Wie lange dauert Trauer.....


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Ela11
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Wie lange dauert Trauer.....

Beitragvon Ela11 » Fr 27 Apr 2012 14:53

Hallo zusammen...

Der Titel des Forums ist vielleicht ein wenig doof. Aber ich wusste nicht wie ich ihn sonst nennen sollte. Ich bin mir bewusst, dass jeder Mensch anders trauert und das es bei jedem anders ist. Aber ich denke es tut gut mal von der Seele zu reden und allenfalls hat ja der einte oder andere einen Tipp für mich.

Also am 24.05.2012 jährt sich der Todestag meiner Mutter. Eigentlich dachte ich, ich habe es langsam "überwunden". Die schlimmsten Anlässe wie Weihnachten, Geburtstag usw. sind vorbei. Aber je näher dieses Datum kommt desto trauriger werde ich. Ich mag nichts machen und möchte mich nur verkriechen. Ich bin müde und lustlos.

Irgendwie habe ich auch das Gefühl was bei Krankheit völlig normal und akzeptiert schein ist bei Trauer nicht gültig. Gefühle zu zeigen das scheint nicht in die Zeit, in die Gesellschaft zu passen. Ich höre immer nur Sprüche wie "Komm wir machen einen Ausflug" oder "Du schaffst das schon. Du bist ja starkt" oder der beste "Positiv denken". Ich bekomme langsam in meinem Freundeskreis das Gefühl, dass ich zu viel trauere... es ist ja nun ein Jahr her.... das Leben geht weiter.... Positiv denken....

Mittlerweilen bin ich so weit, dass ich nur noch mit ganz wenigen Menschen wirklich spreche wie es mir geht. Bei solchen wo ich weiss es kommt nicht direkt ein Positiv denken... ich bin mir schon bewusst das ich positiv denken muss. Und mir geht es auch gut. Eigenltich. Ich bin einfach traurig... aber das darf ich doch sein - nicht? Es war meine Mutter.... Sie war immer bedingungslos für mich da... immer...

Habt ihr solche Sachen auch erlebt? Wie seit ihr damit umgegangen vor allem wenn es enge Freunde waren? Traure ich zu lange? Muss ich positiver denken?

Würde mich über antworten Freuen....
Liebe Grüsse
Ela

Jens B
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Beitragvon Jens B » Fr 27 Apr 2012 23:00

Hallo liebe Ella!

Es ist richtig, dass Sie sich hier anvertrauen, Ihre Sorgen, bangen Fragen mitteilen und sich öffnen!
Denn hier hört man Ihnen vorbehaltlos, voller Verständnis und tiefstem Mitgefühl zu.
Erst mal vorweg, es tut mir sehr leid mit Ihrer Mutter! Sie haben völlig recht, es ist d i e wichtigste Bezugsperson im Leben!
Was sagt ein Sprichwort? "Eine Mutter kann 10 Kinder ersetzen, aber nicht 10 Kinder eine Mutter." Genauso ist es!
Ich bin zwar noch in der glücklichen Lage und habe meine Mutter, doch vor dem gewissen Moment graut mir auch sehr! Aber auch ich habe leider schon sehr geliebte Menschen verloren.
Deshalb verstehe ich Sie & Ihren grenzenlosen Schmerz sehr gut.
Es heißt zwar: "die Zeit heilt alle Wunden" ...doch dies trifft in diesem Falle wohl nur bedingt zu. Der Verlust-Schmerz wird zwar im Laufe der Zeit geringer, doch wenn die geliebte Mutter nicht mehr da ist…
Aber man trägt sie bis zum eigenen Ableben immer im Herzen und stets in liebevoller Erinnerung.
Außerdem findet man auch etwas Trost & Hoffnung, indem man an ein Weiterleben bzw. Wiedersehen in einer anderen Dimension oder dem Himmel glaubt.
Ja, leider ist es oft so, dass die Gesellschaft und Menschheit allgemein – wie soll ich es sagen (?) – etwas "unbedarft" & verständnislos mit der Trauer (der anderen!) umgeht. Doch wenn diejenigen diese Erfahrung mal selbst machen…
Dieser Egoismus & "Kälte" von manchen Mitmenschen schmerzt einen umso mehr & hilft einen partout nicht! Im Gegenteil, es "zieht einen noch mehr runter" & verstärkt noch den Trauerschmerz. Deshalb ist es wichtig, Trost im guten Verwandtenkreis, der Familie oder der besten Freundin zu suchen.
Die Menschheit ist leider egoistisch und es herrscht eine “Ellenbogengesellschaft“.
Aber es ist oft auch so, dass es eine gewisse Angst von dem Gegenüber ist, dem Trauernden zu begegnen. Denn wie soll man sich behutsam nähern, ihn trösten? Ohne den Schmerz noch zu verstärken, wieder daran zu erinnern & erneut aufzuwühlen.
Hinzu kommt noch, dass es leider nach wie vor ein Tabuthema in der Gesellschaft ist!

Doch man muss aber auch stets bedenken, dass eine Trauerverarbeitung lange bis sehr lange dauern kann! Auch ist sie bei jedem anders ausgeprägt und dauert unterschiedlich lange! Dieser Effekt wird noch ganz wesentlich verstärkt, umso mehr man die verstorbene Person liebte.

Sie sollten auch professionelle Hilfe suchen! Denn dort versteht man Sie genau!
Auch findet man im Internet sogenannte Trauerforen. Geben Sie doch mal das Wort in eine Suchmaschine (Google) ein. Da finden Sie eine Vielzahl.
Auch ein (telefonischer) Seelsorger verspricht vorbehaltlose, gute, schnelle, professionelle Hilfe.

