Überspielen, Erwartungsangst, Ungewissheit, Besorgnis wie reagiert Umfeld?


Moderations-Bereich
Jens B
Beiträge: 756
Registriert: Mi 2 Apr 2008 21:55
Wohnort: Freistaat Sachsen, Grumbach (bei Dresden), Deutschland
Kontaktdaten:

Überspielen, Erwartungsangst, Ungewissheit, Besorgnis wie reagiert Umfeld?

Beitragvon Jens B » Di 11 Dez 2012 18:11

Guten Abend!

Heute nun war eine Beraterin wegen Perücken bei meiner Mutter.
Denn die Ärzte hatten Ihr eine Unumgänglichkeit des Haarausfalls bei der Chemo prophezeit.
Wie schon mal gesagt, ist es mir sehr schlecht möglich, bei Ihr vor Ort zu sein und Ihr eine moralische Stütze zu sein. Doch es bleibt wenigstens das Telefon! Aber auch Ihr Lebensgefährte tröstet sie hervorragend!
Nun bemerke ich aber immer öfter, dass sie physisch/seelisch leidet!
Dies ist natürlich nur allzu gut verständlich und ich befürchtete dies schon sehr stark!
Nun wird ihr nämlich nach & nach bewusst, was auf sie alles hinzukommt. Es ist ein Überspielen der Erwartungsangst, des Ungewissen, der Folgen & Nebenwirkungen der Chemo usw.. Außerdem will sie unserer Familie Stärke offerieren!
Aber ich spüre auch noch eine weitaus größere Angst & Besorgnis von ihr! Nämlich, wie wird das Umfeld reagieren?
Mich bedrückt nicht "nur" die Tatsache Brustkrebs bei Ihr alleine unheimlich, sondern vor allem auch meine Hilflosigkeit Ihr gegenüber! :-(
Ich glaube, es ist das Schlimmste für die Menschen überhaupt, seine eigene Hilflosigkeit & Ohnmacht zu spüren!

LG Jens B

kaktus
Beiträge: 2
Registriert: So 18 Nov 2012 12:02
Wohnort: Emmental

viel Mut

Beitragvon kaktus » Do 13 Dez 2012 13:23

Lieber Jens,
möchte Ihnen und auch ihrer Mam ganz viel Mut und Kraft wünschen.Für eine Frau ist es Traurig durch die Chemo die Haare zu verlieren.Habe sie nach der 2en Chemo abrassiert,dadurch ging es mir Seelisch besser.
Ihre Mama ist eine sehr STARKE Frau und schaft das! Ich Glaube daran.

Wünsche Ihnen und der ganzen Familie gute und schöne Festtage.Das neue Jahr kann und wird Besser werden.

Herzliche Grüsse aus der Schweitz

Fipolina
Beiträge: 2
Registriert: Do 13 Dez 2012 12:40
Wohnort: Baselland

Reaktion aus dem sozialen Umfeld

Beitragvon Fipolina » Do 13 Dez 2012 13:37

Hi Jens
Es ist tatsächlich nicht einfach, mit den Reaktionen des sozialen Umfelds umzugehen. Ich erlebe selbst (Betroffene), wie das Freunde, Arbeitskollegen, Bekannte und Verwandte "durchschüttelt". Ich mache folgende Erfahrung:
Einige, auch nahe Freunde/Verwandte distanzieren sich total - sie halten weder das Leid, noch das potentiell im Raum stehende Thema sterben aus.
Was wirklich los ist, bekommt nur der enge Familienkreis mit (Die im gleichen Haushalt wohnen). Dann gibt es einige wenige Freunde, die engagiert sind und sich nicht so leicht abschrecken lassen. Die rufen an und machen auch mal einen Besuch. Die grosse Überraschung war bei mir, dass ich von Leuten Kärtchen, Blumen oder Hilfsangebote erhalten habe, mit denen ich gar nicht oft zu tun hatte zuvor und von denen ich es nicht erwartet hätte.
Alles in allem ändert und verkleinert sich der Freundeskreis zwar etwas, aber nicht zum schlechteren hin...danach weiss man, auf wen man wirklich zählen kann und auf wen eben nicht.
Lg Fipolina

Jens B
Beiträge: 756
Registriert: Mi 2 Apr 2008 21:55
Wohnort: Freistaat Sachsen, Grumbach (bei Dresden), Deutschland
Kontaktdaten:

Richtige, wahre Freunde erkennt man in der Not!!!

Beitragvon Jens B » Do 13 Dez 2012 22:13

Hallo kaktus, hallo Fipolina!

Ich möchte mich bei Ihnen allen beiden für die lieben, mutmachenden Worte herzlich bedanken!

@ kaktus: Aber eins hat mich stark verblüfft! Nämlich das Sie meine Mutter ebenfalls als starke Frau betrachten.

