Wer meldet sich über den Chat und wie funktioniert so ein Chat?


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Wer meldet sich über den Chat und wie funktioniert so ein Chat?

Beitragvon admin » Do 12 Apr 2018 15:45

Frage ans Krebstelefon
Wer meldet sich denn eigentlich über den Chat und wie funktioniert so ein Chat?

Eine Fachperson gelangt via dem Chat-Kanal Cancerline an das Krebstelefon-Team. Sie möchte mehr über Onlineberatung und den Chat wissen. Sie fragt, wer sich meldet, was für Themen besprochen werden und was die spezifischen Herausforderungen für die Beratenden sind.

Antwort von Anna Zahno, Leiterin Krebstelefon
Die Cancerline, der Chat als Kanal für die Onlineberatung, wurde 2012 lanciert. Ursprünglich als Angebot für Kinder und Jugendliche initiiert, zeigte sich jedoch schon bald, dass auch Erwachsene diese Kommunikationsform gerne nutzen. So wurde 2014 eigens ein Chatkanal für Erwachsene eröffnet und die Öffnungszeiten von Montag bis Freitag von 11 bis 16 Uhr erweitert.

Die Bekanntheit und Beliebtheit dieses Kommunikationskanals haben seit damals stark zugenommen. Innerhalb der letzten zwei Jahre verzeichnet die Nachfrage nach Chatberatungen eine Zuwachsrate von mehr als 435% (65 Chatberatungen 2015; 348 Chatberatungen 2017). Von den Anfragen, die via
Cancerline eingegangen sind, entfallen 73% auf Frauen und Mädchen und 27% auf Männern und Jungen. Das entspricht in etwa dem Verhältnis der anderen Kommunikationskanäle wie dem Krebstelefon oder Email. 79% der Chatnutzer sind Erwachsene und 21% sind Kinder und Jugendliche. Mehr als 80% der Nutzer sind Betroffene oder Nahestehende. Die restlichen Anfragenden sind z.B. Schülerinnen und Schüler, die sich für ein Thema aus der Onkologie interessieren, oder Fachpersonen wie Sie.

Bei den Themen, die angesprochen werden, zeigt sich, dass quer durch alle Nutzergruppen im Chat hauptsächlich die ressourcenorientierte Krankheitsbewältigung, Kommunikation, Trauer, Sterben und auch die Entscheidungsfindung thematisiert werden. Der Chat wird also hauptsächlich von Betroffenen und Nahestehenden als Beratungskanal für die Besprechung von psychosozialen und emotionalen Themen im Rahmen der Krankheitsbewältigung genutzt und entspricht offenbar einem grossen Bedürfnis nach Begleitung. Diese Begleitung benötigt Raum und Zeit. Nicht selten dauert ein Chat fast eine Stunde.

Die Chatberatung scheint allgemein Menschen anzusprechen, die ein niederschwelliges Angebot suchen, vielleicht, weil sie einfach eine kurzfristige Krisenhilfe benötigen, oder weil sie lieber schreiben als reden. Eventuell sind die Nutzerinnen und Nutzer des Chats auch regional schlecht angebunden oder durch Beruf und Familie zeitlich eingeschränkt oder möchten dort abgeholt werden, wo sie sich sowieso oft befinden: im Internet.

Eine Teamkollegin hat sich kürzlich über ihre Beratungstätigkeit im Chat folgend geäussert und es gibt die Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen auf wunderbare Art wider: «Chatten ist ein bisschen wie Musizieren: Der Ratsuchende oder die Ratsuchende gibt den Takt an. Es geht darum, diesen rechtzeitig zu erkennen und solange als möglich zu halten. Gerät man aus dem Takt und stolpert, spürt man dies sofort. Es geht darum, zu erkennen, wann es Zeit ist, im Stillen mitzuzählen, und wann genau man wieder mit der Musik einsetzen muss. Wichtig ist es auch, nicht noch weiterspielen zu wollen, wenn das Stück fertig oder wenn die Belastbarkeitsgrenze erreicht oder der Auftrag erfüllt ist. »


Das Krebstelefon-Team begleitet und berät Betroffene, Angehörige und Interessierte. Haben Sie Fragen? Dann mailen, telefonieren oder chatten Sie mit uns: http://www.krebsliga.ch/krebstelefon

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