2016 - Gebärmutterhalskrebs / HPV


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2016 - Gebärmutterhalskrebs / HPV

Beitragvon admin » Di 5 Jan 2016 12:29

Prof. Dr. Viola Heinzelmann, Gynäkologische Onkologin und Chefärztin der Frauenklinik, sowie Dr. André Kind, Leiter der Poliklinik und der Dysplasie-/HPV-Sprechstunde, beide am Universitätsspital Basel, beantworten Ihre Fragen:


Diese Antworten sind eine allgemeine Stellungnahme. Sie können nicht die persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Fachperson ersetzen. Soweit in einem Beitrag bestimmte Ärzte, Ärztinnen, Behandlungseinrichtungen oder Produkte genannt werden, dient dies nicht der Werbung oder stellt eine Empfehlung dar, sondern ist lediglich als Hinweis auf weitere Informationsquellen zu verstehen.

Einige Fragen und Antworten wurden in eine andere Landessprache übersetzt. Sollten Fragen oder Unklarheiten auftreten, wenden Sie sich bitte an die Fachberaterinnen vom Krebstelefon. Kostenlose Telefonnummer 0800 11 88 11 oder per E-Mail an helpline@krebsliga.ch



Frage von Fanny:
Nach meinem zweiten Kind vor 5 Jahren hatte ich eine Dysplasie Grad ll, Ursache: Ein HPV. Diese Dysplasie hat sich spontan wieder zurückgebildet. Vor 6 Monaten wurde wieder eine Dysplasie Grad ll festgestellt, die sich auch beim letzten Untersuch vor 3 Monaten nicht verändert hat. Nun steht wieder eine Untersuchung an und langsam bekomme ich Angst. Was wenn der Abstrich wieder positiv ist? Der Gynäkologe meinte, beim nächsten Mal sollte das Gewebe entfernt werden. Gibt es keine andere Möglichkeit diese HPV Infektion zu behandeln? Wie sieht das dann mit der Familienplanung aus? Sind Kinder nach einer Operation noch möglich?

Antwort von Frau Prof Viola Heinzelmann und Dr. med. André Kind:
Guten Tag Fanny
der Verlauf ist nicht ungewöhnlich. Das Immunsystem kämpft mit dem Virus und oft gelingt es dem Körper selbst die veränderten Zellen zu entfernen. Wenn das Immunsystem etwas geschwächt ist, kann der Virus dann wieder zu Zellveränderungen führen. Wir sind heute sehr zurückhaltend mit Operationen. Liegt allerdings eine hochgradige Zellveränderung vor, sollte das auffällige Gewebe operativ entfernt werden: Mit anderen Worten: bei zervikalen intraepithelialen Neoplasien (CIN 3) ist eine Konisation erforderlich. Eine Konisation ist die operative Entfernung eines kleinen Gewebekegels aus dem Gebärmutterhals. Die Entfernung einer CIN gefährdet die Fertilität einer Frau nicht. Wenn richtig operiert wird, steigt bei der ersten Konisation das Risiko für eine Frühgeburt auch nicht.
Bei den Veränderungen die Sie wahrscheinlich haben (CIN II), kann theoretisch abgewartet und kontrolliert werden. Das hängt allerdings auch davon ab, wie gut die betroffene Zone mit dem Kolposkop (der speziellen Lupe) einsehbar ist.
Eine Therapie des Virus ist leider nicht möglich und zur Stärkung des Immunsystems gibt es ausser den allgemeingültigen Empfehlungen wie Stressvermeidung und gesunde Ernährung leider auch nichts. Was wir allerdings wissen, ist der negative Einfluss von Nikotin auf das lokale Immunsystem am Gebärmutterhals. Wenn Sie also rauchen sollten, wäre das noch ein gewichtiger Grund aufzuhören.



Frage von Karla:
Guten Tag.
Eine Kollegin hat mir erzählt, dass bei ihr eine Infektion mit HPV festgestellt wurde. Da ich manchmal bei ihr bin und auch bei ihr übernachte, habe ich Angst, dass ich mich anstecken könnte indem ich z.B. ihr WC und ihre Handtücher benütze. Wie kann ich mich schützen? Ich möchte sie nicht verletzen, doch das ganze macht mir Angst.

