COPD4, Krebs, oder doch Corona?


Moderations-Bereich
manu1984w
Beiträge: 3
Registriert: Mo 20 Feb 2023 16:58

COPD4, Krebs, oder doch Corona?

Beitragvon manu1984w » Mo 20 Feb 2023 17:00

Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin. Ich bin verzweifelt, ich weiß nicht, wen ich sonst fragen kann. Ich weiß ebenso, dass ich keine eindeutige Antwort zur Krankheitsgeschichte und daraus folgenden Tod meines Mannes erhalten werde, und dass er dadurch nicht mehr zurück kommt. Ich möchte es einfach nur verstehen.

1997 wurde bei meinem Mann COPD festgestellt. Das Rauchen konnte er nie lassen - bis zu 40 am Tag.

Wir lernten uns 2013 kennen und lieben. Damals hatte er COPD3 (ich gehe von Stufe 3 aus, da diese am häufigsten in den Befunden in diesem Zeitraum vorkommt). Bis April 2022 blieb eigentlich alles im grünen Bereich.

April 2022 bekam er Corona. Dezember 2021 hatte er seine 3.Impfung (alle Impfungen ohne Nebenwirkungen). Zusätzlich hatte er die Grippe- und die Pneumokokken-Impfung. Corona war bei ihm, abgesehen von den üblichen COPD-Symptomen, lediglich zusätzlich von Schnupfen und Kopfweh geprägt. CT-Wert sehr niedrig, nach etwa 2 Wochen auf Ct-Wert 38. Danach eigentlich wieder alles gut.

Mitte Juni 2022 plötzliche Verschlechterung, mit Notarzt ins KH, Intensivstation, Tiefschlaf, "die Lunge ist schwer geschädigt, Herz angegriffen", Lungenentzündung (er hatte kein Fieber, lediglich wieder etwas Schnupfen und die üblichen COPD-Symptome, wie Müdigkeit, Husten, etc). Seit dort ging es gesundheitlich nur mehr bergab, Lungenfunktion 17%.
Auszug aus dem Entlassungsbrief (ich benötige keine Übersetzung, bin mit den Begriffen vertraut):
Exazerbierte COPD
Hypertensives Lungenödem
V.a. NSTEMI, thorakales Druckgefühl
Vorhofflimmern de Novo
pAVK, Stentimplantation
2 neu aufgetretene, pulmonale Rundherde

Mitte August, Lungenspezialklinik:
Raumforderung im linken Unterlappen und rechts im Oberlappen - Stadium T1 cN0 M1a; von einem n.Bronchi ist in diesem Stadium auszugehen
tachykardes Vorhofflimmern
COPD4
respiratorische Globalinsuffizienz
Heimsauerstoff 2-3l (mein Mann drehte oft auf 4-5, wenn er schlecht Luft bekam)
pAVK, Stent
kein Nachweis von SARS-CoV-2-Nukleinsäuren
Zytologie - in allen Abstrichen PNII
bronchoskopisch keine Malignität nachgewiesen, Raumforderungen trotzdem malignomverdächtig

PET-CT im Oktober 2022:
vermehrter Uptake im Bereich der Stellknorpel in der Medianen max SUV 6,0
signifikant gesteigerter Uptake in den Raumforderungen im linken Unterlappen max SUV 16,3, dem rechten Oberlappen ventral max SUV 20,3 sowie in einer klaren Verdichtung recht Höhe BWK4 max SUV 3,0
einzelne Lymphknoten paratracheal rechts 4R max SUV bis 3.0 grenzwertig signifikant speichernd
signifikant FDG-avid 2 Lymphknoten im aortopulmonalen Fenster max SUV 3,7 und 3,3
links im zentralen Hilusbereich im Seitenvergleich akzentuierte Speicherung max SUV rechts 2,7 und links 3,8
Diffus vermehrte Speicherung in Darmschlingen im rechten Unterleib

3.November 2022: Narkose-Bronchoskopie, selbe Diagnosen wie Mitte August, zusätzlich "leicht erhöhte Entzündungsparameter sowie eine chronisch-entzündlich bedingte Anämie (Hämoglobin auf 11,5 g/dl". Wir hätten nach 10-14 Tagen zur Routine-Besprechung der Laborbefunde sollen, nur überschlugen sich die Ereignisse. 11.November 2022 nach langem Verhandeln doch mit Notarzt ins KH (ich musste derweil mit Hund in die Tierklinik), mein Mann rief mich an "bin im KH, muss 3 Wochen bleiben). Genau 24h später durfte ich ins KH, Intensivstation, Tiefschlaf, sehr kritisch (Lunge), später folgte Tracheotomie, dann kam noch Fieber dazu, nach 5 Wochen verstarb mein Mann obwohl mir der anwesende Arzt 4,5h zuvor erklärte "es schaut nicht so schlecht aus, vielleicht kann er zu Weihnachten nach Hause". Als Todesursache wurde mir mitgeteilt "die Lunge hat versagt".

