Katharina Borer, Fachberaterin bei der Krebsliga Solothurn, beantwortet Ihre schriftlichen Fragen:
Diese Antworten sind eine allgemeine Stellungnahme. Sie können nicht die persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Fachperson ersetzen. Soweit in einem Beitrag bestimmte Ärzte, Ärztinnen, Behandlungseinrichtungen oder Produkte genannt werden, dient dies nicht der Werbung oder stellt eine Empfehlung dar, sondern ist lediglich als Hinweis auf weitere Informationsquellen zu verstehen.
Einige Fragen und Antworten wurden in eine andere Landessprache übersetzt. Sollten Fragen oder Unklarheiten auftreten, wenden Sie sich bitte an die Fachberaterinnen vom Krebstelefon. Kostenlose Telefonnummer 0800 11 88 11 oder per E-Mail an helpline@krebsliga.ch
Frage von Gitarre:
Meine Frau hat Darmkrebs mit Ablegern in der Leber. Wir wissen es seit fünf Monaten. Sie wurde operiert, aber sie wollte keine Chemotherapie. Die Krankheit war bei der Diagnose bereits fortgeschritten. Sie hat Wasser im Bauch und kann kaum mehr atmen. Gestern ist sie in der Dusche ausgerutscht. Sie ist ganz abgemagert und schwach. Sie isst und trinkt kaum noch etwas. Trotzdem will sie nicht ins Spital. Sie will auch keine Spitex. Sie ist 54. Wir haben eine 15-jährige Tochter. Ich muss arbeiten gehen. Meine Tochter hat jetzt Ferien und schaut zu ihr. Sie macht es super. Jedoch habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht mehr bei meiner Frau sein kann und weil meine Tochter bereits so viel Verantwortung übernehmen muss. Sie befindet sich ja in einem heiklen Alter. Ich will den Willen meiner Frau auf jeden Fall respektieren, aber ich kann fast nicht mehr. Meine Vorgesetzte meint, dass ich unbedingt psychologische Unterstützung brauche, jemanden der mir hilft, mit der ganzen Situation zurecht zu kommen. Aber wer übernimmt die Kosten der psycho-onkologischen Therapie für mich als Angehöriger? An wen soll ich mich wenden?
Antwort von Katharina Borer:
Guten Tag Gitarre
Sie möchten den Willen Ihrer schwer kranken Frau respektieren und es ihr ermöglichen, zu Hause gepflegt zu werden. Durch Ihre beruflichen Verpflichtungen können Sie dem Wunsch Ihrer Frau jedoch nicht nachkommen und haben die Pflege während der Sommerferien Ihrer 15 jährigen Tochter übergeben. Die enorme psychische und physische Belastung droht Ihre Kräfte zu übersteigen. Zudem plagt Sie ein schlechtes Gewissen beiden gegenüber.
Ihre Vorgesetzte, die sicher die grosse Belastung wahrnimmt, unter der Sie momentan stehen, hat Ihnen vorgeschlagen, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Auch Ihre Tochter könnte sich mit der grossen Verantwortung überfordert fühlen. Eine nahestehende, geliebte Person, die an einer weit fortgeschrittenen Krebserkrankung und zudem unter Atemnot leidet, zu pflegen und zu betreuen, stellt eine enorme Belastung für einen so jungen Menschen wie Ihre Tochter dar. Sie beide, aber auch Ihre Frau brauchen Unterstützung in dieser Ausnahmesituation. Bitte warten Sie nicht und wenden Sie sich an die kantonale Krebsliga Ihrer Region.
Manche kantonalen Krebsligen bieten selber psychoonkologische Beratung an, andere können Ihnen Adressen von psychoonkologischen Beratungsstellen vermitteln. Psychoonkologen sind Psychotherapeuten mit Zusatzausbildung. Diese Fachpersonen kennen die Zusammenhänge und wissen um die Auswirkungen einer Krebserkrankung auf Patienten sowie deren Angehörigen und bieten beiden, auch Jugendlichen, Unterstützung bei der Bewältigung der veränderten und schwierigen Lebenssituation an.
