2016 - Darmkrebs


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2016 - Darmkrebs

Beitragvon admin » Di 1 Mär 2016 12:05

Herr Prof. Dr. med. Urs Marbet, Darmkrebs-Experte, beantwortet Ihre Fragen:


Diese Antworten sind eine allgemeine Stellungnahme. Sie können nicht die persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Fachperson ersetzen. Soweit in einem Beitrag bestimmte Ärzte, Ärztinnen, Behandlungseinrichtungen oder Produkte genannt werden, dient dies nicht der Werbung oder stellt eine Empfehlung dar, sondern ist lediglich als Hinweis auf weitere Informationsquellen zu verstehen.

Einige Fragen und Antworten wurden in eine andere Landessprache übersetzt. Sollten Fragen oder Unklarheiten auftreten, wenden Sie sich bitte an die Fachberaterinnen vom Krebstelefon. Kostenlose Telefonnummer 0800 11 88 11 oder per E-Mail an helpline@krebsliga.ch



Frage von mark8006:
Ich bin 67 Jahre alt, habe bis jetzt keine Unregelmässigkeiten oder Beschwerden beim Stuhlgang, es gibt auch keine Darmkrebserkrankungen in meiner Familie. Wäre also für mich ein guter erster Schritt die Früherkennungs test "Nein zum Darmkrebs" erhältlich in den Apotheken nützlich und effektive (mit Darmspiegelung nachher wenn die Ergebnisse es so diktieren als nächster Schritt)? Vielen Dank für Ihren Rat!

Antwort von Herrn Prof. Marbet:
Guten Tag mark8008
Ja, das ist richtig. Zur Früherkennung von Darmkrebs stehen gesunden Personen ab 50 Jahren, ohne familiärem Risiko, zwei Methoden zur Früherkennung von Darmkrebs zur Verfügung: Der sogenannte Stuhltest, der den Stuhl nach okkultem oder verstecktem Blut untersucht, und die Darmspiegelung, die Koloskopie. Der Vorteil der Darmspiegelung ist, dass er mehr Vorstufen des Darmkrebses entdeckt und gleich entfernen kann und deshalb sowohl der Früherkennung aber auch der Verhütung des Darmkrebses dient. Der Stuhltest kann selten einmal einen Krebs verpassen.

Sie haben, wie Sie schreiben, keine speziellen Darmkrebsrisiken. In Ihrer Familie gibt es keinen Darmkrebs, ich nehme an, dass Sie nicht massiv übergewichtig sind, nicht rauchen, immer wieder mal Früchte und Gemüse konsumieren und vielleicht sogar etwas Sport machen. Selbstverständlich sollten Sie nicht neu Bauchschmerzen haben, unklar Gewicht verloren haben oder Blut im Stuhl bemerkt haben. In dieser Situation ist der Stuhltest eine gute Alternative zur Darmspiegelung. Man muss wohl über 2000 Darmspiegelungen machen, bis ein Krebs gefunden wird, der durch den Stuhltest verpasst wird. Das heisst, dieses Risiko ist bei Ihnen klein.

Den Stuhltest erhalten Sie bei Ihrem Hausarzt oder in Ihrer Apotheke. Sie können bei sich zu Hause eine Stuhlprobe entnehmen und können Sie zur Auswertung direkt ans Labor schicken. Ihr Hausarzt oder Ihr Apotheker erhält jeweils das Testresultat, das er anschliessend mit Ihnen besprechen wird. Wichtig ist, dass der Test verwendet wird, der auch in den Apotheken angeboten wird. Dieser ist zurzeit der zuverlässigste, der in der Schweiz erhältlich ist.

Ist die Stuhlprobe positiv, muss der Darm allerdings untersucht werden. Deshalb wird Sie der Apotheker an einen Arzt weiterweisen, der das weitere Vorgehen mit Ihnen besprechen wird und die nötigen Abklärungen einleiten wird, gleich wie dies der Hausarzt auch machen wird. Ist der Stuhltest anderseits negativ, sollte er alle 2 Jahre wiederholt werden.

Wird die Darmspiegelung primär zur Vorsorge gewählt, muss der Darm für die Spiegelung zuerst gereinigt werden. Eine biegsame Sonde mit einer kleinen Kamera wird danach in den Darm eingeführt und ermöglicht, den Darm von innen anzuschauen und falls nötig, eine Gewebeprobe zu entnehmen oder Tumorvorstufen, Adenome, zu entfernen.
Bei negativem Befund sollte die Darmspiegelung alle 10 Jahre wiederholt werden.

Mehr Information über die Kampagne, auch welche Apotheken sich an der Aktion beteiligen, finden Sie auf der Seite der Pharma Suisse
Nein zu Darmkrebs.


