Brusterhaltende Operation


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Christa
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Brusterhaltende Operation

Beitragvon Christa » So 21 Mai 2006 8:00

Standardtherapie nach brusterhaltender Operation ist meines Wissens eine Bestrahlung oder eine Tamoxifenbehandlung. Meine Schwester wurde im Oktober 2005 brusterhaltend operiert, sie erhielt aber keine nachfolgende Behandlung, weil sie sich von den Nebenwirkungen fürchtete und sie wollte weder bestrahlt noch sonst behandelt werden. Nun will man ihr nachträglich die ganze linke Brust amputieren (obwohl die Mammografie und auch die Ultraschalluntersuchung keine verdächtige Änderungen gezeigt hatten) mit dem Argument, dass eine nachfolgende Bestrahlung nur wirksam ist, wenn sie innerhalb von 6 Wochen nach der Operation begonnen wird. Ich finde dies falsch und bin dagegen, dass ihre gesunde Brust rein prophylaktisch amputiert werde.
Wer kann mir Argumente bzw. Literatur geben, die meine ablehnende Haltung unterstützen könnten? Dringend!

Bienli
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weitere Meinung einholen

Beitragvon Bienli » So 21 Mai 2006 13:02

Hallo Christa

Kann Dir darüber leider keine Auskunft geben. Was ich aber unbedingt machen würde, eine unabhängige zweite Meinung einholen!!!

Wünsche Deiner Schwester viel Mut, Hoffnung und Glück.

Herzlichst

Bienli

Mikado
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Masektomie

Beitragvon Mikado » So 21 Mai 2006 16:04

Hallo Christa
Wie steht denn deine Schwester dazu? Du bist dagegen und sie?
Lieber Gruss und viel Kraft beim Finden der richtigen Lösung
Mikado

Irma
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Beitragvon Irma » Di 23 Mai 2006 14:33

Liebe Christa,
als Moderatorin und Fachberaterin beim Krebstelefon möchte ich Ihnen auch einige Gedankenanstösse vermitteln:

Sie haben recht, zur Standardtherapie bei brusterhaltender Operation gehört die Bestrahlung der Brust und der betroffenen Lymphknotenregion. Eine lokale Bestrahlung der Brust wird nach so langer Zeit meistens nicht mehr durchgeführt. Ob zusätzlich Tamoxifen verordnet wird oder nicht, hängt wiederum von anderen Faktoren ab.

Die erste Behandlung ist nun schon eine Weile her (Okt. 05) und laut Ihren Angaben sind keine Anhaltspunkte für ein lokales Fortschreiten der Erkrankung sichtbar. Warum ist eine Amputation plötzlich ein Thema? Bereut Ihre Schwester den damaligen Entscheid? Mit der Diagnose Brustkrebs zu leben, ist schwierig, die Angst vor einem Rückfall allgegenwärtig. Würde eine Amputation der betroffenen Brust Ihrer Schwester das Leben mit der Erkrankung erleichtern? Wie lautet ihr Entscheid?

Herzliche Grüsse
Irma, Moderatorin

Irma
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P-Nachricht von Christa

Beitragvon Irma » Do 1 Jun 2006 17:54

Von: Christa
An: Irma
Verfasst am: Mi 24 Mai 2006 8:38
Titel: Prophylaktische Mastektomie ohne Befund?
Liebe Irma

Herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort mit den Fragen, auf die ich hier eingehen möchte. Meine Schwester, um die es in meiner Anfrage ging, lebt in den USA. Die Option einer Mastektomie nach der NICHT erfolgten (=verweigerten) Radiotherapie nach einer erfolgreichen brusterhaltenden Operation im letzten Oktober wurde ihr kürzlich bei einer Kontrolluntersuchung von der selben Chirurgin vorgeschlagen, die sie damals operiert hatte. Angeblich aus "statistischen" Gründen, damit die Wahrscheinlichkeit erhöht werde, dass sie kein Rezidiv bekommt. Meine Schwester selbst will aber keine Amputation, ihre Angst von den möglichen Nebenwirkungen einer Bestrahlungs- oder Hormontherapie ist viel grösser, als von einem später eventuell auftretenden Rezidiv (Z.B. befürchtet sie Gebärmutterkrebs als Nebenwirkung!). Nur: sie hat keine "richtigen" Argumente, und die Chirurgin setzt sie unter Druck. So sind sie eben in Amerika! Ich habe meiner Schwester die Notwendigkeit einer Zweitmeinung (auf die mich "Bienli" aufmerksam gemacht hat!) betont, und ihr auch nahegelegt, dass sie unbedingt mit einem Onkologen sprechen muss, bevor ein so schwerwiegender Entscheid gefällt wird. Hier in der Schweiz wäre dies selbstverständlich. Heute (24. Mai) hat sie ein Termin bei der Chirurgin und ich hoffe sehr, dass sie sich ihrem Druck nicht beugen wird. Die Frage einer späteren Radio- oder Hormontherapie bleibt allerdings offen und wäre immer noch noch zu klären.

Nochmals besten Dank! Das Krebsforum finde ich überhaupt grossartig und bin äusserst dankbar für die Möglichkeit, mich an Sie Alle wenden zu können und Hilfe zu finden. Liebe Grüsse an Alle!

Christa

Irma
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P-Nachricht von Irma

Beitragvon Irma » Do 1 Jun 2006 17:56

Von: Irma
An: Christa
Verfasst am: Mi 24 Mai 2006 21:18
Titel: Re: Prophylaktische Mastektomie ohne Befund?
Liebe Christa,

danke für Ihre Rückmeldung. Ihr Mail hat einiges geklärt. Wissen Sie wie es Ihrer Schwester heute gegangen ist? Hoffentlich hat sie jemand begleitet und unterstützt! Das Recht auf eine Zweitmeinung steht ihr sicher auch in den USA zur Verfügung. Merkwürdig ist, dass die behandelnde Ärztin nach so langer Zeit nun doch noch eine Operation vorschlägt. Wahrscheinlich erhofft die Ärztin so ein lokales Rezidiv zu verhindern. Damit mag sie recht haben. Es gibt aber meines Wissen keine statistischen Daten, die belegen, dass mit dieser nachträglichen Operation die Überlebenschancen verbessert werden oder eine Metastasierung verhindert werden kann. So eine Studie wäre ethisch gar nicht vertretbar.

Die Nebenwirkungen der lokalen Strahlen- oder Radiotherapie sind Dank der modernen Techniken, die uns heute zur Verfügung relativ gering. Sie beschränken sich in den meisten Fällen auf eine lokale Rötung oder Reizung der Haut, ähnlich einem extremen Sonnenbrand. Selten kommt es zu Schäden an der Lunge oder dem Herzen. Das ist sicher in den USA auch so.
Es stimmt, dass mit einer Tamoxifentherapie das Risiko von Gebärmutterkrebs steigt. Etwa 1 von 1000 behandelten Frauen erkranken daran. Das Nutzen /Risiko Verhältnis mit Tamoxifen ist jedoch so gross, dass man dieses Risiko auf sich nimmt und die Frauen engmaschig kontrolliert, damit man sie auch rechtzeitig behandeln kann. Zudem stehen heute auch modernen Medikament in Form von Antihormontherapie zur Verfügung.
Ich würde es sehr begrüssen, wenn wir einmal am Krebstelefon darüber diskutieren könnten. Selbstverständlich genau so anonym wie im Forum. Unsere Öffnungszeiten finden Sie auf unserer Homepage.

