Juni: Soll ich eine Zweitmeinung einholen?


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Juni: Soll ich eine Zweitmeinung einholen?

Beitragvon admin » Di 9 Jun 2015 12:01

Frage des Monats:
Eine Frage wird mir und meinen Kolleginnen jede Woche gestellt: Soll ich oder soll ich nicht, eine Zweitmeinung einholen?

Antwort von Erika Gardi, Fachberaterin Krebstelefon:
Die Diagnose Krebs trifft jeden Menschen unerwartet. Es ist zunächst ein Schock! Viele Menschen beschreiben es als der Beginn einer Wanderung durch ein unbekanntes Gebiet, ohne Karten, ohne Kenntnisse über das, dass es zu durchwandern gilt.
Die Fragen und Unsicherheiten beginnen sofort: Stimmt die Diagnose? Bekomme ich die besten Therapien? Es ist nicht Misstrauen, das man dem behandelnden Fachteam entgegen bringt, wenn man sich diese Fragen stellt, vielmehr sind es Zeichen der inneren Sorge und Ängste. Eine ärztliche Zweitmeinung einzuholen bedeutet, eine zweite, unabhängige Einschätzung der Diagnose oder des Behandlungsplanes zu erhalten.
Es gibt viele Gründe die für eine Zweitmeinung (auch second opinion genannt) sprechen: Den einen vermittelt sie jene zusätzlichen Informationen, die sie brauchen, um sich vertrauensvoll auf die kommenden Therapien und Untersuchungen einlassen zu können. Andere finden über diesen Weg ihren Facharzt oder Fachärztin, dem oder der sie sich anvertrauen können. Wieder andere holen sich durch die Zweitmeinung eine Bestätigung der Diagnose und des Behandlungsplans. Wenn man also Zweifel hat oder sich verunsichert fühlt, kann man durch eine qualifizierte Zweitmeinung zu mehr Sicherheit und Klarheit finden.

Es lohnt sich, eine Zweitmeinung einzuholen
Das Einholen einer Zweitmeinung bedeutet nicht, dass alle Untersuchungen nochmals durchgeführt werden müssen. Als Patientin oder Patient habe ich Anspruch auf meine Untersuchungsergebnisse, das heisst, mein Arzt muss sie mir zur Verfügung stellen. Die meisten Ärztinnen und Ärzte haben Verständnis dafür, dass sich verunsicherte oder skeptische Patientinnen und Patienten mit einer Zweitmeinung absichern wollen.
In der Regel werden die Kosten der Zweitmeinung von der Krankenkasse übernommen. Je nach Versicherung oder Versicherungsmodell lohnt es sich jedoch vorgängig Nachzufragen und abzuklären, ob man bestimmte Bedingungen einhalten muss. Einige Krankenkassen bieten die Erstellung einer Zweitmeinung durch eigene Experten an.
Lohnt es sich immer eine Zweitmeinung einzuholen? Grundsätzlich ja. Genauso sinnvoll ist es aber, Fragen und Unklarheiten nochmals mit dem bestehenden Behandlungsteam zu besprechen. Bleibt der Wunsch nach einer Zweitmeinung bestehen, ist es am besten, man bittet einen behandelnden Arzt oder eine behandelnde Ärztin um eine Überweisung an ein qualifiziertes Zentrum. Dies stellt auch sicher, dass die nötigen Unterlagen (Untersuchungsresultate, Diagnosestellungen, Krankheitsbild, usw.) weitergeleitet werden und verhindert Doppeluntersuchungen und damit unnötige Belastungen.

Zweitmeinung via Internet
Wichtige Ansprechpersonen für Zweitmeinungen sind die Universitätsspitäler der Schweiz. Auch das Internet bietet mittlerweile Möglichkeiten, Experten für eine Zweitmeinung zu finden: So bietet das Experten-Portal
Leading Medicine Guide Schweizer Zugänge zu Fachärzte und Kliniken in den verschiedenen medizinischen Fachbereichen an.

Haben auch Sie Fragen:
www.krebsliga.ch/krebstelefon


Diese Antworten sind eine allgemeine Stellungnahme. Sie können nicht die persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Fachperson ersetzen. Soweit in einem Beitrag bestimmte Ärzte, Ärztinnen, Behandlungseinrichtungen oder Produkte genannt werden, dient dies nicht der Werbung oder stellt eine Empfehlung dar, sondern ist lediglich als Hinweis auf weitere Informationsquellen zu verstehen.

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