Antwort von Frau Prof Viola Heinzelmann und Dr. med. André Kind:
Guten Tag Karla
Bei Ihrer Kollegin wurde eine HPV-Infektion festgestellt. Die Unsicherheit, ob ein Ansteckungsrisiko besteht, ängstigt Sie.
HP-Viren werden hauptsächlich durch sexuelle Kontakte übertragen. Sie sind sehr weit verbreitet. Die Wahrscheinlichkeit, sich im Laufe des Lebens mindestens einmal mit einem HPV zu infizieren, liegt bei sexuell aktiven Menschen bei 70 bis 80%. Dies ist übrigens unabhängig von der sexuellen Ausrichtung, also bei hetero- und homosexuellen Beziehungen. Die Mehrheit Ihrer Freundinnen hatte also eine solche Infektion wahrscheinlich schon einmal und wenn Sie selbst sexuell aktiv sind, haben oder hatten Sie vielleicht auch schon einmal einen solchen Virus ohne dass Sie etwas bemerkt haben und ohne dass der Virus etwas gemacht hat. Bei den meisten Menschen läuft eine HPV-Infektion ohne Symptome und unbemerkt ab und verschwindet ebenso wieder durch eine effektive Antwort des Immunsystems. Eine Übertragung von HPV auf nicht sexuellem Weg kann auch stattfinden. Allerdings wissen wir darüber bisher wenig und es gibt auch keine Möglichkeit sich direkt davor zu schützen.
Der einzig wirklich gute Schutz den es derzeit zumindest für die beiden wichtigsten Typen der HP-Viren gibt, ist der Impfschutz. Wenn Sie unter 26 Jahre alt sind, wird diese Impfung im Rahmen des kantonalen Impfprogrammes bezahlt.



Frage von Sturm:
Nächsten Monat steht mir ein gynäkologischer Eingriff bevor. Bei mir wurde eine Gebärmutterhalskrebsvorstufe festgestellt, die sich in den letzten sechs Monaten nicht spontan zurückgebildet hat. Ich muss den Hochrisiko-HPV, der höchstwahrscheinlich für die zelluläre Veränderung verantwortlich ist, durch einen einmaligen sexuellen Kontakt eingefangen haben. Ich habe eine sechsjährige Tochter und lebe in ständiger Angst, sie mit dem Hochrisiko-HPV angesteckt zu haben. Ist das überhaupt möglich? Sie hat kürzlich Warzen an Händen und Füssen bekommen.

Antwort von Frau Prof Viola Heinzelmann und Dr. med. André Kind:

Guten Tag Sturm
Ihre Befürchtung, dass die Warzen, die bei Ihrer Tochter aufgetreten sind etwas mit Ihrem Hochrisiko-HP-Virus zu tun haben, ist unbegründet. Ihre Gebärmutterhalskrebsvorstufe wurde nicht von denselben HPV-Typen hervorgerufen, wie die Warzen Ihrer Tochter. Bei fast allen Warzenarten an Händen und Füssen liegt eine Infektion mit HP-Viren vor. Diese sind zwar unangenehm, aber grundsätzlich harmlos.

HP-Viren, die Zellveränderungen an der Schleimhaut verursachen, werden hauptsächlich durch sexuelle Kontakte übertragen. Seltener kann eine Übertragung auch auf nicht sexuellem Wege stattfinden. Wir wissen, dass nicht-sexuell aktive Mädchen Träger des Virus sein können, bei diesen führen die Viren aber zu keinen Zellveränderungen wie bei Ihnen und es sind auch ansonsten keine negativen Folgen bekannt. Es gibt auch keine Möglichkeit sich direkt vor einer Ansteckung zu schützen, d.h. in Ihrem Alltag sollte dies keinen Einfluss im Umgang mit Ihrer Tochter haben.

Der einzig wirklich gute Schutz, den Sie Ihrer Tochter später ermöglichen sollten ist der Impfschutz. Derzeit wird eine Impfung ab 11 Jahren empfohlen. Dies können Sie mit dem Kinderarzt Ihrer Tochter besprechen.



Fragen von sunja:
Guten Tag
Ich habe mittlerweile zwar eine gute Ärztin gefunden, meine vielen Fragen sind mir aber langsam etwas peinlich. Ich beginne einfach mal. Vielen Dank für Ihre Antworten

Antworten von Frau Prof Viola Heinzelmann und Dr. med. André Kind:
Guten Tag Sunja
Die Fragen, die Sie aufwerfen, sind für die meisten Leute mit Scham behaftet. Das Bedürfnis nach Aufklärung ist aber im Allgemeinen gross und die Besucher dieses Forums werden Ihnen dankbar dafür sein, dass Sie es gewagt haben, Ihre Zweifel auszusprechen.


