2022 - Palliative Care & Schmerzbehandlung


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2022 - Palliative Care & Schmerzbehandlung

Beitragvon admin » Mo 28 Feb 2022 11:45

Bis zum 10. April 2022 beantworten unsere zwei Expert:innen im Forum Ihre Fragen zu Palliative Care & Schmerzbehandlung: Wenn die Krebserkrankung voranschreitet – wie unterstützen Pflege und Medizin?

Doris Bacher Nigg, Pflegefachfrau FH, Höhere Fachausbildung Palliative Care und CAS Case Management.
Dr. med. Daniel Büche, MSc, Stellvertretender Chefarzt Onkologie, Klinik Gais.

Auf der Startseite des Forums finden Sie mehr Informationen sowie den Link zum Formular.

Die Antworten sind eine allgemeine Stellungnahme. Sie können nicht die persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Fachperson ersetzen. Soweit in einem Beitrag bestimmte Ärzte, Ärztinnen, Behandlungseinrichtungen oder Produkte genannt werden, dient dies nicht der Werbung oder stellt eine Empfehlung dar, sondern ist lediglich als Hinweis auf weitere Informationsquellen zu verstehen.

Einige Fragen und Antworten wurden in eine andere Landessprache übersetzt. Sollten Fragen oder Unklarheiten auftreten, wenden Sie sich bitte an die Fachberaterinnen vom Krebstelefon. Kostenlose Telefonnummer 0800 11 88 11 oder per E-Mail an helpline@krebsliga.ch.

Freundliche Grüsse
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Pflege für Mutter mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs

Beitragvon admin » Do 10 Mär 2022 17:26

Frage von Tamara
Hallo
Meine Mutter ist von metastasiertem, weit fortgeschrittenem Eierstockkrebs betroffen. Ich möchte sie und mich vorbereiten.
Welche Möglichkeiten gibt es, wenn meine Mutter pflegebedürftig wird?
Welche Möglichkeiten bzw. Orte gibt es, wo man in Ruhe sterben kann?
Welche Organisationen können Patienten da begleiten, wie wird das finanziert und wer organisiert das?
Danke für Ihre Hilfe

Antwort von Doris Bacher Nigg, Pflegefachfrau FH, Höhere Fachausbildung Palliative Care und CAS Case Management
Liebe Tamara
Sie suchen nach der passenden Pflege für Ihre Mutter.
Verschiedene Formen der ganzheitlichen und umfassenden Pflege im Sinne von Palliative Care stehen Ihnen zur Verfügung.
Wo eine Person betreut wird, hängt vom Wunsch der erkrankten Person und dem Betreuungsnetzwerk ab. Auch abhängig einer 24-Erreichbarkeit eines mobilen Palliative Care-Dienstes oder Hausarztes/Hausärztin bei medizinisch, pflegerischen Problemen?
  • Betreuung zu Hause unter Einbezug eines spezialisierten mobilen Palliativteams, der SPITEX, sowie des Hausarztes/der Hausärztin. Zusätzlich können freiwillige Entlastungdienste zugezogen werden.
  • Aufenthalt auf einer Palliativstation (Akutspital) etwa zur Einstellung bei belastenden Symptomen wie Schmerzen, Uebelkeit etc. Der Aufenthalt ist zeitlich limitiert.
  • Hospize sind Langzeiteinrichtungen für die Begleitung in der letzten Lebensphase für komplex erkrankte insbesondere jüngere Menschen.
  • Es gibt zunehmend auch Pflegeheime, welche teils auch über spezialisierte Palliativbetten verfügen.
    Oft kommt eine Kombination dieser Möglichkeiten zum Zug.
Um sich über Angebote in der Region Ihrer Mutter zu informieren, empfehlen wir die www.palliativkarte.ch, welche eine Übersicht über die Palliative-Care-Versorgungslandschaft bietet oder bei der Spitex sowie dem Aerzt/Aerztin anzufragen.
Die Finanzierung ist von der gewählten Stufe abhängig.
Vielleicht haben Sie mit Ihrer Mutter bereits ein Gespräch über Ihre Wünsche und auch Ängste geführt. Im Anschluss daran empfehle ich eine Klärung mit der behandelnden Ärztin/ Arzt. Denn: Für medizinische wie für pflegerische Leistungen ist die ärztliche Verordnung ein entscheidender Faktor. Die Sozialberatung der Krebsliga im Wohnkanton kann bei Fragen rund um Organisation, Versicherungen und Finanzierung beigezogen werden.

