Trauerschmerzen


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Toby
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Trauerschmerzen

Beitragvon Toby » Sa 11 Dez 2010 17:56

es sind nun bald 6 Monate, dass mein Mann an Lungenkrebs gestorben ist. Die Erinnerungen an die Leidenszeiten macht mich immer noch sehr traurig.Wer hat ein änliches Schicksal zu bewältigen und schreibt mir darüber. Er fehlt mir so sehr das Leben ist so Sinnlos geworden und doch muss es weitergehen

orlando
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Trauerschmerzen

Beitragvon orlando » Do 30 Dez 2010 17:47

Liebe Toby

Ich bin an deinem Titel "Trauerschmerzen" hängen geblieben und habe begonnen darüber nachzudenken. Bisher habe ich es noch nie so gesehen, doch du hast Recht, es sind Schmerzen. Trauern schmerzt.

Ich habe keinen Verlust wie du erlebt. Wenn ich mir vorstelle, dass meine Partnerin stirbt, ist es als wenn ich den Boden unter den Füssen verlieren würde.
Wie anstrengend und orientierungslos muss das Leben plötzlich sein: Ich stelle mir vor, dass er dir in vielen kleinen und grossen Momenten fehlt: am Frühstückstisch, beim Einkaufen, beim diskutieren welchen Kinofilm man anschauen will, bis abends beim Einschlafen.

Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft um zu Trauern und um das Licht wieder zu sehen.

Orlando

Toby
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Trauerschmerzen

Beitragvon Toby » Sa 1 Jan 2011 17:25

Hallo Orlando
vielen Dank für Deine mitfühlende Worte,gerade in diesen Tagen waren
die Stunden oft sehr traurig für mich.
Es ist wirklich nicht einfach ohne den gleliebent Menschen weiter zu leben.Man muss es lernen Schritt für Schritt den Schmerz zu ertragen, die Erinnerungen einfach annehmen.
All die Ohnmacht der Krankheit, der schmerzlichen Momenten, einfach alles akzepieren und weiter leben. Das ist noch oft sehr schmerzlich, auch wenn die Zeit Wunden heilt man kann es doch nicht vergessen.
Manchmal fragte ich mich wieviel Schmerz kann ein Mensch ertragen?
Nicht nur ich, es gibt ja so viele Schicksale.

Dir wünsche ich viel Glück und Sonnenschein im neuen Jahr.
liebe Grüsse Toby

Munggi
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Liebi Gedankä

Beitragvon Munggi » Di 12 Apr 2011 21:36

Liebe Toby

Ich weiss gar nid, wiä i aafangä söll...
Mir chullered mini Tränä nur so über mini Baggä.
Ich chan Dir so guet naahfühlä... Ich han Dini Biiträg gläsä, und ich fühl mi au so hilflos u truurig... mängisch ganz fescht unverstandä vo anderä Lüüt...

Min Papi isch vor über 2 1/2 Jahr verstrobä... au a Lungächräbs.
Ich bin immer no fescht am truurä... Ich vermiss min Papi ganz fescht. Er fählt überall. Er fähl a Wiehnachtä, a eusnä Geburtstäg.... vor allem jetzt fählt er, im Früehlig... er hät mir immer bim Gärtnerä ghulfä.
Nid dass i z'ful wär, das allei z'machä... im Gägäteil. Äs sind so Zweisamkeitä gsi, wo mir mitänand gmacht händ... Erinnerigä, wo fescht weh mached.

I han ä eigni Familiä u bi eigentlich sehr sälbstänidg (bi 41) und han zwei liebi Lusmeitlis (4 und 7).

I fühl mi mängisch sehr unverstandä, will min Schmerz nid jedä verstaht.
Aber i glaub, das müed au nid alli. Will i han gmerkt, jedä tuät so ä Truur anderscht verarbeitä. I brieggä halt ganz vill u bi dänn lieber allei.

Aber nid nur ich bi truurig... au mis Mami. Für sie hät sich s'Läbä ganz fescht verändert. Sie isch vill truurig u vermisst dä Papi unändlich fescht... Das tuät mir uh weh, aber ich chan ihrä nid hälfä. Im Gägäteil, das macht mich sehr hilflos. I bi für sie da u understützä sie, wo ich nur chan. Natürlich sind da au mini Mädels ä grossi Hilf. Diä bringed sie zwüschet durä au zum Lachä.

