Verzicht auf Wellness?


Moderations-Bereich
admin
Site Admin
Beiträge: 716
Registriert: Fr 17 Jun 2005 10:10
Wohnort: Krebsliga Schweiz, Bern
Kontaktdaten:

Verzicht auf Wellness?

Beitragvon admin » Mo 5 Dez 2022 15:26

Viele Menschen, die im Winter regelmässige Sauna- oder Thermalbadbesuche und Massagen schätzen, möchten auch als Krebsbetroffene nicht darauf verzichten. Oft haben sie Sicherheitsbedenken und suchen Rat beim Krebstelefon.

Eine Frau, etwa Mitte fünfzig, gelangt mit folgenden Fragen an Lilian Rey, Fachberaterin Krebstelefon:


Nach einer Brustkrebsoperation und Chemotherapie geht es mir wieder sehr gut. Der Tumor konnte vollständig entfernt werden, Lymphknoten waren nicht betroffen. Ich würde mich gerne im Spätherbst in Ischia beim Baden in den Thermalquellen und mit Massagen gegen winterliche Gelenksbeschwerden wappnen. Aber ich mache mir ein wenig Sorgen wegen meiner kürzlich überstandenen Krankheit. Sollte ich vorsichtshalber auf die Ischia-Ferien verzichten? Könnte die Wärme das Wachstum der Tumorzellen vielleicht beschleunigen, falls doch noch irgendwo solche Zellen vorhanden wären?

Es ist schön, dass Sie sich von Ihrer Krankheit und der Behandlung gut erholt haben und nun Ferien planen. Ihre Bedenken sind verständlich. Trotzdem brauchen Sie nicht vorsorglich auf alles zu verzichten, was Sie gerne tun. Wärme regt den Stoffwechsel und die Gewebedurchblutung zwar an. Aber es gibt keinen stichhaltigen Beweis dafür, dass dadurch Krebs entstehen oder das Rückfallrisiko steigen könnte.

Könnten Wärmebehandlungen und Massagen ein Lymphödem verursachen? Ich habe Bilder davon gesehen. Wenn möglich, möchte ich so etwas vermeiden.

Nur wenn viele Lymphknoten entfernt oder bestrahlt werden mussten, ist das Risiko eines Lymphödems erhöht. Wenn ausschliesslich die Wächterlymphknoten entfernt wurden, besteht kein erhöhtes Risiko. Intensive Wärme regt die Produktion von Lymphflüssigkeit an. Es ist hingegen nicht sicher, ob Wärmeanwendungen und Massagen die Entstehung von Lymphödemen tatsächlich begünstigen. Grosse Vorsicht bei solchen Behandlungen ist jedenfalls geboten, wenn bereits früher ein Lymphödem aufgetreten ist. Ausschlaggebend ist Ihre persönliche Verfassung. Es ist sinnvoll, Ihre Ferienpläne mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt zu besprechen, damit Sie Ihr individuelles Risiko gemeinsam abwägen können.

Es gibt keinen Grund, allen Krebsbetroffenen grundsätzlich von Wellnessaktivitäten abzuraten. Immer ist eine individuelle Beurteilung der Situation gemeinsam mit dem Arzt sinnvoll und eine gewisse Vorsicht geboten.
Wichtig zu wissen ist Folgendes:
- Bei Wellnessmassagen wird eine erfahrene Fachperson die betroffenen Körperzonen vorsichtshalber aussparen. Sauna und Schwimmen in warmem Wasser fordert den Kreislauf. Dieser ist aber möglicherweise infolge von Krankheit und Therapie nicht gleich leistungsfähig wie sonst und könnte mit Schwindel und Unwohlsein reagieren.
- Die Anzahl der vorhandenen Keime und die Infektionsgefahr könnte in einer Wellnesseinrichtung erhöht sein. Es ist möglich, dass das Immunsystem einer solchen Herausforderung während der antitumoralen Therapie nicht gewachsen ist.
- Auch die Haut ist wahrscheinlich aufgrund der Therapie empfindlicher auf Wärme, Wasser und Zusätze wie Chlor und Mineralsalze, sowie Massageöl.
- Wärme und Inhaltsstoffe ätherischer Öle können Lunge und Bronchien reizen und Husten und Atemnot verursachen.

Quelle: Deutscher Krebsinformationsdienst

Zurück zu „Neulich am Krebstelefon...“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste