liebe Grüsse
Eva

Aldebaran
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Bitte nicht verzweifeln

Beitragvon Aldebaran » Mo 4 Dez 2006 7:59

Liebe Eva

Ja, ich selber weiss sehr genau, was solche Rückschläge bedeuten.
Es tut mir sehr leid für dich und insbesondere für deinen Partner,
da er sich ja offenbar physisch und psychisch nicht gut fühlt.

Was soll ich sagen Eva: Ich würde mir sehr wünschen, dass ihr trotz
dieses Damoklesschwertes, das nun mal praktisch über uns allen
Betroffenen hängt, einen Weg finden würdet, Tage, Stunden zu
erleben, die nicht von der Krankheit beherrrscht sind.

Vielleicht denkst du, die hat ja leicht reden. So ist das nicht. Ich
hatte einen Darmtumor, der wegopertiert (1.7.05) wurde, aber da sind viele, viele Metastasen in Leber und Lunge - eine Aussicht auf Heilung
gibt es nicht, aber ein grosses Hoffen, dass es doch noch etwas
weitergeht, obwohl ich ja im Sinne eines Normalsterblichen gar keine
Zukunft mehr habe.
Ich arbeite jedoch sehr fleissig an meiner Zukunft und glaube fest
daran, dass mir genügend Zeit bleibt noch dies und das zu unternehmen.
Es sind auch kleine Dinge, die ich einfach sehr prospektiv angehe:
Ich musste mein Halbtax-Abo erneuern, das kann man ja für 1, 2 oder
3 Jahre. Und, ich habe es für 3 Jahre erneuert, obwohl gemäss
ärztlicher Diagnose ein Jahr wohl vollauf genügt hätte.

Liebe Eva, ich wünsche dir und deinem Partner herzlichst,
dass ihr etwas positive Kraft findet, um mit Eurer schwierigen
Situation umzugehen. Dass ihr trotz allem glückliche Momente
finden könnt.

Alles, alles Gute wünscht dir Aldebaran

Eva
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verdrängen

Beitragvon Eva » Mo 4 Dez 2006 19:56

Liebe Aldebaran

Was soll ich sagen? Mir fehlen die Worte, wie jedes mal wenn ich von solchen Schicksalen lese.

Auch Deins berührt mich sehr. Ich finde einfach keine Worte :-(.

Trotzdem haben mir Deine Zeilen Mut gemacht. Mut, die kommende schwere Zeit gemeinsam mit meinem Partner zu erleben. Es nervt mich oft, dass ich nur erahnen kann, was er fühlt und denkt, ich kann mich nicht in ihn hineinversetzen. Dann gibt es Momente, da schäme ich mich fast, gesund zu sein! Nur - ich weiss doch auch nicht, was mir die nächsten 24 Stunden bringen werden in Bezug auf mein Dasein, meine Gesundheit.

Grade heute nachmittag hatten wir ein Gespräch. Mein Freund sagte, er hätte immer für alles eine Lösung in seinem Leben gehabt. Wäre immer für andere da gewesen, geholfen und unterstützt. Und heute habe er für sich keine Lösung. Er wisse auch nicht, gegen was er kämpfen sollte. Der Krebs breitet sich in seinem Körper aus und er könne nichts dagegen tun. Und akzeptieren könne er diese Krankheit nicht.

Pläne für die Zukunft hat er. Er möchte noch so vieles an unserem Haus renovieren. Oft gehen wir auch an kulturelle Veranstaltungen und können ein wenig vergessen. Nur - dann wird er von Bekannten angesprochen und alles ist wieder da. Ich habe es erlebt, dass er dann tränenüberströmt war und nur noch nach Hause wollte.

Du hast recht, es ist ein Damoklesschwert, das über uns hängt. Wegzaubern können wirs nicht, nur lernen, damit zu leben. Lernen, dass alles endlich ist. Und dass es deshalb umso wichtiger ist, im Hier und Jetzt zu leben.

Umarme Dich und grüsse Dich herzlich

Eva

Aldebaran
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Nur Mut...

Beitragvon Aldebaran » Di 5 Dez 2006 4:56

Liebe Eva

Danke für deine lieben Zeilen.

Haus renovieren finde ich eine gute Idee. Auch ich bin zur Zeit daran,
dies und das in meinem Heim zu machen.

So kam ich auf die Idee, einen Chemine-Ofen einzubauen, worauf
ich mich jetzt schon sehr freue. Der Hafner meinte zuerst, es werde
dann so April/Mai, nun ja vorab habe ich dann das gewünschte Modell
ausgewählt. Dann habe ich mit dem Hafner ein ernsthaftes Wort gespro-
chen wegen des Termins - erklärte ihm, dass ich schon sehr gerne den
Ofen noch sehen wolle und dass es halt pressiere. Anfang Januar wird
er nun mit dem Einbau beginnen.

Ich freue mich jetzt schon auf das Knistern und ins Feuer schauen.
Ganz egal wie lange ich das geniessen kann.

Ja, ich weiss auch, es gibt Momente, wo einem irgendwer anspricht
und auf dem falschen Fuss erwischt. Passiert mir auch, aber eher selten.
Wenn mir nicht danach ist, sage ich einfach, dass ich keine Lust habe
dauernd über die Krankheit zu sprechen. Es stimmt auch, dass du
wohl mitfühlen, mittragen kannst, aber dass du dich nie 100% in die
Lage des Betroffenen versetzen kannst. Ich weiss ganz genau dass ich
das auch nie, niemals gekonnt hätte. Manchmal möchte man ja lieber
selber leiden,als einen geliebten Menschen leiden zu sehen.
Aber das geht nicht, jeder hat seinen Weg, sein Schicksal.
Hab deinen Partner einfach lieb, das reicht schon. Sprecht so viel wie
möglich zusammen über alles.

Ich wünsche dir viel, viel Kraft und Mut.
Aldebaran

Hoffnung ist nicht die Überzeugung,
dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit,
dass etwas Sinn hat, ohne Rücksicht darauf,
wie es ausgeht.
Vaclav Havel

Eva
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Irrtum

Beitragvon Eva » Di 5 Dez 2006 11:01

Liebe Aldebaran

in der Hitze des Gefechts habe ich meinen Beitrag in Deinen Thread geschrieben. Sorry.

Herzliche Grüsse

Eva

Aldebaran
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Das macht doch gar nichts

Beitragvon Aldebaran » Di 5 Dez 2006 13:14

Liebe Eva

Spielt doch keine Rolle, in welchem Thread du antwortest.
Ich habe dir auf beiden Threads (deinem und meinem)
separat geantwortet, weil es ja auch verschiedene Fragen/Theman
waren.

War heute noch beim Onkologen, er ist sehr zufrieden mit mir -
ich auch. Nun steht mir nichts mehr im Wege und am 18.12.06
fliege ich für zwei Wochen nach Kenja.
Ich freue mich wie ein Kind, so lange schon möchte ich endlich
mal wieder das Meer sehen, den Wellen lauschen etc.

Wünsche dir einen wundervollen Tag
Aldebaran


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