In vielen Palliativinstitutionen ist eine Besichtigung und ein Erstgespräch vor Ort möglich. Aus Erfahrung wird dies sehr geschätzt und wirkt oft klärend.

Mit den besten Wünschen für Sie und Ihre Mutter

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Was tun bei Schmerzen unklarer Ursache?

Beitragvon admin » Di 15 Mär 2022 9:23

Frage von Jil
Hallo
Bei meiner 75-jährige Tante wurde vor Jahren ein CLL (chronisch lymphatische Leukämie) gefunden. Sie ist in Behandlung und geht regelmässig zum Arzt. Phasenweise hat sie nachts heftige Schmerzen am ganzen Körper, vor allem am linken Arm. Beim Röntgen und in der Neurologie war sie schon. Was kann man tun gegen diese Schmerzen? Sie sagt, das macht sie ganz depressiv.

Antwort von Dr. med. Daniel Büche, MSc, Stellvertretender Chefarzt Onkologie, Klinik Gais
Wiederkehrende Schmerzepisoden können seelisch sehr belastend sein, vor allem wenn ihre Ursache (noch) unklar ist und sie den Schlaf beeinträchtigen.
Mit den wenigen Angaben, die ich über Ihre Tante habe, kann ich leider keine umfassende Auskunft geben. Wichtig wären aber folgende Überlegungen, die ich empfehlen würde mit dem Hämatologen/Onkologen zu besprechen:
1. Könnten die Schmerzen durch ein Arzneimittel ausgelöst oder verstärkt werden?
2. Sind die Schmerzen in Zusammenhang mit der CLL (Lymphknoten, Entzündungen u.a.)?
3. Sind die Schmerzen durch eine andere Erkrankung bedingt, die mit der CLL nichts zu tun hat?
Bis zur Klärung dieser Frage darf eine rein symptomatische Schmerztherapie mit einfachen Schmerzmitteln wie Paracetamol (Dafalgan u.a.) versucht werden. Diese Massnahmen sollten bei der nächsten Konsultation mit dem Onkologen auch besprochen werden, damit er weiss, ob es genützt hat oder nicht und was die nächsten Schritte sein könnten.
Eine Behandlung der Stimmung (niedergeschlagene, depressive Verfassung) würde ich erst dann in Betracht ziehen, wenn es für die Schmerzen keine ursächliche Behandlung gibt und die einfachen Schmerzmittel keine genügende Wirkung zeigen oder nicht vertragen werden.

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Long COVID nach überstandenem Brustkrebs?

Beitragvon admin » Di 22 Mär 2022 15:06

Frage von Andrea
Guten Tag
Am 14. März habe ich Dr. Büche auf Radio SRF im Echo der Zeit zu Long COVID reden hören.
Zu mir: 2011 wurde bei mir ein DCIS diagnostiziert. Ich habe mich für abwarten und beobachten entschieden - und fahre damit bis heute gut. Im Dezember 2021 hatte ich COVID: Milder Verlauf, zuhause gepflegt: 6 Tage fiebrig, Halsweh, Atembeschwerden, insgesamt 3 Wochen Krankheitsgefühl. Ich fühle mich unsagbar schlapp. An mein geliebtes Jogging ist nicht zu denken. Ich schaffe neben der Arbeit in einem Büro meine Haushalt kaum noch. Habe ich Long COVID? Wie wird das diagnostiziert? Wie wird es behandelt? Wo kann ich mich melden? Habe keine Hausarzt.

Antwort von Dr. med. Daniel Büche, MSc, Stellvertretender Chefarzt Onkologie, Klinik Gais
Guten Tag Andrea
Im Anschluss an eine akute COVID-Infektion können Beschwerden über eine längere Zeit anhalten, auch nach einem milden Verlauf.

Häufige Symptome:
  • Extreme Müdigkeit
  • Erschöpfung, Erschöpfung nach Belastung
  • Eingeschränkte Belastbarkeit
  • Atemnot
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • Geruchs- und Geschmacksstörungen
  • u.v.m
Von einem Long COVID-Syndrom wird aktuell gesprochen, wenn Symptome, die vor der SARS-Cov-2-Infektion nicht bestanden, über 4 Wochen anhalten. Als Post-COVID werden Beschwerden bezeichnet, die länger als 12 Wochen nach Infektion auftreten oder fortbestehen.