I han scho s'Gfühl, das mis Mami än Schritt wiiter isch, als vor äs paar Mönet. Aber äs git Tagä, da gahts ihrä eifach schlächt. Da fröget sie sich, was sie dänn da no söll... wiä diä Jahrä no ohni Papi sölled verbii gah.
Das sind dänn au schweri Tagä für mi. Dänn bin i so hilflos... und ich chan sie so guet verstah.

Das tönt jetzt, wiä mir immer truurig sind... Das isch scho nid so. Mir chönd zämä brüelä u dänn aber au wieder lachä... Vor allem so Fyritgä oder Geburtstäg sind immer speziell... da vermissed mir eusä Papi ganz fescht.

Sorry, han glaub ächli im Hick Hack gschriebä.

I han Dir nur wöllä sägä, dass i Di so guet verstah chan.
I gsehn i Dir mis Mami....

I wünschä Dir vo ganzem Herzä ganz vill Chraft... Ich hoffä, dass Du ganz liebi Mönschä um Dich häsch, wo Di stützä chönd... wo Dir Chraft chönd gäh.

Ich schickä Dir äs Ändgeli, wo Di ganz fescht druckä tuät... wo Dir än Sunnästrahl schickt, wo Di äs bits chützelä tuät.

Heb Dir fescht Sorg.
Liebi Gedankä Munggi

Toby
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es tuet so guet

Beitragvon Toby » So 17 Apr 2011 20:19

Liebi Munggi
Deine lieben Worte taten meiner Seele sehr gut. Mit viel Tränen und Trauer konnte ich Deine Zeilen mit all Deinem Mitgefühl lesen. Es tut einfach so gut verstanden zu werden.
Du bist ein sehr wertvoller Mensch das fühle ich aus Deinen Worten.
Weinen ist immer gut und was andere Leute denken das ist egal, wichtig ist wie es Dir dabei geht. Du hast recht jeder Mensch braucht seine eigene Trauerzeit.
Auch ich weine noch viel und fühle mich sehr einsam.
Es sind schon liebe Menschen da, aber es gibt Momente da ist man allein.
Es ist so, letztes Jahr im Frühling war mein Mann noch da, er hat mit all seiner Kraft noch in Garten mitgeholfen, jetzt sitzte auch ich manchmal da und denke für was??????
Ich erinnere mich an all die schweren, traurigen Stunden seiner
Krankheit.
Ich kann Deine Mutter gut verstehen, auch das Du hilflos bist.
Man muss halt einfach weitermachen. Schritt für Schritt das Leben neu gestalten.
Es gelingt nicht immer, aber man lernt damit umzugehen.
Vielleicht hat alles irgend einen Sinn. Ich weiss es nicht.
ich wünsche Dir, Deiner Familie und Deiner Mutter einfach
viele glückliche Momente und immer viel Kraft und gute Erinnerungen.
herzlich dankt und denkt an Euch Toby

Jens B
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Ich wünsche Dir viel, viel Kraft!

Beitragvon Jens B » So 5 Jun 2011 17:39

Liebe Toby!

Du hattest am 17. April diesen Jahres an Munggi geschrieben (Zitat):
"Du hast recht jeder Mensch braucht seine eigene Trauerzeit."
Dies kann ich nur erwidern!
Eines ist Fakt, je mehr man jemanden liebte, umso weher tut der Schmerz & umso länger dauert die Überwindung und die Verarbeitung dieses Schmerzes und der Trauer!
Um diese zu bewältigen, möchte ich Dir ganz, ganz viel Kraft wünschen!

Ja, Deinen Worten: "Man muss halt einfach weitermachen. Schritt für Schritt das Leben neu gestalten." möchte ich ebenfalls unbedingt beipflichten!
Denn es wäre ganz sicher nicht im Sinne Deines lieben Mannes gewesen, jetzt "aufzuhören" & weiter leben zu wollen!
Sieh es doch als neue Lebensaufgabe, Bewährung, Herausforderung und "letzten Willen" Deines Mannes!

Um dieses zu untermauern, möchte ich Dir diesen Spruch nennen:

"Die Hoffnung gibt die Kraft zum Weiterleben.
Die Liebe gibt die Stärke zum Überwinden der Trauer.
Der Glaube ist das tröstende, durch Wolken strahlende Licht."
(Verfasser leider unbekannt! Bibelspruch?)

