was soll ich tun?


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hilflos
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was soll ich tun?

Beitragvon hilflos » Do 7 Jul 2005 15:55

Mein Freund hat vor 3 Wochen erfahren das sein Vater Krebs hat! Er ist nicht mehr ansprechbar und leider kann er nicht mehr geheilt werden. Für die ganze Familie ist es ein riesen Schock und auch für meinen Freund. Er möchte immer alleine sein und will mit niemandem darüber sprechen. Für mich ist diese Situation sehr schwer! Möchte ja nicht egoistisch sein jedoch weiss ich gar nicht was ich machen soll!? Muss ich ihn in ruhe lassen? oder soll einfach zu ihm gehen? Wie kann ich ihm helfen? Ich danke herzlich für ihre Antwort!!

Gast

Re: hilflos

Beitragvon Gast » Do 7 Jul 2005 22:09

Wenn eine Familie mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird löst dies in vielen Fällen einen Schock aus. Nicht nur beim Betroffenen selbst, sondern auch bei den Menschen, die ihm nahe stehen. Die Reaktion ihres Freundes ist verständlich. Lassen Sie ihm Zeit, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Drängen Sie ihn nicht. Viele Menschen ziehen sich zurück, wenn sie etwas Schwieriges und Schmerzliches zu verarbeiten haben. Bieten Sie ihrem Freund einfach an, für ihn da zu sein, wenn er darüber sprechen möchte. Ich verstehe, dass diese Situation auch für Sie sehr schwierig ist. Zuschauen wie ein geliebter Mensch leidet und das Gefühl haben nichts dagegen tun zu können, tut weh. Vielleicht können Sie sich in dieser Zeit Unterstützung aus Ihrem Freundeskreis holen? Ich wünsche Ihnen dafür guten Mut und Zuversicht.

Da das Forum erst gerade eröffnet wurde, habe ich als Moderatorin auf Ihre Frage geantwortet. Ich hoffe, dass das Forum bald von vielen Menschen rege genutzt wird.
Moderatorin Silvia

stern
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Antwort an hilflos

Beitragvon stern » Fr 8 Jul 2005 12:44

Ich habe erlebt, dass es für alle am einfachsten war, wenn ich sagte, dass ich nicht weiss ob ich jetzt das richtige mache, oder das ich mir Gedanken mache und nicht weiss wie ich helfen und unterstützen kann, oder dass ich mir Sorgen mache, oder dass ich traurig bin, wenn ich sehe wie du leidest. Oder auch, dass ich mich alleine fühle als meine Partner sich tagelang in seiner Trauer abkapselte. Manchmal öffnete es den Boden für ein gutes Gespräch, manchmal war es aber auch zu "nah".
Viel Kraft euch allen!
Stern

Boo
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Krebs in der Familie

Beitragvon Boo » Fr 22 Jul 2005 22:00

Hallo "hilflos"

ich bin in der gleichen Situation wie Dein Freund. Meine Mutter hat zum 3. Mal innert 10 Jahren Krebs. Nach Brust- und Lungenkrebs hat dieser Feigling nun im Lymphsystem zugeschlagen...
Ob eine Heilung besteht weiss momentan noch niemand, doch irgendwann mag ein Körper keine Abwehr mehr leisten, das ist uns allen bewusst.
Auch ich habe einen Freund, der nicht weiss, wie er damit umgehen soll. Nachdem ich erfahren habe, dass der Krebs erneut ausgebrochen ist, habe ich alle Termine die ich mit Freunden vereinbart habe, abgesagt. Ich fühlte mich alleine und verlassen. Niemand konnte meine Trauer und meinen Schmerz verstehen. Wie auch - ich erzählte niemandem was ich fühlte.
Ich wünschte mir auch nicht, dass dies jemand wissen sollte. Ich sagte mir, wenn das niemand "live" erlebt hat, wie es ist, zu erfahren, dass die eigene Mutter todkrank ist, der kann mich gar nicht verstehen. Deshalb macht ich mir gar nicht erst die Mühe, meine Freunde und v.a.. meinen Freund über meine Gefühle zu informieren.
Ich weiss nicht, ob es Dir und Deinem Freund helfen würde, wenn Du ihn einfach in die Arme nehmen würdest, und ihm sagen würdest, dass Du ihm nicht die Sorgen um seinen Vater nehmen kannst, aber dass Du für ihn da bist. Dass Du ihn unterstützst und dass Du ihm die Kraft geben wirst, die er für die Bewältigung seiner alltäglichen Arbeiten braucht. Dass Du ihm zuhörst und versuchst, ihn zu verstehen und dich in ihn hineinfühlst. Und dass Du auch für ihn da bist, wenn er alleine sein will. Ich meine damit, dass Du das dann verstehst und dass Du es akzeptierst. Sag ihm aber auch, dass er trotz allem die Liebe zu Dir nicht ganz vergessen oder beiseite schieben soll. Sein Leben geht weiter, auch wenn sich die Situation mit seinem Vater verschlechtert. Er muss lernen sein Leben zu geniessen, ich denke dass dies auch im Sinne seines Vaters ist. Meine Mama möchte dass so. Sie wünscht es sich, dass ich lebe... und dass ich das Leben geniesse!
Ich wünsche Dir, Deinem Freund und seiner Familie von Herzen ganz viel Kraft in dieser schwierigen Zeit. Ich bin aber sicher, dass ihr alle Eure Lebensfreude wieder findet... lasst Euch Zeit und glaubt an Euch.

