PSA 450 Was tun?


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Sennah
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PSA 450 Was tun?

Beitragvon Sennah » Mo 30 Mai 2016 8:23

Ich bin 74, treibe Sport (Kondition, Kraft, Wandern), ernähre mich vegetarisch und fühle mich, abgesehen von häufigem Harndrang bei geringer Harnmenge (ca. 150 ml) körperlich fitt.
2005 wurde bei mir ein PSA von 8.3 gemessen. Dieser stieg bis 2006 auf 14.2 an.
Eine Untersuchung beim Urologen zeigte eine ca. 5mm grosse Induration und den Verdacht, dass ein Prostatakarzinom T2b oder T2c vorliegen könnte. Seither sind 11 Jahre vergangen. Eine neuerliche PSA-Messung 2016 ergab einen Wert von 455 ng/ml.
Darauf folgende Untersuchungen:
Cholin-PET/CT
PET/CT-MR
MR
Die Beurteilung des Cholin-PET/CT ergab folgendes:
Prostatakarzinom mutmasslich im rechten Prostatalappen bei dort Cholinanreicherung mit Dynamik.
Kein Hinweis Lymphknoten- oder Fernmetastasen.
Der Urologe eröffnet folgende Perspektiven:
1. Keine Behandlung
Metastasen werden auf die Knochen oder Organe übergreifen. Lebenserwartung ca. 2 Jahre.
2. Hormontherapie Diese wirkt anfänglich gut, lässt aber mit der Zeit nach, so dass andere Therapien zum Zug kommen müssen, Bestrahlung, Chemo,... Lebenserwartung ca. 5 - 7 Jahre.
3. Operation mit Da Vinci Roboter
30% der Patienten sind vollständig geheilt. Bei anderen ist eine weitere Behandlung notwendig.

Insgesamt keine erfreuliche Perspktive...

Zu berücksichtigen ist, dass mein Vater in etwa dem gleichen Alter dieselben Symptome zeigte, sich nicht operieren liess und mit 92 Jahren an einem anderen Organversagen gestorben ist.

Mein Vertrauensarzt sieht keinen Grund für besondere Eile. Er rät von radikalen Interventionen ab, auch keine Biopsie und empfiehlt eine Strategie des Beobachtens. Das Wachstumstempo des Tumors soll anhand regelmässiger PSA Messungen ermittelt werden. Es seinen Fälle bekannt mit PSA 12'000! Kann das sein?
Zwei völlig entgegengesetzte Strategien, die mich als Laien verunsichern...

Hvielemi
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Jetzt ist eine Therapie fällig!

Beitragvon Hvielemi » Di 31 Mai 2016 19:32

Lieber Sennah

Du schreibst:
"""""""""""""""""
Ich bin 74, treibe Sport (Kondition, Kraft, Wandern),...

neuerliche PSA-Messung 2016 ergab einen Wert von 455 ng/ml.
Darauf folgende Untersuchungen:
Cholin-PET/CT
PET/CT-MR
MR ...

Mein Vertrauensarzt sieht keinen Grund für besondere Eile. Er rät von radikalen Interventionen ab, auch keine Biopsie und empfiehlt eine Strategie des Beobachtens. Das Wachstumstempo des Tumors soll anhand regelmässiger PSA Messungen ermittelt werden. Es seinen Fälle bekannt mit PSA 12'000!
Kann das sein? ..."""""""

Zuerst mal: Eine Biopsie brau hst Du jetzt ganz sicher nicht mehr.
Frage den Arzt, 'wozu', und er wird ins Stottern oder Faseln geraten, je nach Temprament. Soweit hat dein 'Vertrauensarzt' recht. Aber....

