Bis zum 26. Juni 2022 beantworten unsere drei Expert:innen im Forum Ihre Fragen zu Hautkrebs und Sonnenschutz:
Monika Burkhalter, Leitung Prävention & Früherkennung Krebsliga Zürich, MAS Prävention & Gesundheitsförderung, Dipl. Pflegefachfrau HF. Sie leitet die Sonnenschutzkampagne «Ja nicht rot werden» der Krebsliga Zürich.
Olivier Gaide. Prof. Dr. med. Olivier Gaide, ausserordentlicher Professor, Abteilung Dermatologie und Venerologie, Universitätsspital Lausanne, CHUV
Christian Surber, Prof. Dr. phil. nat. Senior Fellow Scientist der Universitätsspitäler Basel und Zürich, Dermatologische Kliniken.
Auf der Startseite des Forums finden Sie mehr Informationen sowie den Link zum Formular.
Die Antworten sind eine allgemeine Stellungnahme. Sie können nicht die persönliche Beratung durch eine qualifizierte medizinische Fachperson ersetzen. Soweit in einem Beitrag bestimmte Ärzte, Ärztinnen, Behandlungseinrichtungen oder Produkte genannt werden, dient dies nicht der Werbung oder stellt eine Empfehlung dar, sondern ist lediglich als Hinweis auf weitere Informationsquellen zu verstehen.
Einige Fragen und Antworten wurden in eine andere Landessprache übersetzt. Sollten Fragen oder Unklarheiten auftreten, wenden Sie sich bitte an die Fachberaterinnen vom Krebstelefon. Kostenlose Telefonnummer 0800 11 88 11 oder per E-Mail an helpline@krebsliga.ch.
Freundliche Grüsse
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2023 – Hautkrebs und Sonnenschutz
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Sonnenschutzmassnahmen in Neuseeland
Frage von Bauschele
Ich habe viele Muttermale, eine helle Haut und hatte vor 3 Jahren ein Melanom, welches aber ohne Probleme und ohne weiteren Komplikationen entfernt wurde. Ich bin gesund, gehe seither vierteljährlich zur Hautkontrolle.
Ich plane für 3 Monate im Januar - März nach Neuseeland zu reisen. Nun weiss ich, dass die Sonne in diesen Ländern sehr stark ist und das macht mich ein wenig unsicher.
Meine Frage: Macht es für Sie in meinem Fall, betreffend Risiko der Haut einen Unterschied, ob ich nun z.B. nach Spanien, ins Tessin nach oder nach Neuseeland reise? Müsste ich in Neuseeland noch vorsichtiger sein oder wäre es bei vernünftigem Sonnenschutz und Kleidung das selbe?
Antwort von Prof. Christian Surber
Die UV-Strahlung kann in Neuseeland tatsächlich intensiver sein als im Tessin oder in Spanien. Ausschlaggebend ist allerdings weniger der Ort sondern Ihr Verhalten bzw. die konsequente Anwendung entsprechender Schutzmassnahmen. Wenn Sie sich entsprechend kleiden – Kopfbedeckung mit Krempe die auch die Ohren, Nacken und Nase beschattet, Sonnenbrille und langärmlige Shirts, Hose etc. sowie die konsequente Anwendung von Sonnencreme SPF 50+ mit UVA-Schutz (in Europa mit dem UVA-Logo, Kreis in dem UVA steht, in Neuseeland «broad spectrum») auf Hautstellen, die nicht geschützt sind – sind sie gut geschützt. Treten Sie diese Reise ohne Sorgen an und lassen Sie Ihre Haut weiterhin regelmässig durch einen Dermatologen/in prüfen. Viel Spass in Neuseeland.
Ich habe viele Muttermale, eine helle Haut und hatte vor 3 Jahren ein Melanom, welches aber ohne Probleme und ohne weiteren Komplikationen entfernt wurde. Ich bin gesund, gehe seither vierteljährlich zur Hautkontrolle.