Ich würde Ihnen raten, eine sichtbare (!) Erinnerung an Ihre liebe Mutter zu schaffen! Gewissermaßen einen "Altar".
Dies kann ein Bild sein, ein Gegenstand, mit dem Sie innige Verbindung & Erinnerung zu Ihr aufbauen können. Schaffen Sie Rituale!
Eine nette Idee finde ich, dass Sie die Erinnerung an Sie verstärken, aufrechterhalten & Sie sie im folgenden Link (an einem künstlichen, virtuellen Sternenhimmel) ehren.
http://www.maximilianprojekt.com/
Vielleicht möchten Sie sich dort einmal umschauen!?

Ach und noch etwas… Man braucht sich seinen Gefühlen absolut nicht zu schämen! Im Gegenteil, es zeugt von wahrer Liebe, Verehrung, Erinnerung und Menschlichkeit!

Es tut mir leid, dass ich sicher keine evtl. 2. Antwort an Sie schreiben kann, da ich jetzt am 30.04.12 für 3 bis 4 Wochen zur Kur fahre.

Recht herzliche Trostgrüße sendet Ihnen
Jens B.

Jens B
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Nachtrag zum Link.

Beitragvon Jens B » Fr 27 Apr 2012 23:14

Liebe Ella!

Ich noch mal. Der eben aufgeführte Link soll Sie nicht verwirren, weil es vorrangig um den Verlust eines Kindes geht!
Denn unter "Rat und Tat", "Trauerarbeit" & "Sternenhimmel" müssen Sie schauen.
Das dort vorrangig aufgeführte Wort Kind, können Sie ja beliebig ersetzen...

Alles Gute und Kopf hoch!

VLG Jens B

Cesca
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Antwort zu Ela

Beitragvon Cesca » Mo 30 Apr 2012 14:08

Liebe Ela

Mir geht es genau, wie dir. Auch ich habe im September meine liebe Mama verloren und höre die gleichen Sprüche, wie du. Auch ich habe das Gefühl, dass in dieser Welt kein Platz für Trauer vorhanden ist. Man muss die Arbeit leisten, immer funktionieren, frühlich sein und allen ist egal, wie es einem geht. Es ist ja nun "vorbei" für diese.

Ich ziehe mich auch stark zurück. Andereseits habe ich auch erfahren, dass sich viele Freunde von mir zurückgezogen haben.Dann kommt immer der Spruch "du musst halt verstehen, sie wissen nicht wie mit dir umgehen". Habe ich ja auch lang, aber ich finde meine Mamma ist gestorben und ich muss nicht immer auf alle zugehen, weil die Schwierigkeiten mit dem Thema haben. Über meine Trauer kann ich mit Niemanden sprechen. Ich habe fast keine Kraft mehr und schleppe mich jeden Tag durch, natürlich immer mit einem Lächeln. Sonst fühlen sich die anderen ja gestört oder man ist für die Anderen "ein psychisch krank".

Bei mir kommt bald der Jahrestag des Krankheitsbeginn. Dieser macht mich sehr traurig, hier hat sich alles verändert.

Ich versuche mich schon durch Aktivitäten abzulenken, aber ich fühle mich alleine und habe Angst so alleine durch die Zukunft zu gehen.

Deine Trauer finde ich nicht zu lang. Es ist bekannt, dass die Trauer bei nahen Angehörigen über ein Jahr gehen und man wird immer wieder trauern.

Sorry, vielleicht habe ich nun nicht Antworten gelieftert und eher auch Mal alles rauslassen müssen.

Ich hoffe, dass unsere Mammas ganz nah bei uns sind.

Liebe Grüsse

Cesca

Sami
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gehör auch dazu...

Beitragvon Sami » Do 3 Mai 2012 13:02

Hallo ihr Lieben

auch ich hab meine geliebt mama verloren... sie starb im januar diesen jahres... und ich vermisse sie jeden tag.. sie fehlt überall... wir mussten nun schon einige geburtstage ohne sie überstehen...

im moment geht es mir jedoch ziemlich gut... ich weiss nicht, sind das phasen in denen es besser geht und phasen in denen es schlechter geht? ich habe im moment das bedürfnis unter leute zu gehen... ich möchte immer weg... vielleicht auch ein verdrängen... manchmal habe ich das gefühl, ich hätte in den 3 jahren krankheit etwas verpasst... ich muss jetzt nachholen... ist noch schwierig zu beschreiben...

ich glaube die trauer verarbeitet jeder verschieden... man kann sicherlich keine zeitspanne angebe wie lange man trauern darf... man braucht so lange, wie man eben braucht!

das mit den freunden kenne ich in soweit, dass sie nicht wissen wie mit mir umgehen... wobei die meisten einfach ganz natürlich auf mich zukommen und wenn sie merken, dass es mir nicht so gut geht, dann kommen liebevolle gesten... ich glaube das verständnis ist da... es fragen mich auch viele immer wieder wie es mir geht... das ist schön...
manchmal wenn es mir gut geht, dann vergessen meine freunde was passiert ist und sagen dann vielleicht etwas, dass mich an meine mama erinnert, wenn ich dann traurig werde ist es ihnen nirgends mehr recht... aber ich glaube auch das gehört dazu...

ich habe mir auch hilfe bei der krebshilfe geholt, konnte dort sprechen und wurde verstanden... ich weiss, wenn es mir wieder schlechter geht, dann hole ich mir hilfe... vielleicht wäre das für euch auch zu überlegen?

ich wünsch euch weiterhin viel kraft und denkt daran, unsere mamas sind immer bei uns.

liebe grüsse
Sami

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viel kraft...

Beitragvon Sami » Do 24 Mai 2012 6:16

liebe ela

bin heute besonders mit den gedanken bei dir!
ich wünsche dir viel kraft und helle stunden an diesem schwierigen tag!

viele tröstende grüsse
Sami


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