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Freya
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Viele Fragen

Beitragvon Freya » Di 23 Jul 2024 10:38

Guten Tag

Meinem Mami wurde 2018 ein Mammakarzinom diagnostiziert, operativ behandelt und mittels antihormoneller Therapie nachbehandelt. Ausserdem ein Bronchuskarzinom im rechten Unterlappen was am 29.08.19 mittels Lobektomie und radikaler mediastinaler Lymphadenektomie entfernt wurde.
Nun haben sich Ableger gebildet, vom Lungenkrebs.
Könnte mir jemand diesen Bericht erklären?

Grund der Konsultation
CT-Verlaufskontrolle

Anamnese
Bei Frau X haben wir nun 3 Zyklen der palliativen Chemo- und Immuntherapie mit Carboplatin, Pemetrexed und Pembrolizumab durchgeführt. Unter der Therapie kam es wiederholt zu schweren Nebenwirkungen wie Müdigkeit, zunehmende depressive Entwicklung und letztendlich Hospitalisation am 07.07.2024 wegen Verschlechterung des Allgemeinzustands mit Emesis und Diarrhoe.
Zwischenzeitlich hat sich die Patientin recht gut von den Nebenwirkungen erholt, zeigt noch eine verstärkte Müdigkeit. Durch die Nebenwirkungen ein Gewichtsverlust von ca. 5 kg und reduzierten Appetit.
Befunde
74-jährige Patientin in reduziertem Allgemeinzustand, aktuelles Körpergewicht 53 kg. Kardiopulmonal kompensiert, keine Infektzeichen.
Labor: Hämoglobin 82 g/l, Leukozyten 3,3 und Thrombozyten 213 G/L. Normale Nierenfunktion (Kreatinin 54 µmol/l),Leicht erhöhte Transaminasen mit einer GPT von 56 U/l.
Die aktuelle computertomographische Verlaufskontrolle zeigt eine Regredienz der Lymphknotenmetastasen hilär und mediastinal. Stationäre Lymphknotenvergrösserungen retroperitoneal und eine vermehrt sichtbare osteoblastische Knochenmetastasen der Massa lateralis des Os sacrum rechts. Keine neuen Metastasen.
Beurteilung
Tumoransprechen des lymphogen und ossär metastasierten Bronchuskarzinoms
In Anbetracht der doch erheblichen Nebenwirkungen sistieren wir die palliative Chemotherapie und Frau Künzli wird sich in den nächsten Tagen überlegen, ob sie die Immuntherapie als Monotherapie weiterführen möchte oder eine Therapiepause wünscht.
---
Mein Mami verträgt seit immer Medikamente sehr schlecht und reagiert auch extrem.
Die Chemo hat ihr schwer zugesetzt. Ich frage mich wie es wäre, wenn sie keine Chemo gemacht hätte, so drehe ich mich im Kreis.
Ich habe kein gutes Gefühl, wenn ich denke, sie startet im August eine Immuntherapie.
Die ist ja auch nicht ohne?! Sie soll immer selber Entscheiden, wie sie vorgehen möchte,
ich stehe ihr bei, so gut es geht, ich bin leider selber auch krank.
Sie so zu sehen macht mir Mühe. Was darf ich raten? Soll ich ihr überhaupt etwas raten?
Ich habe im Umfeld schon viele an Krebs sterben sehen und nach meinem Gefühl hat die Chemo keinem wirklich geholfen, eher im Gegenteil. Was bringt eine Zeit, wenn man so übel beisammen ist?
Ich sage meinem Mami schon, sie solle so gut es geht positiv bleiben, sie hat Hanftröpfli verschrieben bekommen und wir haben LaVita Saft bestellt und ermutigen sie aufzustehen, sich zu bewegen, in den Garten zu gehen, lassen heilende Musik laufen.
Aber alles sträubt sich in mir daran zu denken, dass sie wieder an einen Tropf geht, der sie noch mehr peinigt. Vielleicht ist der Tropf ihre Hoffnung. Solle ich dann etwas dagegen sagen oder es für mich behalten? Vielleicht mische ich das, wie ich es machen würde zu sehr mit dem, wie sie es macht?

Kann mir jemand sagen, wie viel Zeit man mit dieser Diagnose noch hat. Mir ist klar, dass das individuell ist. Kann man Hoffnung haben, dass sie nochmals gut auf die Beine kommt?
Wenn sie die Chemo so schlecht vertragen hat, ist dann eine Immuntherapie sinnvoll?
Oder sollte sie ihre Zeit ohne Chemiekeule erleben, beleben?
Gibt es noch andere Möglichkeiten?

Vielen Dank!
Herzliche Grüsse
Silvia

Carine
Beiträge: 29
Registriert: Mo 24 Feb 2020 15:18

Re: Viele Fragen

Beitragvon Carine » Do 25 Jul 2024 15:14

Guten Tag Silvia
Ich antworte Ihnen als Moderatorin dieses Forums, da sich bisher noch niemand gemeldet hat.

Vielen Dank für Ihren bewegenden Beitrag. Aus Ihren Zeilen geht hervor, wie sehr Sie sich um Ihre Mutter sorgen und wie belastend die aktuelle Situation für Sie ist.