Ich plane für 3 Monate im Januar - März nach Neuseeland zu reisen. Nun weiss ich, dass die Sonne in diesen Ländern sehr stark ist und das macht mich ein wenig unsicher.
Meine Frage: Macht es für Sie in meinem Fall, betreffend Risiko der Haut einen Unterschied, ob ich nun z.B. nach Spanien, ins Tessin nach oder nach Neuseeland reise? Müsste ich in Neuseeland noch vorsichtiger sein oder wäre es bei vernünftigem Sonnenschutz und Kleidung das selbe?
Antwort von Prof. Christian Surber
Die UV-Strahlung kann in Neuseeland tatsächlich intensiver sein als im Tessin oder in Spanien. Ausschlaggebend ist allerdings weniger der Ort sondern Ihr Verhalten bzw. die konsequente Anwendung entsprechender Schutzmassnahmen. Wenn Sie sich entsprechend kleiden – Kopfbedeckung mit Krempe die auch die Ohren, Nacken und Nase beschattet, Sonnenbrille und langärmlige Shirts, Hose etc. sowie die konsequente Anwendung von Sonnencreme SPF 50+ mit UVA-Schutz (in Europa mit dem UVA-Logo, Kreis in dem UVA steht, in Neuseeland «broad spectrum») auf Hautstellen, die nicht geschützt sind – sind sie gut geschützt. Treten Sie diese Reise ohne Sorgen an und lassen Sie Ihre Haut weiterhin regelmässig durch einen Dermatologen/in prüfen. Viel Spass in Neuseeland.
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Sonnencreme für Baby
Frage von Sun123
Guten Tag
Welche Sonnencreme sollte ich am besten für mein Baby (10 Monate alt) verwenden?
Mir wurde häufig einer mineralischen Sonnencreme empfohlen, wobei mir ebenfalls aufgrund der Nanopartikel davon abgeraten wurde und eine chemische Creme empfohlen wurde.
Gerne warte ich Ihre Empfehlung ab.
Besten Dank und freundliche Grüsse
Antwort von Prof. Christian Surber
Kinder in den ersten 2 bis 3 Lebensjahren sollten dem direkten Sonnenlicht nicht ausgesetzt werden. Das Verweilen im Schatten und das Tragen von schützender Kleidung (wenn dann im direkten Sonnenlicht) sind bei weitem die wirksamsten Schutzmassnahmen. Die Sonnencreme ist natürlich auch wirksam, kann aber die anderen Maßnahmen nicht ersetzen.
In Ihrer Anfrage verwenden Sie 3 Begriffe, die einer Erläuterung bedürfen – „mineralisch“, „Nanopartikel“ und „chemische Creme“.
Alle Sonnenschutzfilter sind chemische Substanzen und der Wirkmechanismus von Sonnenschutzfiltern – Absorption, Reflexion und Streuung ist ein physikalisches Phänomen.
Der Begriff «chemische» Sonnenschutzfilter wurde in den 1990 durch Marketing-Fachleuten verwendet um die damals neuen Filter – Zinkoxid und Titandioxid - zu propagieren und von den anderen Filtern abzugrenzen. Zinkoxid und Titandioxid (auch als physikalische oder mineralische Filter bezeichnet) reflektieren das Licht weshalb diese dann auch weiss auf der Haut erscheinen. Alle anderen Filter wurden dann als «chemische» Filter bezeichnet. Der Begriff «chemisch» ist negativ konnotiert und wertet somit die anderen Filter ab. Dies hat alles zu einer masslosen Verwirrung und Verunsicherung geführt.
Das sinnvollste Kriterium, um Sonnenschutzfilter zu unterscheiden, ist das Kriterium «löslich» oder «nicht -löslich». Kurz – ist der Filter in der Creme (auf)gelöst oder ist der Filter in der Creme als kleine Partikel fein verteilt (dispergiert). Zinkoxid und Titandioxid (auch als physikalische oder mineralische Filter bezeichnet) sind nichtlösliche kleine Partikel, die in der Creme fein verteilt sind.
