2012 - Hautkrebs und Sonnenschutz


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2012 - Hautkrebs und Sonnenschutz

Beitragvon admin » Mi 18 Apr 2012 16:43

Herr Prof. Reinhard Dummer, Dermatologische Klinik, Universitätsspital Zürich, beantwortete Ihre Fragen:


Diese Antworten sind eine allgemeine Stellungnahme. Sie können nicht die persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Fachperson ersetzen. Soweit in einem Beitrag bestimmte Ärzte, Ärztinnen, Behandlungseinrichtungen oder Produkte genannt werden, dient dies nicht der Werbung oder stellt eine Empfehlung dar, sondern ist lediglich als Hinweis auf weitere Informationsquellen zu verstehen.

Einige Fragen und Antworten wurden in eine andere Landessprache übersetzt. Sollten Fragen oder Unklarheiten auftreten, wenden Sie sich bitte an die Fachberaterinnen vom Krebstelefon. Kostenlose Telefonnummer 0800 11 88 11 oder per E-Mail an helpline@krebsliga.ch



Frage von Velotrikot:
Grüezi Herr Dummer,
ich bin viel mit dem Rennvelo od. dem Bike unterwegs. Das Auffinden von Velotrikos mit UV Schutz ist aber fast unmöglich. Haben Sie eine Liste von Velotrikot mit UV Schutz?
Mit freundlichen Grüssen F.

Antwort von Prof. Dummer:
Guten Tag Velotrikot,
Beim Velo- und Bikefahren ist man stark und meistens über mehrere Stunden der Sonne ausgesetzt. Die wichtigste Schutzmassnahme, die Sie treffen können, besteht darin, dass Sie sich in den Mittagsstunden, wenn die Sonne am intensivsten scheint, an einem sonnengeschützten Ort, z. B. beim Picknick unter einem Baum, aufhalten. Die zweitwichtigste Massnahme ist die sorgfältige Wahl der Sportwäsche. Dabei können Sie sich durch folgende Kriterien leiten lassen:

- dicht verarbeitete Stoffe schützen besser als loses, lichtdurchlässiges Gewebe
- künstliche Fasern bieten einen besseren Schutz als Naturfasern
- kräftige und dunkle Farben schützen besser als helle Farben oder Pastelltöne
- trockene und locker getragene Kleider lassen weniger UV-Strahlen durch als nasse oder gedehnte Textilien

In der Regel erfüllen Radtrikots- und Hosen die ersten drei Anforderungen.

Spezielle UV-Schutz-Textilien empfehlen sich für Kinder oder Menschen mit heller Haut. Deren Schutzwirkung bleibt auch in nassem Zustand weitgehend erhalten, Dehnung und Abnutzung des Gewebes können sie jedoch vermindern. UV-Schutz-Textilien sind im Fachhandel oder über Online-Shops erhältlich. Wenn Sie Hilfe bei der Suche brauchen, erkundigen Sie sich beim
Krebstelefon.
Weiterführende Informationen zum Thema Sonnenschutz finden Sie in der Präventionsbroschüre der Krebsliga Schweiz.


Frage von Hirsch:
Welche Risiken gehe ich ein, wenn ich täglich daylong 50+ auftrage? Warum soll man Sonneschutz 20 Minuten vor der Exposition auftragen? Weil er erst dann schützt oder weil die Exposition in der Zeit nach dem Auftragen bis 20 Minuten später besonders schädlich ist?

Antwort von Prof. Dummer:
Guten Tag Hirsch,
Zu Ihrer ersten Frage:
Nach dem aktuellen Wissensstand ist der Nutzen von Sonnenschutzmitteln grösser als die möglichen Risiken. Dermatologen, das Bundesamt für Gesundheit und die Krebsliga empfehlen die konsequente Anwendung von Sonnenschutzmitteln als Ergänzung zum Aufenthalt im Schatten und dem Tragen von Kleidung.

