2019 - Sexulität bei Krebs


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2019 - Sexulität bei Krebs

Beitragvon admin » Mo 3 Jun 2019 8:52

Stefan Mamié, psychoonkologischer Psychotherapeut und Sexualtherapeut und Simone Dudle, Sexualberaterin, Master in Sexologie beantworten in der Online-Sprechstunde im Juni 2019 Ihre Fragen:

Haben Sie Fragen zu den Veränderungen an Ihrem Körper und ihrem sexuellen Erleben? Sind Sie unsicher, wie Sie auf ihren krebsbetroffenen Partner/Partnerin zugehen können? Möchten Sie wissen, wie Lust und Sinnlichkeit wieder in Ihrem Leben Platz finden können?

Diese Antworten sind eine allgemeine Stellungnahme. Sie können nicht die persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Fachperson ersetzen. Soweit in einem Beitrag bestimmte Ärzte, Ärztinnen, Behandlungseinrichtungen oder Produkte genannt werden, dient dies nicht der Werbung oder stellt eine Empfehlung dar, sondern ist lediglich als Hinweis auf weitere Informationsquellen zu verstehen.

Einige Fragen und Antworten wurden in eine andere Landessprache übersetzt. Sollten Fragen oder Unklarheiten auftreten, wenden Sie sich bitte an die Fachberaterinnen vom Krebstelefon. Kostenlose Telefonnummer 0800 11 88 11 oder per E-Mail an helpline@krebsliga.ch


Freundlich grüssen die Moderatorinnen

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Mein ganzer Körper hat sich verändert...

Beitragvon admin » Di 11 Jun 2019 13:29

Frage von Carla B.:
Hallo. Ich habe einen metastasierten Brustkrebs und nehme Letrozol und Kisqali ein.
Alle 28 Tage mache ich eine Injektion von santone.
Mein ganzer Körper hat sich verändert... Schwitzen… Herzrasen…Lust auf Sex…
Ist das normal?
Was kann ich tun?
Vielen Dank

Antwort von Stefan Mamié:
Guten Tag Carla,

Sie fragen sich inwieweit die Nebenwirkungen Ihrer Behandlung mit Letrozol, Kisqali und ‚Santone‘ (meinen Sie ev. Enantone?) ‚normal‘ sind.

Die Behandlung, die Sie erhalten wird bei metastasiertem Brustkrebs eingesetzt. Tatsächlich sind die von Ihnen beschriebenen Nebenwirkungen häufig. Diese gehören zu den ‘typischen’ Wechseljahresbeschwerden und werden von Patientin zu Patientin stark unterschiedlich beeinträchtigend erlebt. Gerade Herzrasen kann auch verunsichern und ängstlich machen, ist in diesem Zusammenhang aber harmlos.

Es ist wichtig, die Nebenwirkungen möglichst detailliert zu dokumentieren (z.B. welche Nebenwirkung tritt wann, wie lange und besonders wie beeinträchtigend auf). Diskutieren Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, inwieweit die Beeinträchtigungen Ihre Lebensqualität einschränken und wägen Sie gemeinsam mit dem Arzt ab, ob die Nebenwirkungen in einem sinnvollen Verhältnis zum Gewinn durch die Behandlung stehen (Hemmung des Erkrankungsfortschritts). Vielleicht könnte der Einsatz eines anderen Medikamentes oder eine Dosisreduktion bereits eine Linderung der Beschwerden bringen.

Hitzewallungen, Schwitzen, Herzrasen sind bis zu einem gewissen Grad mit hypnosetherapeutischen Verfahren zu mildern. Die Krebsliga Ihres Wohnkantons kann Sie bei der Suche nach einer geeigneten Fachperson mit Ausbildung in Hypnosetherapie unterstützen.

Die gesamte Veränderung wirkt sich natürlich auch auf den sensiblen Bereich Sexualität aus. Einige Frauen sind mit vaginaler Trockenheit konfrontiert, und dann schmerzt der Geschlechtsverkehr. Möglicherweise sind Sie nicht in der gleichen Weise sexuell ansprechbar, wie Sie das von früher kennen. Dies kann zusätzlich verunsichern und Betroffene diesen Lebensbereich vermeiden lassen.

Benutzen Sie für einen Geschlechtsverkehr ein qualitativ hochwertiges Gleitgel (z.B. PjurMed). Meist sind Betroffene herausgefordert, sich der Sexualität in einer neuen Weise zu zu wenden. Könnten Sie in Ihrer Sexualität sozusagen wieder zum Anfänger werden? Könnten Sie neugierig werden darauf, sich körperlich nochmals neu zu entdecken? Könnten Sie vermehrt Entspannung und Langsamkeit in Ihre Sexualität einladen? Könnten Sie einen Raum der Körperlichkeit entdecken, in welchem sexuelle Lust nicht so wichtig ist, sondern die körperliche Nähe Verbundenheit und Liebe nährt?
Es kann Sinn machen, sich für einen solchen Prozess von einer Fachperson begleiten zu lassen. Die Krebsliga Ihres Wohnkantons kann Ihnen bei der Suche nach einer psychoonkologischen oder onko-sexologischen Begleitung behilflich sein.