Nun noch zum Begriff «Nanopartikel». «Nano» suggeriert, dass der Partikel sehr klein ist. Das stimmt natürlich, nur sind alle Sonnenschutzfilter die in der Creme «gelöst» sind noch sehr, sehr viel kleiner. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nanopartikel durch die Haut permeiert, ist im Vergleich zu den «gelösten» Filtern verschwindend klein. Ein Nanopartikel kann sich nicht durch die oberste Hautschicht (Hornschicht) «hindurchquetschen» - dafür ist dieser viel zu gross. Demgegenüber kann ein molekular gelöster Filter diese Hautschicht je nach dessen chemisch-physikalischen Eigenschaften die Haut sehr wohl durchdringen.
Meine Empfehlung für Sonnenschutzprodukte lautet deshalb ganz generell – verwenden Sie Sonnenschutzmittel die «ungelöste» (z.B. Zinkoxid und Titandioxid) Filter enthalten. Auch nanopartikuläre Sonnenschutzfilter (es gibt noch andere neben Zinkoxid und Titandioxid) sind in Bezug auf die Aufnahme durch die Haut den gelösten Filtern vorzuziehen.
Zum Schluss noch folgende Bemerkung. Alle Sonnenschutzfilter, die in Europa und der Schweiz zum Einsatz kommen, sind ähnlich den Arzneistoffen, behördlich zugelassen, werden laufend überwacht und gelten deshalb als sicher.
Mit freundlichen Grüssen
Guten Tag
Welche Sonnencreme sollte ich am besten für mein Baby (10 Monate alt) verwenden?
Mir wurde häufig einer mineralischen Sonnencreme empfohlen, wobei mir ebenfalls aufgrund der Nanopartikel davon abgeraten wurde und eine chemische Creme empfohlen wurde.
Gerne warte ich Ihre Empfehlung ab.
Besten Dank und freundliche Grüsse
Antwort von Prof. Christian Surber
Kinder in den ersten 2 bis 3 Lebensjahren sollten dem direkten Sonnenlicht nicht ausgesetzt werden. Das Verweilen im Schatten und das Tragen von schützender Kleidung (wenn dann im direkten Sonnenlicht) sind bei weitem die wirksamsten Schutzmassnahmen. Die Sonnencreme ist natürlich auch wirksam, kann aber die anderen Maßnahmen nicht ersetzen.
In Ihrer Anfrage verwenden Sie 3 Begriffe, die einer Erläuterung bedürfen – „mineralisch“, „Nanopartikel“ und „chemische Creme“.
Alle Sonnenschutzfilter sind chemische Substanzen und der Wirkmechanismus von Sonnenschutzfiltern – Absorption, Reflexion und Streuung ist ein physikalisches Phänomen.
Der Begriff «chemische» Sonnenschutzfilter wurde in den 1990 durch Marketing-Fachleuten verwendet um die damals neuen Filter – Zinkoxid und Titandioxid - zu propagieren und von den anderen Filtern abzugrenzen. Zinkoxid und Titandioxid (auch als physikalische oder mineralische Filter bezeichnet) reflektieren das Licht weshalb diese dann auch weiss auf der Haut erscheinen. Alle anderen Filter wurden dann als «chemische» Filter bezeichnet. Der Begriff «chemisch» ist negativ konnotiert und wertet somit die anderen Filter ab. Dies hat alles zu einer masslosen Verwirrung und Verunsicherung geführt.
Das sinnvollste Kriterium, um Sonnenschutzfilter zu unterscheiden, ist das Kriterium «löslich» oder «nicht -löslich». Kurz – ist der Filter in der Creme (auf)gelöst oder ist der Filter in der Creme als kleine Partikel fein verteilt (dispergiert). Zinkoxid und Titandioxid (auch als physikalische oder mineralische Filter bezeichnet) sind nichtlösliche kleine Partikel, die in der Creme fein verteilt sind.