UV-Filter, wie sie in Sonnenschutzmitteln vorkommen, werden auch in kosmetischen Produkten wie Tagescremen, Hautlotionen, Haarfärbemitteln, Lippenstiften und Haarsprays verwendet, weil sie die Haltbarkeit und die Stabilität begünstigen.

In Laborversuchen haben einzelne organische (chemische) UV-Filter eine hormonähnliche Wirkung gezeigt. Diese Filter werden weitgehend nicht mehr verwendet. Negative Auswirkungen dieser Filter auf Mensch und Umwelt konnten bisher nicht nachgewiesen werden.

Sonnenschutzmittel mit mineralischen (physikalischen) Filtern enthalten sogenannte Nanopartikel (Partikeldurchmesser kleiner als 1⁄10 000 mm). Ein Eindringen von Nanopartikeln in die Haut kann nach heutigen Erkenntnissen weitgehend ausgeschlossen werden.

Doch Vorsicht, auch Sonnenschutzmittel mit einem hohen Lichtschutzfaktor sind kein Freipass für einen unbeschränkt langen Aufenthalt in der Sonne.

Zu Ihrer zweiten Frage:
Sonnenschutzmittel mit chemischen Filtern bieten keinen sofortigen Schutz nach dem Auftragen. Es gilt die vom Produkthersteller deklarierte Einwirkzeit einzuhalten, bevor man sich der Sonne aussetzt.

Chemische Filter sind Substanzen, welche die UV-Strahlung überwiegend aufnehmen und in eine energieärmere Form umwandeln, z. B. in Wärmestrahlen, die wieder abgegeben werden. Um optimal wirken zu können, müssen diese chemischen Substanzen in die oberen Hautschichten eindringen. Dazu benötigen sie ca. 30 Minuten.

Anders als chemische Filter bieten physikalische Filter hingegen sofort nach dem Auftragen einen Schutz. Sie enthalten mineralische Stoffe, die mit dem Sonnenschutzmittel auf die Haut aufgebracht werden und dort eine Art Barriere bilden. Sie wirken wie kleine Spiegel, welche die UV-Strahlung überwiegend reflektieren. Die Strahlen dringen dadurch nicht in die Haut ein.

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Frage von Antoinette:
Ich bin hellhäutig. Bis jetzt habe ich immer fleissig eine gute Sonnencrème verwendet, wenn ich nach Draussen ging. Nun hat meine Aerztin einen akuten Vitamin-D-Mangel festgestellt. Zur Zeit nehme ich Vi-De -Tropfen. Soll ich mich jetzt häufiger ohne Sonnenschutz im Freien aufhalten (wegen dem Vitamin D Mangel) oder ist dies für die Haut gefährlich?

Antwort von Prof. Dummer:
Guten Tag Antoinette,
Niedrige Vitamin D-Blutspiegel werden sehr häufig beobachtet und haben oft keinen Krankheitswert.
Nehmen Sie Ihre Tropfen nach Anordnung des Arztes ein. Sonneneinstrahlung kann die Vitamin D Versorgung nicht zuverlässig sicherstellen.



Frage von Pinguin:
Sehr geehrter Herr Professor,
Im Frühjahr 2008 wurde bei mir ein Basaliom am Nacken entdeckt + chirurgisch vom Hautarzt entfernt. Seither bin ich jährlich in Kontrolle. Ich schütze mich mit Sonnenschutz-Faktor 50 und trage einen Hut. Zudem verwende ich Hemden mit eingefügtem Sonnenschutz. Meine Fragen: Durchdringen UV-Strahlen (A + B) Glasscheiben zu Hause oder im Auto?? Wenn ja, in welchem Ausmass? Welche Strahlen sind für die Bildung von Hautkrebs gefährlicher? Wie lange hält der UV-Schutz in den Textilien durch das mehrmalige Waschen? Kann man den Schutz von Zeit zu Zeit selber wieder auffrischen? Oder ist hier die Nanotechnik im Spiel? Darf ich mich beim Joggen (1-2 Std. nach dem Sonnenaufgang oder vor dem Sonnenuntergang) ohne das Einstreichen eines Sonnenschutzes an der (wahrscheinlich) schwachen Sonneneinstrahlung bewegen? Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen + Antworten.
Freundliche Grüsse
Pinguin

Antwort von Prof. Dummer:
Guten Tag Pinguin,
UVA-Strahlen dringen durch Fensterglas. UVB-Strahlen dringen teilweise durch Fensterglas.