Sieh es auch so:

"Das Leben endet, doch die Liebe bleibt."
(Verfasser auch unbekannt!)

In Deinem ersten Beitrag hier fragst Du nach einem ähnlichen Schicksal.
Nun, ich habe zwar keinen Partner oder Partnerin verloren, aber einen mir auch sehr nahestehenden lieben Menschen!
Es war die schon fast 70 jährige Groß-Cousine meiner Mutter…
Sie hatten jahrelang keinen Kontakt mehr. Als sie sich endlich "wiedergefunden" hatten, war die Freude zunächst natürlich riesengroß!
Doch dann kristallisierte sich immer mehr Ihr unglaublich hartes, schweres Schicksal!
(z.B. sehr früher Tod von ihrem einzigen Kind (Wovon Sie sich niemals erholte!), kein Partner, schwerstkranker Vater (den Sie zu Hause liebevoll & aufopferungsvoll pflegte und nicht ins Heim gab), selbst schwerkrank und vor allem im Gehen eingeschränkt, keine weiteren Geschwister oder Angehörigen, schlechter Finanzstatus, da kein Auto nicht mobil usw. usf..)
Ich selbst kannte Sie nur noch gering aus meiner Kindheit.
Inzwischen erkrankte ich ja auch schwer an einem Hirntumor…
Aber nach meinen 2 OP’s & Rehas nahm ich sofort ebenfalls den Kontakt zu Ihr auf.
Es "übermannte" mich das schwere, harte Schicksal und es kamen meine alten Kindheitserinnerungen an Sie wieder. Als ich die beiden das 1. Mal besuchte, stockte mir der Atem. Ich war den Tränen nahe! Übergroße Freude & tiefstes Mitgefühl schnürten mir die Kehle zu! Bisher dachte ich immer, dass nur eine Partnerin bzw. Partner solch einen abgrundtiefen Schmerz verursacht.
Ich bewunderte & bewundere Ihre liebevolle Aufopferung, den grenzenlosen Verzicht & völlige Aufgabe Ihres "eigenen Lebens", zu Gunsten Ihres Vaters! So viel selbstlose Liebe beeindruckte mich zu tiefst!
Sie spürte, Sie ist noch der einzige Halt und Sinn im Leben ihres Vatis.

Wie Du schon geschrieben hast, hat vermutlich alles seinen Sinn & eine Aufgabe!

Warum ich dies schreibe?
Weil ich Dir damit aufzeigen möchte, dass die Verarbeitung des Trauerschmerzes in der Tat bei jedem anders ist, aber auf alle Fälle eine gewisse (& lange!) Zeit benötigt!
Zur Vollständigkeit möchte ich ihre Lebzeiten noch nennen: 16.06.1939 - 09.02.2009.

Bei allem Leid & Schmerz müssen wir uns immer "vor Augen halten", dass wir glücklich sein können, mit solch lieben Menschen an unserer Seite durchs Leben gehen zu dürfen, Höhen & Tiefen bestreiten können, Hürden nehmen und Schwierigkeiten lösen können!
Wie heißt es bei einer Hochzeit so treffend? "Wie in guten, so auch in schlechten Zeiten".

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft deinen Weg weiterzugehen & Dein Leben trotz des unglaublichen Schmerzes zu Ehren Deines lieben Mannes zu meistern!
Alles Gute & nochmals viel Kraft!

LG Jens B

Toby
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Trauerschmerzen

Beitragvon Toby » Mo 13 Jun 2011 20:06

Hallo Jens
nach langer Zeit schaute ich wieder mal ins Forum und war überrascht von Dir einen so langen Brief vor zu finden.
Deine Worte berührten mich sehr und geben mir auch Kraft um weiter zu gehen.
Es ist nun bald ein Jahr vergangen seid mein Mann den Kampf mit der Krankheit verloren hatte. Die letzen Wochen sind mir noch voll gegenwärtig, diese Hilflosigkeit und Ohnmacht.
ich weiss, viele Menschen teilen das gleiche Schicksal mit mir und doch ist es eben für jeden einzigartig.
Es ist in solchen Momenten kein Trost, man muss hinein wachsen.
Die Geschichte von Deiner Gross-Cousine ist Bewundernswert. Der Verlust eines Kindes ist sicher sehr schwer.
Ich verstehe Dich, dass es dir sehr nahe ging.