Nun noch zum Begriff «Nanopartikel». «Nano» suggeriert, dass der Partikel sehr klein ist. Das stimmt natürlich, nur sind alle Sonnenschutzfilter die in der Creme «gelöst» sind noch sehr, sehr viel kleiner. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nanopartikel durch die Haut permeiert, ist im Vergleich zu den «gelösten» Filtern verschwindend klein. Ein Nanopartikel kann sich nicht durch die oberste Hautschicht (Hornschicht) «hindurchquetschen» - dafür ist dieser viel zu gross. Demgegenüber kann ein molekular gelöster Filter diese Hautschicht je nach dessen chemisch-physikalischen Eigenschaften die Haut sehr wohl durchdringen.
Meine Empfehlung für Sonnenschutzprodukte lautet deshalb ganz generell – verwenden Sie Sonnenschutzmittel die «ungelöste» (z.B. Zinkoxid und Titandioxid) Filter enthalten. Auch nanopartikuläre Sonnenschutzfilter (es gibt noch andere neben Zinkoxid und Titandioxid) sind in Bezug auf die Aufnahme durch die Haut den gelösten Filtern vorzuziehen.
Zum Schluss noch folgende Bemerkung. Alle Sonnenschutzfilter, die in Europa und der Schweiz zum Einsatz kommen, sind ähnlich den Arzneistoffen, behördlich zugelassen, werden laufend überwacht und gelten deshalb als sicher.
Mit freundlichen Grüssen
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Warum sind Solarien schädlich?
Frage von Johnwei
Ist Solarium wirklich so schädlich. Warum ist die Benutzung von Solarien gefährlicher als natürliches Sonnenbaden?
Antwort von Monika Burkhalter, Leitung Prävention & Früherkennung Krebsliga Zürich
Zunächst möchte ich Ihnen sagen, dass beides schädlich ist. Die UVA- und UVB-Strahlen der Sonne und Solarium. erhöhen das Hautkrebsrisiko und beschleunigen die vorzeitige Hautalterung.
Der Unterschied liegt in der Intensität der UV-Strahlen. Bei den UVB-Strahlen entspricht die Menge, die bei einem Solariumbesuch abgegeben wird, der Sonneneinstrahlung in der Schweiz zur Mittagszeit im Sommer. Bei den UVA-Strahlen kann sie bis zu fünfzehn Mal höher sein.
Die Krebsliga empfiehlt folgende Sonnenschutzmassnahmen in dieser Reihenfolge und Priorität:
Ist Solarium wirklich so schädlich. Warum ist die Benutzung von Solarien gefährlicher als natürliches Sonnenbaden?
Antwort von Monika Burkhalter, Leitung Prävention & Früherkennung Krebsliga Zürich
Zunächst möchte ich Ihnen sagen, dass beides schädlich ist. Die UVA- und UVB-Strahlen der Sonne und Solarium. erhöhen das Hautkrebsrisiko und beschleunigen die vorzeitige Hautalterung.
Der Unterschied liegt in der Intensität der UV-Strahlen. Bei den UVB-Strahlen entspricht die Menge, die bei einem Solariumbesuch abgegeben wird, der Sonneneinstrahlung in der Schweiz zur Mittagszeit im Sommer. Bei den UVA-Strahlen kann sie bis zu fünfzehn Mal höher sein.
Die Krebsliga empfiehlt folgende Sonnenschutzmassnahmen in dieser Reihenfolge und Priorität:
- Zwischen 11 und 15 Uhr im Schatten bleiben.
- Kopfbedeckung, Sonnenbrille und geeignete Kleidung tragen.
- Sonnencreme auftragen.
- kein Solarium benutzen
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Re: 2023 – Hautkrebs und Sonnenschutz
Frage von tuhtut:
Je früher ein Melanom diagnostiziert wird, desto besser sind die Heilungschancen. Da die Diagnose hauptsächlich durch die Beobachtung der Haut durch einen Facharzt erfolgt, habe ich mich – aus Gründen der Zeitersparnis für Dermatologen und der Kosten für die Versicherten, aber auch aus Gründen der Gesundheitskosten im Allgemeinen – gefragt, ob nicht bereits eine Lösung existiert oder in Erwägung gezogen wird: Kann KI (Künstliche Intelligenz) mithilfe einer Kamera Hautanomalien erkennen?
