Behandlungen mit Nexavar (Sorafenib)


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Urs
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Operationsabklärungen

Beitragvon Urs » Fr 10 Aug 2007 11:24

Einen guten Tag!

Das wollte ich doch noch loswerden:

Am 16. Juli 2007 war ich nun endlich im Universitätsspital Zürich. Nach einigen Vorarbeiten wurde ich vom Team um Prof. Clavien (er selber war in den Ferien) empfangen. Der zuständige Chirurg, Assistenten und auch ein zugezogener Onkologe waren anwesend und erörterten mit mir anhand der CT-Bilder auf Monitor die Möglichkeit (in der bei mir vorliegenden Konstellation der Metastasen) einer Operation der Leber. Es zeigte sich, dass die eine grosse Lebermetastase (rund 8/8 cm) in die Nähe der Pfortader gewachsen war. Eine Operation würden sie wagen, zeitlich ist diese Möglichkeit jedoch stark limitiert.
Prov. Clavien und seine Leute wurden mir von verschiedenen Chirurgen empfohlen, da sie in der Schweiz das wohl renommierteste Chirurgenteam im Bereich Leber-OPs darstellen. Sie operieren dann noch, wenn andere das Risiko als zu gross erachten.
Das war für mich ja gerade der Punkt. Ich wollte eine Auskunft, die wirklich an die Grenzen ging. Und die habe ich bekommen.
Es bleiben mir nun ein paar Wochen Zeit für die Entscheidung.
Inzwischen mache ich selbstverständlich in der Paracelsus-Klinik weiter.

Was ich nun fühle? - Zuerst war ich durch die Informationen stark verunsichert. Die Antwort war so an eine zeitliche Limite gebunden, dass ich wieder die Angst spürte vor dieser Endlichkeit.
Nun aber, nach gut drei Wochen empfinde ich eine angenehme Ruhe. Mir ist wichtig, dass ich um die Möglichkeiten weiss, die Entscheidung lasse ich auf mich zukommen. Ich will mich damit in diesen Tagen nicht belasten.

Ruhe und Gelassenheit - obwohl manchmal nur schwerlich zu empfangen - sind ein Segen. Sie lassen uns unseren Weg mit offenen Augen gehen. Klar soll unser Blick sein. Das Leben ist so intensiv.

Ich grüsse Euch herzlich

Urs

Urs
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CT vorverschoben

Beitragvon Urs » Di 28 Aug 2007 8:37

Guten Morgen

In den letzten Tagen verspürte ich leichtes Fieber und einen zusätzlichen Druck in der Lebergegend.
Ich werde nun den CT - Termin bereits am 31.8.2007 wahrnehmen. Die Besprechung mit dem Onkologen folgt am 10.9.2007. Ich lasse bewusst etwas Zeit zwischen den beiden Terminen, da es mir wichtig ist, den schriftlichen Bericht der Radiologen auf dem Tisch zu haben. Zu oft schon haben zwischen der mündlichen Überlieferungen und dem schriftlichen Bericht zu grosse Diskrepanzen geherrscht.
Dann kann ich endlich über die vier mir verbleibenden Möglichkeiten entscheiden:
- Operation
- Sutent
- Paracelsus/umfassende Behandlung
- Verzicht auf weitere Behandlungen + evtl. vitalunterstützende Begleitbehandlungen Paracelsus

Mein Gefühl lenkt mein Herz zur vierten Variante. Doch geben wir den Gehirnzellen auch noch eine Chance, bessere Argumente zu finden.

Mit den besten Grüssen

Urs

Linda
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Therapieentscheidung

Beitragvon Linda » Mi 29 Aug 2007 10:01

Lieber Urs,

du bist so mutig und wohlüberlegt, so ohne Hetze und Hast! Wie machst du das bloss?

Für was immer du dich entscheidest, ich wünsche dir, dass es das Richtige für dich ist!

Liebe Grüsse
Linda

Tery
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Wie geht es Dir?

