Chemo mit Caelyx


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Tery
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Chemo mit Caelyx

Beitragvon Tery » Do 17 Mai 2007 13:44

Nachdem man bei mir im Mai 2004 den Ovarial-Krebs diagnotiziert hatte, wurde ich ausgedehnt operiert und bekam die erste Chemo mit Carboplatin/Taxol. Im März 2006 wurde eine Lymphknoten-Metastase am Hals und ein neuer Tumor am Darm festgestellt. Am Darm wurde operiert, die Metastase am Hals verschwand unter der Chemo Carboplatin. Im März 2007 wurden wiederum drei ineinanderverkeilte Lymphknoten in der Leistengegend diagnostiziert und am 13. April 2007 operiert. Nächste Woche ist der Beginn einer neuen Chemo vorgesehen mit Caelyx. Wer ist mit diesem Medikament behandelt worden oder wird damit noch behandelt und kann mir etwas zu den Nebenwirkungen und der Verträglichkeit sagen? Wie haben die Betroffenen, die Nebenwirkungen mehr oder weniger erfolgreich gelindert?

Ueber ein Echo freue ich mich und bedanke mich herzlich.

Tery

Irma
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Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.

Beitragvon Irma » Do 24 Mai 2007 15:41

Guten Tag Tery,

Ihr Beitrag steht schon eine Woche im Forum. Leider haben Sie noch von niemandem eine Antwort erhalten, obwohl Ihr Beitrag bereits vielfach gelesen wurde. Dies liegt sicher daran, dass Caelyx nicht so bekannt ist.

Wie geht es Ihnen? Haben Sie schon mit der Chemotherapie begonnen?

Der Wirkstoff von Caelyx ist Doxorubicinchlorid. Doxorubicin ist ein anderes, bekannteres Zytostatika oder Chemotherapeutika.
Caelyx ist eine wässerig rote Lösung, die in einer Glukoselösung verdünnt intravenös verabreicht wird. Der Wirkstoff Doxorubicinchlorid ist in einem sogenannten Liposom eingeschlossen. Diese Liposome sind klein genug, dass sie durch die dünnwandigen Blutgefässe der Tumore hindurchtreten und sich im Tumorgewebe ansammeln können. Der Wirkstoff bleibt in den Liposomen eingekapselt solange diese im Blut zirkulieren. Er wird erst nach Austritt der Liposome ins Gewebe freigesetzt.

(Liposome nennt man bestimmte kugelförmig angeordnete, oberflächenaktive Moleküle in einer Flüssigkeit.)

Leider ist eines der häufigsten und gefürchtetsten Nebenwirkungen von Cealyx das sogenannte Hand- Fuß Syndrom. Das sind schmerzhafte, mit fleckenartigen Rötungen einhergehende Hautläsionen, die, wenn sie auftreten, dies in der Regel erst nach zwei bis drei Behandlungen tun. Ob und wie stark sie auftreten, ist von der Dosis und vom Behandlungsintervall abhängig. Das Fuß- Hand- Syndrom bildet sich nach Ende der Therapie wieder zurück.

Behandelt wird das Hand- Fuss- Syndrom meistens mit Kortison. Vorbeugend kann auch ein Vit. B6 Präparat verabreicht werden. Zur Vorbeugung als auch zur Behandlung sollen Hände und Füße mit Hilfe von kaltem Wasser in Form von Bädern oder Umschlägen kühl gehalten werden. Vermeiden Sie übermäßige Hitze oder heißes Wasser und tragen Sie wenn möglich keine Socken oder einengende Schuhe.

Ich hoffe, ich habe Ihnen jetzt keine Angst gemacht und die Chemotherapie verläuft ohne Komplikationen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und grüsse Sie herzlich

Irma, Moderatorin
Zuletzt geändert von Irma am Do 7 Jun 2007 23:29, insgesamt 1-mal geändert.

