Meine Mutter musste zu schnell und zu früh gehen!


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farnigen
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Meine Mutter musste zu schnell und zu früh gehen!

Beitragvon farnigen » Di 24 Feb 2009 9:39

Hallo

Ich habe etwas in den Forumsbeiträgen herumgestöbert und bereits einige tröstende Worte, Beiträge und Tipps gefunden. Ich möchte aber gerne „meine Geschichte“ auch aufschreiben.

Am 08.08.08 (werde dieses Datum wohl niemals mehr vergessen) haben wir die schreckliche Nachricht über den bösartigen Tumor im Bauch meiner Mutter erhalten. Einige Tage zuvor litt meine Mutter über ein plötzliches starkes ziehen im Bauch, bekam eine Geschwulst nach der anderen und hatte Blutergüsse am Rücken. Wir waren damals schon geschockt, da es total unheimlich war. Der Gedanke an Krebs kam uns damals noch nicht. Nach der Diagnose ging alles sehr schnell. Die Haare fielen aus, der Körper wurde schwächer und immer magerer, der Bauch wuchs dagegen extrem schnell. Mutter sah aus wie im 9 Monat schwanger. Es war der Horror. Bilder, Erlebnisse, die ich nie vergessen werde aber versuche u.a. mit diesem Forum und eurer Hilfe zu bewältigen. Nun der Tumor hat über die Monate den ganzen Körper in Anspruch genommen und Mutter total kaputt gemacht. Am 10. Januar 2009 ist sie in den frühen Morgenstunden in den Armen meines Bruders gestorben. Ich schlief in meinem Zimmer während Mutter um ihr Leben kämpfte. Mein Bruder rief mich aus dem Bett – seit diesem Tag scheint mir jede Stunde unerträglich, jeder Gedanke mühsam und schwer.

Ich bin 22, meine Mutter wurde 54. Zu jung um zu sterben und zu jung um ohne Mutter zu leben.

Irma
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tiefe Trauer

Beitragvon Irma » Mi 25 Feb 2009 16:33

Liebe farnigen,

es ist schön, haben sie uns Ihre und die Geschichte ihrer Mutter hier im Forum aufgeschrieben, auch wenn Sie sehr traurig ist.
Ja, 54 ist zu jung um zu sterben, und auch Sie hätten Ihre Mutter sicher noch gebraucht! Warum es so gekommen ist, weiss niemand. Sie haben es momentan sehr schwer und der Gedanke, dass Ihre Mutter gestorben ist, während Sie geschlafen haben, scheint Sie sehr zu belasten. Wäre es für Sie wichtig gewesen, sich von ihr zu verabschieden oder konnten Sie es noch tun? Alles ist sehr schnell gegangen. Aber Ihre Mutter ist nicht allein gestorben, sie hat diese Welt in den Armen Ihres Bruders verlassen, fühlte sich dort wahrscheinlich auch geborgen. Vielleicht wollte sie es so!
Ich hoffe, der tiefe Schmerz lässt bald nach und macht Platz für viele schöne Erinnerungen an das Leben mit Ihrer Mutter.

Alles Liebe und herzliche Grüsse
Irma, Moderatorin

speedy_68
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Trauer

Beitragvon speedy_68 » Do 26 Feb 2009 13:02

Liebe Farnigen

Es tut mir sehr leid was du erleben musstest und ich wünsche dir viel Kraft und Zuversicht für diese schwere Zeit.

Warum müssen geliebte Menschen so jung erkranken und uns verlassen. Es macht doch keinen Sinn, doch es ist leider der Lauf des Lebens und was uns bleibt ist die Gewissheit, dass wir alle denselben Weg gehen werden.....

Meine Mami verstarb am 27.07.2008, sie wurde 65 Jahre alt.
Sie erkrankte vor 12 Jahre erstmals an Brustkrebs, der wurde erfolgreich behandelt, doch nach 10 Jahren kam er zurück, später bildeten sich Metastasen in Magen und Lunge. Zum Schluss ging auch alles sehr schnell, innerhalb weniger Monate war sie bloss noch ein Schatten ihrer selbst. Sie starb im Spital und ich wollte Sie keinesfalls alleine sterben lassen. Eine Woche lang sass ich an ihrem Bett und die Vorstellung, dass niemand bei ihr sein würde, wenn sie ging war einfach schrecklich. Dennoch ging sie den Weg ganz alleine, früh am Morgen des 27. Juli. Ich litt sehr darunter nicht da gewesen zu sein.

