Fehldiagnose


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Lilian
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Fehldiagnose

Beitragvon Lilian » Fr 28 Jul 2006 16:51

Ich habe im November 2004 die Diagnose inflammatorisches Karzinom erhalten. Chemo, Brusterhaltende OP mit 24 entfernten Lymphknoten (kein Befall), Nachoperieren und dann Bestrahlung.
Dann während der Bestrahlung die Nachricht es war alles ein Irrtum es sei lediglich ein DCIS cNO, MO, HER2 neu positiv, Hormonrezeptoren negativ gewesen.
Es ist wunderbar zu wissen dass ich kein Krebs habe, nur komme ich mit den Folgen der Therapien nicht klar. Auch Ärzte machen Fehler nur hätte ich mir da etwas mehr Unterstützung oder Informationen erhofft.
Wenn ich meinem Arzt erkläre dass ich immer noch unter starker Müdigkeit leide, erklärt er mir, ich sei ja gesund er könne sich das nicht erklären.
Ich arbeite seit Januar 100% und benötige immer wieder Ferientage um meine Minuszeit aufzuholen da ich es nicht immer schaffe den ganzen Tag durchzuhalten. Ich habe ein Lymphödem seit der 1. OP. Für die Therapien muss ich den Arbeitsplatz früher verlassen, also gehe ich zusätzlich am Samstag zur Arbeit um da noch ein paar Stunden nachzuholen. Dabei hätte ich das Wochenende und die Ferientage so dringend nötig um mich zu erholen, ich bin zu müde um meine Bekannten oder Verwanten anzurufen oder gar zu Besuchen.
Beim letzten Arztbesuch bat ich ihn, mir wenigstens mal das Blut zu kontrollieren (letztes mal im Oktober 2005), es könnte ja ein Eisenmangel oder etwas ähnliches vorliegen so dass mit einer kleinen Massnahme meine Müdigkeit behoben werden könnte. Die Antwort: Ich verkrafte die Diagnose nicht und müsse psychisch betreut werden!!!
Der Arzt oder der Pataloge hat einen Fehler gemacht ok kann passieren. Die Diagnose verkrafte ich, nur die Umstände nicht. Nicht der Arzt sondern ich laufe mit einem bandagierten Arm herum. Ich habe meine Selbständigket verloren und benötige Hilfe beim Bettwäsche wechseln, einkaufen, saugen usw. Den Zeitaufwand für die Therapien muss ich mit Vorholzeit und Ferien kompensieren und dann sind da noch die Kosten für die Krankenkasse, Putzhilfe, Hilfsmittel usw.
Nun soll ich zum Psychologen und noch mehr Freizeit und Abeitszeit opfern. Der Psychologe arbeitet ja nicht erst ab 17.00 Uhr, also müsste ich wieder den Arbeitsplatz früher verlassen.
Sorry aber ich brauche wirklich Hilfe, aber ich denke in erster Linie nicht auf diese Art.

Lilian

aitangi
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Fehldiagnose

Beitragvon aitangi » Mo 31 Jul 2006 16:43

Hallo Lilian,

ich schreibe Dir als Pflegefachfrau. Dein Eintrag hat mich sehr betroffen gemacht. Ich finde es schlimm, dass Du nun so unter den Nebenwirkungen der Therapie leiden musst, wo man doch die Lymphknoten nicht hätte entfernen müssen.

Die Müdigkeit die Du beschreibst, kann auch eine sogenannten Fatigue sein, das ist eine Nebenwirkung die viele Leute nach Chemotherapien und Bestrahlungen haben. Die Krebsliga Schweiz hat eine Broschüre zum Thema Fatigue herausgegeben, lies die doch mal durch, die kannst Du über's Internet bestellen unter
http://www.swisscancer.ch/dt/content/ge ... oerige.php
Ich würde aber an Deiner Stelle nochmals mit dem Arzt reden und auf eine Blutentnahme bestehen, denn es kann gut sein, dass Du zuwenig Eisen hast.

Wegen der finanziellen Probleme die Du ansprichst, hast Du Dich schon mal mit der Kantonalen Liga in Verbindung gesetzt? Die können Dich evtl. finanziell unterstützen. Die Adresse findest Du unter folgendem Link
http://www.swisscancer.ch/index.php?id=210

Wende Dich doch auch an die Selbsthilfegruppe: Leben wie zuvor. Dort kannst Du Dich mit Betroffenen austauschen, die fast sicher auch unter denselben Nebenwirkungen leiden wie Du und Dir vielleicht einen Rat geben können.
http://www.leben-wie-zuvor.ch/

Ich hoffe ich konnte Dir einige Ratschläge geben, die Dir weiterhelfen, ich wünsche Dir jedenfalls von ganzem Herzen alles Gute.

aitangi

Linda
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Beitragvon Linda » Mi 2 Aug 2006 15:43

Liebe Lilian

Dein Bericht hat mich ganz schön erschüttert! Die Lymphknotenentfernung wäre in diesem Fall nicht nötig gewesen. Dann hättest Du den dicken Arm nicht. Hat man denn während der Operation den Wächterlymphknoten nicht bestimmt?
Du hast recht, Du musst mit dem eingebundenen Arm herumlaufen, der dich sehr behindert und du bist dauernd müde, nicht er! Hat sich der Arzt denn wenigstens entschuldigt? Hat er zumindest deinen Vorschlag befolgt und eine Blutprobe gemacht? Könnte ja sein, dass du zuwenig Eisen hast.
Ich hoffe, du findest die Kraft, dich zu wehren. Wende dich doch an eine Patientenorganisation, die können dir sicher weiterhelfen. Schau doch einmal da hinein: http://www.spo.ch/
Alles Liebe und nur Mut, wehre Dich
Linda

Lilian
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Beitragvon Lilian » Fr 4 Aug 2006 7:02

hallo aitangi und linda

danke für eure Antworten, sie haben mir Mut und Kraft gegeben. Ich werde mich beim Hausarzt melden und dort einmal untersuchen lassen.