Beitragvon Tery » Mi 12 Sep 2007 18:37

Hallo Urs

Ich habe eben alle Deine Einträge wieder gelesen. Sicher nimmt es nicht nur mich wunder, welche situationsangepasste Entscheidung Du für Dich getroffen hast. Du verkörperst für mich den "begnadeten Ballspieler" mit dem Schicksal. Du jonglierst Deinen schweren und belastenden Alltag souverän. Bei Dir habe ich den Eindrück, dass Du Dir in der schwierigsten Lage, nie das Ziel diktieren lässt. In einem Beitrag von Dir steht: "Schreiben ist Nahrung für die Seele" und "Mein Gefühl lenkt das Herz". Da kann ich Dir nur beipflichten. Stellen in Deinen Beiträgen sind richtig poetisch. Richtig schön zu lesen.

Ich bin sicher, dass ganz viele im Forum an Dich denken. Raphael hat Dir ja auch einen eigenen Thread eröffnet. Das finde ich richtig süss von ihm.

Ganz herzliche Grüsse

Tery

Liz und Willy
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....

Beitragvon Liz und Willy » Mo 17 Sep 2007 17:46

Lieber Urs

Nun haben wir auch deinen Thread durch gelesen, als Lungenkrebs-Ler sind wir nicht oft in anderen Threads zu finden.

Wir finden deine ruhige Art mit diesem Zeitdruck der bei Krebs zwangsläufig besteht ansteckend und wohltuend abe rauch ermutigend gut. Uns hat unser erster Onkologe gesagt, der Krebs hat Zeit gebraucht um zu wachsen, also können wir uns auch noch etwas Zeit lassen für eine wohlüberlegte Entscheidung.

Er hat im grossen und ganz eigentlich recht gehabt.

Dies aber in die Tat umzusetzen ist nicht einfach.

Es braucht aber zu einer Entscheidung nicht nur die sachliche Lage zu erfassen, sondern nachher das was du unter Herzgefühl und Gehirnzellen betitelst auch noch, denn die Ärzte können uns nur mit Infos beliefern, die Entscheidung liegt bei uns. Und gerade die Entscheidung muss mit Herz und Kopf gefällt werden.

In Gedanken begleiten wir dich, liebe Grüsse s'Doppelpäggli

Urs
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Entscheidung 1. Teil

Beitragvon Urs » Di 18 Sep 2007 11:06

Liebe Linda, liebe Tery, liebe Liz und Willy, lieber Raphael

Ich danke Euch sehr herzlich für Eure Schilderungen, Gedanken und Wünsche.

Mein ursprüngliches Ziel mit dem Thread "Behandlungen mit Nexavar (Sorafenib)" bestand in der Auseinandersetzung mit diesem damals neuen Medikament und auch mit der Konsequenz eines Behandlungsabbruchs im Falle der Unwirksamkeit.
Ich habe mich immer über Dialoge in diesem Forum gefreut. Sagen will ich damit eigentlich nur folgendes: Dies ist nicht mein persönlicher Thread. Er sollte nur das Thema aufnehmen.
Patienten sind für gute Wünsche, für Hilfe und für Anteilnahme je nach Krankheitssituation dankbar. So geht es mir auch. Ihr versteht sicherlich, wenn ich zu Beginn meiner weiteren Ausführungen darauf hinweise, dass ich mich hier nicht ins Zentrum stellen will. Dies war nie meine Absicht. Es ist mir aber wichtig, Erfahrungen auszutauschen. Und dies will ich nun auch tun.

CT vom 31. August 2007 - Besprechung vom 10. September 2007

Die rund 12 Lungenmetastasen bleiben weiterhin recht konstant mit nur sehr kleinen Grössenveränderungen.

Die wenigen Lymphknotenmetas wurden nicht beschrieben.

Die 4 beobachtbaren Lebermetastasen weisen eine klar messbare Grössenprogredienz auf. Der Abstand der grössten Metastase zur Portalvene ist auf nur noch 4 mm geschrumpft.

Folgerungen:

An eine Operation ist aufgrund dieses weiteren Wachstums nicht mehr zu denken.
Selber habe ich mich in den letzten Wochen nicht für eine Operation erwärmen können. Diese Option lassen wir also fallen.

Neben den möglichen unterstützenden Massnahmen durch die Komplementärmedizin würde sich nach Ansicht meines Onkologen nun also das Sutent empfehlen.