Liebe Grüsse, Boo

Tochter G
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Beitragvon Tochter G » Di 9 Aug 2005 13:00

Hallo miteinander

Ich habe vor zwei Wochen erfahren, dass mein Vater Lungenkrebs hat. Er hat bereits Metastasen in der Wirbelsäule, in der Leber und in den Lymphknoten. Stadium 4.
@ hilflos: ich möchte mich boo anschliessen. Lass ihm Zeit über alles nachzudenken. Sag ihm, dass Du jederzeit für ihn da bist, ob er reden will oder auch schweigen möchte. Lass ihm Zeit seine Gedanken zu ordnen. Sprich Du auch über Deine Gefühle, dass auch Dir weh tut und nicht weisst wie Du mit dem ganzen umgehen musst, sollst, kannst.
Kann Dein Freund weinen? Ich frage desshalb, weil es gut tut in solch einem Moment die Tränen einfach fliessen zu lassen. Viele Männer können jedoch nicht weinen, da kann es helfen, wenn man ihnen sagt, dass sie sich nicht dafür schämen brauchen, schliesslich seien auch sie Menschen und haben das Recht ihre Gefühle zu zeigen.

Ich merke es an mir selbst, dass ich seit zwei Wochen viel verschlossener bin als zuvor. Doch dies liegt nicht daran, dass ich mit niemanden sprechen möchte, sonder ich bin sehr oft in Gedanken. Man hat automatisch auch Angst: kann ich dies auch bekommen? Ist es erbbar?
Wie geht das Leben weiter? Was kommt noch alles auf den Betroffenen zu? Wie kann ich ihm helfen. Es sind so viele Fragen und die meisten Ärzte müssen auch zuerst alle Möglichkeiten abklären, so dass man vertröstet wird: wir müssen auf diese oder jene Resultate warten. Das macht einem fast wahnsinnig.
Ich versuche jederzeit für meine Mutter stark zu sein und ihr zu helfen wo auch immer ich kann, doch wie tröstet man jemanden der gerade seinen Lebenspartner, seinen Ehemann verliert?

Es ist für alle Angehörige sehr schwer und jeder geht anders damit um.

Ich wünsche Euch allen ganz viel Kraft und Hoffnung.

Gaby

hilflos
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Hallo Gaby, Boo und alle anderen...

Beitragvon hilflos » Do 11 Aug 2005 15:33

Vielen Dank für Eure Unterstützung! Ihr habt wohl alle recht! Helfen kann man nicht wirklich. Ich habe mir alle Ratschläge zu herzen genommen und ich denke es ist richtig gewesen. Ich denke ein schlimmer Teil ist verarbeitet. Ich weis manchmal nicht ob er den Starken spielt oder ob er es wirklich "akzeptiert" hat, das sein Vater stirbt. Die ersten 3 Wochen ist er fast innerlich zerbrochen nach dieser Diagnose. Heute scheint er mir sehr klar und gefasst wenn er einwenig darüber spricht (was selten vor kommt).Trotzdem tut er mir wahnsinnig leid!! Sein Vater ist jetzt im Pflegeheim und lebt vielleicht noch ein halbes Jahr. Es ist schon grausam wie sich das Leben von einem Tag auf den anderen verändern kann. Ich mache mir seither mehr Gedanken um das Leben! Irgendwie ist es ziemlich deprimierend! Mache mir auch Gedanken wesshalb ich meine Zeit an einem Arbeitsplatz verschwende wenn es mir absolut keinen Spass macht. Man weis ja nie wann das Leben vorbei ist.

