Angst ist ein schlechter Ratgeber


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Mowy
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Angst ist ein schlechter Ratgeber

Beitragvon Mowy » Di 22 Mai 2018 10:49

Guten Tag liebe Forumsteilnehmer

Der Titel sagt schon aus, was mir mein Verstand eintrichtert. Aber meine Panik ist trotzdem da.

Mein Mann, fast 69, bekam vor einem Jahr die Diagnose Prostatakrebs mit Gleason 3+3. Da er schon lange eine vergrösserte Prostata hat, wurde vorher immer nur regelmässig der PSA-Wert kontrolliert. Die Beschwerden wurden nun aber stärker, so dass er nachts bis zu 7, 8 Mal auf Toilette rennen musste. Der PSA-Wert stieg dann auf 8. Dann wurde im Juni 2017 eine Biopsie gemacht, bei der Gleason 3+3 rauskam aber im Bericht des Spitals stand etwas von schneller Infiltration. Entschuldigen Sie bitte, ich weiss das Wort nicht mehr, wie es richtig hiess .
Im September 2017 wurde die Prostata mit Ausschälung verkleinert. Meinem Mann ging es danach viel besser und muss nur noch bis zu 3 Mal nachts aufstehen. PSA-Wert nach der Ausschälung war 0.8. Jetzt, nach einem halben Jahr Kontrolle. PSA-Wert auf 3.6 gestiegen!! Mein Mann hat sehr grosse Angst und in mir macht sich totale Panik breit, die ich mir aber nicht anmerken lasse ihm gegenüber (so gut es eben geht). Kann das sein , dass der Krebs so schnell gewachsen ist? Wir haben mit dem Urologen gesprochen am 17.5. und er meint, evtl nochmal Biopsie und danach OP oder Bestrahlung.
Die BEsprechung mit dem Professor der Urologie ist erst am 7. Juni!!! Ich mache mir totale Sorgen, dass bis dahin alles zu spät ist, bereits Metastasen vorhanden und alles zu Ende ist. Kann der Krebs innerhalb 3 Wochen wachsen und streuen? Vermutlich schon.
Mein Mann hat mit dem Professor gesprochen und dieser meinte: kein Grund zur Panik, man kann gut noch bis 7.6. warten .

Leider hat letztes Jahr mein Arbeitskollege sein LEben verloren, weil Aerzte die Kontrolle zu spät machten . Vermutlich deshalb kann ich den Aussagen von AErzten nicht mehr vertrauen. Mein Mann und ich sind so völlig durch den Wind. Und ich weiss nicht, wie ich ihm Kraft geben kann.
Danke.
Liebe Grüsse
M

ErDe
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Re: Angst ist ein schlechter Ratgeber

Beitragvon ErDe » Mo 4 Jun 2018 22:24

Hallo Mowy,

Ihr habt wirklich keinen Grund zur Panik. Ein Gleason-6-Karzinom streut fast nie. Wartet die zweite Biopsie ab – in Ruhe, wenn's geht – und trefft dann in Konsultation mit den Ärzten die Therapieentscheidung.

ErDe

Hvielemi
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Re: Angst ist ein schlechter Ratgeber

Beitragvon Hvielemi » Sa 9 Jun 2018 16:32

Kann der Krebs innerhalb 3 Wochen wachsen und streuen? Vermutlich schon.
Mein Mann hat mit dem Professor gesprochen und dieser meinte:
kein Grund zur Panik, man kann gut noch bis 7.6. warten .
Liebe Mowy

Der Professor hat schon recht gehabt:
Selbst ein Krebs, der sich im Volumen alle drei Monate verdoppelt, bzw. dessen
PSA-Verdoppelungszeit drei Monate beträgt, kann ohne Weiteres mal einen
Monat warten. Im Durchmesser ist der dann grad mal um 8% gewachsen.
Dann aber gleich auch PSA nachmessen lassen, um diesen sehr aggressiven
Anstieg zu bestätigen, oder im besseren Falle eben nicht.

Gestreut hat der Krebs schon vor vielen Jahren, oder eben nicht, da ändert
sich in drei Wochen nichts.

Eines ist sicher:
Wenn dieser PSA-Anstieg kein Messfehler war, ist das Gleason-Score höher
als 3+3=6, ein Anteil des Grades 4 ist sicher drin, vielleicht gar Grad 5.
Man hat bei der Biopsie wohl einfach danebengestochen. Passiert halt
gelegentlich, auch bei mir.