Das Gespräch mit einer Krankenschwester half mir aber sehr, denn sie sagte mir, dass unsere Lieben sich aussuchen, wann sie gehen und wem sie den Moment zumuten möchten und wem nicht. Auch wenn du körperlich nicht anwesend warst, deine Liebe trug sie in ihrem Herzen und du die ihrige. Da wo sie nun ist muss sie keine Schmerzen mehr erleiden, es blieb ihr eine lange Leidenszeit erspart.

Es gibt Tage die sind leichter als andere, es gibt aber auch Tage die sind sehr schwer und traurig. Wir dürfen traurig sein und es kommt der Tag, an welchem die Erinnerungen nicht mehr so weh tun und wir uns wieder an den schönen Dingen festhalten können.

Alles Liebe
Speedy

farnigen
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Hallo Irma

Beitragvon farnigen » Mo 2 Mär 2009 14:48

Danke für Ihre Antwort. Es ist so, dass mich der Gedanke, dass ich den Prozess des Sterbens bei meiner Mutter verschlafen habe beschäftigt. Andererseits ist es vielleicht besser so. Ich weiss nicht, wie ich damit umgehen würde. Meine Mutter hatte während der Zeit vom August - Januar nie wirklich starke Schmerzen gehabt. Wie mein Bruder mir aber erzählte, litt sie in den letzten 20 Minuten enorme Qualen und erlitt es nicht einmal mehr, einen Fiebermesser unter den Arm zu klemmen. Ich habe auch irgendwo im Internet gelesen, dass die Sterbenden den Augenblick des Todes auch etwas wie wählen können und es nur denen Personen zumuten, die sie denken, dass sie es verkraften. Sie haben dies ja auch geschrieben. Dieser Gedanke hilft mir etwas.

Verabschiedet habe ich mich irgendwie schon Tage zuvor. Ich weiss nicht weshalb aber ich habe sämtliche offenen Sachen, die ich Mutter noch sagen wollte, einige Tage zuvor mit ihr besprochen. Sie hat dies sehr geschätzt. Von daher ist wenigstens nicht noch etwas was unbedingt hätte geklärt werden müssen. Dies ist auch tröstend für mich. Ich habe ihr gesagt, dass ich stolz auf sie bin. Wie sie die Krankheit ertragen hat, ist und war bewundernswert. Ich werde auch den FR-Abend vom dem 10.01 nie vergessen. Sie lachte an diesem Abend das letzte Mal richtig fröhlich.

Dieses Forum hat mir bereits etwas von dem Schmerz nehmen können. Der Gedanke, nicht alleine zu sein hilft. Mit jemanden zu reden der versteht was man fühlt ist für mich tröstend. Daher nochmal vielen Dank.

Liebe Grüsse
Farnigen

farnigen
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Liebe Speedy

Beitragvon farnigen » Mo 2 Mär 2009 15:07

Liebe Speedy

Danke viel mal für deine Nachricht. Wir werden alle diesen Weg gehen müssen, wie du aber selber schreibst fragen wir uns alles weshalb gerade unsere Mütter uns so früh verlassen müssen. Meine Mutter war immer gesund. Sie litt manchmal an einer Erkältung aber ansonsten führte sie ein gesundes und zufriedenes Leben. Es stellt sich einem dann schon die Frage weshalb gerade Mutter so leiden musste da sie doch immer so auf die Gesundheit geachtet hat. Lange hintersinnen darf man sich aber nicht. Es schmerzt nur noch mehr und eine Antwort werden wir nie finden. Es ist einfach nur unendlich schwer dies zu akzeptieren.

Deine Geschichte über deine Mutter stelle ich mir auch sehr hart vor. So habt ihr doch geglaubt, den Krebs besiegt zu haben und musstet nach 10 Jahren enttäuscht den Befund über den zurück gekommenen Krebs ertragen. Das zerrt an den Kräften. Ich habe es bei mir gemerkt. Es waren nur wenige Monate, welche ich mit der Angst über Mutter leben musste. Diese waren die härtesten in meinem Leben. Klat derzeit ist alles auch sehr schwer aber auf eine andere Art. Am Tage des Todes meiner Mutter sagte mir ein guter Freund "jetzt hast du wenigstens Klarheit". Am Anfang fand ich diese Aussage brutal, verständnislos und komisch. Nun mit gewissem Absand zum 10.01 sehe ich, dass er recht hatte. Klar ich leider derzeit, weine viel und es scheint manchmal unmöglich das Leben ohne Mutter leben zu können. Aber der Gedanke, dass man nie wusste wann der Tod eintritt war auch enorm schlimm. Diese Ungewissheit frisst einem auf. Ich finde es riesig schön von dir, dass du eine Woche lang neben deiner Mutter gewacht hast. Auch deine Geschicht zeigt mir, dass unsere Lieben den Zeitpunkt selber bestimmen. Es soll wohl so sein, dass unsere Mütter uns nicht dabei haben wollten. Sie wollten uns wohl schützen wie immer im Leben.

