2015 - Darmkrebs


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2015 - Darmkrebs

Beitragvon admin » Di 3 Mär 2015 14:09

Diese Antworten sind eine allgemeine Stellungnahme. Sie können nicht die persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Fachperson ersetzen. Soweit in einem Beitrag bestimmte Ärzte, Ärztinnen, Behandlungseinrichtungen oder Produkte genannt werden, dient dies nicht der Werbung oder stellt eine Empfehlung dar, sondern ist lediglich als Hinweis auf weitere Informationsquellen zu verstehen.
Einige Fragen und Antworten wurden in eine andere Landessprache übersetzt. Sollten Fragen oder Unklarheiten auftreten, wenden Sie sich bitte an die Fachberaterinnen vom Krebstelefon. Kostenlose Telefonnummer 0800 11 88 11 oder per E-Mail an helpline@krebsliga.ch



Frage:
Bei meinem Vater wurde kürzlich ein bösartiger Tumor aus dem Dickdarm entfernt. Besteht bei uns Kindern nun ein erhöhtes Dickdarmkrebsrisiko? Sollten wir vorsorgliche Abklärungen machen lassen?

Expertenantwort:
Die Krebserkrankung eines Angehörigen belastet sehr. Dazu kommt oft die Angst, auch selber zu erkranken. Wie steht es also mit der Risikofrage? Verwandte ersten Grades (Eltern, Geschwister oder Kinder) haben in der Tat ein erhöhtes Risiko, ebenfalls an einem Dickdarmkrebs zu erkranken. Aufgrund der familiären Vorbelastung empfiehlt sich für Sie und Ihre Geschwister, eine Darmspiegelung durchführen zu lassen.
Bezüglich der Darmkrebs-Vorsorge gilt allgemein die Empfehlung der Fachärzte, ab etwa 50 Jahren eine erste Darmspiegelung durchzuführen, um allfällige Vorstufen des Darmkrebses (Polypen) zu erkennen. Das Eidgenössische Departement des Inneren hat die Krebsvorsorge-Programme erweitert und seit 1. Juli 2013 ist die Darmspiegelung als Vorsorgeuntersuchung bei Personen im Alter von 50 bis 69 Jahren kassenpflichtig (obligatorische Krankenpflegeversicherung).
Eine medizinische Kontrolluntersuchung – dazu gehört auch eine Darmspiegelung – sollte ungefähr zehn Jahre vor dem frühesten Erkrankungsalter in der Familie erstmals durchgeführt werden. Wurde bei einem Familienmitglied Darmkrebs vor dem 45. Lebensjahr diagnostiziert, sollten sich seine Angehörigen ab dem 30. bis 35. Lebensjahr untersuchen lassen.
Dank dieser Frühabklärung kann Darmkrebs in einem frühen Stadium festgestellt werden, was die Behandlung erleichtern und die Prognose deutlich verbessern kann.

Tipps und Information:
www.krebsliga.ch/de/darmkrebs


Frage:
Mehrere Verwandte in meiner Familie hatten Darmkrebs. Warum? Sind die Ernährung, die Umgebung, der Stress schuld? Was kann ich ausser der empfohlenen Vorsorge noch tun, um nicht ebenfalls krank zu werden?

Expertenantwort:
In der Schweiz erkranken jedes Jahr über 4000 Menschen an Dickdarm- oder Enddarmkrebs. Bei manchen sind effektiv ganze Familien von Tumorleiden betroffen. Bei diesen vererbten Tumorformen haben Vater oder Mutter, Geschwister und eben auch Grosseltern schon Tumoren. Hier liegt oft ein schwerer Defekt in der Tumorabwehr vor. Dies ist zum Glück sehr selten. Auch bei gut zehn Prozent der übrigen Fälle, bei denen kein schwerer Defekt zugrunde liegt, spielen genetische Faktoren eine Rolle. Vor allem, wenn Verwandte ersten Grades in jüngeren Jahren (vor dem 60. Altersjahr) schon Darmkrebs hatten, ist das Risiko, selber auch an Darmkrebs zu erkranken, erhöht. Genetische Veränderungen in der Darmschleimhaut könnten dabei zum Tragen kommen, die genauen Mechanismen dahinter sind aber nicht vollständig geklärt.
Sind Tumore in der entfernteren Verwandtschaft gehäuft, müssen für eine eigene Erkrankung nicht unbedingt genetische Gründe vorliegen. Diese Tumoren können zufällig, durch voneinander unabhängige Mutationen in Körperzellen entstanden sein. Allfällig spielen auch krebsfördernde Umweltfaktoren eine Rolle, da Menschen aus derselben Familie oft einen ähnlichen Lebensstil pflegen.
Ein risikoarmer Lebensstil vermindert das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Das heisst:

