Mein Papa hat Lungenkrebs..


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AndieBandie
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Mein Papa hat Lungenkrebs..

Beitragvon AndieBandie » So 28 Jul 2013 13:15

Hallo zusammen.

Ich bin 21 Jahre alt und habe vor fast 2 Jahren an Weihnachten erfahren, dass mein Vater Lungenkrebs hat. Die Ärzte sagen, der Krebs käme nicht vom Rauchen, obwohl er schon über 20/30 Jahre geraucht hat.

Es hat alles damit angefangen, dass er Schmerzen in der Lunge hatte und immer wieder Husten bekam. Das ging 4 Wochen so. Irgendwann musste er in die Röhre und da sah man den Tumor. Die Ärzte meinten, die ganze Lunge wäre schon voll und man könnte nichts operieren.

Er hatte dabei auch noch Wasser in der Lunge, so das er das erste Mal ins Krankenhaus kam.. Da entdeckten Sie Metastasen in Leber und Gehirn (kleines und grosses Gehirn) und auf den Augen. Sie fingen an, die Augen mehrmals zu bestrahlen, bis das weg war.

Danach bekam er lange eine Chemotherapie (die genau auf seinen Krebs angepasst war, da er ja eine spezielle Art hatte). Er musste immer wieder mal bestrahlen auf der Lunge und eigentlich ging es ihm immer gleich gut. Aufeinmal kamen diese Hirnmetastasen zurück und nun ist der ganze Kopf voll. Er konnte plötzlich nicht mehr gut reden, vergass Wörter und Buchstaben, hatte Kopfweh und ihm war sehr schwindlig. Ausserdem hatte er immer wieder mehrmals erbrochen.

Er musste notfallmässig ins Spital und da sah man die neuen Hirnmetastasen - viel mehr als vor einem Jahr. Sie gaben ihm sofort Kortison. Das hat eigentlich schnell geholfen, dass er nach 3 Tagen wieder nach Hause konnte. Am Anfang war alles noch okay, danach hat er sehr viel geschlafen und sitzte einfach nur in seinem Stuhl und sagte nichts. Er war sehr verwirrt und ich dachte mir, dass da etwas nicht stimmen konnte. Da ich nicht weiter zusehen wollte, habe ich dem Spital angerufen und sie sagten mir, ich solle ihn sofort ins Krankenhaus bringen. Da bekam er wieder Kortison und war auch wieder die ganze Zeit am schlafen. Danach haben Sie ihn nach St. Gallen verlegt um die Hirnmetas zu bestrahlen.

Seit 1 Woche liegt er nun im Krankenhaus. Er wurde nun schon 5x bestrahlt und muss jetzt nächste Woche nochmals 5x bestrahlen.
Der Arzt sagte mir, dass es nicht so schnell geht, bis es wirkt.

Sie haben meinen Vater nun in den "Urlaub" geschickt (FR-MO), was ich total verantwortungslos fand, da mein Vater nicht richtig gehen kann und er auch sonst etwas verwirrt ist. Bei ihm wohnt ein Kollege und ich wohne leider mehr als 100km weg von ihm. Ich habe extra meinen Job gekündigt, um bei ihm zu sein. Ab dem 1. August fange ich ein Praktikum an und da kann ich nicht mehr so oft bei ihm sein. Da wäre nur noch der Kollege von ihm da und auch ihm wächst es mit der Zeit alles über den Kopf, da mein Vater ihn viel beschimpft und er langsam auch nicht mehr kann. Vorallem will ich nicht, dass er sich irgendwie dazu verpflichtet fühlt.

Nun bin ich so weit, dass ich heute das Spital angerufen habe und ihnen gesagt habe, das mein Vater seine Medikamente nicht nehme, nebenbei Alkohol trinkt, kaum redet (wenn dann nur Beschimpfungen) und sich nicht mehr nach dem Stuhlgang das Gesäss abwischen kann. Sie sagten mir, ich solle Ihn sofort ins Spital bringen. Das habe ich getan. Es sieht nicht gut aus, ich mache mir sehr Sorgen. Er muss jetzt noch 5x Bestrahlen im Kopf und ich hoffe so sehr, dass er es nochmals packt. Er hat schon so lange durchgehalten, aber ich weiss auch wie ernst die Situation ist mit Hirnmetastasen..

Ich könnte 24h weinen, aber ich muss mich einfach zusammenreissen.
Ich habe niemanden, der mir so richtig hilft. Meine Eltern haben sich schon lange getrennt, mein Papa war ganz alleine. Auch wenn ich ihm Mut machen will, sagt er immer nur: "Ja sonst sterbe ich halt, ist mir egal." Er redet immer so als wäre es ihm egal, aber ich weiss ganz genau, dass es ihn auch mitnimmt. Oft fühle ich mich alleingelassen und mir hat das alles den Boden unter den Füssen weggezogen. Ich habe so ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht immer bei ihm sein kann. Ich bin so oft überfordert, manchmal weiss ich nicht, wie ich damit umgehen soll.. ich bin doch noch so jung. Meine Mutter kann mir nicht viel helfen, da sie und mein Vater leider sehr verkracht sind. Meine Schwestern haben eigene Familien (wir haben nur dieselbe Mutter), deshalb können Sie auch nicht immer für mich da sein...

Manchmal wünsche ich mir, dass er einfach friedlich einschlafen kann und keine Schmerzen mehr hat - danach habe ich ein sehr schlechtes Gewissen, dass ich überhaupt an so etwas denken kann.. Ich habe so Angst ihn zu verlieren..

Hat von euch schonmal jemand solche Erfahrungen gemacht?


Ich wünsche euch noch einen schönen Tag..

Liebe Grüsse

Andrea

Fabiola
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Beitragvon Fabiola » Mo 29 Jul 2013 15:59

Guten Tag Andrea

Sie sind in einer ganz schwierigen Situation. Dass Sie sich manchmal überfordert fühlen ist verständlich. Sie sind noch so jung und müssen sich schon mit Tod und Trauer auseinandersetzen, das ist nicht einfach.

Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn Sie sich wünschen, dass Ihr Vater friedlich einschlafen könnte. Wenn die Krankheit immer mehr voranschreitet und man keine Besserung sieht, kann ein friedliches Einschlafen eine Erlösung sein.

Es ist ganz wichtig, dass Sie diese Last nicht alleine tragen müssen. Haben Sie jemanden mit dem Sie über Ihre persönliche Situation sprechen können? Wenn nicht, können Sie sich an die Krebsliga in Ihrem Kanton wenden. Sie finden die Adressen der Kantonalen Ligen unter: http://www.krebsliga.ch/de/leben_mit_kr ... rebsligen/

In den Broschüren «Krebs trifft auch die Nächsten» und «Krebs- Wenn die Hoffnung auf Heilung schwindet» finden Sie Anregungen wie Sie mit Ihrem Vater über die schwierige Situation sprechen können. Die Broschüren können Sie hier runterladen:
http://www.krebsliga.ch/de/shop_/shopde ... goryid=177
http://www.krebsliga.ch/de/shop_/shopde ... goryid=178

Vielleicht möchten Sie Ihre Situation auch mit einer Fachperson am Telefon besprechen. Sie erreichen uns unter der Gratisnummer 0800 11 88 11 Mo-Fr. von 09-19 Uhr.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft.

Herzliche Grüsse
Fabiola
Moderatorin


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