Entscheidung 1. Teil:

Ich musste einsehen, dass ich nicht aus dem Stand in der Lage bin, die für den Rest meines Lebens notwendigen Entscheidungen sofort zu treffen.

So stehe ich nochmals vor einer Fortsetzungsgeschichte und einem vorläufigen Entscheid:
Ich lasse mir erneut Zeit und schliesse die Möglichkeit, doch noch Sutent zu nehmen nicht aus. Vorerst aber kommen andere Prioritäten zum Tragen. Voraussichtlich bis Mitte Oktober will ich noch etliche Wanderungen zusammen mit meiner Frau unter die Füsse nehmen. Dies könnte ich mit Sutent nicht mehr (in den meisten Fällen Hand-Fuss-Syndrom). Zudem habe ich bis dann noch meinen Hochzeitstag und zwei Geburtstage in der Familie vor mir.

Die Leser mögen diesen Entscheid auch aus der Sicht verstehen, dass ich immer noch in einer hervorragend guten Verfassung bin. Der Leidensdruck körperlicherseits ist noch zu klein. Ich bin in der Lage noch 2 bis 3 Stunden auf 3'000 m zu wandern, über Felsen zu klettern. Ein wunderbares Gefühl. Meine Ärzte staunen immer wieder über meine Konstitution. Ich hatte mit einer Ausnahme noch keine Fieberschübe, wie dies in meinem Zustand von den Onkologen erwartet wird.

Der Körper meint es gut mit mir und so habe ich momentan Hemmungen, ihn mit Chemie zu traktieren.

Es ist wohl möglich, mit Sutent nochmals etwas Lebensverlängerung zu erkämpfen. Jedoch ist es wirklich dieses erstaunlich gute Körpergefühl, das ich vorerst noch auskosten will.

In letzter Zeit ging mir immer wieder durch den Kopf, "das Leben nochmals so richtig zu zelebrieren".
Ich hole mir das alte Leben nochmals in Stücken zurück. So nahm ich vor 2 Monaten meine frühere Arbeit teilweise wieder auf. Das heisst , ich arbeite bei meinem früheren Arbeitgeber fünf bis sechs Stunden pro Woche. Ich erbringe wieder Leistung beinahe wie vor der Krankheit.

Natürlich mache ich mir auch Gedanken über das Wachstum der Lebermetastasen. Wie lange braucht die grösste Metastase, bis sie die Portalvene erreicht hat und dann langsam in sie hineinwächst? Wie gross ist die Fähigkeit der Vene, sich durch Ausdehnung noch möglichst lange funktionstüchtig zu erhalten?

Manchmal bin ich auch nur ein grosser Verdränger. Ein Schutz der Psyche vor der Panik.
Des Öfteren erhalte ich Zuspruch für mein Verhalten. Doch hier muss ich gleich einwerfen, dass dies "nur" meine Art ist, mit der Situation umzugehen. Sie ist weder sehr lobenswert noch sehr verwerflich. Jeder Patient hat seinen eigenen Weg, mit der Krankheit zu leben.
Es gibt ihn nicht, den richtigen Weg!!!

Mein manchmal buchhalterischer Umgang mit der Krankheit ist für meine Umgebung nicht nur einfach. Meine philosophische Ader kann manchmal auch als Flucht vor der Realität verstanden werden.

So wünsche ich allen Patienten, aber auch sehr stark allen Angehörigen, den ihnen eigenen Weg zu suchen. Wichtig dabei sind jedoch Stichworte wie Offenheit, Glaubwürdigkeit, Liebe, Freude - aber auch Abschied, loslassen und verzeihen.

Händs guet mitenand!

Herzliche Grüsse an alle

Urs

Urs
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Was behandle ich?

Beitragvon Urs » Mo 8 Okt 2007 6:39

Ich grüsse Euch alle.

Nun muss ich doch noch einen Satz loswerden, den ich vor kurzem von einer meiner Ärztinnen vernommen habe und den sie auf meine persönliche Situation zugeschnitten verstanden haben will.

