2013 - Lungenkrebs


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2013 - Lungenkrebs

Beitragvon admin » Mi 6 Nov 2013 17:34

Herrn Prof. Dr. med. Adrian Ochsenbein, Spezialist für Lungenkrebs, Inselspital Bern, beantwortete Ihre Fragen:


Diese Antworten sind eine allgemeine Stellungnahme. Sie können nicht die persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Fachperson ersetzen. Soweit in einem Beitrag bestimmte Ärzte, Ärztinnen, Behandlungseinrichtungen oder Produkte genannt werden, dient dies nicht der Werbung oder stellt eine Empfehlung dar, sondern ist lediglich als Hinweis auf weitere Informationsquellen zu verstehen.

Einige Fragen und Antworten wurden in eine andere Landessprache übersetzt. Sollten Fragen oder Unklarheiten auftreten, wenden Sie sich bitte an die Fachberaterinnen vom Krebstelefon. Kostenlose Telefonnummer 0800 11 88 11 oder per E-Mail an helpline@krebsliga.ch



Frage von Fam. Gerber:
Guten Tag Herr Professor
Mein Mann raucht seit langer Zeit. Meine Kinder und ich machen uns Sorgen, dass er Lungenkrebs bekommen könnte! Leider liest man ja immer wieder, dass Rauchen Krebs machen kann. Wäre die E-Zigarette weniger schädlich? Ein Bekannter von uns hat zur E-Zigarette gewechselt und meint, es sei viel weniger schädlich als die normalen Zigaretten. Stimmt das? Freundliche Grüsse Fam. Gerber

Antwort von Prof. Ochsenbein:
Die bisherigen Studien lassen die Vermutung zu, dass die elektronische Zigarette weniger toxisch als die herkömmliche Zigarette ist.

95 % der elektronischen Zigaretten enthalten Nikotin. Hegt Ihr Mann den Wunsch, sich von der Nikotin-Abhängigkeit zu befreien, ist das Umsatteln auf die elektronische Zigarette demnach langfristig keine sinnvolle Lösung. Dazu bietet eine Begleitung im Entwöhnungsprozess durch die
Fachberaterinnen der Rauchstopplinie 0848 000 181 eine wirksamere Unterstützung.

Gibt sich Ihr Mann hingegen mit einer vorläufig noch schwer quantifizierbaren Reduktion der Gesundheitsschädigung zufrieden, kann die elektronische Zigarette eine Alternative darstellen.



Frage von Liechti:
Guten Tag Herr Professor
Mein Vater hat einen Tumor in der linken Lunge. Er muss sich vor einer Operation zwei- oder dreimal einer Chemotherapie unterziehen. Seit seiner ersten Chemo am letzten Donnerstag hat er ständigen Schluckauf. Was kann er tun, damit das aufhört?