Antwort von Prof. Olivier Gaide:
Die Zahl der Gesundheitsanwendungen, bei denen KI zum Einsatz kommt, explodiert, und auch der Bereich der Melanomfrüherkennung macht hier keine Ausnahme. Allerdings wurde nur eine geringe Anzahl dieser Anwendungen wissenschaftlich validiert. Insgesamt ist die Leistungsfähigkeit von KI, Ihr Nutzen aber auch die damit verbundenen Gefahren noch nicht angemessen untersucht worden. Was uns noch Sorgen bereitet, sind Fehldiagnosen (vor allem sogenannte Überdiagnosen), aber auch die Fehler in der Bandbreite der Gesundheitsschäden, die von dieser künstlichen Intelligenz erkannt werden. Hinzu kommt die Angst, die durch diese Systeme erzeugt wird, die weder Nachsorge noch Einfühlungsvermögen bieten.
Im Prinzip warten wir schon seit 2017 auf Hilfe bei der Diagnose, die sich jedoch noch nicht eingestellt hat. Das ist schade, denn eine Wahrheit ist, dass es nach wie vor nicht genügend Expertinnen und Experten gibt und dass die KI ein Teil der Lösung für dieses Problem zu sein scheint.
Aus medizinisch-technischer Sicht werden derzeit mehrere vielversprechende KI-Systeme evaluiert oder validiert, wie beispielsweise Systeme zur 3D-Ganzkörperfotografie. In der Schweiz befindet sich ein solches Gerät in der Evaluierungsphase am Universitätsspital Basel. Der Fokus dieser Studie liegt offensichtlich auf der technologischen Bewertung, wie genau die Kombination von menschlicher und künstlicher Intelligenz ist, aber auch auf dem subjektiven Erleben der Patientinnen und Patienten. Selbst, wenn diese Studie Früchte trägt, wird es weiterhin von entscheidender Bedeutung sein, dass die Patientinnen und Patienten für den Rest ihrer Behandlung von qualifizierten Fachpersonen betreut werden.
Je früher ein Melanom diagnostiziert wird, desto besser sind die Heilungschancen. Da die Diagnose hauptsächlich durch die Beobachtung der Haut durch einen Facharzt erfolgt, habe ich mich – aus Gründen der Zeitersparnis für Dermatologen und der Kosten für die Versicherten, aber auch aus Gründen der Gesundheitskosten im Allgemeinen – gefragt, ob nicht bereits eine Lösung existiert oder in Erwägung gezogen wird: Kann KI (Künstliche Intelligenz) mithilfe einer Kamera Hautanomalien erkennen?
Antwort von Prof. Olivier Gaide:
Die Zahl der Gesundheitsanwendungen, bei denen KI zum Einsatz kommt, explodiert, und auch der Bereich der Melanomfrüherkennung macht hier keine Ausnahme. Allerdings wurde nur eine geringe Anzahl dieser Anwendungen wissenschaftlich validiert. Insgesamt ist die Leistungsfähigkeit von KI, Ihr Nutzen aber auch die damit verbundenen Gefahren noch nicht angemessen untersucht worden. Was uns noch Sorgen bereitet, sind Fehldiagnosen (vor allem sogenannte Überdiagnosen), aber auch die Fehler in der Bandbreite der Gesundheitsschäden, die von dieser künstlichen Intelligenz erkannt werden. Hinzu kommt die Angst, die durch diese Systeme erzeugt wird, die weder Nachsorge noch Einfühlungsvermögen bieten.
Im Prinzip warten wir schon seit 2017 auf Hilfe bei der Diagnose, die sich jedoch noch nicht eingestellt hat. Das ist schade, denn eine Wahrheit ist, dass es nach wie vor nicht genügend Expertinnen und Experten gibt und dass die KI ein Teil der Lösung für dieses Problem zu sein scheint.