Ich habe ja darauf hingewiesen, dass ich im Moment keine eigentliche Behandlungen mehr mache. Ausnahme: Iscador, BioBran (neu) und Einnahme einer reduzierten Menge der Paracelsus-Medikamente.

Der Satz lautet:

BEHANDELN SIE NICHT BEFUNDE, SONDERN SYMPTOME.

Nun ja, der Befund ist nicht erfreulich, aber die Symptome sind noch so gering, ergo kann auf eine Behandlung auch mal für eine gewisse Zeit verzichtet werden. Dies natürlich immer unter dem Gesichtspunkt, dass die Medizin keine vielversprechende Antwort auf meine Fragen kennt.

Ich grüsse Euch herzlich.

Geniesst den Herbst, denn der "Herbst des Lebens" ist auf seine Weise ja auch schön.

Urs

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Advent

Beitragvon Urs » Di 4 Dez 2007 13:28

Liebe Forumsteilnehmerinnen und -teilnehmer

Zuallererst ist es mir ein Anliegen, Euch allen eine schöne Adventszeit und besinnliche Weihnachten zu wünschen.

Die Zeit vergeht wie im Fluge. Vor rund einem Monat habe ich meinen Onkologen informiert, dass ich dieses Jahr nicht mehr zu ihm kommen werde. Meine Auszeit habe ich verlängert und beschlossen, zu Beginn des nächsten Jahres ihm mal einen Besuch abzustatten.

Da er per Ende Februar das Spital verlässt, werden wir die Neuausrichtung besprechen. Nach seinen Worten ist es für mich nun angezeigt, die weitere Betreuung so auszurichten, dass ich in der Nähe Partner für Notfalleingriffe und Palliativbehandlungen habe. Eine hochspezialisierte Nierenkrebs-Onkologiebetreuung stehe bei mir nicht mehr im Vordergrund.

Ein paar Fragen sind somit noch offen.

Vorerst will ich aber die mir wertvolle Adventszeit geniessen. Da ich genügend Zeit habe, werde ich diese ohne Hektik erleben dürfen, schreibe ein paar Karten und kaufe noch ein Geschenk ein, nur eines. Wir schenken innerhalb der Familie je ein Geschenk.

Mein persönliches Befinden ist nur leicht eingetrübt durch ein manchmal etwas grösseres Druckgefühl im Bauchraum, ausstrahlend vorallem ins Sternum (zeitweise). Dann aber ist es auch wieder mal weg.

Ich schlafe viel. Dies hilft meinem Körper sicherlich.

Natürlich bin ich in einer leichten Grundanspannung, die mich aber nicht gross belastet. Manchmal fühle ich es, dieses Gefühl des gespannten Wartens auf den nächsten Schlag meines Krebses.

Doch über lange Tagesstrecken beachte ich ihn nicht. Ich bestrafe ihn mit Nichtbeachtung. Nicht dass ich keinen Respekt vor ihm hätte. Nein, aber ich lasse mir von ihm nicht mein ganzes Leben diktieren! Er soll wissen. dass er bei mir seine Waffe der "destruktiven Angst" nicht mehr einsetzen kann. Ich spüre, er hat Mühe damit; er hat Mühe mit meinem Immunsystem, weil ich es nicht durch Medikamente schwäche. Er hat einen zähen Gegner.

Euch allen viel Glück. Geniesst diesen Advent, denn seine tiefe Bedeutung ist gleichzeitig Heilung für unsere Seele.

Ich grüsse Euch herzlich.

Urs

manam
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Schöne Festtage

Beitragvon manam » Mi 19 Dez 2007 23:13

Hallo Urs
Ich bin per Zufall auf dieses Forum gestossen, weil ich Infromationen über Nexavar gesucht habe. Ich finde, dass machst du sehr gut. Auch ich würde heute die Lebensqualität über alles stellen, da ich mit meinem Mann einiges Miterlebt habe unter diversen Kinasehemmern, besonders eben Sutent....
Aber, wie du auch sagst, jeder muss für sich selber entscheiden.

Urs
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Kinasehemmer

Beitragvon Urs » Fr 21 Dez 2007 9:28

Liebe manam

Ich danke Dir für Deine Antwort.