Sowohl UVB- als auch UVA-Strahlen zählen zu den Hauptursachen für die Entstehung von Hautkrebs.

Die Schutzwirkung von UV-Schutz-Textilien kann sich durch Abnutzung des Gewebes mit der Zeit vermindern. Die Wirkungsabnahme ist direkt proportional mit dem Grad der Abnutzung.

Es gibt Produkte, welche einen UV-Schutz in die Wäsche waschen. Sie sollen
die Durchlässigkeit von insbesondere hellen Kleidungsstücken für UVA/UVB-Strahlen reduzieren. Bei regelmäßiger Anwendung wird damit zwar lediglich einen tiefen Lichtschutzfaktor erreicht. Ausserdem sind Zweifel an der Unbedenklichkeit solcher Produkte gerechtfertigt. Viel wichtiger ist, dass Sie für Ihre sportliche Aktivitäten im Freien Sonnenhut, Sonnenbrille, dicht verarbeitete Stoffe, künstliche Fasern, kräftige und dunkle Farben, locker sitzende Textilien tragen. Somit sind Sie bereits gut geschützt.

Ausserhalb der sonnenintensivsten Tageszeit und mit der geeigneten Kleidung können Sie sich auch ohne Sonnenschutzmittel draussen sportlich betätigen.



Frage von Aline:
Welche Sonnencreme wird für Kinder empfohlen? Offenbar sollen vorzugsweise mineralische Cremen verwendet werden, aber diese weisen nur selten einen UVA/UVB-Schutzfaktor von mehr als 30 auf. Zudem enthalten einige dieser Cremen anscheinend Nanopartikel, die schädlich sein sollen… Trifft dies tatsächlich zu? Können Sie Marken von Sonnencremen für Kinder empfehlen? Es ist nämlich schwierig, sich mit all diesen Informationen zurechtzufinden!

Antwort von Prof. Dummer:
Guten Tag Aline,
Sie haben das Alter der Kinder nicht angegeben, nachfolgend deshalb Ratschläge für die einzelnen Altersgruppen.
Babys und Kleinkinder sind besonders empfindlich und müssen entsprechend geschützt werden. So sollen Kinder unter 1 Jahr nie der direkten Sonne ausgesetzt werden, und um Allergien zu vermeiden, wird empfohlen, keine Sonnencreme zu verwenden.
Zudem besteht bei Babys und Kleinkindern erhöhte Austrocknungsgefahr. Deshalb wird empfohlen, dass das Kind zwischen 11 und 15 Uhr im Schatten bleibt und eine Sonnenbrille, einen Hut und Kleider trägt.
Für grössere Kinder gelten die gleichen Regeln wie für Erwachsene. Sie sind abrufbar in der
Broschüre Sonnenschutz.
Sonnenschutzprodukte mit mineralischen (physikalischen) Filtern enthalten Nanopartikel mit einem Durchmesser von weniger als 1/10 000 mm. Gemäss aktuellem Wissensstand kann das Eindringen solcher Nanopartikel durch die Haut weitgehend ausgeschlossen werden.

Die Krebsliga Schweiz stellt interessante
Sonnenschutz-Tipps zur Verfügung.

Auch das Bundesamt für Gesundheit veröffentlicht allgemeine
Sonnenschutz-Ratschläge.

Empfehlungen für einzelne Marken von Sonnencremen können wir leider nicht abgeben.


Frage von MaDo53:
Mir wurde ein ca. 3 cm grosses Plattenepithel-Karzinom am Unterschenkel entfernt. Gemäss Histopathologie Bericht wurde es vollständig entfernt. Ich bin wegen der Grösse des Karzinoms trotzdem beunruhigt. Welche Nachuntersuchungen empfehlen Sie? Ich leide seit vielen Jahren an Lichen Rubber Verucosus. Danke für Ihren Bescheid.