Nun bin ich leider zu spät, der 7.6. ist vorbei. Aber der Professor wird eine
MRI-gesteuerte Re-Biopsie vorgeschlagen haben, bei der im Bild verdächtige
Zonen gezielt beprobt werden sollen.
Auch wird ein PSMA-PET oder mindestens ein MRI-Bild von Becken und Abdomen
veranlasst werden, um eine allfällig bereits erfolgte Metastasierung zu erkennen.
Aus den gesammelten Daten und Diagnosen wird dann eine Therapie erarbeitet,
die je nach Staging sehr verschieden aussehen kann.

Also noch einmal warten, bis die Diagnostik abgeschlossen ist und ruhig bleiben.
Panik lohnt sich nicht und schneller geht nicht, würde auch nichts bringen im
gegenwärtigen Stand des ''Verfahrens'.

Carpe diem!
Hvielemi


PS@ErDe:
Warum wohl wird von einer zweiten Biopsie gesprochen?
Weil es eben wahrscheinlich kein GS6 bleibt. Alles, was Du zu diesem
tiefsten der Gleason-Scores sagst, ist damit sehr ungewiss.
Bitte die weitere Diagnostik abwarten, bevor Du Einlullendes von dir gibst.
H.

Mowy
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Re: Angst ist ein schlechter Ratgeber

Beitragvon Mowy » Mi 4 Jul 2018 20:47

Hallo ErDe
Danke. Ja, solange es Gleason 3+3 bleibt.... also bei der letzten Biopsie war es nun bereits 3+4!!
Mein Mann hat nun seit Anfang Juni Casodex, als nächstes wird das morgen durch die Spritze Zoladex abgelöst.

Hvielemi
Ja, wie oben geschrieben nun kam in der neuen Biopsie 3+4 raus...!
Jetzt hat man bei dem CT auch noch eine Veränderung in der Blase festgestellt und mein Mann muss am Freitag zur Blasenspiegelung. Metastasen wurden keine gefunden und die Lymphknoten sind auch i.O.
Natürlich steigt nun die Angst wieder. Bei ihm noch mehr als bei mir. Er ist seither sehr depressiv und wie ausgelöscht, keine Freude mehr am Leben. er denkt nur noch negativ, ist schon von Natur aus ein Pessimist, der immer mit dem Schlimmsten rechnet. Wie nur kann ich ihn da rausholen???
Prof. sagt, OP komme nicht in frage wegen dem Übergewicht meines Mannes. Ich denke, dass nun die Bestrahlung in einer oder 2 Wochen beginnen wird. Dies ist ja nun alles verschoben worden wegen der Blasenspiegelung. Wenn dort auch noch Krebs ist, muss ja dieser wohl zuerst auch behandelt werden. Es ist alles einfach zum Verzweifeln

Ehefrau
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Re: Angst ist ein schlechter Ratgeber

Beitragvon Ehefrau » Mo 1 Okt 2018 21:53

Liebe M,
Ich bin nun auch schon wieder ein paar Monate zu spät und Ihr habt wohl mittlerweile einige Untersuchungen und Ergebnisse erhalten.
Ich bin auch eine Ehefrau und kann Ihnen leider keinen Rat geben, wie Sie Ihren Mann aus der Depression holen können.
Wenn ich mich 6 Jahre zurückerinnere, als mein Mann mit 50 und 4 Tage vor unserer Hochzeit die Diagnose Prostatakrebs bekam, frage ich mich heute noch, wie er die kommenden Monate überstanden hat.
Mein Mann hat sich Gott sei Dank muss ich sagen gar nicht im Internet informiert und hat alles auf sich zukommen lassen, mit einer gewissen Naivität, die ihn über diese Phase hinweggeholfen hat. Er ging ohne Erwartungen in die OP und da er nicht mit einer nachträglichen Bestrahlung gerechnet hatte, hat er auch das hingenommen. Obwohl die 35 Bestrahlungen waren schlimm für ihn, schlimmer als die OP.
Ich hingegen bin ein Internet Junkie und habe mir alle Infos zusammengesucht, ich wollte vorbereitet sein und wissen was auf uns zukommt und bei den Gesprächen mit den Ärzten vorbereitet sein und wenigstens ein paar der Fremdwörter verstehen.
Ich habe diese ganzen Infos nicht mit meinem Mann geteilt, sondern ihm versucht Mut zu machen und einfach für ihn da zu sein. Wohlwissend, dass Themen wie Inkontinenz, Impotenz oder was noch viel schlimmer ist, ein weiterer Rückfall auf ihn zukommen kann. Leider ist nun sein PSA Wert 6 Jahre nach der OP wieder angestiegen, aber wir wollen uns nicht verrückt machen und müssen das weiter beobachten. Alles andere bringt nichts.
Aber diesen Rat kann ich ihnen geben, versuchen Sie verständnis für ihren Mann zu haben, einfach da sein für ihn und ich denke, das sind Sie bereits.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und schicke Ihnen viel Kraft und Energie.
liebe Grüsse eine Ehefrau


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