ich bin dankbar für die Wunderbare Zeit die ich mit meinem verstorbenen
Mann erleben durfte.
Er lebt in mir weiter.....
Nun zu Dir Jens wie geht es Dir? So ein Hirntumor verändert das Leben
sicher sehr stark.
Es ist nicht einfach mit so was zu leben, es tut mir sehr leid, warum nur
muss der Mensch solche Schicksalsschläge ertrage.
Man sagt die Seele wächst daran.
Du schreibst so starke Worte und hast selber viel zu tragen.
Du konntest operiert werden, ist alles gut gekommen?
Hast Du Dich wieder gut erholt?
Wie fühlst Du Dich heute?
Nun ich frage so viel dabei könnte ich Deine Geschichte nachlesen
ich werde es nachholen....
ich danke Dir für Deine Worte und wünsche Dir viel viel Kraft zum Weitergehen Toby

Jens B
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Ja, er lebt in Dir weiter!

Beitragvon Jens B » Mo 13 Jun 2011 22:17

Hallo Toby,

Dankeschön für die lieben Worte!
Du hast Recht, es ist das Schlimmste hilflos & ohnmächtig zu sein!
Es ist so unsagbar schrecklich, helfen zu wollen, doch dies nicht zu können!
Aber man kann wenigstens etwas tun und wenn es nur die Hand halten ist, einfach nur da sein & zuhören! Vielleicht – ja bestimmt sogar – kann man die Angst nehmen, oder wenigstens minimieren & seine endlose, "wahre" Liebe zeigen!
Deine Worte: "Er lebt in mir weiter....." sind bewundernswert und zeugt von Deiner wahren Liebe, Größe & Stärke! Dein Mann wäre sehr stolz auf Dich!
Damit würde Ihm erneut bewusst werden, dass seine damalige Entscheidung mit Dir richtig war, er würde wieder so handeln!

Wie es mir geht?
Nun ja, Du hast es auch schon richtig gesagt, dass ein Hirntumor das Leben völlig "umkrempelt", "auf den Kopf stellt" & total verändert!
Ja, das Leben ist schwer, ungerecht & oftmals regelrecht grausam!

Du fragst nach meiner OP?
Ja, ich wurde 2 x operiert und anschließend bestrahlt. Die 1. OP war eine Not-OP! Nur etwas später versuchte man noch den Resttumor, der bei der 1. OP noch übriggeblieben war, zu entfernen. Leider gelang es auch dieses Mal nicht. Da entschloss man sich noch für eine Bestrahlung. (stereotaktisch fraktioniert)
Das größte Ziel der Bestrahlung wäre gewesen, den restlichen Tumor "zu vertrocknen". Leider gelang auch dies nicht.
Aber man hatte einen Teilerfolg! Denn das weitere Wachstum konnte bis jetzt erfolgreich eingedämmt werden.
Doch ich trage immer noch einen Rest in meinem Kopf!
Mir ist bewusst, dass es "wie eine tickende Zeitbombe" ist. Besonders in schweren Momenten belastet mich dieses Wissen ganz gewaltig!

Meine Genesung schritt ganz wesentlich voran!
So z.B. saß ich erst im Rollstuhl und kann mich jetzt wieder völlig frei und ohne jegliche Hilfsmittel (Rolllator, Krücken oder Gehstock) bewegen! Ich fahre auch wieder Auto & sogar Fahrrad! (Wobei dies eine besondere Herausforderung für die Balance & das Gleichgewicht darstellen! ;-)
Natürlich ist mein Gang, die Balance und das Gleichgewicht aber immer noch etwas unsicher.

Auch schreibst Du: "Es ist nicht einfach mit so was zu leben…"
Nein gewiss nicht! Aber es ist enorm wichtig, dass man an sich glaubt, sich nie, niemals (!) aufgibt & eisern kämpft!

Ich möchte mich auch herzlich für Deine lieben Worte & die Wünsche bedanken!
Dir wünsche ich ebenfalls alles, alles Gute, ein "Kopf hoch", weiter viel, viel Tapferkeit & Kraft!
Ganz recht, vergiss es nie, niemals, er lebt in Dir weiter!

Herzliche liebe Grüße
Jens B.

PS: Ja die Geschichte mit meiner Gross-Cousine ist bewundernswert & wird mich das ganze weitere Leben begleiten!


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