Ja, es kann sein, dass Männer mit Knochenmetastasen und 12'000ng/ml PSA noch Velofahren und dann unter Androgendeprivation dies noch jahrelang tun.
Aber erstens sind das extreme Ausnahmen, und zweitens wirst Du diese 12'000 schneller erreicht haben, als dir lieb ist.
Gehen wir mal von 500ng/ml PSA aus:
Deine PSA-Verdoppelungszeit ist weniger als 2 Jahre, also würdest Du die
12000 wohl sieben Jahren gerissen haben:
500 - 1000 - 2000 - 4000 - 8000 - 16000 -
Nicht nur der PSA, sondern auch das Tumorvolumen verdoppelt sich alle zwei Jahre.

Merke:
Die meisten sterben mit PSA-Werten weit unter 500!

Wenn ich dich richtig verstanden habe, will man mit der gesamten in der Schweiz verfügbaren Bildapparatur lediglich ein Lokalrezidiv gefunden haben. Da ist bei einem PSA gegen 500 sehr unwahrscheinlich, dass das kaum Beschwerden machen würde. Deine Blase wäre zerfressen und wohl auch der Darm. Also sollte man die Metastasen finden.
Deine Heilungschancen mit der RPE-Operation ist gering, und mit fast 500 ng/ml wird keiner den daVinci-Roboter einsetzen wollen ( wozu auch?)

Aber es gibt noch ein Bildverfahren, das hier (noch) nicht gemacht wird, aber in Heidelberg, Ulm und seit kurzem auch in der Nachbarschaft: Konstanz. Von St. Gallen schickt man die Patienten nach Feldkirch:

Das PSMA-PET/CT zeigt, wo überall im Körper das ProstataSpezifische MembranAntigen PSMA zu finden sei. Dort ist dann der Krebs hingewachsen oder metastasiert, und die Zürcher Radiologen werden wieder mal was gelernt haben.
Je nach Lage lässt sich der gefundene Krebs dann mit Operation, Bestrahlung oder Ultraschall (HIFU) therapieren, aber wohl nur noch aufschiebend, um Monate, odet gar um Jahre, je nach dem ...

Als Alternative oder adjuvant, also parallel dazu, gibt es die Androgendeprivation (Hormontherapie), beginnend mit einer Spritze Firmagon, nach einem Monat dann alle drei Monate Lucrin: Das drängt den Krebs zwar um Monate und Jahre zurück, aber gewisse Krebszellen sind halt resistent dagegen. Weitere neue hormonelle Interventionen sind dann möglich (Xtandi, Zytiga), und "danach" halt immer noch lokale Interventionen oder Chemotherapie, aber wohl nie mehr mit dem Ziel der Heilung.
Das haben wir wohl vor 15 oder 20 Jahren schon verpasst.

Durch dein langes Abwarten nach der Diagnose von 2005 hast Du kaum etwas verloren, denn ob das damals heilbar gewesen wäre, ist äusserst fraglich.
Aber gewonnen hast Du 11 Jahre ohne die Dauerbeschäftigung mit dem Krebs.
Aber nun ist die Zeit gekommen, etwas zu tun, denn nun ist die Sache am explodieren (siehe obige Zahlenreihe)

Carpe diem! (Nimm den Tag!)
Hvielemi

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PSA 450 Was tun?

Beitragvon Sennah » Mi 1 Jun 2016 14:40

Danke Hvielemi für deine umfassende Beurteilung.
Leider keine rosigen Aussichten.
Welche Therapie würdest du denn bei dir anwenden, wenn du an meiner Stelle wärst?
Sennah

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PSMA-Bildgebung

Beitragvon Hvielemi » Do 2 Jun 2016 10:01

Lieber Sennah

Ich würde mich rasch zu einem PSMA-PET/CT anmelden, um zu wissen, wo dieser Krebs sitze und damit eine Therapie zu planen. Wie schon geschrieben, gibt es das in Heidelberg, wo es entwickelt worden ist, in Ulm und jüngst auch in Konstanz und Feldkirch, aber noch nicht in der Schweiz, wo es in St. Gallen geplant ist, der umständlichen Nuklearvorschriften wegen aber noch nicht kommt.

