Prostatakrebs mit Metastasen im Beckenbereich


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Mela82
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Prostatakrebs mit Metastasen im Beckenbereich

Beitragvon Mela82 » Sa 23 Jul 2022 12:40

Hallo Zusammen

Mein Vater (67 Jahre alt) hat vor zwei Tagen den Bescheid bekommen, dass er im Beckenbereich Metastasen hat. Bis vor 4 Wochen wussten wir noch nichts von einem allfälligen Prostatakrebs…

Er konnte plötzlich kein Wasser mehr lassen und dann nahmen die Untersuche ihren Lauf… Sein PSA Wert lag bei 20 und 2 Woche später bei 22.

Am 3. August wird bei ihm der Harnkanal operiert und gleichzeitig werden Proben aus der Prostata genommen - bis dahin müssen wir uns in Geduld üben, was sehr schwirig ist.

Weiss jemand von euch was uns in Zukunft in etwa erwarten wird? Wie sind die Aussichten? Behandlungen?

Und wie ist es bezüglich der Versicherung, würde es sich lohnen die Versicherung auf Privat rauf zu stufen? Aktuell ist er Allgemein versichert - wir würden dies jedoch sofort ändern wenn dies auch nur ein mü Vorteil bringen würde…

Ich danke euch jetzt schon für eure Antworten - bleibt Gesund.

Lg Melanie

ErDe
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Re: Prostatakrebs mit Metastasen im Beckenbereich

Beitragvon ErDe » So 24 Jul 2022 12:29

Hallo Melanie,

bei dem Eingriff am 3. August wird wahrscheinlich die prostatische Harnröhre ausgeschabt, damit Dein Vater erstmal wieder Wasser lassen kann. Alsdann werden aus der Prostata Gewebeproben entnommen und von einem Pathologen untersucht werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er Prostatakrebszellen finden, aus denen er den sog. "Gleason Score" GS bestimmt, das ist ein Wert zwischen 6 und 10, der Auskunft über die Aggessivität des Krebses gibt. GS 6 ist ein "Haustierkrebs", der kaum jemals metasiert, GS 10 ein "Raubtierkrebs", der sehr früh metasiert und andere Organe befällt. Da Dein Vater bereits Metastasen hat, wird sein Krebs einen GS zwischen 7 und 10 haben.

Ob man in einem metasierten Stadium die Prostata noch lokal behandelt, d. h. herausoperiert oder bestrahlt, ist Ermessenssache und wird von Spital zu Spital unterschiedlich gehandhabt. Immer wird man in dem Stadium eine "systemische Behandlung" beginnen, das ist eine Therapie, die den gesamten Organismus mit einbezieht. Prostatakrebs und seine Metastasen ernähren sich zu Beginn vom männlichen Sexualhormon Testosteron und dessen Vorstufen und Abbauprodukten, zusammengefasst den "Androgenen". Die systemische Therapie, "Androgendeprivationstherapie" genannt, besteht darum darin, dass durch geeignete Wirkstoffe die Produktion des Testosterons (zu 90...95 % in den Hoden, zu 5...10 % in den Nebennieren) weitgehend gehemmt wird, so dass dem Krebs die Nahrung ausgeht. Das funktioniert einige Jahre lang, dann hat der Krebs sich daran gewöhnt und ändert seine Taktik, und der Arzt ändert seine Wirkstoffe. Später kann auch eine Chemotherapie in Betracht kommen.

Die schlechte Nachricht: Leider ist es so, dass nach dem heutigen Stand der Medizin metastasierter Prostatakrebs nicht heilbar ist in dem Sinne, dass im betroffenen Körper auch noch die letzte Krebszelle eliminiert werden kann, egal mit welcher Therapie. Die Behandlung wird darum lebenslang sein.
Die gute Nachricht: Diagnostik und Behandlung von Prostatakrebs haben in den letzten ~15 Jahren enorme Fortschritte gemacht und ständig kommen neue Erkenntnisse und Entwicklungen hinzu.

Es gibt wohl über 200 verschiedene Krebserkrankungen, aber bei keiner gibt es so viele Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten und Wissen wie beim Prostatakrebs. Das ist für jemanden, der sich neue in die Materie einarbeiten möchte (eher: muss), vollkommen unübersichtlich, und viele Betroffene und/oder deren Angehörige klicken sich nächtelang durchs Internet und sind am Ende doch nicht viel schlauer.
Ein Betroffener in Deutschland hat darum einen Text verfasst, in dem er versucht hat, alles nötige Wissen kompakt und gut verständlich zusammenzufassen, Ihr findet es unter
http://www.prostatakrebse.de/informatio ... %20Rat.pdf
und etwas Besseres werdet Ihr wahrscheinlich nicht finden. Lasst Euch nicht vom Umfang (ca. 260 Seiten) abschrecken, lest zunächst nur das, was für Euch und insbesondere Deinen Vater wichtig ist. Dann habt Ihr schon einen guten Einstieg in die Materie und ein Nachschlagwerk für allfällige künftige Fragen.

Alles Gute für Deinen Vater!

ErDe

ErDe
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Re: Prostatakrebs mit Metastasen im Beckenbereich

Beitragvon ErDe » Mo 25 Jul 2022 10:27

Hallo Melanie,

ich habe nachträglich bemerkt, dass ich mich an einer Stelle meiner Antwort zu kurz gefasst habe. Ich schrieb:

"Leider ist es so, dass nach dem heutigen Stand der Medizin metastasierter Prostatakrebs nicht heilbar ist in dem Sinne, dass im betroffenen Körper auch noch die letzte Krebszelle eliminiert werden kann, egal mit welcher Therapie."

Ich hätte dazu schreiben müssen, dass mit den heutigen Mitteln der Medizin die weitere Ausbreitung des Krebses sehr lange, d. h. oft über viele Jahre, in Schach gehalten werden kann. Nur erfordert das eben eine lebenslange Behandlung, das sind die antihormonelle Behandlung mit mehreren Wirkstoffen, die sich ablösen, wenn einer von ihnen nicht mehr wirkt, und im späteren Verlauf eventuell auch eine Chemotherapie. Letztere wird aber beim Prostatakrebs, anders als bei vielen anderen Krebsarten, erst spät eingesetzt, weil es eben andere Behandlungsmöglichkeiten gibt, die bei anderen Krebsarten nicht zur Verfügung stehen.

ErDe

Mela82
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Re: Prostatakrebs mit Metastasen im Beckenbereich

Beitragvon Mela82 » Di 26 Jul 2022 22:18

Hallo ErDe

Vielen, vielen herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort, den Link zum Dokument und die guten Wünsche 😊.

Ich wünsche auch dir nur das Beste 😊

Liebe Grüsse, Melanie


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