Wünsche einen schönen Tag mit viel Kraft!!

Liebe Grüsse

unifaeggi
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Beitragvon unifaeggi » Sa 13 Aug 2005 2:11

Hallo "hilflos"

Sterben ist wohl in unserer Gesellschaft eines der grössten Tabu Thema. Der Tod gibt uns zu spühren, das es irgendwann auch mit unserem Leben zu ende ist.
Das leben kann wirklich eine abrupte Wende nehmen. Ich denke die meisten von uns gehen mit dem Kostbarsten Gut, der Zeit viel zu verschwenderisch um. Jede Minute, ja jede Sekunde ist unwiederbringlich vorbei wenn man sie gelebt hat. Ach erlebt man alles nur ein mal.
Ich kam zur Erkenntnis das ALLES aber auch wirklich ALLES zwei seiten hat. Eine positive und eine negative.
Abschied nehmen ist immer auch Schmerzhaft. Ist aber auch die Grundlage für jeden Neubeginn. Wenn du dich in deinem Beruf nicht mehr wohlfühlst, ist das vielleicht tatsächlich auch den Zeitpunkt für einen Wechsel.
Ich wünsche Dir, deinem Freund und seiner Familie, viel viel Kraft, um das zu verdauen was auf Euch zukommt.

Gruss Unifaeggi

Nomade
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sterben ist natürlich

Beitragvon Nomade » So 14 Aug 2005 14:54

@unifaeggi
Vielen Dank, dass Du das grosse Tabuthema unserer Gesellschaft ansprichst! Genau deshalb tun wir uns alle so schwer damit.
@alle
Ich möchte vorweg erwähnen, dass ich selber betroffen bin und weiss, dass mein Krebs nicht mehr zu heilen ist. Ich weiss, dass meine Zeit beschränkt ist. Ich kann fühlen, wie ich "aufgefressen" werde. Das Thema "sterben" ist somit in meiner Familie ein aktuelles Thema. Ich bin 45 Jahre alt und habe einen Mann und 2 Söhne (15 und 13). Wir hoffen alle, dass ich mit Chemotherapie noch möglichst lang bleiben kann, aber ich will nicht, dass wir die Augen vor der Tatsache des sterben müssens verschliessen. Wir haben die Möglichkeit Abschied nehmen zu können. Wenn man jemanden durch einen Unfall verliert, kann man das nicht. (voila, die zwei Seiten)
Ich habe keine Angst vor dem Sterben, schliesslich müssen wir das alle, also hat es irgendwo seinen Sinn und seine Richtigkeit. Ich habe bis dahin ein schönes Leben gehabt und werde das was mir bleibt nach meinen Möglichkeiten weiter geniessen. So kann ich sicher auch meiner Familie das noch maximal Mögliche geben.
Ich denke, dass in unseren Fällen die Trauerarbeit schon vor dem Tod anfängt und das schlimme dabei ist, dass die Angehörigen dem Sterben zusehen müssen ohne etwas dagegen tun zu können. Deshalb fühlen sie sich hilflos. Das Abschiednehmen ist wohl in den meisten Fällen für die Zurückbleibenden schwerer als für die Person die gehen muss.
Für mich war es sehr wichtig, dass die mir am nächsten stehenden Menschen sich keinen Illusionen oder Zweckoptimismus hingeben und den kommenden Abschied akzeptieren. Nur so kann ich mit Ihnen über meine Aengste und Gefühle reden. Ich hätte sonst das Gefühl, die verstehen mich ja eh nicht. Dank dieser Akzeptanz kann ich ihnen auch gut vermitteln, was für mich jetzt wichtig ist. Nämlich: dass meine 3 Männer, wenn ich nicht mehr da bin, gut zurecht kommen und ihren Weg weitergehen. Darauf arbeiten wir gemeinsam hin und das tut mir gut, erleichtert für mich den sicher kommenden Abschied und für meine Familie hoffentlich die Trauerphase danach. Wir haben die Möglichkeit Abschied zu nehmen. Das kann man durchaus auch possitiv sehen, vorausgesetzt man akzeptiert, dass wir alle sterben müssen. Es ist natürlich, nicht einfach, aber natürlich. Ich wünsche allen die Kraft, diese Tatsache zu akzeptieren, denn mir persönlich macht es das Abschiednehmen einfacher.