Sie fragen, ob Sie von Long COVID betroffen sind. Um dies abzuklären, empfehle ich Ihnen, sich an eine Hausarztpraxis oder ein Spitalzentrum in Ihrer Region zu wenden. Denn es ist sinnvoll, dass Abklärungen durch eine Stelle koordiniert und verschiedene Befunde als Ganzes betrachtet werden. Sprechen Sie körperliche, psychische und soziale Beschwerden offen an.
Die Diagnostik hängt von den vorliegenden Symptomen ab. Es können zum Beispiel Untersuchungen des Herzes, der Lungen oder des Bewegungsapparates angezeigt sein. Diese werden ergänzt durch Blutanalysen. Auch neurologische Untersuchungen und bildgebende Verfahren kommen in Frage. Bei Bedarf werden Sie an diese Spezialisten überwiesen.

Die Therapiemassnahmen werden auf die Person abgestimmt. Es kann sich etwa um angepasste Bewegungstherapie, Physiotherapie, Ergotherapie, Atemtherapie, Symptommanagement ebenso wie Sozialberatung und psychologische Unterstützung handeln. Mittlerweile existieren ambulante und stationäre Reha-Programme für Personen mit ausgeprägten und anhaltenden Beschwerden.

Sie erwähnen die Diagnose DCIS – ductales Karzinom in situ, eine Vorstufe von Brustkrebs. Ich freue mich, dass es Ihnen auf Ihrem Weg gut geht.
Beste Wünsche

Literatur
Patientenleitlinie "Post-COVID/Long-COVID", AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften), Stand 12.07.2021

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Patienteverfügung und Sterbebegleitung durch Exit

Beitragvon admin » Mi 30 Mär 2022 11:22

Frage von Bernard
Guten Tag. Mein Onkel leidet an einer sehr fortgeschrittenen Darmkrebserkrankung. Im Jahr 2021 hat er mit meiner Hilfe eine Patientenverfügung erstellt. Gestern hat er mir gesagt, dass er sich letztes Jahr bei Exit angemeldet habe (Sterbebegleitung). Muss er nun seine Patientenverfügung anpassen? Wo ist die Verbindung zwischen diesen beiden Wegen? Danke im Voraus für Ihre Erläuterungen.

Antwort von Dr. med. Daniel Büche, MSc, Stellvertretender Chefarzt Onkologie, Klinik Gais
Guten Tag Bernard
Die Patientenverfügung hält ihre Gültigkeit trotz der Exit-Mitgliedschaft bei.
Der assistierte Suizid ist ein Willensakt. Die Suizidhilfe (Sterbebegleitung durch Exit) setzt die Urteilsfähigkeit voraus und ist somit bei Urteilsunfähigkeit nicht möglich - verboten.
Mit einer Patientenverfügung sorgt man für Situationen vor, in denen man nicht mehr selber entscheiden kann – für den Fall der Urteilsunfähigkeit. Man hält im Voraus fest, welchen medizinischen Massnahmen man im Falle einer Urteilsunfähigkeit zustimmt und welche man ablehnt.

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Wie kann die ambulante Pflege helfen

Beitragvon admin » Mi 13 Apr 2022 10:49

Frage von besorgte Tochter
Hallo
Was kann die ambulante Pflege für meine Mutter tun. Sie ist an Krebs erkrankt. Sie wird immer schwächer, geht nicht mehr gerne aus dem Haus, hat ihren Appetit und ihren Mut verloren. Ich wohne sehr weit von ihr entfernt und kann leider nicht ständig an ihrer Seite sein. Welche Lösungen gibt es zu Hause?
Vielen Dank im Voraus.