Bezieht sich die Angabe, dass 60-80% der sexuell aktiven Personen mit HPV infiziert sind, tatsächlich auf die onkogenen (high-risk) Typen?

Es gibt keine exakten Daten des Risikos, sich im Laufe des Lebens mit einem Typen des Humanen Papilloma Virus (HPV) anzustecken. Es gibt Daten dazu wieviel Prozent einer Altersgruppe mit Hochrisiko-Typen infiziert sind und daraus wird hochgerechnet wie hoch das Lebensrisiko ist. Diese Rechnung ist nicht ganz einfach und wurde nur für die HPV-Infektion insgesamt, also Gering (LowRisk)- und Hochrisiko (HighRisk)-Humane Papillomviren gemeinsam gemacht. Hierfür ist das Lebensrisiko 70 % bis 80 % der sexuell aktiven Frauen und Männer. Diese Zahl bezieht sich also auf sämtliche Typen von HP-Viren. Es ist allerdings so, dass von den 40 verschiedenen HPV-Typen, die die Genitalien befallen können, eine Infektion mit einem Hochrisiko-Typ deutlich wahrscheinlicher ist. Man kann also mit Sicherheit sagen, dass die Mehrheit aller sexuell aktiven Männer und Frauen im Laufe ihres Lebens mit einem Hochrisiko-HPV-Typen infiziert werden.

Weiss man, in wie vielen Fällen aus einer HPV-Infektion eine Krebsvorstufe und daraus wiederum Krebs entsteht? Die infizierten Zellen am Gebärmutterhals werden ja durch die Konisation entfernt.

Ja, dafür gibt es Zahlen: Das Risiko an einem Zervixkarzinom zu erkranken, wenn eine Frau mit einem Hochrisiko-Typen infiziert ist beträgt 1:600.
Bei 90% aller Frauen, die mit HPV infiziert sind, verschwindet der Virus wieder von alleine, meist ohne, dass die entsprechende Person überhaupt gewusst hat, dass sie infiziert war.
Bei circa 10% der Frauen, die mit einem Hochrisiko-Typ des Virus infiziert sind, entwickelt sich eine Krebsvorstufe. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus dieser Vorstufe Krebs entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab, die wir zum grossen Teil aber auch noch nicht verstanden haben. Dazu zählt das Immunsystem, Nikotinkonsum, Infektionen mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen.
Die Entwicklung eines Gebärmutterhalskrebs durchläuft drei Vorstufen: Leichte Gewebeveränderungen, werden als zervikale intraepitheliale Neoplasien 1, als CIN1, (englisch: cervical intraepithelial neoplasia 1) bezeichnet. Diese Veränderungen entwickeln sich auch noch bei bis zu 90% der Frauen selbst zurück.
CIN 2 sind mittelschwere Zellveränderungen, die sich bei ca. 60% der betroffenen Frauen zurückbildet. CIN 3 sind starke Zellveränderungen, also fortgeschrittene Krebsvorstufen. Die Wahrscheinlich, dass sich daraus ein Gebärmutterhalskrebs entwickelt ist auch hier nicht hoch. Das Problem ist, dass wir keinen Test haben, der uns sagt, bei welcher Patientin sich die Vorstufe zurückentwickelt oder so bleibt und bei welcher Patientin sich ein wirkliches bösartigen Geschwulst entwickelt. Aus diesem Grund müssen die CIN 3 Veränderungen alle behandelt werden. Die Entwicklung zwischen ersten Zellveränderungen zu Krebs verläuft über viele Jahre.
Mit der Konisation, werden die veränderten Zellen entfernt. Leider werden damit nicht alle HPV infizierten Zellen entfernt, da wir gar nicht wissen, wo diese Zellen überall sind. In der Regel gelingt es dem Immunsystem aber diese Zellen dann zu eliminieren, da die Konisation eine Stimulation des Immunsystems darstellt. Bei einem Teil der betroffenen Frauen ruhen die HP-Viren und werden dann irgendwann wieder aktiv. Sie sind in dieser Ruhephase nicht nachweisbar und auch nicht therapierbar. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass alle Frauen, die wegen einer CIN 2 oder CIN 3 behandelt worden sind, lebenslang, jährliche, gynäkologische Kontrollen durchführen lassen. Damit lassen sich rechtzeitig neu aufgetretene Veränderungen erkennen und behandeln, ohne dass die betroffenen Frauen Angst haben müssen, dass plötzlich eine bösartige Erkrankung am Gebärmutterhals vorliegt.