Der medizinische Bericht, den Sie geteilt haben, zeigt eine komplexe Situation. Ihre Mutter hat bereits mehrere Krebserkrankungen durchgemacht und befindet sich nun in einer palliativen Behandlungssituation. Die gute Nachricht ist, dass die bisherige Therapie zu einem Rückgang (Regredienz) der Lymphknotenmetastasen geführt hat. Allerdings waren die Nebenwirkungen der Behandlung erheblich, was zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes Ihrer Mutter geführt hat. Ihr Behandlungsteam schlägt nun vor, die Chemotherapie zu beenden und eventuell mit einer Immuntherapie fortzufahren.

Es ist nachvollziehbar, dass Sie sich Sorgen machen und unsicher sind, was das Beste für Ihre Mutter ist. Eine Immuntherapie wirkt oft anders als eine Chemotherapie und hat häufig andere Nebenwirkungen. Sie könnte für Ihre Mutter möglicherweise besser verträglich sein. Dennoch ist es eine sehr persönliche Entscheidung, ob man eine solche Behandlung fortführen möchte oder nicht. Auf der Webseite der Krebsliga finden Sie auch allgemeine Informationen zu den medikamentösen Therapien .
Auch die Broschüre Medikamente gegen Krebs informiert ausführlich über die verschiedenen medikamentösen Krebsbehandlungen und ihre Nebenwirkungen.

Ihre Frage, ob Sie Ihrer Mutter etwas raten sollen, ist nicht leicht zu beantworten. Als Angehörige sind Sie emotional stark involviert, und es ist normal, dass Sie Ihre eigenen Vorstellungen und Ängste haben. Offene Gespräche mit Ihrer Mutter über Ihre eigenen Gedanken und Gefühle können hilfreich sein. Aber vor allem, ermutigen Sie Ihre Mutter, alle ihre Fragen und Bedenken mit ihrem Behandlungsteam zu besprechen, sodass sie den besten Weg für sich entscheiden kann.

Was die Prognose betrifft, so haben Sie Recht, dass dies sehr individuell ist. Sie hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Ansprechen auf die Therapie und dem allgemeinen Gesundheitszustand.

Sie unterstützen Ihrer Mutter mit komplementären Ansätzen wie CBD-Öl und Nahrungsergänzungsmitteln. Diese können durchaus zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Lassen Sie sich diesbezüglich, sofern Sie es noch nicht gemacht haben, von einem palliativen Pflegedienst, einer Ernährungsberatung und/oder einem Institut für Komplementärmedizin beraten. Einige sind an Universitätsspitäler angegliedert. Auch Sie können mit dem Einverständnis Ihrer Mutter im engen Austausch mit dem Behandlungsteams bleiben. Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen oder um Erklärungen zu bitten.

Abschliessend möchte ich Sie ermutigen, auch auf sich selbst zu achten. Sie erwähnten, dass Sie selbst gesundheitliche Probleme haben. Nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie auch für Ihre Mutter eine Stütze sein. Suchen Sie sich Unterstützung, sei es durch Familie, Freunde oder professionelle Hilfe. In der Broschüre
Ich begleite eine an Krebs erkrankte Person
finden Sie diesbezüglich wichtige Hinweise:
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Mutter viel Kraft für den weiteren Weg.

Carine
Moderatorin Krebsforum

Freya
Beiträge: 2
Registriert: Di 23 Jul 2024 10:35

Re: Viele Fragen

Beitragvon Freya » Mo 5 Aug 2024 9:38

Liebe Carine

Vielen lieben Dank für ihre Antwort!
Man ist schon hilflos und versucht das Möglichste, kommt halt aber auch an die Grenzen.
Ich würde mir wünschen, dass zu einer Krebsbehandlung auch die Nebenwirkungen gehören und man direkt weiss von wem man wann betreut wird. Bestrahlung und Chemo laufen wie am Schnürchen, Termine werden flott vergeben, alles genau erklärt und man wird auch freundlich verabschiedet.
Aber seitdem mein Mami am Boden ist, gibt es da nicht wirklich Hilfe. Ja ich kann mich über palliative Pflege und deren Kosten informieren und auch Bücher lesen, mich im Internet informieren, pflegen und da sein. Sie könnte das nicht, hätte sie nicht eine Familie um sich. Weil sie einfach keine Kraft hat.
Mir kreisen die Gedanken des Ganzheitlichen. Körper uns Geist gehören auch zusammen. Die Gedanken, nicht alleine zu stehen, wenn man am Boden ist. Durch die Chemo, durch die Nebenwirkungen, durch alles, was die Medikamente mit sich bringen - betreut sein.
Gestern wieder im Notfall, weil sie nicht essen kann, es ihr Übel ist und einfach nichts mehr geht. 3h später wieder zu Hause - weil es eben so ist. Wenig empathisch. Aber am besten sollte sie in 14 Tagen zu der Immuntherapie kommen. Noch mehr Chemie. Zu ihrem Zustand wissen sie aber alle nichts. Das verstehe ich nicht. Aber man ist auch langsam dünnhäutig. Enttäuscht vom System.
Aber sie ist noch. Und wir versuchen und lesen und informieren uns.
Wo sie nicht mehr wirklich positiv sein kann, bin ich eben positiv für mich und sie.

Ihnen alles liebe und gute Gesundheit !
Vielen Dank für ihre Zeit
Silvia


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