Die Grundversicherung übernimmt die Kosten für psychoonkologische oder psychologische Beratung und Behandlung. Die kantonale Krebsliga berät Sie bei finanziellen Engpässen und kann in bestimmten Situationen auch einen Teil der Kosten einer psychoonkologischen Betreuung übernehmen.
Obschon Ihre Frau die Spitex momentan ablehnt, möchte ich Sie auf die Spitalexterne Onkologiepflege (SEOP) und das Palliative Care Team hinweisen. Diese beiden Organisationen stellen Ihnen Fachpersonen zur Verfügung, die den möglichen Verlauf einer fortgeschrittenen Krebserkrankung kennen und grosse Erfahrung in der Beratung und Betreuung von Krebserkrankten und deren Angehörigen haben. Diese Fachpersonen würden Ihnen und Ihrer Tochter bei der Pflege Ihrer Frau bzw. Mutter beratend und unterstützend zur Seite stehen. Die Spitalexterne Onkologiepflege sowie die Palliative Care Teams sind meist rund um die Uhr erreichbar und können auch in Akutsituationen beigezogen werden.
Die Leistungen dieser Organisationen werden von der Grundversicherung übernommen. Fragen Sie bei der kantonalen Krebsliga Ihrer Region nach Adressen.
Frage von Sonnenstrahl:
Wir sind alle überfordert: Seit mehr als einem Jahr pflegt mein Mami ihren Partner. Er hatte vor zwei Jahren eine Darmkrebsoperation und ist auch einige Jahre älter als sie, aber beide sind über 80. Mein Stiefvater wird immer pflegebedürftiger und Mami kann fast nicht mehr. Ich habe Angst um sie. Auch meine Geschwister und ich kommen an unsere Grenzen. Was können wir machen? Können Sie uns helfen?
Antwort von Katharina Borer:
Guten Tag Sonnenstrahl
Eine schwerkranke Person zu pflegen, die wir lieb haben, ist immer eine grosse emotionale und körperliche Herausforderung, vor allem wenn die Pflegebedürftigkeit stetig zunimmt und schon lange andauert. Vielen Angehörigen geht es so wie Ihnen und Ihrer Mutter. Es ist darum wichtig, frühzeitig zu merken, dass man an seine Grenzen stösst und erkennt, ab wann die Belastung zu gross wird.
Kennen Sie die vielseitigen Angebote der kantonalen Krebsligen? Die Adressen der Ligen finden Sie unter diesem Link. Rufen Sie uns an oder kommen Sie vorbei. Wir unterstützen Sie und Ihre Familie gerne. Gemeinsam können wir die aktuell sehr belastende Situation analysieren, nach Entlastungslösungen suchen und Ihnen, wenn nötig, auch bei der Organisation von Unterstützung behilflich sein. Auch die vielen Angebote der einzelnen Ligen an Kursen oder der Austausch mit anderen Angehörigen in Selbsthilfegruppen können entlasten und bereichern.
Frage von Melanie:
Mein Papa leidet an einem Prostatakrebs und soll ab nächste Woche jeden Tag zur Bestrahlung fahren. Ich bin Einzelkind und berufstätig. Ich habe meinen Papa schon zu verschiedenen Arztterminen begleitet, aber ihn jeden Tag zur Bestrahlung zu fahren übersteigt meine Möglichkeiten. Autofahren kann er selber nicht und jeden Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Bestrahlung zu fahren würde ihn zu sehr anstrengen. Jedesmal ein Taxi zu bezahlen liegt finanziell einfach auch nicht drinn. An wen kann ich mich wenden? Wir wohnen auf dem Lande. Vielen Dank für Ihre Hilfe.
Antwort von Katharina Borer:
Sie können sich mit Ihrem Anliegen an Ihre regionale Krebsliga wenden.
Einige regionale Krebsligen bieten einen eigenen Fahrdienst an, der in der Regel durch freiwillige Mitarbeiter gewährleistet wird. Andere verweisen an den Rotkreuz-Fahrdienst oder an weitere kostengünstige Fahrdienste in der Region.
Die Grundversicherung übernimmt die Hälfte der Fahrkosten bis zu einem Höchstbetrag von CHF 500 im Jahr. Bei krankheitsbedingten finanziellen Engpässen können sich Betroffene oder Angehörige an den Sozialdienst ihrer regionalen Krebsliga wenden.
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