Nomade

Tochter G
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Beitragvon Tochter G » Mi 17 Aug 2005 12:41

Hallo Nomade

Als ich Deinen Beitrag gelesen habe musste ich erstmal weinen!

Ich finde es sehr schön, dass Du die Möglichkeit hast, Deine verbleibende Zeit mit Deinen Liebsten zu verbringen, alles besprechen und soweit möglich, noch einiges organisieren kannst.

Leider können dies nicht mehr alle tun.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen alles, alles Gute und noch sehr viel Kraft um alles mit Deinen Liebsten unternehmen zu können was Du Dir noch vorgenommen hast.

Lieber Gruss
Gaby

Nomade
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Beitragvon Nomade » Fr 19 Aug 2005 13:08

Hallo Tochter G
Zum weinen möchte ich hier eigentlich niemanden bringen, sorry. Ich weiss, dass es nicht allen so locker geht wie mir im Moment und weinen tut manchmal einfach nur gut! Es macht den Weg irgendwie wieder frei, im Sinn von klare Sicht und Schutt abgetragen. Aendern tut es ja nichts aber es erleichtert. Ich möchte allen Mut machen, Ihr Schicksal zu akzeptieren, nicht zu resignieren, nur akzeptieren, und so noch möglichst viel Gutes aus dem was man noch hat raus zu holen. Gerade weil es nicht mehr so viel ist, sollte man es doch nach möglichkeit doppelt geniessen und mit den Menschen die einem Nahe sind teilen. Mir tut das gut. Auch ich habe Momente der Angst und Unsicherheit, ich kann auch weinen und solange ich das alles tue, lebe ich noch!
Es gibt so viel, was man sich als Betroffene/r und Angehörige/r gegenseitig gutes tun kann. Es braucht etwas Mut und Offenheit und tut unendlich gut, beiden Seiten.
Ich wünsche allen etwas von dieser Kraft die ich heute noch verspüre. Versucht es einfach.
Nomade

Nomade
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P.S.

Beitragvon Nomade » Fr 19 Aug 2005 13:12

Manchmal ist auch nur das "DASEIN", Hand halten ganz ohne Worte, genau das Richtige!
Nomade

friebel-direct
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Beitragvon friebel-direct » Sa 16 Dez 2006 23:19

Hallo Zusammen,
habe gerade, nachdem ich Hoffnung hatte, endlich einen "menschlichen" Arzt für meinen guten Freund zu finden erfahren, dass Nomade, von der ich Hilfe erhoffte, mir nicht mehr helfen kann. Vielleicht jemand aus dem Forum??
Mein Freund ist 2003 an Prostatakrebs behandelt worden, jetzt haben sich Metastasen an der Wirbelsäule gebildet, nach einer Bestrahlungstherapie (durch den Bauch, da die Ablagerungen an der Innenseite der Wirbelsäule sitzen)nun die Behandlung mit Zometa. Er wird von einer Behandlung in die andere, von einem Arzt zu einem anderen und von einem Apparat zu einem anderen geschickt.... m.E. menschenunwürdig, kein Arzt als Mensch, der mit ihm redet, wirklich redet und ihm Möglichkeiten aufzeichnet, er ist sehr deprimiert. Ich selbst telefoniere sehr oft mit ihm, aber eben aus einer Entfernung von 1200 km. Kann mir jemand einen "MENSCHLICHEN ARZT" in der Schweiz nennen? Ich selber wohne in Norddeutschland - ich möcht so gern helfen, etwas tun. Von wem kann ich einen Rat/Hilfe erwarten? friebel-direct (Uli)


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