Wie gross ist aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich im übrigen Uro-Ano-Genital- oder im HNO-Bereich HP-Viren befinden und dass daraus Krebsvorstufen/Krebs entsteht? Wie würde man dies bemerken?

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich im restlichen Uro-Ano-Genitalbereich HP-Viren befinden ist sehr hoch. Das Risiko, dass sie dort Veränderungen machen, eher gering. Wenn Sie schon einmal Veränderungen am Gebärmutterhals hatten, ist es deshalb besonders wichtig, dass Ihre Frauenärztin bei der jährlichen Kontrolle, die Schamlippen, die Scheide, den Anus und den Gebärmutterhals inspiziert. Auch hier ist es so, dass alle Krebsarten in diesem Bereich eine sehr lange Entwicklungsdauer haben, so dass die jährliche Inspektion mit Sicherheit ausreicht. Sie können also sehr beruhigt sein.
Es sind nur bestimmte Typen von HP-Viren die überhaupt Veränderungen im HNO-Bereich machen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie das tun, ist sehr sehr gering. Es gibt davor keinen sicheren Schutz und keine Früherkennung.


Ist es auch möglich, dass ein HPV-Typ bei einer Frau am Gebärmutterhals Zellveränderungen bewirkt, z.B. im HNO-Bereich aber folgenlos bleibt?

Das ist nicht nur möglich, sondern fast immer der Fall.

Begünstigt eine Krebsvorstufe (auch wenn sie erfolgreich behandelt wurde) weitere Krebserkrankungen (z.B. an anderen Orten, durch andere HPV-Typen oder Krebserkrankungen generell)?

Wenn eine Frau einmal eine Gebärmutterhalskrebsvorstufe hatte, weist sie vermutlich ein erhöhtes Risiko für HPV-assoziierte Tumoren auf. Deshalb ist hier die Früherkennung beim Frauenarzt eben besonders wichtig.

Bin ich nach erfolgreicher Konisation für andere Personen noch ansteckend? Ist es möglich, dass die Viren auch nach der Konisation an andere Körperstellen „verschleppt“ werden?

Das lässt sich nicht generell beantworten. Wir empfehlen die Durchführung eines HPV-Tests sechs Monate nach der Konisation. Wenn dieser negativ ist, sind Sie nicht mehr ansteckend, wenn er positiv ist schon. Bei ca 80% der konisierten Frauen ist der HPV-Test nach 6 Monaten negativ.

Angenommen meine CINIII entstand durch HPV-16: Bin ich nach der Konisation gegen diesen Typ immun? Ist eine Impfung auch nach dem 25. Altersjahr noch möglich bzw. sinnvoll (ich bin 34)? Mir war der Grund für den Krebsabstrich bzw. für den jährlichen Untersuch nicht bekannt. Ich ging davon aus, dass dies Voraussetzung für die Pillenabgabe ist und Gebärmutterhalskrebs wie viele Krebsarten genetisch bedingt ist. Von HPV hatte ich noch nie etwas gehört, bilde mir aber ein, über andere sexuell übertragbare Krankheiten – ironischerweise inkl. Feigwarzen – einigermassen Bescheid zu wissen. Dass ich nach 5 Jahren Frauenarzt-Abstinenz einen Untersuch machen liess, war lediglich einer Pilzinfektion zu „verdanken“, ansonsten hätte man die CINIII gar nicht entdeckt.

Nicht die Konisation selber macht Sie immun gegen den HP-Typ des Virus, der bei Ihnen die Gebärmutterhalskrebsvorstufe hervorgerufen hat, sondern Ihr Immunsystem bildet Antikörper gegen Humane Papillomaviren des Hochrisiko-Typs. Leider wissen wir über die natürliche Immunität nicht viel.
Bezüglich der Impfung: Ihr Rezidivrisiko, also das Risiko, dass sich in den nächsten Jahren wieder hochgradige Veränderungen entwickeln, sinkt mit einer HPV-Impfung nach Konisation von 7% auf 2.5%. Dies bedeutet, dass 93% der Frauen keine Impfung benötigen. Leider wissen wir nicht welches diese Frauen sind. Generell empfehlen wir die Durchführung der HPV-Impfung bei Frauen mit einer Immunsuppression und Frauen mit häufigem Partnerwechsel.


