Nebenwirkung die es nicht gibt


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unifaeggi
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Nebenwirkung die es nicht gibt

Beitragvon unifaeggi » Mi 20 Jul 2005 12:27

Hallo zusammen

Ich habe seit einigen Monaten Morbus Hodgkin bin im Stadium 3 und habe nun die 2. Chemo hinter mir.
All die bekannten Nebenwirkungen habe ich zum Glück nicht. Stattdessen habe ich recht massive Motivationsschübe und Energieschübe. Ich habe keine Leistungsfördende Medikamente erhalten, das weiss ich vom Arzt.
Ich habe einen verdammt starken Willen, und ich sagte von anfang an, dass die Chemo mich nicht ausbremsen kann. Aber kann Willen sämtliche geltenden Erfahrungen ausser Kraft setzen? Gibt es Leute auf die die Gängigen Regeln einfach nicht anzuwenden sind?

Macht jemand ähnliche Erfahrungen? es würde mich sehr interessieren.

Gruss Unifaeggi

Fabiola
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Beitragvon Fabiola » Fr 22 Jul 2005 13:55

Hallo unifaeggi,

ich schreibe Ihnen als Moderatorin des Krebsforums, daher kann ich Ihnen leider keine Erfahrungswerte als Betroffene mitteilen. Aber ich finde es toll, dass es Ihnen so gut geht und Sie voll Motivation sind. Ein starker Wille kann ungeahnte Kräfte mobilisieren, das kann Ihnen helfen die teils belastende Therapie besser zu bewältigen.
Ich habe mich gefragt, ob Sie evt. Prednison einnehmen? Wenn ja, könnte das mit ein Grund sein, dass Sie so aktiv sind.
Geniessen Sie doch einfach diese Motivation und lassen Sie sich auf keinen Fall unterkriegen.

Lieben Gruss
Fabiola Moderatorin

unifaeggi
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Beitragvon unifaeggi » Sa 23 Jul 2005 1:59

Hallo zusammen

Was ich bisher verschwieg ist, das ich NOCH eine Körperliche Behinderung habe. (Seit geburt) Ich machte seit dann auch immer nur Fortschritte. Seit Anfangs Jahr habe ich Das Ziel normal Laufen zu lernen. wer das Zielblatt sehen will, kann dies unter http://www.raphaelbircher.ch/image/ziel05.jpg tun. Ich will mir damit ein Kindertraum erfüllen. und damit auch ein bisschen aufrütteln.

Mitten im Sommertraining kam dann so die Geschichte mit dem Krebs. Am Anfang dachte ich, dass der Krebs mich bremsen wolle, das ich die Ziele etwas zurückschraube. Doch nach einigen Tagen merkte ich dass das wohl nicht das richtige ist, Ich änderte meine Strategie komplett. Der Krebs ist ein reiner Protest meines Körpers, weil ich ihm viel zu wenig zutraue.

Erst lachte ich selbst über diese Theorie, und sagte "Du willst blos die realität nicht sehen" Das Lachen verging mir dann aber als ich eines schönen Abends plötzlich schneller war.

Ich begann regelmässig Videoanalysen zu machen für den Fall das es tatsächlich so ist. Dran glauben konnte ich aber irgendwie lange nicht. Ich bekam mehr und mehr das Gefühl, das der Krebs bei mir nur aufgestaute Energie ist, die sich nun halt gegen mich selbst richtet.

Vor der 1. Chemo schrieb ich meinem Krebs einen Brief in dem ich ihn aufforderte soviel energie freizugeben, dass ich einen klaren beweis habe.

Resultat der ganzen Sache
250 km Velo in nur 6 Tagen.

Diese Woche, nur 1 Tag nach dem ersten beitrag hier lief ich 1000m in 5:30. Vor drei Wochen brachte ich mit ach und krach noch knapp auf 6 min.

Morgen mache ich wieder Videoanalysen, vielleicht löftet sich da das Geheimniss. Gut möglich, dass ich Fortschritte machte.

Was ist dieses Prednison? Ich habe nur chemo, sonst fast keine Medis.

Na ja, ich berichte weiter, wenn es erwünscht ist. Aber ich denke Positive Geschichten haben auch platz.

Gruss Raphael

Fabiola
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Beitragvon Fabiola » Mo 25 Jul 2005 15:49

Lieber Raphael

Prednison ist ein Medikament, welches oft zusätzlich zu einer Chemotherapie gegeben wird. Es "dämpft" die Nebenwirkungen der Therapie ein wenig und verbessert so das Allgemeinbefinden. Im Gegenzug berichten Patientinnen und Patienten häufig, dass sie sich für einige Stunden ganz kribbelig, nervös fühlen und/oder keinen Schlaf finden können.

Wir freuen uns über alle Beiträge im Krebsforum! Auch Positives hat selbstverständlich Platz! Neu haben wir die Rubrik "Erfahrungsberichte" eröffnet.

Liebe Grüsse
Fabiola, Moderatorin

peter59
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Beitragvon peter59 » Di 26 Jul 2005 6:26

Hallo,

auch ich hatte 6 Zyklen Chemo (Non Hodgkin Lymphom) und keinerlei
Nebenwirkungen. Ich glaube es hängt auch stark von der inneren
Eistellung ab, wie man die Therapie verkraftet. Eine positive
Grundeinstellung hilft da schon sehr. Natürlich verträgt nicht jeder die Chemo gleich gut, denn jeder Mensch ist anders. Ich glaube aber man
kann das selbst etwas beeinflussen.