Dies ist nämlich in der Tat so! Ich behaupte das nicht bloß so, weil es meine eigene Mutti ist! Sondern in der Tat, Sie ist wirklich sehr willensstark, bemitleidet sich nicht selbst oder drgl..
Im Gegenteil, Sie tröstete sogar noch ähnlich Betroffene im Krankenhaus! Sie sagt mir auch immer wieder (Nicht erst seit Ihrer schlimmen Diagnose!), dass Sie auf mich stolz sei. Wie stark, tapfer & hartnäckig ich damals selbst im Krankenhaus & zur Frühreha kämpfte! (Ich hatte 2 Hirn OP’s.) Sie meint, nun wäre Sie an der Reihe, um mir ihr Kämpfen, ihren eisernen Willen um zu gesunden & den schweren Schicksalsschlag hinzunehmen & zu akzeptieren. Nun möchte sie mir ihre Stärke & den unerschütterlichen Kampfgeist zeigen!
Obwohl die Chemo noch nicht begann und der härteste Kampf überhaupt (!) noch bevorsteht, bin ich jetzt schon sehr stolz auf sie! Dies sage ich ihr auch immer wieder.
Denn im Krankenhaus bzw. auf der Station habe ich viel anderes erlebt…
Wobei ich ausdrücklich betonen möchte, dass ich die Aufnahme, die Reaktion, das Verhalten, das Verarbeiten & den Kummer von anderen Brustkrebspatientinnen absolut nicht negativeren will!!! Im Gegenteil!
Denn mir ist durchaus bewusst, dass natürlich jeder Mensch die Schock Diagnose anders aufnimmt! Auch braucht es eine gewisse Zeit, um diese zu verarbeiten und letztlich zu akzeptieren! Auch spielen da zahlreiche andere Faktoren – wie Sie sich ja sicherlich denken können – eine sehr große Rolle! (Alter, Schweregrad, Familien- Partnerverhältnisse, Umfeld, Psyche allgemein uvm.)

@ Fipolina:
In der Tat, es bleibt abzuwarten, ob und wer sich abwendet.
Richtige, wahre Freunde erkennt man in der Not!!!

Guten Abend noch und Lg
Jens B

PS: Ach & noch was, ich wünsche Ihnen beiden & natürlich allen anderen Lesern eine besinnliche Vorweihnachtszeit, ein frohes Fest der Liebe und ein glückliches, gesundes neues Jahr.

Sami
Beiträge: 46
Registriert: Fr 19 Aug 2011 9:48
Wohnort: Liechtenstein

viel kraft und mut

Beitragvon Sami » Fr 14 Dez 2012 11:06

lieber jens

ich kann dich sehr gut verstehen. wie schwer es ist, einen geliebten menschen durch diese zeit zu begleiten. vor allem, weil man "nichts" tun kann, meint man.

jens, du bist immer für deine mutti da. du gibst ihr kraft und hast ihr gezeigt wie man kämpft. versetz dich doch nochmals zurück, was brauchtest du am meisten in deiner schweren zeit? vielleicht hilf dir das ein wenig mehr deine mutti zu verstehen.

mütter sind schon wahnsinnig starke menschen! konnte das ja selbst bei meiner mama erleben! nie geklagt, nie gejammert, immer aufgestellt und positiv gedacht...

sei einfach weiterhin für sie da, aber vergiss dich selber nicht... auch du brauchst deine zeit und vielleicht auch deine hilfe!

und das mit den wahren freunden kann ich nur unterschreiben. wir haben sehr vieles erlebt in der ganzen zeit... aber wir haben nur die schönen seiten in erinnerung behalten.
leider kann nicht jeder mit diesem thema umgehen. was heisst umgehen... konnten wir das, bevor es uns selber betroffen hat... hatten wir eine wahl?!? nein... manchmal denke ich, machen es sich die leute auch etwas einfach... aber das ist ein anderes thema!

lieber jens, ich wünsche dir und deiner mutti ganz viel kraft, mut und zuversicht! denk immer positiv und glaube an die kämpferin in deiner mutti! sie wird das schaffen und gut überstehen!

liebe grüsse
Sami

Jens B
Beiträge: 756
Registriert: Mi 2 Apr 2008 21:55
Wohnort: Freistaat Sachsen, Grumbach (bei Dresden), Deutschland
Kontaktdaten:

Ja, ich denke positiv! (Bin Optimist durch & durch!)

Beitragvon Jens B » Fr 14 Dez 2012 13:32

Liebe Sami,

ich danke Dir von Herzen für die sehr lieben Worte!
Du hast recht, Mütter sind unglaublich stark!
Ohne sie jetzt besonders rühmen zu wollen, trifft dieser Spruch voll auf sie zu:

"Das sind die Starken, die unter Tränen lachen, eigene Sorgen verbergen & andere glücklich machen." (Franz Grillparzer)

Aber dies trifft wohl auf jede Mutter zu! Sie war & ist immer, jederzeit (!) für Ihre Familie da!!! Nun sind wir es!
Auch hast Du völlig recht damit, ich brauche aber auch gewiss so manche Hilfe, Rat & Trost. Diesen Halt finde ich (auch) hier im Forum!
Du fragst mich, was ich damals in meiner ernsten Situation brauchte?
Es war der Gedanke, dass ich meinen Lieben den Verlustschmerz ersparen wollte! Ich wollte auf alle Fälle, dass sie nicht noch mehr leiden & Kummer ertragen müssen! Ich wollte meinen Sohn und meine Mutter nicht unglücklich machen!!!
Es waren sehr (!) viele liebe Menschen bei mir im KH. Doch das unangefochten Schönste für mich war, dass mein Sohn & meine Mutter bei mir waren!!!
So, nun komme ich aber zum Schluss. Ich wünsche Dir ebenfalls alles, alles Gute!

Herzlich
Jens B


Zurück zu „Brustkrebs“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 19 Gäste