Krankheit und Tod eines nahen Freundes


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Kirschenbaum
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Krankheit und Tod eines nahen Freundes

Beitragvon Kirschenbaum » Mo 11 Apr 2022 18:26

Liebe Forums-Gemeinschaft,
ich bin neu hier, habe mich eben erst angemeldet, weil ich eine Frage zum Krankheitsverlauf eines Freundes habe, der kürzlich an Prostatakrebs (oder vielleicht ließe sich eher annehmen, an den sich immer weiter ausbreitenden Metastasen?) gestorben ist.

Wir lebten einige hundert Kilometer voneinander entfernt, und weil ich selbst auch krank bin, konnten wir nur per Telefon, Post und Emailund Kontakt halten. Er starb18 Tage nach seinem 57. Geburtstag. Zum Schluss ging alles sehr schnell - und dazu habe ich eine Frage.

Er war seit Juni 2020 in Behandlung - soweit ich mich erinnere, wurde der Krebs (Prostatakrebs) erst so spät entdeckt, als er schon Metastasen hatte, u.a. in den Knochen.
Zuerst unterzog er sich alternativen Behandlungen - Infusionen und dann auch Hyperthermie. Teilweise verkleinerte sich eine Metastase. Dann wurde es wieder schlechter (u.a. weitere Metastasenbildung und weitere Beschwerden wie Schmerzen, immer schlechter gehen können).
Ich hatte den Eindruck, die Krankheit verlief schubweise (sukzessive bergab; vier oder fünf Schritte oder mehr bergab, zwischendurch ein kleiner Schritt bergauf, dann wieder abwärts weiter und immer weiter).
Mitte Juli 2021 wurden seine Beschwerden so schlimm (Schmerzen, kaum noch gehen können), dass er von da ab die alternativen Heilmethoden aufgab und sich in die Strahlenklinik begab. Dort wurde es teils besser, teils schlechter. Viele Bestrahlungen. Reha. Zeitweise nach Hause in seine Wohnung, dann wieder zurück in die Strahlenklinik, wenn die Beschwerden unerträglich wurden.
Am 05.03.2022 bekam ich eine Email von ihm - als er diese Email schrieb, lag er bereits auf der Palliativ-Station -, in der er schrieb, es geht ihm sehr schlecht, starke Schmerzen, Leber angegriffen. (Wir hatten alle paar Tage, z.T. täglich und z.T. mehrmals am Tag telefoniert oder/und uns Emails geschrieben.)
Diese Email war das letzte, was ich von ihm las bzw. hörte - danach kam nichts mehr von ihm.

Später erfuhr ich, dass er am 28.03.2022 - also nur drei Wochen und zwei Tage nach seiner letzten Email an mich - gestorben ist.


Meine Frage ist: Ist das eher die Regel oder die Ausnahme, dass er zum Schluss innerhalb von so relativ kurzer Zeit gestorben ist? (Ich hatte damit gerechnet, dass er nach seiner letzten Email vielleicht noch einige Monate leben würde - aber nicht nur noch drei Wochen und zwei Tage.)

ErDe
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Re: Krankheit und Tod eines nahen Freundes