Bin ich mit meiner Unwissenheit eine Ausnahme? Seit der CINIII-Diagnose habe ich mich nicht mehr auf sexuelle Kontakte eingelassen – es ist ja doch schon ein Unterschied, ob ich jemanden wissentlich oder unwissentlich anstecke.

Ganz im Gegenteil: Das Thema HPV verunsichert sogar Gesundheitsfachleute und korrekte Antworten sind schwierig zu bekommen.

Haben sie einen Tipp, wie ich mit dem Wissen um die Krankheit in Zukunft umgehen soll? Da ich mit der Informationspolitik/Kommunikation meiner Frauenärztin nicht einverstanden war, habe ich die Ärztin gewechselt. Die ehemalige Ärztin hat nie erwähnt, dass bei der Konisation ein Blasenkatheter gelegt und eine Tamponade und eine zusätzliche Ausschabung des Gebärmutterhalses oberhalb des Konisationsbereiches gemacht wird.

Die HPV-Infektion ist die häufigste sexuell übertragbare Infektion und es gibt nur zwei Massnahmen, die einen guten Schutz bieten: absolute sexuelle Enthaltung (auch kein Petting) und die HPV-Impfung, und diese am besten vor dem ersten sexuellen Kontakt. Zum Schutz der Impfung bei Ihnen haben wir oben bereits etwas geschrieben, so dass für Sie nur die Enthaltung als sehr sichere Massnahme bliebe. Ob das mit Ihrer Lebensqualität in Einklang zu bringen ist, ist fraglich und es ist sicherlich nicht das, was wir unseren Patientinnen empfehlen. Da die Infektionsrate so hoch ist, muss jede individuelle Person entscheiden, ob sie das Risiko eingeht. Es ist möglich, dass ein/e Sexualpartner/in infiziert ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich daraus bei Ihnen etwas Schlimmes entwickelt, ist klein. Wenn Sie regelmässige gynäkologische Früherkennungsuntersuchungen durchführen lassen, sind Sie ja auf einer sehr sicheren Seite. Vielleicht reicht es ja, wenn Sie einmal im Jahr an HPV denken.

Wird das von jedem Operateur anders gehandhabt?

Wie operiert wird hängt immer von der individuellen Patientin ab, von der Ausdehnung der Krebsvorstufe, der Blutungsstärke während der Operation und anderen Dingen. Wir operieren in der Regel ambulant, ohne Tamponade und ohne Dauerkatheter, aber in bestimmten Situationen, kann es sein, dass es dennoch notwendig wird.

Mich erstaunt auch, dass es Unterschiede bzgl. Sportpause und Arbeitsunfähigkeit gab. Existieren diesbezüglich keine Richtlinien?

Die postchirurgischen Sportpause und Arbeitsunfähigkeit liegt im Ermessen des behandelnden Gynäkologen, der seine Empfehlungen i. d. R. mit der betroffenen Frau bespricht. Auch hier gilt, dass verschiedene Faktoren eine Rolle spielen: Z.B. die Grösse der vorgenommenen Konisation, die Art der Arbeit, die die behandelte Frau ausübt.

Und gibt es wirklich Frauen, die sich - nach einem nicht mal 15minütigen Aufklärungsgespräch im Rahmen der Biopsie sofort und ohne weitere Fragen - operieren lassen??

Der Informationsbedarf der Patientinnen kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Wichtig ist, dass wir Ärzte auf die Fragen eingehen, die uns während der Sprechstunde gestellt werden. Es steht jeder Patientin frei, sich eine Bedenkzeit einzuräumen, bevor sie sich für oder gegen die vorgeschlagene Therapie entscheidet. Die Verschiebung der Operation um 3 oder 4 Wochen ändert aufgrund der langsamen Entwicklung der Erkrankung nichts an der Prognose. Sie müssen sich am Ende gut informiert fühlen.