• nicht rauchen. Dies ist ein entscheidender Faktor.
• sich viel bewegen. Erwachsenen wird mindestens zweieinhalb Stunden Bewegung oder Sport pro Woche mit mittlerer Intensität oder eineinviertel Stunden mit hoher Intensität empfohlen. Mittlere Intensität bedeutet, dass Sie leicht ausser Atem kommen, z. B. beim Velofahren oder bei der Gartenarbeit. Hohe Intensität meint, dass Sie ins Schwitzen kommen und Ihre Atmung beschleunigt wird, z. B. beim Joggen oder Fitnesstraining. Sie können auch Aktivitäten mit verschiedenen Intensitäten kombinieren.
• Gemüse und Früchte, am besten fünf Mal am Tag, und wenig rotes Fleisch essen, naturbelassene Lebensmittel statt verarbeitete Produkte bevorzugen.
• Übergewicht vermeiden.
• den Alkoholkonsum so gering wie möglich halten.


Information über Risikofaktoren:
http://www.krebsliga.ch/de/praevention/ ... ofaktoren/
Empfehlung zur Bewegung:
http://www.krebsliga.ch/de/praevention/viel_bewegung/
Empfehlungen der Krebsliga zum Alkoholkonsum:
http://www.krebsliga.ch/de/praevention/wenig_alkohol/


Herr Prof. Dr. med. Urs Marbet, Darmkrebs-Experte, beantwortet Ihre Fragen:

Frage von Denis:
Welche neuen Medikamente stehen in der Immuntherapie beim Darmkrebs zur Verfügung, national und international und welche sind noch in der klinischen Studie.

Antwort von Herrn Prof. Marbet:
Ich weiss nicht sicher, was Sie unter Immuntherapie verstehen. Vielleicht interessiert Sie, ob die Immunstimulation etwas hilft. Leider gibt es, im Gegensatz zu Leukaemien und dem Hautkrebs beim Darmkrebs bis jetzt meines Wissens keine Daten, dass der Darmkrebs durch eine reine Immunstimulation erfolgreich bekämpft werden könnte.
Wir halten uns in der Schweiz an die internationalen Richtlinien für die Behandlung von kolorektalen Karzinomen. Beim fortgeschrittenen Darmkrebs kommen Antikörpertherapie zum Einsatz, die das Zellwachstum oder die Gefässbildung der Tumoren beeinflussen. Diese monoklonalen Antikörper, welche beim metastasierten kolorektalen Karzinome am häufigsten zum Einsatz kommen, heissen
- cetuximab (Erbitux®),
- bevacizumab (Avastin®) und
- panitumumab (Vectibix®).

Momentan sind meines Wissens keine Studien im Bereich gastrointestinale Tumore offen für die Patientenaufnahme.



Frage von Louisevano:
2009 wurde bei mir eine Darmspiegelung (Koloskopie) gemacht. Dabei wurde ein Polyp entfernt, der sich als gutartig erwies. Ich sollte bald wieder eine Darmspiegelung machen. Ich möchte wissen, wieviel Zeit ein Polyp braucht, bis er entartet und Krebs entsteht.
Danke.

Antwort von Herrn Prof. Marbet:
Sehr geehrte Louisevano
Unter den Darmpolypen sind es die Adenome, die bösartig werden können. Viele dieser Adenome, vor allem wenn sie klein sind, werden nie bösartig. Wir nehmen an, dass es meistens gegen 10 Jahre braucht, bis ein Adenom bösartig wird. Leider gibt es aber auch Adenomtypen, vor allem die flachen, die vor allem im rechten Darmteil vorkommen, die wesentlich schneller bösartig werden können. Vor allem, wenn diese an verschiedenen Stellen auftreten, können diese, wie wir neuerdings wissen, bereits nach wenigen Jahren bösartig werden. Wir glauben, dass die genetische Selbstkontrolle bei diesen Polypen gestört ist.