Aus medizinisch-technischer Sicht werden derzeit mehrere vielversprechende KI-Systeme evaluiert oder validiert, wie beispielsweise Systeme zur 3D-Ganzkörperfotografie. In der Schweiz befindet sich ein solches Gerät in der Evaluierungsphase am Universitätsspital Basel. Der Fokus dieser Studie liegt offensichtlich auf der technologischen Bewertung, wie genau die Kombination von menschlicher und künstlicher Intelligenz ist, aber auch auf dem subjektiven Erleben der Patientinnen und Patienten. Selbst, wenn diese Studie Früchte trägt, wird es weiterhin von entscheidender Bedeutung sein, dass die Patientinnen und Patienten für den Rest ihrer Behandlung von qualifizierten Fachpersonen betreut werden.
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Sonnenschutz bei kurzer Sonnenexposition
Frage von Sunshine
Ich bin mir nicht sicher über die Schädlichkeit von Sonnenstrahlen und wollte Sie fragen, ob Sie uns dazu eine Fachmeinung geben könnten.
Ich bin in den letzten Tagen schon mehrere Male, auch am Mittag kurz an der Sonne gewesen und schätze meinen Hauttyp als mittel ein (nicht sehr hell, kein Südländer-Typ). Ich bin nicht sicher, ob ich mich bei dieser Art von Sonnenexposition bereits mit Sonnencrème hätte schützen sollen.
Wie schätzen Sie diesen konkreten Fall ein?
Muss man sich immer und in jedem Fall von Sonnenstrahlen schützen, oder ist es, je nach Faktoren (Dauer, Intensität, Hauttyp, weitere?) grundsätzlich möglich, auch ohne Sonnencrème an die Sonne zu gehen, ohne etwas befürchten zu müssen?
Antwort von Prof. Christian Surber
«Mittagssonne»
Wenn Sie sich über Mittag kurz der Sonne aussetzen, haben Sie nichts zu befürchten. Die UV-Strahlung der Sonne ist für unser Leben essenziell, denn es sorgt dafür, dass wir Vitamin D in unserer Haut produzieren. Vor diesem Hintergrund ist eine moderate Sonnenexposition letztendlich überlebenswichtig. Entscheidend ist, dass wir keinen Sonnenbrand bekommen.
Wichtig ist hier noch die Anmerkung, dass auch Sonnenschutzmittel mit hohem SPF die Haut nicht komplett gegen UV-Strahlung «abdichtet» und damit die Produktion von Vitamin D zum Erliegen bringt.
«Auch ohne Sonnencrème an die Sonne»
Praktische Sonnenschutztipps finden Sie auf https://www.krebsliga.ch/ueber-krebs/praevention/vor-der-sonne-schuetzen.
Die drei Säulen des Sonnenschutzes sind Kleidung, Schattenaufsuchen und Sonnenschutzmittel. Kleidung und Schatten sind bedeutend effektiver als Sonnenschutzmittel. D.h., Sonnenschutzmittel sind kein Ersatz von Kleidung und Schatten. Die Umsetzung dieser Massnahmen bestimmen Sie selbst.
Wenn Sie irgendwelchen Outdoor-Aktivitäten nachgehen, ist neben Kleidung die Anwendung von Sonnenschutzmitteln ein Muss – SPF 50+ mit UVA-Logo.
Die tägliche Anwendung von Sonnenschutzmittel während des ganzen Jahres, wie es teilweise propagiert wird erachte ich als Unfug.
Entscheidend ist, dass Sie sich nie verbrennen.
Ich bin mir nicht sicher über die Schädlichkeit von Sonnenstrahlen und wollte Sie fragen, ob Sie uns dazu eine Fachmeinung geben könnten.