Tery
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Chemo mit Caelyx

Beitragvon Tery » Do 24 Mai 2007 18:17

Hallo Irma

Herzlichen Dank, dass Sie mir einige Informationen geben konnten. Das neue Abenteuer "Chemo mit Caelyx" beginnt Morgen. Ueber das Hand-/Fusssyndrom bin ich heute bei der Aerztin informiert worden. Ansonsten sind die Infos bei dieser Chemo sehr spärlich. Ich bin also gezwungen, ins kalte Wasser zu springen und hoffe natürlich, dass es nicht wieder solche Horror-Trips werden, wie bei den zwei vorangegangen Behandlungen mit Carboplatin und Taxol. Mit der Uebelkeit soll es angeblich nicht so schlimm sein und sie wollte mir deshalb kein EMEND geben. Da habe ich zu dieser Medizinerin ganz kurz und einfach gesagt: "Entweder ich bekomme von Ihnen EMEND oder es gibt keine Chemo!" Das hat gewirkt!!! Ja, wenn ich das halt unbedingt wolle??!! Bei der Blutentnahme brachte mir die Onko-Schwester, die meine KG kennt, das Medi und meinte, das mit dem EMEND sei schon gestern mit der Chefärztin so besprochen worden, dass mir das verabreicht werde. Die Pflegefachfrau wusste also besser Bescheid, wie die Assistenzärztin. Bei jedem Arztbesuch stelle ich fest, dass interne Kommunikationsprobleme die Regel und nicht die Ausnahme sind. Da heisst es, sich ständig für seine Bedürfnisse wehren und auch den Medizinern ganz klar den Tarif durchgeben.

Morgen gehts also los und ich halte Sie auf dem Laufenden, welche Berg- und Talfahrt diesmal über mich hereinbricht. Vielleicht habe ich einmal Glück und ich werde nicht mehr derart von Nebenwirkungen gebeutelt, wie bei den vorangegangen Chemos.

Danke für Ihr Echo und liebe Grüsse

Tery

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Chemo mit Caelyx

Beitragvon Tery » Fr 25 Mai 2007 18:08

Hallo Irma

Also, heute Morgen habe ich die erste Ladung Caelyx verpasst bekommen. Wäre die Flüssigkeit nicht hochgiftig, könnte man sich an deren grenadinrot-orangen Farbe direkt erfreuen. Für das Auge siehts richtig lecker aus. Während der Behandlung wurden meine Hände und Füsse in eiskalte "Fäustlinge" verpackt. Am Anfang war das sehr unangenehm, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und es wird erträglicher. Wenn Hände und Füsse so kalt sind, ist die Durchblutung stark vermindert und die Chemo kann sich im diesem Gewebe nicht festsetzten. So versucht man das Hand-/Fusssyndrom möglichst zu verhindern. Als Nebenwirkung verspüre ich bis jetzt nur eine leichte Uebelkeit. In 24 Stunden werde ich dann ganz konkret wissen, wie sich die weitere Entwicklung gestaltet. Innerhalb von ca. 28 Stunden machen sich die Nebenwirkungen bei mir jeweils voll bemerkbar. Ich hoffe natürlich, dass ich diesmal (dank EMEND von Anfang an) glimpflicher über die 6 Runden komme.

Ich halte Sie auf dem Laufenden.

Herzlichst Tery

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Chemo mit Caelyx

Beitragvon Tery » Di 29 Mai 2007 14:55

Ich habe die letzten Tage mit mehr oder weniger Uebelkeit, eigentlich recht gut überstanden. Die vorangegangenen Chemos schüttelten mich arg durch. Ohne EMEND wäre die jetzige erste Chemo mit Caelyx sicher nicht so human verlaufen. Ausser einem zunehmenden Juckreiz am ganzen Körper bin ich recht froh, über den für meine Begriffe sanften Verlauf. Jetzt müssen sich nur noch die Tumormarker nach unten bewegen. Am 20. Juni erhalte ich den nächsten Chemo-Stoss. Vom Hand-/Fusssyndrom merke ich bis jetzt, Gott sei Dank, noch nichts. Ich hoffe natürlich, dass ich davon möglichst lange verschont werde.

Bis dann
Tery

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weiterhin alles Gute

Beitragvon Irma » Mi 30 Mai 2007 16:51

Liebe Tery,

es freut mich sehr, dass es Ihnen so gut gegangen ist, während und nach der Chemotherapie! Bei Ihrem ersten Bericht musste ich schon ein wenig schmunzeln, als ich von Ihrem Ultimatum an die Ärztin las! Aber Sie hatten ganz recht und haben sich super durchgesetzt. Aber sich immer wehren zu müssen und sich für seine Rechte einzusetzen braucht auch sehr viel Kraft, die man für anderes brauchen könnte.

