2013 - Krebskrank – wie sage ich es meinem Kind?


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2013 - Krebskrank – wie sage ich es meinem Kind?

Beitragvon admin » Mi 3 Apr 2013 14:14

Herr Andreas Dörner, Onko-Psychologe für Kinder und Jugendliche, Kantonsspital Aarau, beantwortete Ihre Fragen:


Diese Antworten sind eine allgemeine Stellungnahme. Sie können nicht die persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Fachperson ersetzen. Soweit in einem Beitrag bestimmte Ärzte, Ärztinnen, Behandlungseinrichtungen oder Produkte genannt werden, dient dies nicht der Werbung oder stellt eine Empfehlung dar, sondern ist lediglich als Hinweis auf weitere Informationsquellen zu verstehen.

Einige Fragen und Antworten wurden in eine andere Landessprache übersetzt. Sollten Fragen oder Unklarheiten auftreten, wenden Sie sich bitte an die Fachberaterinnen vom Krebstelefon. Kostenlose Telefonnummer 0800 11 88 11 oder per E-Mail an helpline@krebsliga.ch



Frage von Manuela:
Vor ein paar Monaten starb mein Freund an Blutkrebs. Sein Sohn, 1,5 Jahre lebt seither bei seinen Grosseltern in Finnland. Wie kann ich dem Kleinen bei Fragen nach seinem Papa helfen? Als mein Freund krank wurde, haben wir versucht ihn so wenig wie möglich mit der Krankheit seines Papas zu belasten. Was kann ich ihm sagen, wenn er das nächste Mal mit den Grosseltern in der Schweiz ist. Auch die Grosseltern haben mich gefragt, was sie tun sollen. Ich weiss es auch nicht.

Antwort von Herrn Dörner:
Einem Kind sagen zu müssen, dass sein Papa nicht mehr auf dieser Welt ist, ist eine belastende Aufgabe. Der Sohn Ihres verstorbenen Freundes ist 1,5 Jahre alt und kann also noch nicht wirklich verstehen, was mit seinem Papa geschehen ist. In der Broschüre der Krebsliga Schweiz «Wenn Eltern an Krebs erkranken» finden Sie wertvolle Informationen.
Kleinkinder können Krankheiten nicht verstehen und diese Tatsache macht für uns als Erwachsene die Situation im Umgang nicht einfacher. Für ein Kleinkind ist es primär sehr wichtig, dass seine Grundbedürfnisse gedeckt sind wie Geborgenheit, Wärme, Essen und Trinken, Trost zu finden und einen soweit wie möglich regelmässigen Rhythmus zu erfahren.
Bei Fragen nach seinem Papa sähe ich es als sinnvoll an, wenn Sie, die Grosseltern des Kindes in der Schweiz sowie auch die betreuenden Grosseltern in Finnland zusammen besprechen würden, was Sie dem kleinen Jungen sagen wollen, wo denn der Papa ist. Ob er im Himmel ist, als Engelwesen oder Stern existent ist oder auch einfach irgendwo als schützendes Wesen auftritt, liegt in Ihrer Entscheidung. Vielleicht kann auch ein Bilderbuch helfen, mit dem kleinen Jungen für seinen Papa, der nicht mehr da ist, ein Bild, einen Ort zu finden, wie er jetzt ist und wo er sich jetzt aufhält.
Sie können auch eine Schatzkiste mit Erinnerungen anlegen. Hier können alle mitmachen, die den Vater gekannt haben. Sie können Bilder und Geschichten von Begegnungen mit dem Vater sammeln: Was hat der Vater gemacht, gedacht, was war ihm wichtig? Wie hat er die Geburt und die Entwicklung seines Sohnes erlebt? Was hat er ihm gewünscht? Diese Schatzkiste ist eine gute Sammlung für später, wenn der Sohn älter ist und dient als Grundlage für Erinnerungen und Gespräche. So können die Erinnerungen und Geschichten dem Sohn den Rücken stärken in jedem Lebensalter. Schliesslich wachsen und verändern sich die Fragen zum Vater mit dem Alter des Jungen.



Frage von Haudenschild
Mein Mann hat Hepatitis C. In der letzten Zeit fiel es ihm immer schwerer zu schlucken. Sogar unsere beiden Söhne sagten ihrem Papi, er soll zum Arzt und sich untersuchen lassen. Vorgestern hat uns der Arzt gesagt, mein Mann hat Speiseröhren und Leberkrebs. Am Freitag wissen wir, welche Behandlungen er machen kann. Mein Mann will lieber nicht darüber reden, auch nicht mit den Kindern. Was sollen wir den Kindern sagen und wie sie unterstützen. Ich fühle mich hilflos. Sie sind 11 und 12 Jahre alt. Ich denke, dass ich auch die Lehrer informieren muss?

Antwort von Herrn Dörner:
Sie und Ihre Kinder haben schon länger gespürt, dass mit Ihrem Mann bzw. Papi etwas nicht stimmt. Nun wurde leider eine Krebserkrankung diagnostiziert. Die belastende Situation verändert das Leben jedes Familienmitgliedes und alle gehen mit der schwierigen Situation ein wenig anders um. Ihr Mann möchte lieber nicht darüber sprechen und Sie fragen sich, wie man am besten die Kinder und die Lehrerschaft informiert.
Ihre Söhne sind in einem Alter, in dem sie recht gut verstehen, was eine Krebserkrankung bedeutet. Es ist ganz wichtig, dass Sie mit den Söhnen über die Erkrankung und die Folgen sprechen. Vor allem da die Kinder schon bemerkt haben, dass es ihrem Vater schlechter ging. Offene, ehrliche Gespräche tragen entscheidend dazu, wie gut Kinder mit der Situation umgehen können. Unausgesprochene Phantasien sind in der Regel schlimmer als die Realität. Vielleicht können Sie auch mit Ihren Kindern gemeinsam und dem behandelnden Arzt das Gespräch suchen, um mit ihm über die Erkrankung und die Behandlung und den Nebenwirkungen zu sprechen. Dann sehen und hören die Kinder, dass alle alles Mögliche tun, damit der Vater wieder gesund werden kann.

Ausserdem gibt es eine
Kinder- und Jugendseite der Krebsliga im Internet:
Hier können sich Ihre Söhne auch selber informieren und falls nötig Hilfe holen.

Es kann für Ihre Söhne hilfreich sein, wenn die Lehrer über die Erkrankung ihres Papis informiert sind. Da Ihre Söhne schon im Teenageralter sind, besprechen Sie am besten mit ihnen, wer die Lehrerin/den Lehrer informiert. Vielleicht möchten die Kinder dies gemeinsam mit Ihnen tun oder wären froh, wenn Sie einfach dabei sind. Sprechen Sie aber auch darüber, wie die Kinder sich vorstellen, dass die Lehrer auf sie zugehen.

Die kantonalen Krebsligen haben unterschiedliche Angebote für Kinder krebskranker Eltern: Wochenenden, Beratungen, etc. Informieren Sie sich auch hierüber und nutzen Sie diese Angebote.

Sie finden wertvolle weiterführende Informationen zum Thema auf unserer Webseite unter
Kinder einbeziehen und in der Broschüre Krebskrank: Wie sagt man es den Kindern?

In der
Broschüre Neuland entdecken sind 3 Seminare für Kinder, Jugendliche oder Familien aufgeführt. Vielleicht haben Ihre beiden Jungen Spass an einem Kletterlager?

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