Ich bin in den letzten Tagen schon mehrere Male, auch am Mittag kurz an der Sonne gewesen und schätze meinen Hauttyp als mittel ein (nicht sehr hell, kein Südländer-Typ). Ich bin nicht sicher, ob ich mich bei dieser Art von Sonnenexposition bereits mit Sonnencrème hätte schützen sollen.
Wie schätzen Sie diesen konkreten Fall ein?
Muss man sich immer und in jedem Fall von Sonnenstrahlen schützen, oder ist es, je nach Faktoren (Dauer, Intensität, Hauttyp, weitere?) grundsätzlich möglich, auch ohne Sonnencrème an die Sonne zu gehen, ohne etwas befürchten zu müssen?
Antwort von Prof. Christian Surber
«Mittagssonne»
Wenn Sie sich über Mittag kurz der Sonne aussetzen, haben Sie nichts zu befürchten. Die UV-Strahlung der Sonne ist für unser Leben essenziell, denn es sorgt dafür, dass wir Vitamin D in unserer Haut produzieren. Vor diesem Hintergrund ist eine moderate Sonnenexposition letztendlich überlebenswichtig. Entscheidend ist, dass wir keinen Sonnenbrand bekommen.
Wichtig ist hier noch die Anmerkung, dass auch Sonnenschutzmittel mit hohem SPF die Haut nicht komplett gegen UV-Strahlung «abdichtet» und damit die Produktion von Vitamin D zum Erliegen bringt.
«Auch ohne Sonnencrème an die Sonne»
Praktische Sonnenschutztipps finden Sie auf https://www.krebsliga.ch/ueber-krebs/praevention/vor-der-sonne-schuetzen.
Die drei Säulen des Sonnenschutzes sind Kleidung, Schattenaufsuchen und Sonnenschutzmittel. Kleidung und Schatten sind bedeutend effektiver als Sonnenschutzmittel. D.h., Sonnenschutzmittel sind kein Ersatz von Kleidung und Schatten. Die Umsetzung dieser Massnahmen bestimmen Sie selbst.
Wenn Sie irgendwelchen Outdoor-Aktivitäten nachgehen, ist neben Kleidung die Anwendung von Sonnenschutzmitteln ein Muss – SPF 50+ mit UVA-Logo.
Die tägliche Anwendung von Sonnenschutzmittel während des ganzen Jahres, wie es teilweise propagiert wird erachte ich als Unfug.
Entscheidend ist, dass Sie sich nie verbrennen.
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Sonnencremen für Säuglinge
Frage von einer Mütter- und Väterberaterin NDS :
Ich habe eine Frage zu den Sonnenschutzbroschüren der Krebsliga https://shop.krebsliga.ch/broschueren-i ... -mein-kind.
Früher wurde unterschieden, dass für Säuglinge Sonnenschutzmittel verwendet werden sollten, die nur physikalische Filter enthalten. In den Unterlagen der Krebsliga wird diese Einschränkung nicht benannt und wenn ich Firmen anfrage erhalte ich unterschiedliche Antworten.
Gibt es solche rein physikalischen Sonnencremen noch und sind diese für Säuglinge zu empfehlen?
Antwort von Prof. Christian Surber:
Diese Frage ist mehrteilig zu beantworten.
Ich habe eine Frage zu den Sonnenschutzbroschüren der Krebsliga https://shop.krebsliga.ch/broschueren-i ... -mein-kind.
Früher wurde unterschieden, dass für Säuglinge Sonnenschutzmittel verwendet werden sollten, die nur physikalische Filter enthalten. In den Unterlagen der Krebsliga wird diese Einschränkung nicht benannt und wenn ich Firmen anfrage erhalte ich unterschiedliche Antworten.
Gibt es solche rein physikalischen Sonnencremen noch und sind diese für Säuglinge zu empfehlen?
Antwort von Prof. Christian Surber:
Diese Frage ist mehrteilig zu beantworten.
- Säuglinge und Kleinkinder sollten wenn möglich nicht dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt werden. Es ist sehr einfach Kinder mit geeigneter leichter Kleidung vor der Sonne zu schützen.