Deine Erfahrungen mit Sutent würden sicher hier viele Lesende interessieren. Wenn Du magst, würde ich gerne mehr erfahren.

Selber hatte ich ja bisher nur mit dem Kinasehemmer Nexavar Erfahrungen machen können. Die Nebenwirkungen zeigten sich vor allem im Verdauungstrakt (Durchfall bis Erbrechen), Hand-Fuss-Syndrom (Entzündete Stellen hauptsächlich an den Füssen, welche das Gehen sehr erschwerten), teilweiser Haarverlust, Gewichtsverlust. Bei voller Dosis kam bei mir dann noch eine Entzündung der Kopfhaut mit Kopfschmerzen dazu. Diese Reaktion war auch dem von meinem Onkologen angefragten Nexavar-Studienleiter in London nicht bekannt. Hierauf musste ich dann Nexavar leicht reduzieren. Damit liess sich dieses Problem in den Griff bekommen. Aber wie es sich mit der Wirkung bei red. Dosis verhält, da gehen die Meinungen auch stark auseinander.
Gleichzeitig kenne ich einen Bekannten, der Nexavar bereits bald zwei Jahre zu sich nimmt, wenig Nebenwirkungen hat und kaum Wachstum der Metastasen erkennen lässt.
So verschieden sind doch die Welten.

Wie gesagt, ich würde mich gerne austauschen, aber es muss für Dich dann auch stimmen.

Herzliche Grüsse

Urs

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Weihnachten

Beitragvon Urs » So 23 Dez 2007 12:06

Jemand

Hat mir zugelächelt,
mir Mut gemacht,
mir zugehört,
mich um Rat gefragt,
Zeit für mich gehabt,
mir liebevoll auf die Schulter geklopft,
sich von mir führen lassen,
mir Vertrauen geschenkt,
mir die Hand gereicht,
mir die Sterne gezeigt,
mich ernst genommen.

Jemand hat Weihnachten verstanden.


Herzliche Grüsse

Urs

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Zurück im neuen Jahr.

Beitragvon Urs » Fr 25 Jan 2008 10:03

Liebe Leserinnen und Leser

Diese Woche führte ich nach längerer Zeit wieder einmal ein Gespräch mit meinem Onkologen. (Nur Gespräch – keine Untersuchungen!)
Die Kernfrage umfasste die aktuellen Entwicklungen in der Medizin im Bereich Nierenkrebs und schlussfolgernd eine aus den Antworten zu entnehmende neue Grundlage für meine Entscheidungen.
Nun, die Medizin ist im Moment damit beschäftigt, neben dem Einzeleinsatz der bekannten Medikamente auch Kombinationen zu testen. Kurzfristig scheint Sutent gegenüber den anderen Produkten vorgezogen zu werden. Dies erkennt man auch in Internetforen aus Deutschland.
Wirklich neue bahnbrechende Erkenntnisse gibt es jedoch keine.
Auch wird versucht (Revival!), wieder mit Interferon und Avastin zu arbeiten. Es haben sich gewisse positive Ansatzpunkte herausgebildet. Das hatten wir vor rund 2 bis 3 Jahren schon mal.

Aufgrund des Besprochenen gelangte ich zum Schluss, weiterhin auf eine Behandlung zu verzichten. Mein Onkologe kann sich mit meinem Entscheid sehr wohl anfreunden, da er meine Prioritäten kennt und in der Fortsetzung der Behandlung (mit Sutent) keine überzeugenden Vorteile herausfiltern kann. Dies immer auch bezogen auf den Stand meiner Metastasenentwicklung.

Und hier kommt natürlich immer mein Hinweis, dass ich mit meinen Aussagen nur meine persönliche Situation beschreibe. Ich kenne sehr wohl Menschen, welche mit Sutent, Nexavar und evtl. auch Temsirolimus ansprechende Erfahrungen gemacht haben. Und so obliegt es der Verantwortung jedes einzelnen Patienten, seinen Weg zu bestimmen. Die Ärzte und die Angehörigen sollen Helfer und manchmal auch Wegbereiter sein. Nicht mehr und nicht weniger.