Viele Grüsse Peter59

unifaeggi
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Beitragvon unifaeggi » Di 26 Jul 2005 15:40

Huch, dann bin ich ja beruhigt. Mindestens nicht ganz so eine Ausnahme zu sein. Die Leute wollen mir das jeweils kaum glauben. und die Ärzte hin und wieder auch kaum.

Was vielleicht auch noch viel ausmacht, ist die Tatsache, dass ich überhaupt nicht anfällig auf Krankheiten bin. Und vorallem liess ich mich durch die allgemeinen Erfahrungen mit Chemo nicht einschüchtern. Ich liess es von anfang an auf mich zukommen.

Nomade
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Beitragvon Nomade » Do 4 Aug 2005 17:26

Hallo
Dieses auf sich zukommen lassen finde ich genau richtig. Habe das auch so gemacht. Meinen ersten Chemo-Zyklus habe ich auch mit minimalen Nebenwirkungen hinter mich gebracht. Wo die meisten ihr Haar verloren haben, habe ich noch immer meine Haare. Dies hat viele überrascht. Leider war der Nutzen der Chemo bei mir aber ebenfalls nicht ganz so wie gewünscht. Meine Motivation die Chemos gut durchzustehen war und ist sicher immer vorhanden. Ich muss aber sagen, dass dieser Wille alleine keine allzugrossen Einflüsse auf die Nebenwirkungen haben kann. Bei der 3.Chemovariante habe ich ein halbes Jahr fast durchgehen erbrochen und war ein paar mal im Spital weil mein Verdauungssystem nicht mehr arbeiten wollte. Da nützt aller guter Wille nichts mehr. Wichtig ist, denke ich, das der betreuende Onkologe die individuell richtige Medikamentenzusammenstellung für den Patienten findet. Und manchmal verträgt man ein Medikament einfach gar nicht, das kann passieren. Xeloda vertragen die meisten PatientInnen gut, mich hat es fertig gemacht. Jetzt haben wir umgestellt und diesmal sind die Nebenwirkungen wieder erträglich. Wie gesagt, der Wille alleine kanns nicht sein...
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unifaeggi
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Beitragvon unifaeggi » Sa 13 Aug 2005 2:45

Hallo

Ich habe das Glück das die Chemo optimal verläuft, oder sogar noch besser, Jedenfalls staunen die Ärzte jedes mal über die Fortschritte. Obschon jetzt kann man die mit abtasten schon gar nicht mehr gross verfolgen. Der Tumor ist schon zu klein.
in den nächsten zwei Wochen werde ich ein CT haben. Mein erstes nach beginn der Chemo. Mal sehen was dabei rauskommt.
So wird es bei mir wohl keine Medikamentenumstellung geben. Die einzigen Nebenwirkungen die ich habe sind Haarausfall und das schwanken der Blutwerte. Der Haarausfall hat allerdings nich nicht so richtig eingesetzt und das schwanken der Blutwerte beschränkt sich auf die Weissen Blutkörperchen. Die erhohlen sich jeweils aber in der 1. Woche gleich wieder. Das Problem ist aus Medizienischer Sicht zwar nicht gravierend, denn die Blutwerte sanken bis jetzt nie unter 2500. Ich persönlich will das aber in den Griff kriegen.
Was die Energieschübe betrifft, da muss ich nun sagen, dass die Chemo unabhängig auftreten. Letzte Woche hatte ich unmittelbar nach der Chemo ein Tief. Ich schlief ausnahmsweise viel 10 - 12 h. Dafür hatte ich anfangs Diese Woche einen Energieschub. Mit all seinen üblichen Symptomen. Klasse Leistungen im Sport, Arbeitswut am PC und grade mal 3 h Schlafen pro Tag (aber nur wenn es sein muss)
Ich hätte das auch gerne etwas Ausgeglichener, aber bis ich mein grosses Ziel erreicht habe werde ich mich vermutlich damit abfinden müssen.

Ingrid
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Beitragvon Ingrid » Di 16 Aug 2005 20:02

Hallo zusammen

Ich habe auf die ersten 6 Chemos optimal angesprochen, die Nebenwirkungen waren auch bei mir sehr gering. Ich konnte ebenfalls meine Haare soweit behalten, dass niemandem etwas auffiel. Nach der grossesn Operation an Darm und Leber, verliefen die Chemos viel schwerer. Mein Körper war durch die Op geschwächt und die Leber von der OP belastet, es wurde 30% von ihr entfernt. Ich musste nach der OP nochmals 6 Chemos machen, im Moment steh ich vor der letzten und mir grauts schon jetzt.
Ich denke auch, dass man mit der Psyche sehr viel machen kann, vorallem dann wenn man weiss, dass die Chemo hilft und man sich nicht aufgibt. Ich habe vor der OP sehr viel Gymnastik gemacht, das hat mir ermöglicht einen optimalen Kontakt zu meinem Körper zu halten. Nach der OP war das jedoch schwer und das hat mich sehr nach unten gezogen. Sport war wegen der Narbe und der Bauchgeschwulst gestrichen. Als es wieder Bergauf ging und ich mich wieder sportlich betätigen konnte kam ein Darmverschluss mit einer erneuten OP dazu. Das kam so plötzlich und unvorbereitet direkt während der Chemo. Mittlerweilen sind 7 Wochen vergangen und mein Körper hat sich wieder erholt, so weiss ich, dass ich auch die letzte Chemo schaffen werde und bereite mich schon mal darauf vor :-)


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