Das mit den eiskalten Verpackungen für Hände und Füsse kannte ich nicht, ich hoffe es wirkt. Das gleiche Prinzip wird auch bei einigen Medikamenten angewendet, die mittelstarken Haarausfall verursachen. Der Patient trägt vor, während und nach der Chemotherapie eine Eishaube auf dem Kopf.

Ich drücke Ihnen die Daumen, dass die Chemo wirkt und es Ihnen weiterhin so gut geht.

Liebe Grüsse
Irma, Moderatorin

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Chemo mit Caelyx

Beitragvon Tery » Do 31 Mai 2007 16:01

Hallo Irma

Herzlichen Dank für Ihr erneutes Echo. Es freut mich natürlich, wenn ich Sie zum Schmunzeln bringen kann. Der Disput mit der Aerztin letzte Woche ging mehrmals hin und her, bis ich ihr sagte, wo's lang geht. Ich lasse mir seit der Horror-Diagnose EK nichts mehr, aber auch gar nichts mehr gefallen. Dass ich heute so schwer krank bin, habe ich einer unfähigen Gynäkologin zu verdanken. Ich konsultierte sie mehrfach, da ich unter Bauchschmerzen litt. Der Gastroenerologe, mit dem zusammen, sie, eine Curettage, er, eine Darmspiegelung vornahm, empfahl weitergehende Abklärungen, da der Befund diffus war. Nur, weder mein Hausarzt noch ich erfuhren etwas davon. Jedesmal, wenn ich die Gynäkologin aufsuchte, diagnostizierte sie bei mir psychosomatische Beschwerden. Ansonsten war alles im grünen Bereich. Bis zum 10. Mai 2004, als ich notfällmässig im Spital landete und mit der Hammer-Diagnose konfrontiert wurde. Der Tumor füllte den ganzen Bauchraum bis zum Zwerchfell hinauf aus. Man entfernte mir bei der ersten mehrstündigen Operation insgesamt 72 Gewebeteile. Ein Tumor mass 30 cm x 9 cm x 4 cm. Der grösste Teil davon wog 383 Gramm! Man muss sich dieses Ausmass einmal bildlich vorstellen. 30 cm sind eine Massstab-Länge! Ich wog zum damaligen Zeitpunkt gerade mal 54 kg, bei einer Grösse von 168 cm, bin also eine schlanke, zierliche Frau. Eine Anwältin vertritt jetzt meine Interessen, denn eine grössere Schlamperei einer Gynäkologin kann man sich fast nicht vorstellen. Wir haben jetzt ein Gutachten, das die Fehler und Versäumnisse aufzeigt. Für mich gehört "Kampf" zum täglichen Training. Was bin ich froh, dass mir keine Eishaube bei der Chemo verpasst wird. Wäre ja zu dumm, wenn ich meine Hirnzellen - aus Wut über diese ...... - nicht mehr heisslaufen lassen könnte. Mein Hitzkopf hält mich am Leben, denn wie Sie wissen, ist die Prognose der Ueberlebenszeit sehr schlecht.

Meine Uebelkeit ist übrigens derzeit erträglich, der Juckreiz verschwunden. Jetzt harre ich der Dinge, die da kommen.

Mit herzlichen Grüssen

Tery

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Chemo mit Caelyx

Beitragvon Tery » Do 7 Jun 2007 19:34

Hallo Irma

Wie Sie wissen, bin ich vorletzte Woche eine Zweckgemeinschaft mit "Sir Caelyx" eingegangen. Meine Haare verabschieden sich grosszügig und die Fingerkuppen verfärben sich rosa und zeigen bereits Längsfältchen. Ich weiss nicht, wie lange ich noch schreiben kann.

Gestern Abend fand ich einfach keinen Schlaf. Mir war vorerst nicht klar, was mich so ätzend wach hielt. Dann merkte ich plötzlich, dass meine Füsse brennend heiss waren. Ich dachte, so muss es sich anfühlen, wenn man in der Hölle schmort. Andere Paare verbringen zu diesem Zeitpunkt noch die Flitterwochen. Aber ich muss mich schon mit Beziehungsproblemen auseinandersetzen. Der Ehealltag mit "Sir Caelyx" ist bereits voll eingefahren. Dieser verflixte Kerl bereitet mir, kaum hat er sich bei mir Gastrecht, schon die ersten Schwierigkeiten. Angefangen bei der Mundschleimhaut, die sich stellenweise auf die Flucht begibt, meine fliehende Haarpracht bis hin zu meinen brennenden Füssen.