Bei mir wirkt die Ernüchterung der letzten 3 "Krankheitsjahre" immer stärker nach. Ich habe grosse Mühe, Vertrauen in die vielfältigen Versprechungen der Medizin zu gewinnen. Mein grosses Glück ist die wunderbare Offenheit meiner Familie und auch der mit mir arbeitenden Ärzte. Ich werde auch in meinen Zweifeln getragen, ob denn meine Entscheidungen richtig sind. Es werden mir keine falschen Hoffnungen gemacht.

Ich bleibe bei meiner Haltung, die Krankheit ist wohl Faktum. Sie wird mich aber nicht in meinem Leben behindern, nicht meine Selbstverantwortung untergraben, nicht meine Entscheidungen durch Ängste verfälschen.

Die Begrenztheit des Lebens soll nicht die Unbegrenztheit der Lebensfülle schmälern.

Ich grüsse Euch herzlich.

Urs

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Fieberschub

Beitragvon Urs » Mo 4 Feb 2008 10:33

Vor wenigen Tagen erlebte ich seit langem wieder einen Fieberschub. Zudem Appetitlosigkeit, Kopfweh, anfängliches Erbrechen und Krämpfe in verschiedenen Gliedmassen.
Fühlte sich im Prinzip an wie eine Grippe.
Nach den früher geäusserten Bemerkungen meiner Ärzte handelt es sich wohl um eine Fieberreaktion des Körpers aufgrund der grossen Lebermetastasen. Der Körper versucht sich mit Fieber von dem lästigen Ding zu trennen.
Ich lag ein paar Tage herum und dachte viel ans Essen. Ich versuchte mir immer vorzustellen, auf was ich denn jetzt Lust haben könnte. Und sobald mir etwas einfiel, liess ich mir einen Schluck oder einen Happen schmecken. Essen ist doch wunderbar. Eigentlich könnte ich nach Meinung verschiedener Fachleute eine konzentrierte Fastenkur versuchen. Doch ich liebe diese Gaumenfreuden. Im Essen eingeschränkt habe ich mich im letzten Jahr genug lange.
Nun zu den Krämpfen: Nahm bald einmal Magnesiumorotat von Burgerstein. Hilft wunderbar. Bin schon fast wieder der "Alte".

Ich grüsse Euch herzlich.

Urs

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Metastasenchirurgie

Beitragvon Urs » Fr 8 Feb 2008 10:47

Mein erstes Gespräch mit meiner neuen Onkologin (bisheriger Onkologe übernimmt in der Ostschweiz eine neue Herausforderung) hat mir geholfen, meine Situation nochmals etwas genauer einzuschätzen.

Einen Punkt möchte ich heute herauspicken:

Metastasenchirurgie

Für alle, welche sich als Nierenkrebsbetroffene mit der Frage der Entfernung von Metastasen auseinandersetzen, ist eine über viele Jahre gemachte Erfahrung meiner Onkologin wichtig zu wissen.
Wie selten bei einer anderen Krebsart gibt es beim Nierenkrebs sehr asymmetrische Entwicklungen der Metastasen. So können z.B. vor allem Lungen- und Lymphknotenmetastasen über lange Zeit ( bis Jahre) sich praktisch ruhig verhalten, während irgendwo im Köper eine andere Metastase konstant wächst. Hier kann es also angezeigt sein, nur die wachsende Metastase herauszuoperieren und den restlichen Körper zu schonen.
Selber erlebe ich ja seit 3 Jahren, dass sich Lungen- und Lymphknotenmetastasen kaum verändern, jedoch die Lebermetastasen langsam aber kontinuierlich vergrössern. Eine Op. wird jedoch aufgrund der komplizierten Lage nicht mehr möglich sein, ich habe es ein wenig verschlafen, wollte lange Zeit den Körper möglichst wenig belasten.
An verschiedenen Orten lese ich immer wieder Empfehlungen zur vollständigen Entfernung aller sichtbaren Metastasen. Hier wäre ich aus den erwähnten Gründen sehr zurückhaltend. Schlimm ist ja, dass sich der Patient den Kopf zerbricht und doch alles tun will, um sich vor dem Krebs zu schützen, dabei aber das Augenmass verlieren kann, sich Selbstvorwürfe macht. Ich kannte Menschen, die „alles“ unternahmen, um zu überleben. Und gerade in diesem Ausreizen aller Möglichkeiten überforderten sie den Körper und starben bald darauf einen unnötig frühen Tod.
Hier taucht die grosse Herausforderung auf, den Krebs als gegeben zu akzeptieren und seine persönlichen Handlungen auf ein ausreichend langes und wertes Leben zu konzentrieren.
Wenn ich heute in einem sehr labilen Gleichgewicht der gesunden und der kranken Körperteile lebe, dann glaube ich fest daran, dass mitunter auch die weitgehend fehlende Angst vor diesem Zustand mithilft, den gesunden Teilen ihr Funktionieren zu ermöglichen.
Manchmal schrecke ich auf und frage mich, warum ich nur sehr wenig Angst spüre. In solchen Momenten empfinde ich grosse Dankbarkeit im Glauben und im Halt innerhalb meiner Familie, gleichzeitig auch eine grosse Skepsis davor, dies als meine eigene Leistung zu interpretieren. Ich glaube je länger je weniger an eine eigene besondere Leistung. Es ist einfach ein wunderbares Geschenk. Familie und Glaube (für mich selber ist es der christliche, biblische Glaube in seiner Fülle und Grenzenlosigkeit), das sind Schlüsselwörter des seelischen Befindens.