- Im Schatten – z.B. unter einem Sonnenschirm am Strand – kann reflektierendes UV-Licht auf unbedeckte Haut auftreffen. Unbedeckte Haut kann mit Sonnenschutzmitteln zusätzlich geschützt werden.
- Die Begriffe «physikalische» («mineralische») und «chemische» Filter werden in der Presse oft verwendet und haben zu grosser Verunsicherung geführt.
Alle Sonnenschutzfilter sind chemische Substanzen und der Wirkmechanismus aller Filter ist ein physikalisches Phänomen – Absorption, Streuung und Reflexion.
Die Unterscheidung zwischen «physikalischen» und «chemischen» Filtern ist deshalb falsch. Diese irreführende Unterscheidung stammt aus den 1990iger Jahren. Marketingfachleute haben diese Begrifflichkeit eingeführt um die damals neuen Filter – Zinkoxid und Titandioxid – zu promovieren und von allen anderen Filtern abzugrenzen. «Physikalisch» ist positiv und «chemisch» ist negativ konnotiert. Zinkoxid und Titandioxid werden auch als «mineralische» Filter bezeichnet und in den letzten Jahren oft als «natürliche» angepriesen. Der Begriff «mineralisch» (positiv konnotiert) ist zwar nicht falsch aber geht darüber hinweg, dass Zinkoxid und Titandioxid wie es in Sonnenschutzmitteln eingesetzt wird, Produkte eines chemisch-physikalischen Herstellprozesses sind. Die Bezeichnung «natürlich» ist deshalb nicht angebracht. - Die Frage ist nun wie wählt man Sonnenschutzprodukte für Säuglinge und Kleinkinder aus. Geeignete Sonnenschutzprodukte enthalten ausschliesslich Zinkoxid und Titandioxid als Mikropartikel, «weisseln» auf der Haut und sind deshalb auch gut sichtbar. Es gibt nur wenige Anbieter, die Produkte mit nur diesen beiden Filtern anbieten. Sonnenschutzprodukten mit Zinkoxid und Titandioxid werden häufig noch weitere Filter beigemischt, um die Produkt-Wirkung zu verstärken/verbreitern oder die kosmetische Produkt-Akzeptanz zu verbessern. Die verwendeten Filter sind bei allen Sonnenschutzprodukten in der Stoffliste auf der Tube aufgeführt.
- Noch etwas! Bei der Produktwahl tauchen immer wieder Fragen zum Thema Nanopartikel auf. Der Begriff «Nano» wird immer wieder mit «sehr, sehr klein» assoziiert (was nicht falsch ist). Deshalb hier noch eine Anmerkung zur Einteilung von Sonnenschutzfiltern. Oben ist dargelegt, dass eine Unterteilung in «physikalische» und «chemische» Filter irreführend ist. Die Unterteilung in «organische» oder «anorganische» Filter (das sind nur Zinkoxid und Titandioxid) ist zwar korrekt, hat aber für die Produkt-Sicherheit keine Bedeutung. Eine sinnvolle Unterscheidung ist Sonnenschutzfilter in «lösliche» und «unlösliche» Filter (löslich bzw. unlöslich im Sonnenschutzprodukt) zu unterteilen. «Unlösliche» Filter – dazu gehören Zinkoxid und Titandioxid sowie weitere vier Sonnenschutzfilter – werden als Nano- oder Mikro-Partikel in die Sonnenschutzmittel eingearbeitet/suspendiert. «Lösliche» Filter werden im Sonnenschutzmittel aufgelöst (Filter sind molekulardispers verteilt). Moleküle sind um ein Vielfaches (um Dimensionen) kleiner als Nano- oder Mikropartikel. Nano- und Mikropartikel können als solche die Haut NICHT durchdringen. Vor diesem Hintergrund empfehle ich Produkte mit nano- oder mikropartikulären Filtern auszuwählen. Im Gegensatz zu Produkten mit nanopartikulären Filtern sind Produkte mit mikropartikulären Filtern kosmetisch teilweise weniger elegant.
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