Frage von Jsdlv-tszlo:
Beim Schlittschuhfahren bin ich auf meinen Hinterteil gestürzt. Der Sturz war so heftig, das ich mit einem Schock und Frieren reagiert habe. Das Steissbein habe ich mir nicht angeschlagen, nur die weiche Teile, die eigentlich nicht zu stark geschmerzt haben. Im Sommer danach hat man bei mir Rektalkrebs diagnostizier. Der Tumor befand sich gerade beim Ausgang, man hat geschätz, dass er während den letzten vier Monaten gewachsen ist. Das war ein anderer Schock, durch Therapie geht es mir aber wieder gut. Ich war und bin sonst ein durchaus gesunder Mensch. Nun werde ich den Gedanke nicht los, ob die zwei Ereignisse einen Zusammenhang haben könnten. Ob das verletzte Gewebe im Rektal sich bösartig entwickeln haben könnte. Liege ich da falsch?

Antwort von Herrn Prof. Marbet:
Guten Tag Jsdlv-tszlo
Sie sind an einem Enddarmkrebs erkrankt und haben zum Glück gut auf die nachfolgende Behandlung angesprochen. Sie fragen sich nun, ob es einen Zusammenhang geben könnte zwischen einem vorangegangenen Sturz aufs Gesäss und dem Enddarmkrebs. Dies ist höchst unwahrscheinlich. Es braucht in der Regel viele Jahre bis sich aus gutartigen Veränderungen ein bösartiger Tumor entwickelt. Wenn er bösartig ist, kann er schneller wachsen und ich könnte mir vorstellen, dass Ihre Aerzte sagen wollten, dass der Tumor seit circa 4 Monaten bösartig war. Eine ganz schwere Erkrankung kann selten einmal die Immunabwehr derart schwächen, dass das Wachstum des Tumors beschleunigt wird. Der Sturz bei Ihnen war sicher kein derartiges Ereignis.
Die Broschüre Dickdarm- und Enddarmkrebs der Krebsliga Schweiz thematisiert mögliche Ursachen und Risiken und ist unter diesem
Link zu finden.


Frage von Dominic P.:
Guten Tag
Meine Mutter hat ca. vor 6-8 Jahren erfahren das sie Darmkrebs hat. Ich möchte mich nun checken lassen, geht das schon mit 22 Jahren ? Und wie gross ist das Risiko das ich es habe oder bekomme ?

Antwort von Herrn Prof. Marbet:
Guten Tag Domimic P
Ihre Anfrage ist sehr berechtigt. Hat ein erstgradig Verwandter, also Eltern oder Geschwister, einen Darmkrebs, so ist das Risiko selbst auch daran zu erkranken, erhöht. Deshalb ist es sehr sinnvoll, dass Sie sich über mögliche Früherkennungsmassnahmen erkundigen. Früh erkannt, lässt sich die Krankheit viel eher heilen als in einem fortgeschrittenen Stadium und nicht selten kann der Darmkrebs sogar verhütet werden.

Wie hoch das Risiko ist, hängt einerseits davon ab, wie alt Ihre Mutter war, als bei ihr der Darmkrebs gefunden worden war. Zudem ist wichtig zu wissen, ob Ihre Mutter weitere Tumore hatte und ob in der Verwandschaft Ihrer Mutter weitere bösartige Tumore vorkamen. Dies bestimmt Ihr Darmkrebsrisiko und auch den Zeitpunkt, wann Sie die Vorsorge mittels Darmspiegelung beginnen sollten.

Ihr Risiko, im Leben an Darmkrebs zu erkranken ist mindestens verdoppelt, wenn Ihre Mutter Darmkrebs hatte. Dies heisst, dass das Risiko statt 6% circa 12% beträgt. Hatte Ihre Mutter Darmkrebs im Alter um 50 oder früher, ist das Risiko mindestens verdreifacht und liegt zwischen 15 und 20%. Ihre erste vorsorgliche Darmspiegelung sollte circa 10 Jahre vor dem Alter stattfinden, in dem Ihre Mutter Darmkrebs hatte. War Ihre Mutter damals 50 jährig, heisst dies erste Darmspiegelung mit 40 Jahren. Hatte Ihre Mutter Darmkrebs bereits vor dem 45. Altersjahr oder hatten auch andere nähere Verwandte bereits Tumore, dann wäre auch ein familiäres Tumorsyndrom möglich. Dann müssten Sie unbedingt mit Ihrem Hausarzt oder einem Darmspezialisten besprechen, wann die Vorsorge beginnen soll. Aufgrund der verschiedenen Risikofaktoren kann Ihr persönliches Risiko eingeschätzt werden und ein individueller Vorsorgeplan vorgeschlagen werden.

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