Es ist Zeit, meine Betrachtungen wieder zu beenden.

Herzliche Grüsse

Urs

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Kleine Attacke

Beitragvon Urs » Fr 21 Mär 2008 11:47

Nun war es wieder für ein paar Tage da: Das Fieber, verbunden mit Kopfweh, Appetitlosigkeit und mit Krämpfen. Gleiches Schema wie im Januar dieses Jahres. Auch schlich sich immer wieder ein Übelkeitsgefühl ein.

Heute bin ich fast wieder auf dem Damm.

Selber habe ich immer wieder den Eindruck, es käme von der belasteten Leber, welche sich andauernd um die Metastasen kümmern muss.

Eine Aussage der Ärztin bewog mich, in dieser Prognose etwas vorsichtiger zu sein. Sie meint, dass es eher ein viraler Infekt sein könnte, welchen der Körper nicht gut verarbeiten kann und der somit in gewissen Abständen auftaucht. Natürlich kommt die Grundschwäche (Immunsystem) vom Krebs.

Aber, wenn es eine direkte organische Folge der Metastasen wäre, dann würde ich mich wahrscheinlich nicht mehr nach wenigen Tagen so gut erholen.

Ein Kollege von mir liegt diese Woche im Spital. Wohl Prostatakrebspatient, hat er leider dennoch eine Vielzahl (atypisch für Prostata) von kleineren Metastasen in der Leber. Nun hat ihm eine den Gallengang zugemacht. Die Ärzte versuchten, einen Stent via Zwölffingerdarm zu setzen. Ging leider nicht, sie kamen nicht durch.
Nun versuchen Sie minimalinvasiv von aussen die Leber anzustechen und so den Gang freizubekommen. Mein Kollege klagt über Gelbfärbung, auch das Weiss der Augen ist gelb. Ich hoffe sehr, dass die Operation zum Erfolg führen wird.

All diese Umstände zeigen mir, dass die Frage näher rückt, ob ich doch nochmals Medikamente einsetzen soll. Eine meiner Ärztinnen betonte nochmals, ich soll doch noch etwas zuwarten. Mein Befinden sei doch noch zu gut, um die Lebensqualität durch Medikamente zu beeinträchtigen. Diese Frau hat eine ungemein gut tuende, manchmal auch erschreckende Sicht meiner Situation. Sie gibt mir Hoffnung im "Jetzt", klärt meinen Blick aber auf untrügerische Weise für das, was auf mich zukommen wird.

Die Wand kommt auf mich zu, nicht als Bestrafung, nicht als Drohung, nicht als etwas Böses. Im Gegenteil, sie gibt mir Zeit, mich auf meinen Lebenszyklus einzustellen.

Ich grüsse Euch alle herzlich.

Urs


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