Beitragvon ErDe » Di 12 Apr 2022 10:03

Hallo Kirschenbaum,

der Prostatakrebs kennt kaum Regeln; jeder Fall ist anders und jeder Krankheitsverlauf ist anders, auch wenn die Ausgangsbedingungen identisch erscheinen mögen.
Die Krankheits- und Behandlungsgeschichte Deines Freundes wirft allerdings Fragen auf. Er war anscheinend ein Anhänger "alternativer" Heilmethoden. Ich habe viele Verläufe kennengelernt, aber noch keinen, in dem die Hyperthermie irgendeinen erkennbaren Nutzen gehabt hätte. Eine weitgehende Metastasierung mit Bestrahlen jeder einzelnen Metastase bekämpfen zu wollen ist naiv, das gleicht der Geschichte vom Wettlauf zwischen Hase und Igel.
Außer von der Hyperthermie lese ich von keiner systemischen (= den ganzen Körper erfassenden) Behandlung, und gerade dort hat es in den letzten ca. acht Jahren erhebliche Fortschritte gegeben mit den Wirkstoffen Abirateron, Enzalutamid, Apalutamid und Darolutamid sowie Cabazitaxel, wobei Letzteres eine Chemotherapie ist und die anderen "hormonmodulierende" Wirkstoffe. Es ist allerdings auch wahr, dass die Erkrankung nicht mehr heilbar ist, wenn eine Metastasierung eingetreten ist, dann geht es nur noch um Lebensverlängerung und Behandlung der Nebenwirkungen der Erkrankung, also Bewahren einer bestmöglichen Lebensqualität.
Bei aller Zurückhaltung, weil ich die genauen Umstände nicht kenne, scheint mir, dass Dein Freund mindestens zwei Fehler begangen hat:
- er ist nie oder erst zu spät zur Prostatakrebs-Früherkennung gegangen,
- er hat anfangs auf alternative Behandlungen gesetzt, statt von Anfang an die Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen, die die moderne "Schulmedizin" bietet.
Dann wäre seine Krankheitsgeschichte vielleicht anders verlaufen, aber wissen kann dies niemand.

ErDe

Kirschenbaum
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Re: Krankheit und Tod eines nahen Freundes

Beitragvon Kirschenbaum » Di 12 Apr 2022 18:13

Vielen Dank für Deine Antwort!

Zu der Zeit, wo mein Freund die Infusionen und Hyperthermiebehandlungen bekommen hat, waren es wohl noch nicht so viele Metastasen. Irgendeine Metastase verkleinerte sich - was aber auf jeden Fall blieb, waren die Knochenmetastasen.

Ich meine auch, er hat mit den Behandlungen in der Strahlenklinik erst zu einem so späten Zeitpunkt angefangen, dass durch die Behandlungen dort der Krebs und die Metastasen nicht mehr alle entfernt werden konnten. (Eine Metastase weg - aber dafür Neubildung in anderen Organen/Körperteilen.)

Ich habe ihn nicht gefragt, ob er zu Vorsorgeuntersuchungen gegangen ist - so wie ich ihn kenne, hat er keine Vorsorgeuntersuchungen machen lassen (hätte er die machen lassen, wäre der Krebs wohl in einem viel früheren Stadium entdeckt worden und nicht erst, als er bereits metastasiert hat, vermute ich?).
Ich habe ihn auch nicht gefragt, weshalb er nicht früher zum Arzt gegangen ist - wie ich ihn kenne, ist er erst gegangen, als er die Beschwerden nicht mehr ertragen hat oder ihm diese nicht mehr geheuer waren.
Ich habe ihm diese Fragen nicht gestellt, weil es zu dem Zeitpunkt schon zu spät war und weil ich seine Entscheidung respektiert habe und ihm keine Vorwürfe gemacht habe und ihn auch nicht quälen wollte mit diesen Fragen, die doch immer etwas Vorwurfsvolles beinhalten ("Warum hast du denn nicht früher...").

Was ich nicht erwartet hätte, war, dass es am Schluss so schnell gegangen ist - 3 Wochen und 2 Tage, anstatt, wie ich erwartet hatte, noch einige Monate.

ErDe
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Re: Krankheit und Tod eines nahen Freundes

Beitragvon ErDe » Mi 13 Apr 2022 8:25

[quote=Kirschenbaum post_id=20738 time=1649783629 user_id=8216]Was ich nicht erwartet hätte, war, dass es am Schluss so schnell gegangen ist - 3 Wochen und 2 Tage, anstatt, wie ich erwartet hatte, noch einige Monate.[/quote]
Man stirbt beim Prostatakrebs an den Metastasen, die zum Versagen der betroffenen Organe führen. Wenn zum Beispiel die Leber wegen Krebsbefalls den Körper nicht mehr entgiften kann, ist es bis zum Ableben nicht mehr weit. Wie gesagt, es kommt ganz auf den Einzelfall an.
Ich wollte auf keinen Fall andeuten, Du hättest ihm Vorwürfe machen oder ihn zu etwas drängen sollen. Es waren sein Leben und seine Entscheidungen. Er war ein erwachsener Mann und selbst für sich verantwortlich.