Wie ich das mit der Schleimhaut bemerkte, habe ich sofort angefangen, den Mund mit Salbei zu spülen. Anderntags habe ich mir beim "orangen Riesen" kaltgepresstes Sonnenblumenöl besorgt und ziehe seither mehrmals täglich Oel. Meine Erfahrung ist, dass das Oelziehen das probateste Mittel zur Behebung von Mundschleimhautverletzungen ist. Man nimmt einen Esslöffel voll Oel und behält dieses zwischen 10 und 15 Minuten im Mund. "Igitt!", werden Sie jetzt sicher denken, wie eklig, morgens früh nüchtern als erstes Oel zu konsumieren. So habe ich vor Jahren auch gedacht. Interessanterweise geht das problemlos. Der Schluckreflex bleibt aus und man kann das Oel mühelos im Mund behalten. Einzig plappern funktioniert während dieser Anwendung nicht. Dann spuckt man das Ganze aus und spült sich den Mund mit klarem Wasser. Anschliessend putzt man sich die Zähne. So repariere ich mir persönlich die verletzte Schleimhaut. Allerdings muss ich das während der gesamten Chemo konsequent anwenden. Das Sonnenblumenöl des besagten Grossverteilers ist meiner Meinung nach das angenehmste und geschmackneutralste Produkt. Dazu ist es erst noch kostengünstig. Der Nebeneffekt dieser Methode ist, dass man auch den Magen-Darmbereich mitpflegt, Gifte raus zieht und die Zähne werden und bleiben schön weiss.

Nun zu meinen Füssen. Ab sofort mache ich die "Yoga-Kerze",. Ich stelle die Pfanne gefüllt mit Wasser und Gemüse drauf und koche so mein Essen. Erstens spare ich eine Menge Strom und zweitens gibt das stramme Waden! Vom Haushaltsgeld, das ich mir so erwirtschafte, kaufe ich mir nach Abschluss der Chemo, ein schönes Geschenk. Aber eines ist für mich heute schon ganz klar: Ende Oktober lasse ich mich umgehend von "Sir Caelyx" scheiden. Diesen Schlawiner schicke ich in die Wüste oder, noch eine bessere Idee, ich verkaufe ihn an einen Schlossbesitzer nach Schottland, wo möglichst viele Gespenster hausen. Es sieht sicher recht ulkig aus, wenn die Geister rot-orange-fluoreszierend durch die Gewölbe schweben. Dann haben sie Licht, damit sie nachts endlich etwas sehen.

Vielleicht bezahlen mir die "Ziehväter" von "Sir Caelyx" ab Ende Oktober Alimente dafür, dass ich ihren Goldesel in den Adelsstand erhoben habe! Ohne meinen Humor und meine Fantasie wäre das Leben sehr trist.

Viele liebe Grüsse

Tery

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Humor hilft

Beitragvon Irma » Do 7 Jun 2007 23:26

Liebe Tery,

ai, ai ,ai, das tut mir aber leid, dass die Reaktion auf das Caelyx so schnell gekommen ist! Das mit dem Kochen im Kopfstand ist ja gut aber sicher anstrengend! :-) Zum Glück haben Sie sich eine gute Portion Humor behalten, obwohl es schon fast an Galgenhumor grenzt.

Machen Sie sich so oft wie möglich kalte Umschläge an Händen und Füssen und oder baden Sie die Extremitäten in kaltem Wasser. Nachts kann eine Petflasche im Bett, gefüllt mit sehr kaltem Wasser Linderung bringen. Sollte es schlimmer werden, nehmen Sie bitte Kontakt mit Ihrem Arzt auf, damit er Ihnen auch auf Medikamentenbasis helfen kann.
Vielleicht weiss hier im Forum noch jemand einen Rat oder kann Ihnen einen Tip geben?

Übrigens habe ich auch schon Oel gezogen. Es war wirklich nicht so arg vom Geschmack her, aber gehofen hat's nicht.

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Mut, Zuversicht und eine gesunde Portion Humor!