Meine Mutter hatte in den letzten Wochen immer einen Engel mit sich. Egal ob im Spital oder Daheim. Der Engel war immer neben ihr. Wir haben uns entschlossen ihr den Engel mit auf die Urne zu legen. Er sollte sie auf dem Weg in den Himmel begleiten und uns zudem mit Mutter verbinden. Wir haben alle einen Selben gekauft nach dem Tod. Mein Engel habe ich schön im Zimmer platziert neben Blumen. Manchmal schmerzt es nur ihn anzusehen, manchmal aber finde ich mich lächelnd davor wieder. So wird es sein, dass irgendwann die Erinnerungen weniger traurig werden und wir uns an der erlebte Zeit erfreuen dürfen.

Danke.

Liebe Grüsse
farnigen

mummy
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Liebe farnigen

Beitragvon mummy » Mo 16 Mär 2009 21:32

Liebe farnigen

Ich möchte dir zum Tod deiner Mutter mein herzliches Beileid aussprechen. Leider weiss ich nur zu gut, wie schmerzlich der Verlust der eigenen Mutter ist.

Meine Mutter hat den jahrelangen Kampf gegen den Krebs am 12. Januar 2009 verloren. Sie wäre dieses Jahr 57 geworden. Sie hat ihren letzten Atemzug kurz vor Mitternacht gemacht. Ich denke auch, dass sterbende "auswählen", wen sie dabei haben möchten. Sie war alleine als sie ging...

Ich habe in vielen Situationen Mühe, den Weg ohne meine Mutter gehen zu müssen. Sie fehlt einfach überall. Ich vermisse sie so sehr....

Liebe farnigen - ich wünsche dir ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit.

Traurige Grüsse mummy

farnigen
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Liebe Mummy

Beitragvon farnigen » Di 17 Mär 2009 8:32

Liebe Mummy

Danke für deine lieben Worte. Es tut mir sehr leid, dass du den gleichen Weg wie ich gehen musst und möchte dir ebenfalls mein herzliches Beileid ausprechen.

Es geht mir genau so, ich habe ebenfalls das Gefühl, dass Mutter überall fehlt. Am schlimmsten sind die Wochenenden. Ich lebe während der Woche 150km von meinem Wohnort weg und komme so nur am Wochenende nach Hause. Es ist jeden Freitag wieder schlimm das Haus zu betreten. Es fällt mir hier halt einfach noch mehr auf, dass Mutter fehlt. Ich weiss nicht wie es dir geht - ich habe erst in den letzten Wochen richtig begriffen was es heisst ohne Mutter zu leben. Geht es dir auch so? Am Anfang stand ich wie unter Schock, danach habe ich es verdrängt und nun ist es einfach offensichtlich, dass es kein Weg zurück mehr gibt.

Eine Frage die mich beschäftigt: Kannst du ans Grab deiner Mutter gehen? Ich habe es noch nicht geschafft es schmerz mich zu fest.

Ich wünsche dir für die kommende Zeit alles alles Gute. Wenn du reden möchtes bin ich immer da. Es tut gut, mit Leuten zu sprechen, die das gleiche Schicksal erlebt haben.

Liebe Grüsse
Farnigen

mummy
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Liebe farnigen

Beitragvon mummy » Di 17 Mär 2009 21:27

Liebe farnigen

Vielen Dank für deinen Eintrag.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es schlimm für dich ist, am Wochenende nach Hause zu kommen - und deine Mutter ist nicht mehr da. Ich wohne mit meiner Familie ca. 200 Meter vom Haus meiner Eltern entfernt. Auch keine einfache Situation...Ja, mir geht es genauso. Jetzt ist es so endgültig und sie wird nie mehr zurückkommen. Es zerreisst mir fast das Herz. Mein letzter Gedanke, bevor ich einschlafe, gilt jeden Abend meiner Mutter.