Frage von Waffel76:
An der Eichel an meinem Penis hatte ich im letzten Jahr eine ganz kleine Verfärbung festgestellt. Bei einer Untersuchung hat sich dann herausgestellt, dass es sich um eine Veränderung handelt, die durch den HPV-Virus-Typ 16 ausgelöst wurde. Nach einer aufwändigen Behandlung mit Einfrieren und der Salbe Aldara ist die Veränderung vollständig abgeheilt. Nun habe ich eine neue Partnerin und wir haben über dieses Thema gesprochen. Trotzdem bleiben bei uns noch einige Fragen offen: - Ist es richtig, dass ich dieses Virus nun nicht mehr in meinem Körper trage und auch meine Freundin beim Geschlechtsverkehr ohne Kondom nicht mehr anstecken kann? - Könnte ich weitere Erkrankungen haben (z.B. im Hals/Rachen) und wie wären diese erkennen? - Falls ich das Virus in meinem Körper behalte: Wie ist damit in einer langfristigen Beziehung umzugehen? - Welche Vorsichtsmassnahmen sind für meine Freundin und mich allenfalls empfehlenswert? Für Ihre Antworten bedanken wir uns bereits im Voraus herzlich!!!

Antwort von Frau Prof Viola Heinzelmann und Dr. med. André Kind:
Guten Tag Waffel76
Die Hautveränderung an der Eichel, die durch eine HPV 16 Infektion ausgelöst wurde, konnte erfolgreich behandelt werden und ist verheilt. Trotzdem bleiben bei Ihnen und Ihrer Partnerin Verunsicherungen und offene Fragen. Das ist verständlich, denn die ganze Thematik um die HP Viren ist sehr komplex und mit vielen Vorurteilen behaftet.

Die Behandlung mit Aldara hat zwar zur Heilung des betroffenen Hautbezirks geführt, ob damit jedoch alle Viren und infizierten Zellen vernichtet wurden, ist unklar. Viel wahrscheinlicher ist, dass Ihr Immunsystem aktiv wurde und es die Infektion erfolgreich bekämpft hat. Damit besteht eine Chance, dass Sie den Virus nicht mehr in sich tragen. Während es bei Frauen standardisierte Tests und klare Lokalisationen gibt, an denen der Test zum Nachweis aktiver HP-Viren entnommen wird, existieren solche beim Mann nicht.
Die HP Viren können sich am gesamten männlichen Genitale also auch am Hodensack befinden. Dies ist der Grund, weshalb Kondome nur unzureichend gegen HP Viren schützen; im Gegensatz zu anderen Geschlechtskrankheiten wie z.B. Lues oder HIV.
Die Frage, ob Sie noch ansteckend sind, lässt sich also nicht klar beantworten; auch nicht mit einem Test.

Was dies nun für Sie und Ihre Partnerin bedeutet:
Der einzig wirklich sichere Schutz vor HPV 16 ist die HPV-Impfung. Vielleicht hatte Ihre Partnerin diese ja? Bis 26 Jahren wird die Impfung im Rahmen kantonaler Impfprogramme bezahlt, danach müssen die Kosten selbst übernommen werden. Dafür schützt die Impfung nach Gabe von den drei Impfdosen, wenn davor keine HPV 16 Infektion bestanden hat, praktisch zu 100% vor dem HPV Typen 16.

Es gibt bestimmt Risikofaktoren, deren Vermeidung zwar nicht die Wahrscheinlichkeit senkt, eine HPV- Infektion zu bekommen, aber das Risiko, das diese Infektion zu Zellveränderungen führt. Dies ist vor allem der Nikotinkonsum.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich sexuell aktive Menschen im Laufe ihres Lebens einmal mit einem HP Virus anstecken ist hoch und liegt bei 70-80 %. Bei über 90% dieser angesteckten Menschen verschwindet der Virus wieder ohne dass der oder die Betroffene etwas bemerkt. Wenn Ihre Partnerin sich anstecken würde, wäre die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass etwas passiert. Egal wie Sie sich verhalten. Wir würden Ihrer Partnerin das raten, was wir allen Frauen empfehlen: sie sollte sich regelmässig beim Frauenarzt oder der Frauenärztin zur Vorsorgeuntersuchung vorstellen. Dabei können Veränderungen gegebenenfalls frühzeitig erkannt und wenn nötig behandelt werden. Damit ist sie auf der sicheren Seite.

Nur bestimmte HPV Typen können im Hals /Rachenbereich Veränderungen der Schleimhaut verursachen. Dies geschieht jedoch relativ selten. Wenn länger andauernde Zellveränderungen im Hals / Rachenbereich bei bekannter HPV Infektion festgestellt werden oder z. B. nicht besser werdende Heiserkeit auftritt, sollte einen Arzt konsultiert werden. Es gibt bisher keinen Nachweis, dass der Verzicht auf Oralverkehr, das Risiko senkt.

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