Antwort von Prof. Ochsenbein:
Guten Tag Liechti,
Ihr Vater leidet an einem hartnäckigen Schluckauf (dauert mehr als 48 Stunden) als Folge einer Chemotherapie.
Schluckauf kann viele verschiedene Ursachen haben. Aber gemäss der American Cancer Society (Amerikanische Krebsgesellschaft) handelt es sich bei 30 Prozent der Patienten mit Schluckauf um die Nebenwirkung einer Chemotherapie. Es lässt sich schwer mit Sicherheit sagen, welche Medikamente dafür verantwortlich sind. Corticosteroide, die oft zur Verhütung von Übelkeit und Erbrechen eingesetzt werden, bewirken Schluckauf.
Schluckauf ist eine grosse Behinderung beim Schlafen, Atmen, Trinken und Essen sowie überall, wo Mund oder Atmung beteiligt sind. Langfristig führt er zu Schlaflosigkeit, Atembeschwerden, Ernährungsstörungen und Dehydration (innere Austrocknung) mit Erschöpfung und erheblicher Schwächung im Gefolge.
Die sogenannte «Van Wijlick»-Methode wirkt bei Schluckauf in 90 Prozent der Fälle. Bei gewölbter Brust werden die Schulterblätter gegeneinander gepresst, indem man die Schultern so weit wie möglich zurückdrückt. Diese Stellung wird mehrere Sekunden gehalten (je nach der Häufigkeit des Schluckaufs).
Manche Hausmittel könnten ebenfalls gegen Schluckauf helfen. Ich erwähne hier einige davon :
- langsam und tief in einen Papierbeutel atmen
- langsam ein Glas frisches Wasser trinken, gegebenenfalls 1 bis 2 Teelöffel Zucker beifügen
- den Atem kurze Zeit anhalten
- mit einem Wattestäbchen den Gaumen von vorne nach hinten sanft reiben
- in Zitrone oder Essig getauchten Zucker schlucken
Es gibt auch einen Lutscher gegen Schluckauf, der Zucker und Apfelessig enthält. Diese Mischung löst ein Signal aus, das die Nerven überstimuliert und die Botschaft zum Schluckauf annulliert. Erkundigen Sie sich in der Onkologieabteilung eines Universitätsspitals, ob sie diesen Lutscher haben bzw. wo Sie sich diesen beschaffen können.
Hilfreich können auch verschiedene Medikamente sein, z.B. krampflösende Mittel, Präparate zur Muskelentspannung und Antidepressiva, oder auch Heilpflanzen wie Dill (beruhigend), grüner Anis (wirkt antidepressiv) oder Estragon (entspannt die Muskeln).
Wenn mit der «Van Wijlick»-Methode und den sonstigen Hilfsmitteln nicht die gewünschte Wirkung erzielt wird, ist eine ärztliche Konsultation erforderlich.

Ich wünsche Ihnen Mut und Ihrem Vater eine baldige Wiedergenesung.




Frage von Diane:
Guten Tag
In der Sprechstunde zum Jahresende möchte ich mich über eine «elektronische Nase» informieren, mit der es möglich sein soll gewisse Krebsarten leicht festzustellen, insbesondere Lungen- und Prostatakrebs. Haben Sie schon etwas von dieser «Nase» gehört? Wenn ja, glauben Sie an dieses Gerät? Meinen Sie, dass es die Aufspürung von Krebs revolutionieren und damit Leben retten könnte?

Antwort von Prof. Ochsenbein:
Guten Tag

Danke für diese sehr interessante Frage.

Ich habe schon von Hunden gehört, die Krebs erschnüffeln. Das hat einige Wissenschaftler auf die Idee gebracht, ein Gerät für die Feststellung bestimmter Krebsformen zu entwickeln. Gegenwärtig befindet sich dieses Gerät zur Atemanalyse noch im experimentellen Stadium.

Das Prinzip: Mittels Chromatographie (physikalisch-chemische Methode zur Trennung der Bestandteile einer Probe) werden bestimmte flüchtige organische Verbindungen (VOC, volatile organic compounds), die im Atem enthalten sind, untersucht. Weil diese Verbindungen bei Krebskranken und «Gesunden» verschieden sind, kam man auf die Idee, das Vorhandensein einer Krebserkrankung durch eine Atemanalyse nachzuweisen.

Da die Prognosegültigkeit des Atemtests für die Feststellung von VOC zu gering ist, muss das Verfahren noch verbessert werden. Der Prognosewert eines Tests beruht auf seiner Sensibilität (Anteil der Kranken, die in einer Gruppe betroffener Personen ermittelt werden), seiner Spezifizität (Anteil nicht betroffener Personen, die in einer Gruppe Gesunder ermittelt werden) und der Prävalenz (Häufigkeit) der Krankheit in einer gegebenen Bevölkerungsgruppe. Mit diesen Kriterien und komplizierten Berechnungen lässt sich der Prognosewert eines Tests bestimmen.

Somit wird es noch einige Jahre dauern, bis diese «elektronische Nase» vielleicht angewandt werden kann.

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