Solltest Du schon Vorher Beschwerden haben, würde eine Spritze Degarelix über Nacht die Testosteronbildung unterbinden und damit wohl auch das Krebswachstum. Auf das PSMA-PET-Bild hat das keinen Einfluss. Auch Bicalutamid-Tabletten wirken ähnlich. Beides könntest Du auch gleich beginnen, entsprechend deiner Variante 2.

Ich würde nicht abwarten, bis mich der Krebs überrollt (was meiner grad tun will).

Hvielemi

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PSA 450 Was tun?

Beitragvon Sennah » Do 2 Jun 2016 10:17

Lieber Hvielemi

Es gibt bereits ein PET/CT-MR und das Karzinom ist genau definiert. Es ist aus der Kapsel getreten und macht sich an die Samenblase. Metastasen wurden keine festgestellt und ich fuehle mich weder krank noch sonstwie behindert.
Als 74-jähriger habe ich noch eine statistische durchschnittliche Lebenserwartung von 8 Jahren. Gemäss webcore.mskcc.org habe ich noch 30% Chancen ohne Operation 10 weitere Jahre zu leben und 5% Chancen noch 15 Jahre zu leben.
Die Variante nichts zu tun erscheint mir wesentlich attraktiver als mich behandeln zu lassen und hinterher als impotenter Inkontinenzler den Rest meines Lenes zu verbringen.

interessante website: webcore.mskcc.org

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Beitragvon Hvielemi » Do 2 Jun 2016 12:17

Ich hab versucht, darzulegen, was der Unterschied zwischen Cholin-PET und
PSMA-PET sei. Auf einem Cholin-PET einen Prostatakrebs zu identifizietrn, ist ebenso unmöglich, wie auf einem Schwarzweiss-Foto rotes Spielzeug.
Niemand muss Farbfotos machen, aber dann hat man eben keine Farbinformation.
Ich bezweifle sehr, dass sich der Krebs bei PSA 450ng/ml wirklich nur auf die Prostata samt Samenblasrn begrenze. In diesem Stadium hatte ich nicht mal 10ng/ml.

Aber deine Haltung ist OK:
Erst die Hormontherapie und dann weiterschauen.

Ich bin übrigens vor sechs Jahren offen operiert worden, mit erhaltener Kontinanz und auch Potenz. Vom ersten Tag an. Die Erektionsfähigkeit musste ich mir dann mit der Hormontherapie leider stark einschränken lassen.
Jeder Krebs ist halt anders.

Hvielemi

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Beitragvon Sennah » Do 2 Jun 2016 15:50

Bei mir wurde Cholin-PET/CT und
PET/CT-MR gemacht. Ich denke letzteres entspricht dem PSMA-PET.
Ich habe allerdings auch wenig Lust auf eine Hormontherapie. Üppige Brüste sehe ich lieber an Frauen als bei mir. ;-)
Ich werde mittels PSA-Messungen das Wachstum des Karzinoms zu ermitteln und danach entscheiden. Ich gehe davon aus, dass das Tumorwachstum bei älteren Patienten ohnehin verlangsamt ist. Auch vermute ich, dass durch die verschiedenen Eingriffe und Behandlungen das Immunsystem eher geschwächt wird.

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Beitragvon Hvielemi » Do 2 Jun 2016 18:03

Ach Sennah,
Wenn Du denkst ...
Ich erklär es kein drittes mal.

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Zu hoher PSA-Wert

Beitragvon AKI » Fr 17 Jun 2016 11:13

Lieber Sennah
Das erste was Du jetzt tun solltest ist den Urologen zu wechseln. Der 1. Ansprechpartner bei einem Prostata-Karzinom resp. erhöhtem PSA ist der Urologe. Es schadet nie, eine 2.Meinung einzuholen. Aber vor allem solltest Du jetzt dringend handeln.

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Nachtrag

Beitragvon Hvielemi » Fr 17 Jun 2016 21:37

Nachtrag zu meinem Beitrag
"Jetzt ist eine Therapie fällig!" Verfasst am: Di 31 Mai 2016 20:32

Ein PSMA-PET bekommt man jetzt auch am Unispital Zürich.


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