Zu deiner Frage Linda, der Arzt sagte mir es sei nun mal ein Fehler passiert und er ist überzeugt dass meine Müdigkeit davon kommt dass ich die Diagnose nicht verarbeiten könne. Er habe es noch nie erlebt dass ein Patient nach dieser Behandlung so müde sei. Zudem müsste ich ich mit meiner Gesundheit so eine Therapie locker verkraften, er ist überzeugt davon dass mir da nur noch ein Psyotherapeut weiterhelfen kann!!

Ich glaube es ist höchste Zeit für mich den Arzt zu wechseln.

Eure Links habe ich mir angeschaut und ich werde da sicher auch noch etwas unternehmen.

Herzlichen Dank und alles Gute wünscht
Lilian

Brigitte
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Fehldiagnose

Beitragvon Brigitte » Fr 4 Aug 2006 16:22

Guten Tag Lilian

Ich antworte Ihnen als Moderatorin des Krebsforums. Es tut mir leid, dass Sie in einer so schwierigen Situation sind. Spätfolgen sind noch schwerer zu ertragen, wenn die Behandlung davor gar nicht notwendig gewesen wäre...
Da Ihr Beitrag unter der Rubrik "Rechtliches" steht, möchte ich Ihnen noch eine Adresse geben, bei welcher Sie rechtliche Unterstützung und Beratung erhalten können:

Rechtsdienst für Behinderte SAEB
Beratungsstelle
Hauptsitz Zürich
Bürglistrasse 11
8002 Zürich

044 201 58 28

Die SAEB kümmert sich auch um Probleme nach Krebstherapien. Ich hoffe, dass Ihnen diese Angaben einen Schritt weiterhelfen und wünsche Ihnen alles Gute!

Freundliche Grüsse
Brigitte
Moderatorin Krebsforum

Ladina
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Beitragvon Ladina » Fr 4 Aug 2006 20:54

Liebe Lilian

Es ist zwar bei den Antworten schon dabei, aber ich kann Dir als Chemo-Patientin versichern, dass Chemotherapien und auch Bestrahlungen seehhhr müde machen können. Das ist auch hinlänglich bekannt unter Krebsärzten, man nennt das Fatigue und wenn Dein Hausarzt davon nichts weiss, denke ich auch, es ist Zeit, dass Du einen suchst, der sich mit den Folgen einer Krebstherapie besser auskennt.
Ich kenne auch den Rechtsdienst für Behinderte aus eigener Erfahrung und kann Dir sehr raten, Dich dort zu melden. Es sind sehr nette Leute dort und die kennen sich aus.

Alles Gute für Dich und hör nicht auf, auf Dich selbst zu hören

Herzlichst
Ladina

Linda
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Beitragvon Linda » Mo 7 Aug 2006 22:31

Hallo Lilian

Ladina hat recht, eine Chemo kann reichen um ein sogenanntes Fatigue Syndrom auszulösen. Das sollte mittlerweile jedem Arzt bekannt sein. Das hat nichts mit Diagnoseverarbeitung zu tun. Ich denke, es ist wichtig, dass Du den Arzt, der Dein Brustkrebs behandelt hat, wechselst, und einen Arzt findest, der Dich ernst nimmt.

Geht es Dir in der Zwischenzeit etwas besser?

Liebe Grüsse

Linda

leonnie
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mal ne andere frage...

Beitragvon leonnie » Fr 6 Okt 2006 14:54

kann man den arzt oder die ärzte nicht anzeigen?!
was sie dir angetan haben ist ja höchst fahrlässig! so etwas macht mich immer wieder wütend. dann musst du das alles durch machen, dann heissts "oh sorry, war gar nichts" und schliesslich "tu nicht so blöd, du bist ja gesund"!

Da kommt mir grad die Galle hoch!

Lilian, ich wünsche dir ganz ganz viel kraft auf deinem weg und hoffe, dass du bald einen kompetenten arzt findest!

alles gute, leonnie

Opa
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Re: Fehldiagnose

Beitragvon Opa » So 18 Aug 2019 5:48

Das ist die von den Amis abgekupferte neofeudale Ausbeutungsmedizyn. Die lassen sogar gegipste Soldaten Strafexerzieren.

Frueher war eine Krebserkrankung automatisch arbeitsbefreiend bis zum Tod oder zur ermuedungsfreien Heilung. Heute laesst man sogar echt Krebskranke zwischen den Chemos bis zur Erschoepfung an den Rand des Grabes Vollzeit arbeiten. Anstatt die Arbeitszeit wird nur noch die Leistung scheinreduziert, aber immer zu deren Steigerung angetrieben.

Der Ethikabbruch ist nur teilweise den Aerzten, wie auch den zu Buetteln degradierten Exbeamten anzulasten. Sie ist mehr und mehr der Willkuer des ruinierenden und ruinierten Systems zu "verdanken". Wenn der Arzt seine Akkordarbeit getan hat (ob noetig oder nicht) bleibt ihm fast nix anderes uebrig als die Ueberweisung in die Psychiatrie, ansonst er bei der kaum bezahlten Nachsorge bankrott geht. Mit dem Fortschritt der medizinischen Wissenschaft zeigt sich immer mehr, dass Leute in die Geschlossene versenkt wurden, denen mit einer richtigen Behandlung ihrer physischen Leiden und einer angemessenen - auch zeitlichen - Entlastung vom Hamsterrad besser geholfen worden waere....


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