Wenn bei einem Patienten Polypen gefunden und abgetragen wurden, kommt ein zweites Problem hinzu. Diese Leute haben häufiger als der Durchschnitt weitere kleine Polypen, die teilweise bei der Darmspiegelung übersehen werden. Deshalb wird hier eine Kontrolle nach fünf oder gar drei Jahren schon empfohlen. Die unterschiedlichen Empfehlungen sind durch die Risikoabschätzung beim einzelnen bedingt. Hat jemand sehr grosse oder viele Polypen oder hat er Polypen, die histologisch zu einer etwas gefährlicheren Gruppe gehören, muss eine Kontrolle schneller empfohlen werden, als wenn nur einer oder zwei kleine Polypen gefunden wurden. Die Gesellschaft für Gastroenterologie der Schweiz hat für die Aerzte Empfehlungen für die Nachkontrollen nach Polypabtragung zusammengestellt, die die Aerzte im Internet abrufen können:
www.sggssg.ch


Frage von Italiano:
Sehr geehrter Herr Professor Marbet
Aufgrund meiner autodidaktischen Forschungen kann ich mit absoluter Sicherheit darauf hinweisen, dass es notwendig ist, den mittels Blutgasanalyse messbaren arteriellen pO2 zu ERHÖHEN, um die Remission einer beliebigen Krebsart zu erzielen. Der erhöhte pO2 zeigt höhere Spiegel von gelöstem PARAMAGNETISCHEM Sauerstoff an, der elektrochemische Energie im Blut erzeugt. Die konstante Anhebung der Spiegel von paramagnetischem O2 im Blut aktiviert den Automatismus, der die ZELLREGENERATION hervorruft, die zur vollständigen Remission des Tumors führt.
Der arterielle pO2 erhöht sich vor allem durch folgende Behandlungen: (1) konstante aerobe körperliche Aktivität, (2) hyperbare Sauerstofftherapie, (3) Beatmung mit Überdruck mittels CPAP-Gerät. Herr Professor Marbet, vergewissern Sie sich, wie bedeutsam meine Zeilen sind: Es genügt, den arteriellen pO2 der von Krebs betroffenen Patienten zu kontrollieren; bei all diesen Personen liegt der arterielle pO2 weit unterhalb der Norm.
Mit freundlichen Grüssen, P. F.

Antwort von Herrn Prof. Marbet:
Sehr geehrter Italiano
Sie sprechen eine Tumorbehandlung mittels Sauerstofftherapie an, eine interessante These, die seit langem immer wieder einmal diskutiert wird. Leider ist diese Therapie bis heute nicht genügend wissenschaftlich gesichert und kann meines Erachtens zur Zeit deshalb ausserhalb von Studien nicht empfohlen werden.



Frage von ELO:
Mein Schwager ist leider an Darmkrebs erkrankt. Von der Tablette, die er nehmen muss, schmerzen ihn Hände und Füsse. Was kann er tun?

Antwort von Herrn Prof. Marbet:
Guten Tag ELO
Ihr Schwager leidet vermutlich unter einer häufigen Nebenwirkung von Chemotherapeutika, dem Hand-Fuss-Syndrom (HFS), auch palmar-plantare Erythrodysästhesie genannt.
Die Behandlung des HFS besteht in folgenden Massnahmen:
- Dosisreduktion oder zeitweiliges Absetzen der verursachenden Chemotherapie in Absprache mit dem behandelnden Onkologen
- Kurzzeitige Einnahme von Pyridoxin (Vitamin B6) gemäss ärztlicher Verordnung (Nutzen nicht gesichert)
- Topische Behandlung bestehend aus nässender Salbe und hochwirksamen Kortikosteroiden.
Zudem helfen
- kühle Bäder ohne intensives Waschen