Antwort von Prof. Dummer:
Ihre Sorge ist verständlich, denn in seltenen Fällen können sich aus den Hautveränderungen, welche durch die Lichen Rubber Verucosus entstanden sind, bösartige Tumore entwickeln.

Das Platteneptihelkarzinom, auch Spinaliom genannt, gehört zu den sogenannten weissen Hautkrebsarten. Die Patienten gelten nach einer vollständigen operativen Tumorentfernung in der Regel als geheilt. Spinaliome tendieren jedoch dazu, lokal und/oder an anderer Stelle erneut aufzutreten.

Grundsätzlich sollte die Nachkontrolle über 5 Jahre hinweg durchgeführt werden. Sogenannten Risikopatienten (z.B. Patienten mit erhöhtem Risiko für Metastasenbildung oder Patienten mit unterdrücktem Immunsystem) wird empfohlen in den ersten 2 Jahren vierteljährlich, danach halbjährlich Nachkontrollen durchführen zu lassen.
Die Nachsorgeuntersuchungen schliessen die umliegenden Lymphknoten mit ein und können bei unklarem Tastbefund durch eine Ultraschalluntersuchung ergänzt werden. Eine wichtige Rolle zur Früherkennung von neuen Spinaliomen spielt auch die Selbstkontrolle.
Besprechen Sie die Nachkontrollen und welche Untersuchungen gemacht werden, mit Ihrem Dermatologen.



Frage von Mariannel:
Guten Tag,
Eine Bekannte erzählte mir, sie habe vor einigen Jahren den schwarzen Hautkrebs gehabt. Ihr Hautarzt hätte ein Muttermal entfernt und darin eine inaktive Zelle die irgendwann schwarzen Hautkrebs gegeben hätte, gefunden. Gibt es inaktive Krebszellen? Nur beim Schwarzen Hautkrebs oder immer bei Krebs? ich habe noch nie davon gehört. Danke für die Antwort. Mariannel.

Antwort von Prof. Dummer:
Guten Tag Mariannel,
Der Begriff der inaktiven Krebszelle im Zusammenhang mit Melanom ist nicht bekannt. Möglicherweise hat der Arzt veränderte Zellen in der Wurzel des Muttermals entfernt. Bei ungefähr der Hälfte der Melanombetroffenen entsteht der schwarze Hautkrebs im Bereich eines bereits lange Zeit bestehenden Muttermals oder Leberflecks (Nävuszellnävi). In der Regel sind Muttermale harmlos. Allerdings können sie sich manchmal zu so genannten dysplastischen Nävuszellnävi entwickeln. Diese Pigmentmale mit auffälliger Struktur bergen ein erhöhtes Risiko, zu einem malignen Melanom zu entarten. Sie können bei der feingeweblichen Untersuchung erkannt werden.



Frage von Sesam:
Meine Eltern, 76 J. und 87J., haben beide in diesem Jahr die Diagnose eines Basalioms, bzw. Spinalioms bekommen. Muss ich davon ausgehen, dass ich diese genetische Veränderung geerbt habe?

Antwort von Prof. Dummer:
Guten Tag Sesam,
Die Hautzellveränderungen, welche zur Entstehung eines Basalioms oder eines Spinalioms im fortgeschrittenen Lebensalter führen können, werden im Laufe des Lebens erworben und sind nicht angeboren.

Hautzellschädigungen, d.h. Veränderungen des Erbguts (Mutationen) von Hautzellen, entstehen hauptsächlich durch UV-Strahleneinwirkung (Sonnenexposition). Schaffen es solche „defekte“ Zellen sich ungehindert zu vermehren, bildet sich ein Tumor. Vererbbar ist vielmehr der helle Hauttyp, der zu Hautkrebs veranlagt.

In der Broschüre
Sonnenschutz der Krebsliga Schweiz erfahren Sie, wie Sie Hautkrebs vorbeugen können.

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