Noch ein Vorschlag meinerseits: Möchten Sie Ihr Mail nicht ins Forum stellen? Es ist auch für andere Forumsbenutzer von Interesse und vielleicht hat jemand eine gute Idee, wie Sie Ihre Schwester in den USA unterstützen können.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Schwester alles Gute und grüsse Sie herzlich
Irma , Moderatorin und Fachberaterin Krebstelefon

Irma
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P-Nachricht von Christa an Irma

Beitragvon Irma » Do 1 Jun 2006 17:58

Von: Christa
An: Irma
Verfasst am: Do 25 Mai 2006 8:35
Titel: Re: Prophylaktische Mastektomie ohne Befund?
Liebe Irma

Ganz herzlichen Dank für die ausführliche Antwort!
Heute ist Feiertag (Auffahrt), aber bei der nächsten Gelegenheit werde ich am Krebstelefon anrufen und ich freue mich auf ein Gespräch schon jetzt.

Ich wollte eigentlich mein Mail ins Forum stellen, d.h. für Alle zugänglich machen, aber wusste rein technisch nicht, wie man es richtig macht und habe eigentlich nur aus Versehen den Knopf "P-Nachricht" (oder etwas Ähnliches) angeklickt. Wäre es vielleicht möglich, diese Korrespondenz jetzt nachträglich ins Forum zu stellen? Ich wäre Ihnen sehr dankbar dafür! Ich bin Anfängerin im Krebsforum und habe keine "Hilfe"-Knopf gefunden. Vielleicht würden Sie so gut sein und mir am Telefon erklären, wie man es richtig macht.

Nochmals recht herzlichen Dank, auch für die guten Wünsche, von

Christa

Irma
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P-Nachricht von Irma an Christa

Beitragvon Irma » Do 1 Jun 2006 18:01

Von: Irma
An: Christa
Verfasst am: Do 25 Mai 2006 21:59
Titel: Re: Prophylaktische Mastektomie ohne Befund?
Liebe Christa,

Ich stelle unsere Korrespondenz gerne für Sie ins Forum und erkläre Ihnen auch gerne am Telefon wie man das macht. Es ist nicht schwierig. Das mit dem Hilfeknopf ist eine gute Idee. Ich werde sie an unser Team weiterleiten und abklären ob so etwas möglich ist.

Vielleicht haben Sie ein Mail vom Administrator erhalten und wissen somit, dass das Forum ab morgen Freitag ab 17Uhr bis Sonnag 18Uhr wegen "Bauarbeiten" geschlossen ist. Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag Nachmittag arbeite ich im Büro und bin dort auch telefonisch erreichbar.

Haben Sie Neuigkeiten von Ihrer Schwester?
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und grüsse Sie herzlich

Irma, Moderatorin

Christa
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brusterhaltende Operation

Beitragvon Christa » Di 6 Jun 2006 6:26

Liebe Bienli, liebe Mikado,

herzlichen Dank für Eure Antworten und guten Wünsche! ich habe zunächst dauernd den falschen Knopf erwischt und lauter private Nachrichten an Irma (Moderatorin) geschickt, bis sie mir am Telefon erklärt hatte, wie man es richtig macht, darum danke ich Euch erst heute.

Inzwischen habe ich im Forum gestöbert und herausgefunden, dass Ihr beide schon Einiges selbst mitgemacht hattet, wogegen ich bloss eine "Angehörige" bin! dies allerdings schon seit langem, da vor vier Jahren mein Mann von einem agressiven NH-Lymphdrüsenkrebs mit Chemo + Antikörper geheilt (???) wurde, und meine Zwillingsschwester (hier in Basel, nicht die andere Schwester in den USA!) seit Jahrzehnten sich mit Brustkrebs-Rezidiven plagt, wobei sie die letzten 5 Monate wegen einer schlimmen Infektion nach ihrer letzten Operation praktisch die ganze Zeit im Spital war. Darum weiss ich leider ziemlich viel von diesen Krebsarten und was all dies für die Betroffenen zu bedeuten hat.

Hoffentlich geht es Euch im Moment gut! Nochmals vielen Dank!
Alles gute!!

Christa


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