Massnahmen, die Ihr Schwager aus eigener Initiative treffen kann:
- Enge Schuhe und enganliegende Kleidung, einschneidende Socken oder Handschuhe vermeiden.
- Keine Kleidung aus rauen Stoffen tragen.
- Möglichst keine Ringe tragen.
- Baumwollhandschuhe und –Socken oder gepolsterte Schuhe können Verletzungen vorbeugen.
- Keine schweren Dinge heben/tragen.
- Kontakt mit Spülmitteln und Haushaltsreinigern vermeiden, falls dies nicht möglich ist, Gummihandschuhe tragen.
- Heisses Wasser, Dampf und länger Sonnenexposition meiden.
- Drehverschlüsse an Flaschen nicht mit blossen Händen öffnen.
- Auf gepolsterten Oberflächen sitzen bzw. liegen.
- Beine immer wenn möglich hoch lagern.
- Starkes Schwitzen und lang anhaltende Spaziergänge vermeiden.
- Auf Betätigungen, die mit einer hohen mechanischen Belastung für die Hände einhergehen, verzichten.
- Nicht stark an der Haut rubbeln.
- Die Haut nicht trocken reiben, sondern trocken tupfen oder fächeln.
- Pflegeprodukte, die ätherische Öle enthalten oder parfümiert sind, nicht benutzen.
Hände und Füsse sollten mit einer Vaseline-haltigen Salbe oder einer Lanolin-haltigen Lotion feucht gehalten werden.



Frage von Rolf:
Ich rauche seit 33 Jahren ca. 10 Zigaretten pro Tag. Dass dies schädlich für meine Lungen ist, weiss ich. Steigt durch das Nikotin auch mein Risiko an Darmkrebs zu erkranken? In meiner Familie ist zum Glück niemand an Krebs erkrankt. Ich bin 49 und überlege mir, ob ich eine Darmspiegelung machen lassen soll.Danke für die Antwort!

Antwort von Herrn Prof. Marbet:
Rauchen ist auch beim Darmkrebs ein eindeutiger Risikofaktor. Das Risiko einer Darmkrebserkrankung kann durch einen gesunden Lebensstil verringert werden. Nichtrauchen gehört klar dazu. Der Tabakkonsum ist der wichtigste, beeinflussbare Faktor, der sich auf das persönliche Darmkrebsrisiko auswirken kann. Die Fachberaterinnen der Rauchstopplinie 0848 000 181 beraten und unterstützen Sie kompetent und einfühlsam bei der Entwöhnung.
Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken, steigt generell ab dem 50. Altersjahr. Es ist also ratsam, dass Sie die Früherkennung von Darmkrebs mit Ihrem Arzt besprechen oder sich mit 50 bei einem Magen-Darm-Spezialisten (Gastroenterologen) für eine Darmspiegelung anmelden.
Mit dieser Früherkennungsmethode lassen sich selbst kleine Darmpolypen (gutartige Wucherungen der Schleimhaut) und Tumore mit hoher Sicherheit aufspüren. Polypen können bei der Darmspiegelung direkt entfernt werden, wodurch verhindert werden kann, dass aus den Polypen Krebs entsteht. Die Untersuchung ist in der Regel schmerzlos und erfolgt auf Wunsch des Patienten im sedierten Zustand. Allein die Abführprozedur am Vortag wird von den meisten als unangenehm empfunden.
Die Fachberaterinnen des Krebstelefons 0800 11 88 11 erklären Ihnen gerne Näheres zum Ablauf der Untersuchung oder zu weiteren präventiven Massnahmen. Informationen zum Thema
Früherkennung von Darmkrebs finden Sie auf der Webseite der Krebsliga Schweiz.
Die obligatorische Krankenpflegeversicherung übernimmt die Kosten für die Darmkrebs-Früherkennungsuntersuchungen bei Personen im Alter von 50 bis 69 Jahren. Es werden alle zwei Jahre eine Untersuchung auf okkultes Blut im Stuhl („Blut-im-Stuhl-Test“) oder alle zehn Jahre eine Koloskopie (Darmspiegelung) bezahlt. Die Untersuchungen sind jedoch nicht von der Franchise befreit.

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