Antwort von Doris Bacher Nigg, Pflegefachfrau FH, Höhere Fachausbildung Palliative Care und CAS Case Management
Hallo
Sie wohnen weit weg von Ihrer Mutter und stellen sich die Frage, welche Unterstützung Ihr die ambulante Pflege bieten kann.
Nachdem Sie die Situation mit Ihrer Mutter besprochen haben und Ihre Mutter bereit ist Hilfe anzunehmen, empfehle ich Ihnen Kontakt mit der Spitex der Wohngemeinde Ihrer Mutter aufzunehmen (https://www.spitex.ch oder nationale Nummer 0842 80 40 20). Ich rate Ihnen, dass Ihre Mutter oder Sie die Hausärztin oder den Hausarzt vorgängig über die Spitexkontaktaufnahme zu informieren, da die Spitexverordnung für die Krankenkasse ärztlich signiert werden muss.
Bei der Spitexanmeldung schildern Sie die Situation, in der Sie und Ihre Mutter sich befinden. Ein Erstgespräch bei Ihrer Mutter Zuhause mit einer Spitexfachperson, Ihrer Mutter und vorteilsweise mit Ihnen, wird stattfinden um Vorschläge für Hilfe und Unterstützung zu besprechen.
Unter diesem Link finden Sie Erläuterungen zur Vorgehensweise der Spitex. Das Angebot der Spitex ist je nach Gemeinde unterschiedlich, meist beinhaltet es nebst pflegerischer Unterstützung auch Betreuungs- und Hauswirtschafliche Dienstleistungen. Mittlerweile gibt es auch viele Spitexorganisationen, die Onkologiepflege anbieten und diese gezielt einsetzen. Das heisst Pflegefachpersonen, die spezialisiert sind auf Krebserkrankungen, beraten kranke Menschen und ihre Angehörigen im ambulanten Setting.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie bald zusammen mit Ihrer Mutter eine gute Lösung finden.

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NSLC, fortgeschritten: CBD-Öl gegen Krebs?

Beitragvon admin » Mi 13 Apr 2022 12:06

Frage von Jessy
Guten Tag
Mein Mann leidet an fortgeschrittenem NSLC. Monatelang ging die Behandlung mit einem EGFR-Hemmer gut. Doch nun haben sich die Ableger in der Leber ausgebreitet. Wir sind verzweifelt. Plötzlich redet die Ärztin nur noch von PalliativMedizin. Kann Cannabis ihm helfen? Wirken CBD-Öle gegen den Krebs oder "nur" gegen die Symptome? Wie kommt man an eine Verschreibung? Danke für Ihre Hilfe.

Antwort von Doris Bacher Nigg, Pflegefachfrau FH, Höhere Fachausbildung Palliative Care und CAS Case Management
Guten Tag Jessy
Ihr Mann ist von Nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) betroffen. Bei der Diagnose von Lebermetastasen haben Betroffene oft noch keine Symptome. Treten Beschwerden auf, deutet dies auf eine Ausbreitung der Tumorzellen in der Leber hin. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Einige entwickeln im Verlauf Symptome wie Fatigue (grosse Erschöpfung), Gewichtsverlust, Juckreiz, Bauchschmerzen, Gelbsucht oder Wasseransammlungen im Bauchraum (Aszites).
Es ist schwierig in dieser Phase von einer kurativen Behandlung zu sprechen. Das Ziel ist vielmehr eine hohe Lebensqualität bei guter Behandlung von auftretenden Beschwerden. Darauf ist die palliative Medizin und Pflege spezialisiert.
Manchmal liest man Medienberichte, die von Heilung durch Cannabidiol (CBD-Öl) berichten. Leider fehlen diesen Berichten die Beweise. Cannabinoide können nicht zur Heilung aber zur Behandlung von schweren Symptomen wie Schmerzen hilfreich sein. Es ist wichtig, sie nicht als alleinige Therapie und nur in Abstimmungen mit anderen therapeutischen und medizinischen Massnahmen einzusetzen. Palliative Care-Mediziner verfügen über die Erfahrung, um CBD-Öl lindernd und ohne Risiko von Nebenwirkungen oder Interaktionen mit anderen Medikamenten einzusetzen. Wichtig ist die Verabreichung aufgrund eines ärztlichen Rezeptes und die Herstellung durch eine spezialisierte Apotheke. Cannabis hat verschiedene Inhaltsstoffe. Frei käufliche Produkte aus Cannabis-Pflanzen und ihren verschiedenen Bestandteilen sind in der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe und der Qualität sehr unterschiedlich. Sie bergen daher grössere Gefahren. Das Medikament, die Dosis und die Verabreichungsart sind abhängig von den zu behandelnden Symptomen.
Cannabinoide werden über die Leber abgebaut. Daher ist Vorsicht geboten.
Ich empfehle Ihnen und Ihrem Mann sich an einen Palliativ-Dienst in Ihrer Region zu wenden. Eine Übersicht von ambulanten und stationären, qualitätsgeprüften Dienstleistern in der Schweiz finden Sie hier:

www.palliativkarte.ch
Mit den besten Wünschen für Sie und Ihren Mann


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