Vorige Woche telefonierte ich mit der Oberärztin, was bei der Narkose-Bronchoskopie labortechnisch rauskam. Als sie seinen Namen hörte und mich fragte "Wie geht es denn dem Hrn. Szakall?" und vom Befund her kein eindeutiger Nachweis auf Krebs rauskam... war es aus bei mir. (Sie ging davon aus, dass mein Mann noch lebt)

Ich bitte lediglich um eine medizinisch fachliche Meinung/Vermutung (keine Ferndiagnose, ist klar). Ich frage mich, was war letztendlich schuld, dass es so rasant abwärts ging. War es wirklich das COPD (er rauchte bis zum Schluss, zwar weniger)? Oder: Blieb von Corona etwas zurück, das zur Lungenentzündung usw. führte, obwohl ja beim ersten KH-Aufenthalt mit Intensivstation "kein Nachweis von SARS-CoV-2-Nukleinsäuren" steht? Oder war es letztendlich doch eher Krebs (unentdeckt)?

Insgesamt lebte mein Mann 25 Jahre lang mit COPD. Kurz, Lang, Normal?

Liebe Grüße, Manu

Fabiola
Beiträge: 141
Registriert: Mi 13 Jul 2005 10:17
Wohnort: Krebsliga Schweiz, Bern
Kontaktdaten:

Re: COPD4, Krebs, oder doch Corona?

Beitragvon Fabiola » Do 23 Feb 2023 17:38

Guten Tag Manu

Ihr Ehemann ist im Oktober 22 nach einigen schwierigen Monaten an einem «Lungenversagen» gestorben. Mein herzliches Beileid. Ihr Ehemann hat über 20 Jahre unter COPD gelitten. Verständlicherweise möchten Sie die Umstände rund um seinen Tod besser verstehen.

Eine medizinisch fachliche Meinung auf dieser Austauschplattform für Betroffene und Angehörige einzuholen ist schwierig. Auch wir Moderator:innen des Krebsforums sind kein ärztlicher Dienst und wir können ärztliches Handeln weder kommentieren noch beurteilen.
Möglicherweise kann Ihnen der Hausarzt oder die Hausärztin Ihres Mannes nähere Auskunft geben oder sich mit den behandelnden Ärzten oder Ärztinnen in Verbindung setzten. Sie schreiben, dass Sie vorige Woche mit einer Oberärztin Kontakt hatten. Sie könnte allenfalls auch eine Ansprechperson sein.

Ist es möglich, dass Sie in Deutschland wohnhaft sind? Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums kann Ihnen eventuell weiterhelfen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie wenigstens einige Fragen geklärt bekommen, und wünsche Ihnen alles Gute

Freundliche Grüsse

Fabiola
Moderatorin

manu1984w
Beiträge: 3
Registriert: Mo 20 Feb 2023 16:58

Re: COPD4, Krebs, oder doch Corona?

Beitragvon manu1984w » Do 9 Mär 2023 8:50

Hallo Fabiola,


zuerst einmal danke für Ihre Antwort.

Ich weiß, dass man pauschal nicht sagen kann, woran mein Mann letztlich gestorben ist (weshalb die Lunge versagt hat). Gerade bin ich dabei, mir die Unterlagen aus dem KH zu beschaffen (ich will nicht klagen oder sonst etwas). Ich will nur herausfinden, an was für Krankheiten mein Mann im Endeffekt alle litt - war es hauptsächlich COPD? Hatte er doch Krebs? Oder doch etwa Covid19, das ihn so kaputt machte?

War ihm durch das Lungenversagen womöglich noch viel größeres Leid erspart geblieben?

Fabiola
Beiträge: 141
Registriert: Mi 13 Jul 2005 10:17
Wohnort: Krebsliga Schweiz, Bern
Kontaktdaten:

Re: COPD4, Krebs, oder doch Corona?

Beitragvon Fabiola » Mo 13 Mär 2023 17:26

Liebe manu

Ihre Fragen, an was Ihr Ehemann gestorben ist, und ob ihm noch grösseres Leid erspart geblieben ist, sind völlig verständlich.

Aber auch wenn Sie in Erfahrung bringen, an was Ihr Ehemann gestorben ist, er kommt dadurch nicht zurück, wie Sie selbst in Ihrem ersten Beitrag geschrieben haben. Diese Tatsache schmerzt und ist schwierig zu verarbeiten.

Einen nahestehenden Menschen zu verlieren, ist sehr schmerzhaft und löst oft bei den Hinterbliebenen starke Gefühle hervor. Diese Gefühle können unterschiedlicher Art sein. Schmerz, Verzweiflung, Trauer usw. können sich abwechseln. Einheitliche Regeln, wie nach dem Verlust einer geliebten Person umgegangen werden kann, gibt es nicht. Wichtig jedoch: alle Ihre Gefühle und Verhaltensweisen sind normale und wichtige Elemente im Trauerprozess. Trauer braucht Zeit und Raum. Einige Hinterbliebene suchen sich fachliche Unterstützung z.B. psychoonkologische Beratung.

Liebe Manu, ich wünsche Ihnen alles Gute auf Ihrem weiteren Lebensweg.

Freundliche Grüsse

Fabiola
Moderatorin


Zurück zu „Lungenkrebs“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 17 Gäste