In der Broschüre Weibliche Sexualität und Krebs finden Sie noch weitere Informationen.

Mit den besten Wünschen und freundlichem Gruss

Stefan Mamié

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Sexueller Kontakt auch während der Therapie?

Beitragvon admin » Mo 1 Jul 2019 11:19

Frage von Nick:
Guten Tag
Ich habe eine Bekanntschaft mit einer Frau gemacht. Sie ist 35 Jahre alt und hat im April die Diagnose Brustkrebs erhalten. Sie ist nun in der Chemotherapie. Später noch Bestrahlung. Und voraussichtlich noch eine Op zur Entfernung des Tumores. "Ableger" hat man keine Gefunden.
Meine Frage: Darf ich (Mann) mit dieser Frau in dieser Phase der Therapie ganz normalen sexuellen Kontakt haben. Verkehr, Oralverkehr, Küssen usw.
Oder werden die Chemomedikamente irgendwie auf den Mann übertragen? Ich möchte sie nicht direkt fragen. Vielen Dank für eine Antwort.

Antwort von Simone Dudle, Sexualberaterin:
Guten Tag Nick

Vielen Dank für Ihre Anfrage im Rahmen des Krebsforums zu Sexualität.

Sie fragen sich, ob bei verschiedenen Sexualpraktiken unter Chemo- und Strahlentherapie Risiken für Sie als Partner bestehen.

Meist wird bei Brustkrebs von aussen durch die Haut (perkutan) bestrahlt. Dabei werden die Strahlen durch die Haut und das Gewebe auf den Tumor gerichtet. Die Strahlen bleiben dann nicht im Körper zurück. Ihre Partnerin ist bei dieser Behandlungsform (Perkutane Strahlentherapie) nicht radioaktiv.
Geschlechtsverkehr, Oralverkehr und Küsse können Sie unbelastet geniessen.

Bei einer Chemotherapie befinden sich Spuren der Medikamente auch in den Vaginalsekreten. Diese können die Schleimhäute am Penis und im Mund reizen. Es ist deshalb sinnvoll, während einer Chemotherapie und etwa zwei Wochen danach beim Geschlechtsverkehr und Oralsex Kondome oder ein Lecktüchlein zu benutzen.

Die verschiedenen medizinischen Brustkrebstherapien können Auswirkungen auf die weibliche Sexualität haben. So werden zum Beispiel die Schleimhäute der Vagina dünner, was zu Trockenheit und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen kann. Daneben können auch Sorgen und Müdigkeit das Verlangen nach sexuellen Kontakten hemmen. Diese Beeinträchtigungen beeinflussen die Paar-Sexualität, können Einschränkungen auch für den Partner mit sich bringen und die gewohnten sexuellen Aktivitäten in Frage stellen. Dies kann sowohl für Ihre Partnerin als auch für Sie als Mann mit Unsicherheiten verbunden sein.
Es kann hilfreich sein, als Paar über das momentane sexuelle Erleben zu sprechen, Erwartungen und Bedürfnisse zu klären, Ängste mit zu teilen, um dann zusammen einen stimmigen Weg zu suchen, wie Sexualität auch während der Therapie genussvoll gelebt werden kann.
Vielleicht wollen Sie die Broschüre
«Weibliche Sexualität bei Krebs» zum Anlass nehmen für ein gemeinsames Gespräch rund um Sexualität und Krebs?
Für den Schutz der Vaginalschleimhäute und dem Vorbeugen von Schmerzen empfiehlt sich die Verwendung eines hochwertigen Gleitmittels
(Pjur med auf Silikonbasis). Zusätzlich kann dadurch die Genussfähigkeit von Ihnen als Mann und Ihrer Partnerin unterstützt werden.

Nähe, Zuwendung, Geborgenheit, Zärtlichkeiten, Umarmungen und stimmige sexuelle Aktivitäten im Heute sind bei vielen Menschen eine wertvolle Ressource, gerade auch in Zeiten der Herausforderung und Neuorientierung.
So wünsche ich Ihnen und Ihrer Partnerin viel Genuss und Freude in Ihrer körperlich-sinnlichen Zweisamkeit und den Mut, über Ihre gemeinsame Sexualität unter Therapieeinfluss zu reden.

Mit sommerlichen Grüssen

Simone Dudle


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