Mein doppelt schwerer Gang bei der Bestattung!

[Jens B]

Hallo!

Morgen am 02.06.2012 habe ich einen schweren Gang!
Ich erweise "die letzte Ehre" von einem lieben Menschen.
Ich werde bei der Urnenbestattung der Großmutter von meiner ehemaligen Freundin, mit dieser ich meinen lieben Sohn habe, mit dabei sein. Die Omi wäre bald 93 Jahre alt geworden. Ein stolzes Alter! Wer weiß, ob ich es auch mal erreiche.
So traurig es auch ist, für sie war es eine Erlösung! Denn sie hatte starke Schmerzen, verweigerte die Nahrung, war dement und schon jahrelang im Pflegeheim.
Zum Trost sei aber gesagt, dass sie ein glückliches, ausgefülltes Leben hatte! Obwohl, 2 Weltkriege…
Da ich die Oma ca. 15 Jahre kannte und ein sehr gutes Verhältnis mit ihr hatte, trifft mich die Nachricht vom Tod ziemlich hart!
Aber als ob dies nicht schon schwer genug wäre, ist mein Söhnchen (fast 12) den ich leider, leider selten sehe mit dabei. Tja und er hing auch an ihr! Nun habe ich nicht nur mit meinen eigenen Tränen zu kämpfen, sondern auch mit seinen bitteren Tränchen. Es bricht mir jetzt schon das Herz!
Bitte wünschen Sie mir viel Kraft für den morgigen Tag!

LG Jens B

[Linda]

Lieber Jens,

leider habe ich deinen Beitrag erst heute gelesen, sonst hätte ich dir schon früher geschrieben. Nun hat die Beerdigung der Grossmutter deiner ehamaligen Freundin bereits statt gefunden. Wie ist es denn gegangen? Du hast dir doch Sorgen um deinen Sohn gemacht. Konntest du ihm ein wenig moralische Unterstützung geben?

Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass Kinder ein sehr natürliches Verhältnis zu Sterben und Tod haben. Das will nicht heissen, dass sie die verstorben Person, der sie doch Nahe gestanden haben, nicht vermissen oder nicht um sie trauern. Sie tun dies auf eine andere Art und finden oft sehr kreative Wege mit der Trauer umzugehen und sie zu verarbeiten. Und oft ist es ja so, dass man auf einer Trauerfeier liebe Menschen wieder trifft, die man ein lange Zeit nicht gesehen hat. Dann vermischen sich Freude und Leid. Vielleicht war dein Sohn auch froh, dich zu sehen und dich bei ihm zu haben! Sicher hat ihn dies auch getröstet.

Alles Liebe
Linda

[Jens B]

Liebe Linda,

ich danke Dir herzlich für die netten Worte!
Deine liebe Antwort kommt zwar spät, doch nicht zu spät!!! (Sie spenden mir ja auch jetzt noch Trost und geben mir Kraft!)
Denn die warmherzigen Worte dringen ins Herz.
Die Beisetzung verlief "besser" als ich dachte!
Du hast recht damit, dass mein Sohn sich sehr auf mich freute. Da war er wohl etwas von seiner Traurigkeit abgelenkt. Aber natürlich vergoss er bitterliche Tränchen. Er schmiegte sich Trost suchend an mich. Selbstverständlich tröstete ich ihn. Ich bemerkte, dass er in der Kirche richtig meine Nähe suchte. Zu meiner großen Verwunderung suchte er (mehr) Trost bei mir, als bei seiner Mutti. Die aber sonst seine erste Bezugsperson ist, da sie tagtäglich um ihn ist. Vermutlich ist es der Trennungsschmerz von mir, der bei ihm wieder aufkam.
Völlig verblüfft & erstaunt war ich aber, dass er sich vor der herablassenden Urne "wie ein Alter" verbeugte, inne hielt und einen "Diener" machte. Das Verhalten hatte er vorher weder von ihr, noch von mir gesagt bekommen. Vermutlich ahmte er das nach, was er da sah.
Trotzdem hätte ich so etwas Rührendes nicht erwartet! So viel ausdrucksstarke, tiefgründige Gestik und Benehmen/Verhalten eines Erwachsenen hätte ich niemals von einem 12 jährigen Kind erwartet! Obwohl ich ja wusste, dass die Vorstellungen der Kinder von dem Tod einem fortwährenden Reifeprozess unterliegen. Aber wie gesagt, hätte ich so viel Verständnis von ihm noch nicht erwartet!
Dabei wurde mir aber bewusst, dass Kinder das Abschied nehmen & die Trauer anders wahrnehmen & verarbeiten, als wie wir Erwachsene und vor allem, dass sie nicht zwingend in ein Raster passen. Will heißen, dass das eine Kind eher "reifer" ist als ein anderes.

Beste liebe Grüße
Jens B