Liebe Grüsse
Irma

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Chemo mit Caelyx

Beitragvon Tery » Mo 11 Jun 2007 18:52

Hallo Irma

Heute hatte ich einen Termin zur Blutkontrolle. Da fragt mich doch die Chefärztin, ob es recht sei, wenn mir Morgen!!! die nächste Chemo mit Caelyx verabreicht werde? Ich war völlig perplex und fragte zurück, was Morgen? Den schriftlichen Termin habe ich für den 20. Juni. Sie schaute nach und meinte, ich bekäme alle zwei Wochen einen Chemo-Stoss, da sei ein Fehler passiert. Mir werde jeweils nur die halbe Ration verabreicht, das sei besser verträglich. Das bestätigt erneut meine Feststellung mit dem Kommunikationsproblem. Im Moment stehe ich ganz schön neben mir. Da hilft nicht einmal mehr Galgenhumor. Wie sagte doch die Chefärztin so schön:" Immer wenn wir Fehler machen trifft es Sie!"

Heute Abend bestelle ich mir beim Universum eine zusätzliche, ganz grosse Portion Humor. Ich finde das richtig lässig, noch 11 Mal mit "Sir Caelyx" vereint zu werden.

Trotzdem herzliche Grüsse

Tery

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erneute Chemo mit Caelyx

Beitragvon Irma » Di 12 Jun 2007 11:13

Liebe Tery,

heute ist morgen und ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie "Sir" Caelyx gut vertragen und "er" wirkt!

Liebe Grüsse
Irma

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Chemo mit Caelyx

Beitragvon Tery » Di 12 Jun 2007 15:06

Hallo Irma

Ganz herzlichen Dank für Ihre guten Wünsche und auch den Typ mit der eiskalten Petflasche. Vor lauter Chemo-Stress hatte ich vergessen, mich bei Ihnen für den Rat zu bedanken. Ich hoffe, Sie sehen mir das nach. Ja, ja, "Sir Caelyx" ist mir heute Morgen wieder unter die Haut gegangen. Ich versuche seit heute mit 'Folvite 1 mg und Begrocit' den Nebenwirkungen Paroli zu bieten. Mal sehen, ob das etwas bringt.

Bin ich froh, ist mein Naturell mit einer so grossen Portion Humor ausgestattet worden. So frustriert und misslaunig, wie heute, habe ich noch selten eine Mitpatientin erlebt. Ich habe ziemlich Mühe mit Frauen, die ständig am Kippen zur Hysterie sind. Das war echt anstrengend und der Onko-Schwester gegenüber ein richtig unflätiges Verhalten. Sie meinte den Esel (Chefärztin) und schlug den Sack (Schwester).

Jetzt bin ich wieder in meiner stressfreien Zone und werde sicher erleben, ob mich "Sir Caelyx" von Neuem strapaziert.

Viele liebe Grüsse

Tery

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Chemo mit Caelyx

Beitragvon Tery » Mi 13 Jun 2007 20:56

Hallo Irma

Die zweite Vereinigung mit "Sir Calyx" geht bis jetzt ganz gut über die Bühne. Im Moment kann ich mich über die Nebenwirkungen nicht gross beklagen. Ausser einer leichten Uebelkeit geht es mir sehr gut. Die Rötungen an den Händen nehmen zwar zu, behindern mich aber noch nicht. Ich führe das auf die Einnahme von Folsäure und hochdosiertem Vitamin B zurück. Ich hoffe sehr, dass es in dieser Form so weitergeht.

Zur Abwechslung habe ich eine sehr lustige Episode auf Lager. Der Assistenzarzt, der bei der Operation am 13. April 2007 dem Professor und der Leitenden Aerztin assistierte, hat den Austrittsbericht verfasst. Als ich diesen jetzt in die Hände bekam, musste ich einfach darauf reagieren. Ich habe heute den folgenden Brief an den Arzt geschrieben:

"Sehr geehrter Herr Dr. XXX

Herzlich willkommen im Club der medizinisch-terminologischen Versprecher"! ab sofort lösen Sie mich als Präsidentin ab.

Kurz nach meiner Ausbildung zur Arztsekretärin musste ich aufgrund eines Unfalls einen Zervikal-Kragen tragen. Bei der Arztkontrolle machte ich daraus einen "Zervix-Kragen" Der Arzt lachte sich schlapp deswegen. Oh Gott, war mir das peinlich.

