Vater Prostatakrebs, wie weiter?


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desireh
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Vater Prostatakrebs, wie weiter?

Beitragvon desireh » Mo 1 Jan 2018 15:23

Guten Tag Zusammen

Ich schreibe im Namen meines Vaters, da ich ihn unterstützen möchte und ich/wir zur Zeit "wie der Esel am Berg stehe".
Mein Vater (65) hat seit April 2016 Prostatakrebs. Er ist seit 2014 immer wieder in Kontrolle beim Urologen, da er Probleme mit dem Blasenhals hatte. Nach einer langen Autofahrt nach Italien und Schmerzen im Unterleib hatte er im April 2016 dann plötzlich einen den PSA-Wert von 31, und ja.

Die Biopsie ergab ein pT1b (T3), cN1 cM1a, Gleason-Score 5+4=9
Eine Operation gab es keine, da der Krebs schon über die Prostata hinaus gewachsen war. Seit da hat er alle 3 Monate eine Hormonspritze (Zoladex). Der PSA-Wert ist dann super gut gefallen (1.1) und war auch stabil, bis ca. diesen April. Nun steigt er kontinuierlich leicht ( Aug. 17: 2.44 / Nov 17: 3.2 und aktuell bei 3.6) der Onkologe meint, das ist noch immer stabil und es gibt keinen Handlungsbedarf.

Mein Vater hatte vor ein paar Wochen immer wieder Schmerzen vor dem Stuhlgang.
Die Darmspiegelung war zum Glück gut und auch ein aktuelles CT und MRI gab nichts beängstigendes und keine Ableger, ausser das zwei Lymphknoten im Bauchbereich geschwollen sind – was der Onkologe aber auch "nicht schlimm" findet.

Da mein Vater schon lange auch Mühe mit den Beinen hat (Wasser) und jetzt auch mit dem Arm (ebenfalls Wasser und Schmerzen), finde ich die "Watchful Waiting" Methode gar fraglich. Der Krebs scheint ja wieder zu wachsen... Wäre da eine Chemotherapie oder Hormonumstellung nicht doch sinnvoll? Der Onkologe ist der Meinung, dass man nicht mit "Kanonen auf Spatzen schiessen sollte", sowie eine Bestrahlung auch sonst viel im Körper beschädigt.

Mit 65 ist mein Vater zwar offiziell Pensioniert aber hat noch immer seine eigene Firma und arbeitet auch jeden Tag hart. Ich bin zur Zeit sehr verunsichert. Einfach warten und das seit bald 2 Jahren? Da ich vor 2 Monaten gerade meine Mutter an Lungenkrebs verloren habe, bin ich nicht gewillt meinen doch noch jungen Vater einfach so in die Ecke zu stellen.

Habt ihr evtl. noch Behandlungsideen? Oder weitere Inputs?

Am 3. Januar hat meinen Vater nochmals einen Termin beim Onkologen, ich möchte dann gerne weitere Ideen ansprechen oder halt hinterfragen.

Zu sagen ist noch, dass mein Vater auch noch zum Neurologen und Rheumatologen im Januar muss (wegen des Arms). Er hat leider auch Diabates Typ II und Gicht. Er ist körperlich leider wirklich nich so Fit und wenn man etwas machen kann, was den Krebs betrifft, hilft das sicher auch.

Ich bedanke mich bereits im voraus herzlich.
desireh

aitangi
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Re: Vater Prostatakrebs, wie weiter?

Beitragvon aitangi » Do 4 Jan 2018 16:27

Hallo desireh

Ich kann deine Bedenken sehr gut nachvollziehen. Vor allem da deine Mutter vor zwei Monaten verstorben ist, mein herzliches Beileid dazu.
Das der PSA Wert nun wieder ansteigt kann Angst machen, aber der Onkologe hat schon auch recht, ein Wert von knapp 4 ist nicht so beängstigend.
Ich bin kein Arzt, ich bin Pflegefachfrau, dies nur zur Verständigung.

Habt ihr schon einmal daran gedacht eine Zweitmeinung einzuholen? Zweimeinungen kann man z.B. in einem Universitätsspital einholen.
Ihr hattet ja gestern das Gespräch mit dem Onkologen, ist dabei etwas Neues herausgekommen? Ich hoffe, du konntest deine Fragen stellen.

Ganz liebe Grüsse
aitangi

Hvielemi
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Re: Vater Prostatakrebs, wie weiter?

Beitragvon Hvielemi » Sa 6 Jan 2018 13:14

..., ein Wert von knapp 4 ist nicht so beängstigend.
Liebe aitangi,
eine solche pauschale Aussage zu einem einzelnen PSA-Wert ist wenig sinnvoll.
In casu habe ich die Sichtweise des Arztes andernorts** relativiert wie folgt:
Mangels tagesgenauer Daten kann ich die PSA-Entwicklung nur abschätzen.
Diese Entwicklung verläuft üblicherweise exponentiell, das heisst, dass jeweils
eine Verdoppelung des PSA-Wertes in gleichen Zeiträumen stattfindet.
Aus den Angaben seit April '17 ergibt sich eine PSA-Verdoppelungszeit (VZ)*** von
etwa 4 bis 5 Monaten, macht auf Ende 2018 einen Wert zwischen 20 und 30ng/ml.
Das kann durchaus noch erträglich sein, doch geht das Wachstum auch danach
aggressiv weiter mit konstanter VZ.
Das würde dann bald einmal bedrohlich.
Will sagen:
Es ist nicht die absolute Höhe des PSA-Wertes, nach der sich beurteilt, ob ein
Prostatakrebs 'beängstigend' sei, oder nicht, sondern die Dynamik, mit der
sich die Krankheit entwickle.

Carpe diem!
Hvielemi

** https://forum.prostatakrebs-bps.de/show ... post104014
***Rechner für die PSA-VZ: http://www.labor-limbach.de/PSA-Verdopp ... 355.0.html


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