Meine Mutter wurde nicht beerdigt. Sie hat sich eine Baumbestattung gewünscht. Sie wurde kremiert, dann wird ihre Asche einem Baum "übergeben". Den richtigen Platz dafür haben wir aber noch nicht gefunden. Mit einem Friedhof hätte ich auch unheimlich Mühe. Ich kann dich da gut verstehen. Die Zeit für deinen 1. Besuch an ihrem Grab wird kommen - lass dir Zeit!

Am Geburtstag meines Mannes, vor knapp 2 Wochen, war mein Vater bei uns zu Besuch. Ich ging dann mit ihm nach Hause, um etwas zu holen. Als wir vor seinem Haus standen, sind 2 weisse Tauben weggeflogen. Die Tauben sind mir auf dem Nachhauseweg noch einmal begegnet. Für mich war das ein Zeichen meiner Mutter - sie war an unserem "Fest" auch "dabei". Einfach für uns nicht mehr sichtbar. An solchen Erlebnissen halte ich mich fest - vielleicht hast du auch schon ein Zeichen von deiner Mutter erhalten.

Ich bin auch gerne für dich da! Pass auf dich auf.

Liebe Grüsse mummy

Mousche
Beiträge: 1
Registriert: Do 23 Jul 2009 12:24

Viel Kraft!

Beitragvon Mousche » Do 23 Jul 2009 12:40

Hallo ihr beiden

Ich bin soeben auf eure Beiträge gestossen und möchte euch gerne mein Beileid aussprechen. Auch ich weiss wie es ist, wenn die Mutter viel zu früh gehen muss. Meine Muetti start am 7. Januar 2000, ich war damals 16 Jahre alt. Dieser Verlust hat und wird mich noch mein Leben lang prägen. Sie fehlt mir immer und überall - es gibt Situationen, da brauchst du einfach eine Mutter! Ich kann euch sehr gut verstehen. Bei mir ist es nun bereits 9 Jahre her. Man lehrt damit zu leben. Aber es begleitet dich einfach immer. Der Verlust meiner Mutter hat mich und meine Brüder extrem zusammengeschweisst - wir halten zusammen, egal was passiert. Das gibt einem Kraft. Umgebt euch mit Menschen, die euch lieb sind und erinnert euch an eure Mutter. Ich habe bereits viele Sachen vergessen und wünsche mir manchmal, ich könnte mich mehr daran erinnern. Sobald mir wieder etwas einfällt, schreibe ich es auf. Am liebsten erinnere ich mich an die Momente, wo meine Mutter aus vollem Hals gelacht hat.
Ich bin überzeugt, dass meine Mutter immer bei mir ist. Wenn ich Rat brauche schaue ich in den Himmel - dann weiss ich, was sie mir geraten hätte. Sie ist mein ständiger Begleiter. Deshalb ist das Grab für mich auch nicht wichtig. Ich weiss, dass meine Mutter nicht dort ist, sie ist in meinem Herzen.

Ich wünsche euch viel Kraft!

billi
Beiträge: 7
Registriert: Fr 26 Sep 2008 18:14

wie geht es Euch heute?

Beitragvon billi » Mi 23 Dez 2009 16:36

Hallo Ihr Lieben,

einige von Euch erinnern sich vielleicht noch an meine Geschichte (Ohnmacht) - im Januar jährt sich der Tod meines Mamis zum ersten Mal.

Die vergangene Zeit war leider vor allem durch mühsame "Familien"geschichten geprägt - ich hätte so ein Theater im Leben nicht erwartet. Erinnerungsgegenstände habe ich so gut wie keine, da mir der Zugang ins Haus verwehrt ist. Meine Mama ist natürlich immer in meinem Herzen und die Erinnerungen an sie sind viel wichtiger - trotzdem ertappe ich mich ab und zu dabei, wie sich in mir eine Wut auf die Situation aufstaut - aber genau darauf warten sie ja. Das Verhältnis zu gewissen Menschen ist schon jahrelang getrübt und nun ist der Mensch, auf den man immer Rücksicht genommen hat nicht mehr da. Das scheint wohl für einige ein Freibrief zu sein...also bleibt mir nur, Stärke zu zeigen und mich nicht unterkriegen lassen. Manchmal schimpfe ich mit Mama, weil ich nicht verstehe, wie sie mit so einem Menschen zusammen leben konnte...und ich spüre, dass sie mich versteht...

Euch allen frohe Weihnachten - für die einen wie mich auch das erste Mal ohne Mama oder Papa - Kopf hoch. Sie sind bei uns...

LG
Billi


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