Mein Hausarzt gab mir jetzt eine Kopie Ihres Spitalaustrittsberichtes vom 20. April 2007. Darin schreiben Sie, dass bei mir eine Drittlinien-Chemotherapie mit "Zervix" vorgesehen ist. Mein HA und ich, kugelten uns vor lauter Lachen. Solche Sachen kitzeln natürlich meine Fantasie und meine Finger.

Ab heute dürfen Sie als Club-Präsident den Vorsitz übernehmen. Ich bescheide mich ab sofort, in diesem Fall gerne, als "Beisitzerin". Endlich muss ich meine jährliche Generalversammlung nicht mehr alleine abhalten. Mit der weissen Wand zu reden, ist sowas von laaangweilig. Die Höhe des Clubbeitrages und das Lokal dürfen Sie gerne auch festlegen. Zur Eröffnung der Traktanden-Liste, werfe ich folgende Fragen auf: Haben Sie das Patent schon angemeldet? Ist das Mittel schon zugelassen? Welcher Pharma-Riese stellt diese Zervix-Chemo her? Wie hoch werden die Kosten sein?

Die Zervix-Chemo, ich nenne sie "Sir Calyx" hängt am Tropf, die "Zervikal-Wirbel" zwischen Kopf und Brust (grob umschrieben) und der tatsächliche "Zervix" hängt an der Gebärmutter. Wie singt Roberto Blanco so schön: "Ein bisschen Spass muss sein"!

Am Austrittstag habe ich Sie als witzigen, charmanten, lockeren, jungen Mediziner wahrgenommen. Ich denke, Sie brechen wegen meiner kleinen Satire nicht gleich zusammen. Falls Sie mir die Ohren lang ziehen wollen, wegen meiner Fopperei, können Sie das am 26. Juni machen. Dann habe ich die nächste Chemo und auch noch Geburtstag. Dem Personal des 10. Stockes werde ich eine Torte sponsern. Sollten Sie arbeiten, dürfen Sie sich gerne als Trostpflaster für diesen Brief ein Stück holen. Ich werde Frau XX entsprechend instruieren. Selbstverständlich werde ich den Sonderfall "Zervix-Chemo" dort für mich behalten. Wenn ein gestandener Mediziner über das gleiche Wort stolpert wie eine Arztsekretärin ist das natürlich Balsam für ihre Seele. Schadenfreude ist zwar die schönste Freude aber diese behalten wir im kleinen Kreis.

Mit einem Augenzwinkern und freundlichen Grüssen"

Da bin ich jetzt mal auf die Reaktion gespannt. Ich amüsiere mich köstlich. 28 Jahre musste ich warten bis ich den Club erweitern konnte.
Neue Mitglieder sind sehr willkommen. Aber nur solche mit genügend Humor.

Herzlichst Tery

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Chemo mit Caelyx

Beitragvon aitangi » Do 14 Jun 2007 15:50

Hallo Tery,

mit einem Schmunzeln habe ich Deine Einträge gelesen. Ich finde es super, wie Du mit Deiner Krankheit und deren Folgen umgehst. Oft macht es das Leben leichter wenn man über sich und das Leben lachen kann.

Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Humor nicht verlierst und die "Hochzeit" bwz. das "Alltagsleben" mit Sir Caelyx nicht zu anstrengend wird.


Alles Gute
aitangi

p.s ich hoffe noch viele lustige Einträge von Dir zu lesen.

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Chemo mit Caelyx

Beitragvon Tery » Do 14 Jun 2007 19:55

Hallo aitangi

Dein Kompliment kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Ganz herzlichen Dank, dass Du meinetwegen schmunzeln kannst.

Ich hatte einen sehr strengen Nachmittag. Die letzten Tage legten die Medis gegen Uebelkeit meinen Darm ziemlich lahm. Folglich liess ich heute das Quantalan, das ich normalerweise vor dem Essen einnehme, weg. Das erwies sich als folgenschwer. So lief den ganzen Nachmittag lang das Spiel, wer ist schneller im Bad? Ich muss es ehrlich zugeben: Ich hatte keine Chance. Ich habe immer wieder verloren. Somit war ich über Stunden damit beschäftigt, mich und das Bad wieder salonfähig zu machen. Jetzt bin ich völlig geschafft und mein Humor ist im Moment ziemlich tiefgefroren.

Wir werden sehen, ob der sich Morgen wieder auftauen lässt!

Nochmals danke und liebe Grüsse

Tery


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