ErDe

Kirschenbaum
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Re: Krankheit und Tod eines nahen Freundes

Beitragvon Kirschenbaum » Mi 13 Apr 2022 18:05

Was ich nicht erwartet hätte, war, dass es am Schluss so schnell gegangen ist - 3 Wochen und 2 Tage, anstatt, wie ich erwartet hatte, noch einige Monate.
Man stirbt beim Prostatakrebs an den Metastasen, die zum Versagen der betroffenen Organe führen. Wenn zum Beispiel die Leber wegen Krebsbefalls den Körper nicht mehr entgiften kann, ist es bis zum Ableben nicht mehr weit. Wie gesagt, es kommt ganz auf den Einzelfall an.
Ich hätte nicht gedacht, dass in einem Organ, das bis dahin nicht von Metastasen befallen war, derart schnell zusammenbricht, wenn dort erstmals Metastasenbefall auftritt.
Ich wollte auf keinen Fall andeuten, Du hättest ihm Vorwürfe machen oder ihn zu etwas drängen sollen.
Nein, nein, so habe ich das auch nicht aufgefasst. Ich wollte einfach nur sagen, aus welchen Gründen ich ihm die erwähnten Fragen nicht gestellt habe.

Kirschenbaum
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Re: Krankheit und Tod eines nahen Freundes

Beitragvon Kirschenbaum » Do 14 Apr 2022 13:34

Ich habe versucht, etwas über die Wachstums- bzw. Ausbreitungsgeschwindigkeit von Metastasen zu finden (wegen der o.g. nur 3 Wochen uns 2 Tage Überlebenszeit nach Feststellung der ersten Metastase - oder Metastasen - in der Leber meines Freundes) - bisher aber keinerlei Informationen dazu gefunden.

masubu
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Re: Krankheit und Tod eines nahen Freundes

Beitragvon masubu » Mo 25 Apr 2022 21:13

Guten Abend Kirschenbaum
habe soeben Eure Beiträge gelesen. Ich habe über 40 Jahre im Spital gearbeitet, davon 30 Jahre auf der Anästhesie und habe sehr viele Prostataoperationen gesehen. Unterdessen bin ich über den OP-Tisch in die Pension "geschlittert". Ich habe mich nach der Prostatakrebsdiagnose einer offenen radikalen Operation unterzogen. ich habe in meiner Karriere (zu) viele Patienten erlebt, die sich nicht operieren liessen. ALLE dieser Patienten hatten grässlichschte Schmerzen von den Knochenmetastasen, diese Patienten vergisst Du nie mehr. Ja, ich wusste genaustens Bescheid über die Prognosen und die Komplikationen. Für mich war es keine Frage, ob ich mich operieren lassen würde. Mein Vater war übrigens auch betroffen, konnte aber Altershalber und wegen gesundheitlichen Schwierigkeiten nicht mehr radikal operiert werden.
Nach meiner Diagnose sind meine Brüder und unsere Söhne ebenfalls sofort zum Urologen. Und es stimmt, es müssten alle Männer regelmässig in die Kontrolle, denn erfahrungsgemäss ist es bei Schmerzen oft schon zu spät. Und dazu ist es auch so, dass je jünger die Patienten in der Regel auch agressiver die Carcinome.
Was ich auch weiss, ist dass es Ärzte gibt, die sich NIE würden operieren lassen der Risiken wegen...für mich aber nicht verständlich!
liebe Grüsse masubu


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